Libido


C.G. Jung: “Unter Libido verstehe ich die psychische Energie. Psychische Energie ist die Intensität des psychischen Vorganges, sein psychologischer Wert. Darunter ist kein erteilter Wert moralischer, ästhetischer oder intellektueller Art zu verstehen, sondern dert psychologische Wert wird einfach bestimmt nach seiner determinierenden Kraft, die sich in bestimmten psychischen Wirkungen (‘Leistungen’) äußert. Ich verstehe unter Libido auch nicht eine psychische Kraft, als welche sie oft von Kritikern mißvertsanden wurde. Ich hypostasiere den Energiebegriff nicht, sondern gebrauche ihn als einen Begriff für Intensitäten oder Werte. Die Frage, ob es eine spezifische psychische Kraft gibt oder nicht, hat mit dem Begriff der Libido nichts zu tun. Ich gebrauche den Ausdruck Libido öfters promiscue mit ‘Energie’.”

Hierzu auch die Begriffe anderer Kulturkreise wie Prana, Mana, Chi oder etwa das K’uh der Maya. Die psychische Energie speist sich vom Geistigen, ist inhärente Kraft und will zuletzt zum Geistigen zurück.
Prana etwa (Sanskrit, m., प्राण, prāṇa, Lebensatem, Lebenshauch) bedeutet im Hinduismus Leben, Lebenskraft oder Lebensenergie.
Gelingt es, diese Energie begrifflich zu erfassen, ist im Sinne körperlicher Hinneigung ‘Leben’ lediglich als Aspekt oder Qualität des viel Größeren, des psychischen Ganzen verwirklicht. Körperlichkeit ist demnach Hervorbringung einer höheren Kraft (etwa des Willens im Sinne Schopenhauers), der aber nur perspektivisch zur Gattung und Welterhaltung geneigt ist. Der Impetus zum Weltverlassen ist der Vergänglichkeit der Gattungen, der individuierten Seelen und Seelenobjekte dabei ebenso wesentlich inhärent. Konstruktivistisch besehen ist diese Wechsel und Wanderbewegung des Energetischen apriorisch zur Erscheinung und relativiert diese entsprechend (sie treibt sie an und je mehr sie sich mit Bewußtheit assoziert, so mehr sucht sie den Ausgang aus der Hiesigkeit), im tieferen bleibt sie bei aller Form und Ansehen doch immer Geist. Nicht umsonst findet sich dann bei C.G. Jung in einer Abhandlung über ‘die energetische Betrachtungsweise in der Psychologie’ die Erwägung über die Möglichkeit, “das physische Geschehen energetisch zu betrachten ” – was gemäß der heutigen Naturwissenschaft nur eine logische Konsequenz darstellt, denn “die epiphänomenologische Betrachtungsweise ist noch ein Erbstück des alten wissenschaftlichen Materialismus.”
Alles ist Modifikation energetischer Dispositionen, alles ist Geist!