Entbildlichen

Meister Eckhart sagt: “Wenn immer nun die Seele mit dieser Kraft Bildhaftes schaut – ob sie nun eines Engels Bild oder ob sie ihr eigenes Bild schaut – , so ist dies an ihr etwas Unzulängliches. Selbst wenn sie Gott schaut, so, wie er Gott oder wie er Bildhaftes oder Dreiheit ist, so ist es an ihr etwas Unzulängliches. Wenn aber alle ‘Bilder’ der Seele abgeschieden werden und sie nur mehr das schlechthin einige Eine schaut, dann findet das reine Sein der Seele erleidend (= passiv) in sich selbst ruhend das reine, formenfreie Sein göttlicher Einheit, das ein überseiendes Sein ist. O, Wunder über Wunder, welch edles Erleiden ist es, wenn das Ein der Seele nichts anderes ertragen kann als einzig die reine Einheit Gottes!”

Assoziativ mit der Rede vom Bildlichen und der Entbildung zur Kunst: Es gibt eine affirmative Form der Darstellung, die das Diesseits zum Topos der ständigen Betrachtung wählt, und – freilich besonders – im bewegten Bild (der Handlung) keinen Raum läßt für Imagination und außerräumliche Assoziation. Die außerräumliche (unbewußte) oder unbenannte Assoziation aber führt allein zum Höheren. In Eckharts der buddhistischen Lehre gleichenden -radikalen – Hypostasenfeindlichkeit fände auch sie indes keinen Gefallen. Doch meint ein Reich der Götter, ein Ideenhimmel, die Sphäre geistiger (feinstofflicher) Vielheit allemal eine unerhörte Steigerung zum raumzeitlichen Dasein, und die Evolution der Seele kann und soll in ihrer natürlichen Entwicklung diese Wege nehmen. So kann sich auch das Leben selbst allein als Produkt eines gestalterischen Willens auffassen lassen: Transzendenz ist hier aber nicht Nichtung oder Auflösung der Form, der Handlung, der Intention. “Zuletzt ist das Eine kein Nichts, sondern Fülle. Das Nichts bedeutet nicht Nichtigkeit, sondern als Nichtsein aller eidetischen Bestimmtheit eine alles Seiende an Seinsrang überragende Weise zu sein.” (Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus)