Höheres Ich

“Der Mensch an sich ist eine unsichtbare Wesenheit. Was wir von ihm im und durch den Körper sehen, ist lediglich die Manifestation des inneren Menschen, da der Mensch seinem Wesen nach eine spirituelle Energie ist -eine spirituelle, intellektuelle, psychomaterielle Energie.”
(G. de Purucker)

So steht der Mensch vor folgender Aufgabe:
Zuvorderst muß er zu der Gewißheit  gelangen, daß sein eigentliches Ich -wie dargestellt- oberhalb seiner subjektiv-raumzeitlichen Wahrnehmung konstituiert ist. Aufgrund  der Alltäglichkeit und Gewohntheit des räumlichen Erlebens ist er hiervon so weit entfremdet , daß ihm diese Vorstellung   besonders lebensfern, hypothetisch, oder einfach unmöglich vorkommen muß. Gelangt  diese Erkenntnis aber zur Akzeptanz, steht die weitaus größere Aufgabe bevor, das raumzeitliche Ich mit dem eigentlichen Ich zur Deckung zu bringen. Dies bedeutet eine latente Gewahrwerdung der Implizität der Eigentlichkeit des Seins und des Daseins, eine stetig wachsendes Bewußtsein für die Nicht -Begrenztheit und die überräumliche Dimension des Selbst,  dies entgegen der körpereigenen perzeptionellen Einschränkung.   Dieses Wissen mag sich erst einstellen, wenn das diesseitige Ich zunehmend in den Hintergrund gerät, was als  latente Hingabe an das Höhere beschrieben werden kann;  dies meint Ekstasis, als im wörtlichen Sinne das Heraustreten neben die raumzeitliche Einhegung durch die Körpersinne.   Durch die Distanz zu den Ego-konstituierenden Verhaftungen, wie sie gerade auch im Buddhismus beschrieben sind, soll weiterhin das raumzeitliche Ich als Fragment der umschließenden Bewußtheit erkennbar werden.  Es geht hier also primär  nicht um  ein rapides Entrücktsein oder ein meditatives Tor zu einer (vorrübergehenden)  transzendenten Andersartigkeit, vielmehr geht es um die Befähigung zur Entfernung von der Alltäglichkeit  der Erfahrung durch ihre gleichzeitige  Durchdringung und Erweiterung.   Hilfreich hiefür ist eine allgemeine Haltung (oder Übung) der Selbstbeobachtung von höherer, distanzierter Warte, gerade auch in emotionalen Situationen, die diese Distanz vermeintlich nicht erlauben und so in besonderem Maße  für Bindung und Verhaftung an das reduzierte Ich stehen.  Diese ständige Hingabe und Abgabe an das eigentliche, die Ausrichtung des Geistes auf das Eine (also das wirklichere Sein) ist die eigentliche  Basis zur Gewahrwerdung und Entwicklung der eigentlichen Personalität.  Trotz der Abgeriegeltheit durch die Sinne wird es möglich, Ganzheit als jene Implizität der höheren Bewegung zu erkennen und zu erfahren, die jenseits von Leben und Tod das eigentliche Dasein  formt. So kann ein  Bewußtsein  für ein  Kontinuum entwickelt werden, das sich in der impliziten Allgegenwärtigkeit zur Offenbarung anbietet und  das selbst von der Warte der  befangenen Körperlichkeit aus als über der Bewegung von Leben und Tod stehend erfahrbar ist.,