Relatives Menschsein

Der Mensch ist zu sich selbst, zur Möglichkeit von “Mensch” relativ Mensch -individuell und global. Moralisch, sozial, ökologisch, technisch, physiologisch usw. bleibt er weit unter seinen Möglichkeiten. Der Beweis: Exponierte Personen haben immer wieder ein vorhandenes Potential aufgezeigt, außerdem steht der Mensch -vereinfachend gesagt- noch ganz früh in der Evolution, er hat ja noch bisher kaum etwas vom Gesamt-Möglichen entfaltet.

Der Mensch ist aber vor allem nur relativ (subjektiv) zu einem übergeordneten, objektivierten Seins-bzw. Substanzbegriff überhaupt Mensch, weil er aus objektivierter Warte gar nicht “ist”. Weil schlichtweg keine Materie ist, keine Welt, kein Mensch, kein Ich. Alles was uns umgibt und was wir selber sind ist perzeptive Manifestation überraumzeitlicher Substanz. Hier entleihe ich mir gerne Berkeleys “esse est percipi”- (Berkeley wollte allerdings mit seinem Immaterialismus gerade einen personalen, handelnen Gott beweisen).
Die Hebung oder Überwindung der Perzeptions-Begrenzung führt zur Gewahrwerdung höherer Realitäten oder gar eines substantiellen Ur-Grundes. Und die Gewahrwerdung dieser physiologisch verstellten (da ist die Erbsünde!) Totalität entspricht meiner Definition von Gnosis. Die Gewahrwerdung der Immanenz der Transzendenz ist Gnosis.
In diesem Sinne spreche ich von der horizontalen Gnosis: Global, bewußtseinsevolutorisch und technisch fortschreitend.
Und die vertikale Gnosis:Individuell, jederzeit, direkte Schau, unio mystica, Gewahrwerdung der Grundlichtheit, samadhi..usw.
Je weiter fortgeschritten die globale Progression, desto genauer die verbale Vermittlung der vertikalen Erfahrung. In dem Kontext einer “Übersetzung” in die Gegenwart (Gnosis heißt nicht romantisierendes Reenactment)kommt dem Relevanz zu, weil die (wissenschaftliche)  Sprache der Gnosis heute nicht “Alchemie” und “Astrologie” meint, sondern Quantenphysik, Astronomie, Informatik, Gehirnforschung usw. und entsprechend auch die Ordnungsrahmen (in diesen auch Spekulationen und Projektionen, Symbole und Allegorien) progredieren.