Jamblich, ein Weichling

Zum Platonismus, Neuplatonismus und der Auslegung durch Iamblichos oder Proklos: Jamblich und Proklos vertreten einen Neuplatonismus, der
sich bezüglich des Vermögens der Seele deutlich von Platon (und somit Plotin, der sich als orthodoxer Ausleger Platons versteht) entfernt hat, was aber nicht möglich ist, ohne fundamental das Verhältnis des Geistigen zum Individuellen bzw. des Göttlichen zum Geistigen und Individuellen außer Acht zu lassen. Daher ist ihm gar zu attestieren, daß er ein “Weichling” sei, wie sich anhand Platons Menon einfach zeigen läßt:

Sokrates: “Sie sagen nämlich, die Seele des Menschen sei unsterblich, so daß sie jetzt zwar ende, was man sterben nennt, dann aber wiedergeboren werde…”
“Weil nun die Seele unsterblich ist und oftmals geboren und alle Dinge, die hier und in der Unterwelt sind, geschaut hat, so gibt es nichts, was sie nicht in Erfahrung gebracht hatte, und so ist es nicht zu verwundern, daß sie imstande ist, sich der Tugend und alles anderen zu erinnern, was sie ja auch früher schon gewußt hat.
Denn da die ganze Natur unter sich verwandt ist und die Seele alles innegehabt hat, so hindert nichts, daß, wer nur an ein Einziges erinnert wird, was bei den Menschen lernen heißt, alles übrige selbst auffinde, wenn er nur tapfer ist und nicht ermüdet im Suchen.

und weiter:
“Keineswegs darf man jenem streitsüchtigen Satz folgen (Dieser Satz lautete `Auf welche Weise willst Du denn das suchen, Sokrates, wovon du gar nicht weißt, was es ist?`),
denn er würde uns träge machen und ist nur den weichlichen Menschen angenehm zu hören.”