1925: “Die spätere jüdische Literatur…faßte Israels Aufgabe dahin auf, die messianische Zeit des ewigen Friedens unter den Völkern in Treue vorzubereiten.” (Salomo Samuel) “Das Heil der Menschheit ist für die Propheten das Gut, welches von Zion ausgegangen ist. …Alle Menschen werden sich in dem einen Gott zusammenfinden, dessen Wort zuerst in Israel verkündet worden ist.” (Leo Baeck) ” Wenn er der Gott und Israel sein Volk genannt wird, so ist dies darin begründet, daß zuerst in Israel der Ewige als ein geistiges Wesen und als der einzige Gott erkannt wurde und Israel dazu bestimmt war, die Lehre von dem geistigen, einzigen Gott durch Leben und Lehre in der Menschheit zu verbreiten.” “So war Israel die Pflicht auferlegt, in Gottes Wegen allen anderen voranzugehen. Deshalb verkündete der Prophet Amos: ‘Nur euch habe ich erwählt aus allen Geschlechtern der Erde, darum suche ich an euch heim all eure Verkehrtheiten.” “Die Erwählung Israels besteht…darin, daß es geschichtlich eine höhere, ja die höchste Aufgabe übernommen hat, die religiösen Wahrheiten und die sittlichen Pflichten…auch die anderen Völker zu lehren.” “Und mitten unter den schweren Kämpfen, welche die Juden die vielen Jahrhunderte hindurch für ihr Dasein zu führen hatten…wurzelte in ihnen das Bewußtsein stark und fest, daß sie eine geschichtliche Aufgabe zu erfüllen haben, daß sie dazu ausersehen sind, die in der Thora enthaltenen Lehren selbst zu befolgen und deren Befolgung durch alle anderen Völker, zum Heil der gesamten Menschheit herbeizuführen.” (Michael Holzmann)Bereits 1919 verkündete Felix Theilhaber:
“Der Sozialismus ist eine jüdische Idee. Die jüdische Lehre, das jüdische Leben -wo immer es blühte – geschah im sozialistischen Geist. Jahrtausende predigten unsere Weisen den Sozialismus.”
Bereits in der Spätantike formiert sich zu dieser Denkart ein paganer Antijudaismus: “Die Zerstörung der heidnischen Tempel, die Verfolgung der heidnischen Opferriten sowie die physische Verfolgung heidnischer Priester und Philospohen riß ein Loch in die Kontinuität der antiken Geschichte und implementierte ein psychisches Trauma, indem die vorherrschenden pluralen und polyvalenten Erlösungswege einer hegemonialen, amtlich monopolisierten und doktrinären allein seligmachenden Religion geopfert wurden.”
“Aus der Sicht des Neuplatonismus gibt nun das Christentum wesentliches geistiges Gedanken- und Bildungsgut preis, denn die Christen belassen den Menschen in seiner Kreatürlichkeit und fördern nicht mehr die Selbstbildung des Menschen aus eigener Kraft, trennen den Menschen von Gott, belegen Stolz und Herrscherkraft mit dem größten Stigma -der Hoffart, der Übeheblichkeit – und ziehen ihre größte psychische Kraft aus Demut und Selbstverleugnung. Die Angleichung an Gott war Allgemeinbesitz der Gebildeten in Rom .”
(Nestle1948, Riedweg1999)
“Ihre Kritik richtet sich hier zunächst grundsätzlich gegen den jüdischen Größenwahn, der das israelitische Volk und seine Geschichte als den Mittelpunkt und Angelpunkt des Weltgeschehens betrachtet und eine Unterwefung aller Völker unter die Herrschaft der Juden erwartet. Gegen diese von den Christen mutatis mutandis übernommene Anschauung, insbesondere gegen die Behauptung, daß die Juden das älteste Volk der Welt und die ihnen gewordene Offenbarung die Quelle auch der griechischen Weisheit sei, wenden sich nun die Bekämpfer des Christentums mit ihrer überlegenen Geschichtskenntnis. Der Messiasglaube der Juden und der Christen wird von den Neuplatonikern aufs schärfste abgelehnt, weil sie in den messianischen Weissagungen den anmaßenden Anspruch der Juden auf eine künftige Weltherrschaft erkannten.”
(Nestle)