Wissenschaft und Zufall

Es wurde wiederholt darauf hingewiesen, daß gerade einige der  großen oder bahnbrechenden  wissenschaftlichen Erkenntnisse  an (sogenannte) Zufälligkeiten gekoppelt waren. Sehr wohl bekannt ist Archimedes ‘ Beobachtung des Wassers während seines Bades, die ihm  zu einer plötzlichen, von  seinem berühmten Heureka! begleiteten Einsicht in elementare physikalische Gesetze verhalf. Newton hingegen fiel zur Schaffung der Gravitationslehre -zumindest der Legende nach –  erst ein Apfel auf den Kopf und die Erfindung des Penicillins gelang, weil ein antibakteriell wirksamer Schimmelpilz durch das geöffnete Fenster eines Versuchslabors gedrungen war. Und der Durchbruch zur vielleicht wichtigsten Erkenntnis des letzten Säkulums, nämlich zur  quantenmechanisch beschriebenen  Unbestimmtheit der Teilchen,  gelang Werner  Heisenberg nach eigenem Bekunden unerwartet und plötzlich bei einem Kuraufenthalt während “eines starken Heufiebers”.
Dies Phänomen könnte nun damit zusammenhängen – und hierauf  haben Einige ebenfalls zu Recht aufmerksam gemacht, daß die Erfassung großer Ideen mehr durch ein halbbewußtes Ahnen, denn durch ein durchgehend verstandesmäßiges Erkennen zuwege  kommt. Und was bedeutet nun aber der’Zufall’ in diesem Kontext? Ich schlage hier vor: ‘Zufall’ meint in Wirklichkeit ein forciertes Resultat durch Befassen und Lassen und also das Ergebnis eines nicht-rationalen, nicht-diskursiven, aber konstituierenden  ‘hinter dem Geist sein‘,  daß eben in das Materielle hinein manifestiert.
Quantenphysikalisch ließe sich dieser Prozeß  der Enstehung eines (wissenschaftlichen) Paradigmas  mit folgender Reihe  beschreiben: Es existiert zuvorderst fluktuierende Information – gerade an Phasengrenzen und Instabilitäten wird sie akkumuliert und kommt so schließlich zum Durchbruch in die Makrowelt. Darauf dann kommt es zur  Elaboration und Verifikation. Aus einem quasi-chaotischen, sich aber verdichtenden und ordnenden  intuitiven Prozeß wird zuletzt Wissenschaftlichkeit. Dabei gehen zudem, wie  C.G. Jung sagte, die ” hypostasierten Begriffe erst aus der diskriminierenden Tätigkeit des Bewußtseins hervor.” Man könnte insofern die  aktive Rolle des Menschen  in diesem Prozeß also gar folgend beschreiben,  indem man sagt: Der Mensch  entwirft sich selbst eine bzw. seine  Natur, um (schließlich) ihr eigentliches oder inneres Wesen zu verstehen.