Platon, Subjektivität der Erscheinungswelt II

Otto Apelt (in der Diktion von Archer-Hind): ” Der Timaios ist eigentlich der Schlüssel zum Verständnis der gesamten platonischen Philosophie, vor allem auch der Ideenlehre und Gotteslehre. Danach ist dieses Philosophem in seiner reifsten Periode, der manche unvollkommene Stufen vorangehen, ein System des monistischen Idealismus. Der Timaios ist so nichts anderes als die Lehre von der Selbstentfaltung der höchsten Vernunft, in welcher Selbstentfaltung eben das Universum besteht. Ohne die sichtbare Welt ist diese höchste Vernunft im Grunde nur potentiell; aktuell wird sie erst durch die Selbsentwicklung in der sichtbaren Natur. Die Ideen können ebensowenig existieren ohne die Mannigfaltigkeit der Sinneswelt, wie die letztere existieren kann ohne die Ideen. Alles lebt und webt in der Weltseele, der Trägerin dieses Prozesses der Selbstentfaltung: die endlichen Intelligenzen sind sozusagen nur Bruchstücke von der Gesamtseele, und die Materie ist Geist, welcher der endlichen Vernunft als Materie erscheint infolge der Beschränkungen, die ihr anhaften durch Raum und Zeit. Raum und Zeit sollen für Platon keine objektive Bedeutung gehabt haben, sondern sollen lediglich unserem Geiste als dessen subjektive Auffassungsweise angehören.”
Das Gesagte läßt sich auch folgend mit Plotin flankieren:
nach C. Turnau:
“Der Nus enthält Formen, (dies ergibt einen nicht-subjektiven Anschein)die in der (überpersonalen) Seele rationale Strukturen (logoi) vorbringen. Schaut die Seele diese logoi, ensteht die sinnliche Welt.”
 “Die Daseinsform im Geist ist unser ursprüngliches und wahres Selbst, das lediglich durch die körperlichen Zusätze auf das Selbst der Erfahrungswelt reduziert wird.”
Apelt
: Alles lebt und webt in der Weltseele…
Passend Plotin zum Verhältnis der Seele zum Geist:
“Die in bestimmter Weise beschaffene Seele stellt sich durch ihre Gegenwart nicht selbst dem Zusammengesetzen (sprich Raumzeitlichen) zur Verfügung, sondern…aus quasi einer Art Licht, das sie über sich selbst hinaus abgibt, …stellt sie etwas Drittes her, dem das sinnliche Wahrnehmen gehört…Was aber das Wahrnehmungsvermögen der Seele betrifft, so darf es sich nicht auf die sinnlich wahrnehmbaren Dinge beziehen , sondern muß eher die Fähigkeit sein, die von der Sinneswahrnehmung aus im Lebewesen entstehenden Eindrücke zu erfassen, denn diese sind bereits geistig erkennbar, so daß die äußere sinnliche Wahrnehmung das Scheinbild der anderen ist, während diese in ihrem Sein wahrhaftiger und in empfindungsfreier Weise ausschließlich Schau von Formen ist. Und von diesen Formen aus, von denen dann die Seele allein die Führung des Lebewesens übernimmt, entstehen Denkvorgänge, Meinungen und geistige Erkenntnisse, und hier sind wir mehr als irgendwo sonst. Was hingegen vor diesen kommt , ist UNSER: WIR,wohlgemerkt, sind das von hier aus gesehen Obere…
Und wie verhalten wir uns zum Geist (Nus)?…Nun, auch diesen haben wir… Wir haben ihn …gemeinsam, weil er unteilbar und überall der selbe ist, und jeder hat ihn für sich allein, weil ihn trotzdem jeder in seiner Seele ganz besitzt.”
[Was das Lebewesen und was der Mensch ist]
Und zum Einen: “Jenes selber aber ist EINES ALLES, denn es ist der große Urgrund. Der Urgrund nämlich ist eigentlich und wahrhaft Eines . Das aber, was nach dem Urgrund kommt, ist, da das Eine gleichsam in dieser Weise auf ihm lastet, Alles was an Einem teilhat, und auch jedes beliebige Stück von ihm ist ALLES – UND – EINES.”
[Die erkennenden Wesenheiten]