Zum Andern

Plotin: “…läuft die Seele dagegen in” (zur Welt) “entgegengesetzter Richtung, so gelangt sie nicht zu einem Andern, sondern zu sich selbst, und so kann sie, da sie nicht in einem andern ist, nicht in einem Nichts sein ; sondern nur in sich selbst; und nur in sich selbst und nicht in Jenem als in etwas Seiendem: man wird selber insofern man mit Jenem umgeht, nicht mehr Sein sondern Übersein. Sieht jemand sich selbst in diesem Zustand, so hat er an sich selbst ein Gleichnis von Jenem, und geht er von sich als einem Abbild zum Urbild hinüber, so ist er am Ziel der Reise. Und fällt er aus der Schau, so weckt er die Tugend in sich wieder auf, und nimmt er dann wahr, daß sein Selbst durch die Tugenden von Ordnung und Form durchdrungen ist, so wird er wieder leicht werden und durch die Tugend zum Geist und zur Weisheit aufsteigen und durch die Weisheit zu Jenem. Das ist das Leben der Götter und göttlicher, seliger Menschen, Abscheiden von allem andern was hienieden ist, ein Leben das nicht nach dem Irdischen lüstet, Flucht des Einsamen zum Einsamen.”

Die Erkenntnis über das Wesen der Welt führt zuletzt zu ihrer Verneinung und zur Abkehr von ihr. Doch will das Leben zugleich gelebt sein, nämlich um seinen (höheren) Zweck willen, und der Einzelne hat den biographischen Auftrag, diesen Zweck zu erfüllen. (Denn diese Aufgabe läßt sich zwar zeitlich hinauszögern, so jedoch niemals umgehen.) Prämisse des Lebens soll es sein, diesem Zweck nachzuspüren und ihm angemessen, was heißt, der eigenen Befähigung, dem eigenen Stand gemäß, nachzukommen und sich von diesem Stand aus weiter nach vorne zu entwickeln. Das eigentliche Ziel – so fern es auch scheint – ist der Ausgang aus der raumzeitlichen Verortung, die eben nicht wahre Bestimmung ist, somit die Aufhebung der illusionären Seinsbedingung. Dieser Zweck hat dabei in der Summe der individuellen Zwecke auch eine globale und totale Ausrichtung, und so alle Tätigkeit in der Räson dieses Werkes steht, so werden – man kann sagen – die strebenden, atomisierten Seelenanteile zurück zu ihrer Einheit und wesenshaften Höhe und Fülle geführt. Mit der erwähnten Abkehr ist so nicht einmal Klausur gemeint, denn hier ist ja ein Wirken in und mit den Mitteln der Welt dem Mensch anheimgegeben, und so geht es viel eher um Sichtung und Durchwaltung und Integration des Gegebenen -unter zunehmender Erkenntnis seines dialektischen Scheins.

“Werden und Entwerdens Wandelspiel
Kommt aus des Werdens Eigenwesen”

“Der Weltdurchwaltende Gott.
Der alles ermessend hervorbringt, – kein anderer ist hier.”

(Aus dem Aschtavakragita)