Religion nach dem Säurebad

Gemäß des Werbespruches “Sind sie zu stark, bist Du zu schwach”, gäbe es Anmerkungen zum religiösen Dogma: Eine Religion, die das Säurebad aus Aufklärung und freiem Bildungszugang nicht übersteht, hatte ja nie das Zeug, sich auf wirklich lange Sicht zu etablieren. Ihr Konzept, zwar gegen einige Eventualitäten abgesichert (nicht aber gegen die Vernunft), stammt aus einer evolutionären Phase, die weitere Prämissen (besser: windschiefe Auftürmungen) auf Basis mythologischer und halbmythologischer (und frei erfundener) Theoreme hinzufügte, die heute keiner Verifizierung oder Falsifizierung mehr standhalten könnten. Und so Kant: “Eine Religion, die der Vernunft unbedenklich den Krieg ankündigt, wird es auf Dauer nicht gegen sie aushalten.” Dabei sollte man in argumentativer Abwehr dieses Sachverhaltes nicht dem Fehler unterliegen und einen qualitativen Sprung zwischen überzeitlicher geoffenbarter Wahrheit und gefallener materieller Welt (mit allen ihren “kleinen menschengemachten Anwürfen und Kritiken”) unterstellen, denn beides ist eigentlich in Einem, liefert Beschreibungen innerhalb eines monistisches Kontinuums, in dem sich der Mensch als Bewußtseinsträger entfaltet, um eben der als Omega- Punkt deklarierbaren Voll-Bewußtheit zur Wirkung zu verhelfen. Die evolutionäre Erkenntnis-und Bewußtseinsstufe, die in den alten Dogmen widergespiegelt wird, muß -wenn brauchbaren Inhaltes – in ein höheres Konzept integriert werden, bzw. überhaupt die Option hierzu aufweisen. Wenn sie sich aber einst nicht in die Lage versetzt hat, Wissensstand und evolutionäres Bewußtsein in ihren dogmatischen Korpus von heute aus interpretierbar zu integrieren (bzw. wenn sie diesbezüglich keine für die heutige Sprache übersetzbaren Prophezeiungen oder Symbole in den alten Schriften nachweisen kann (wie man diese z.B.im Kabbalismus aus dessen Texten heraus zu erschließen versucht) zerbräche das Dogma über Nacht, ob durch innere Widersprüche oder schlicht durch Widerlegung, eben folgerichtig aufgrund seines nicht überzeitlichen (“geoffenbarten, göttlichen”) Charakters. Dogma und gesamte Religion sind dann gescheitert, weil links und rechts vom sich überordnenden Ganzen, vom Eigentlichen überholt und so zum Anachronismus, zum Hemmschuh degradiert.