Magie und Seinsvollzug

“Die Magie kann durch die ihren Handlungen entspringende Macht selbst übergeordnete Wesenheiten (Dämonen, Engel, Götter) zwingen, dem Willen des Magiers zu entsprechen (Ritualmagie, Theurgie). Daraus folgt, daß in der inneren Grundhaltung des Magiers nicht die persönliche Unterwerfung unter den Willen der Übernatürlichen vorherrscht, sondern der Wunsch, den Weltlauf selbst zu beeinflussen.”
(Hans Biedermann)

Jedoch die eigentliche Ermächtigung über die höhere Entität ensteht über den eigentlichen Seinsvollzug und ist vielmehr im Zu-Sich-Selberkommen in der höheren Daseinsstufe zu sehen, dies hat zugleich eine solipsistische Implikation: Alles wird mir zueigen, weil ich mich und Es zugleich als Eines oder als interkausaler Vollzug des Einen mit sich selbst erfahre und erkenne. In diesem Kontext wird mein Ich wie das auch der anderen zur (trughaften) Explikation oder Modifikation des Einzigen, das in der Interaktion mit sich selbst im als eigen erachteten Ich einen Bruch (der Perzeption) – eben zum Bild des eigenen Ich – erfährt. Im ersten Blick erscheint dieser Solipsismus als ein himmelweiter Egoismus, jedoch liegt hier die besondere Bedeutung in der zunehmenden Intentionslosigkeit zur Welt bei zunehmender Möglichkeit zur Einwirkung auf jene. Dieser Widerspruch eben löst sich im Gedanken der Umfassung und Übersteigung auf, weil der Inhalt seiner Ambiguität noch unterhalb der Intention zum Telos des Einen liegt.

“In allen Werdewesen zieh dahin in Seligkeit.
In allen Werdewesen dein eigen Selbst
Und alle Werdewesen in deinem Selbst erkennend,
Bar der Ich-Sucht, bar der Meinheit sei beseligt.
Worin das All erzitternd webt wie Wellen im Meer, Das bist Du allein: da ist kein Zweifel.”
(Aschtavakragita, Fünfzehnter Gesang)

Hier schließt sich die Aussage Otto Apelts über Platons Ansicht an: “Alles lebt und webt durch die Weltseele.” Das Gewahrsein ist das große Sein, das Alles-Sein (und so All-sein!), da die Raumzeitlichkeit als sensorisches aposteriorisches, reduktionistisches Produkt erkannt ist – derart, daß alles Eigen-Produkt wird und man aber hierin auch Eigen des Alles ist – so steht man in der einzigen Bewegung, die alle Natur vermag und erwünscht, im wahrsten Sinne den Weg der Ausbreitung oder Fortschreitung zum Oben, zum Lichten, das hinter allem Wesen erscheint. Im zunehmenden Einklang mit dem hohen Sein und hohen Vollzug impliziert Gewahrwerdung also Macht und Verbundenheit zugleich, die so das Ego abscheidet und sich alles zu eigen werdend auch zunehmend leidend zeigt im Anteil und der Erkenntnis über die totale menschliche Defizienz. So scheint sich der Weltlauf einem zu beugen, weil man sich synchron mit ihm bewegt und vollzieht, und zugleich erkennt man ihn als Schein und ein Überwindenswertes und relativiert so alle auf jenen gerichtete Intentionen.