Neuplatonismus

Kurzer Überblick über die drei Seinsbereiche (Hypostasen) nach Plotin:

Seele
– Seelische Einheit ist transzendente, überkörperliche, transpersonale Einheit
– Seele ist der Metempsychose unterworfen
– Panpsychismus, aber kein Emanationspantheismus (Betonung der Trennung von 1. und 2. Hypostase)
– Ein Teil der Seele weilt immer im Nus.
– Weltseele wie Einzelseele sind Erscheinungsformen der Seele an sich.
– Ungeteilte Allgegenwart der Weltsseele im Körper
– Kontinuität zwischen Seele und Nus “Die Daseinsform im Geist ist unser ursprüngliches und wahres Selbst, das lediglich durch die körperlichen Zusätze auf das Selbst der Erfahrungswelt reduziert wird.”(nach C.Turnau)
– Die Seele ist die letzte bzw. unterste Wesenheit innerhalb des Nus.

Nus
– Vielheit
– Bereich von Platons Demiurg
– Inbegriff der Ideen
– Bringt die Seele hervor
– Geist und Form (sinnliche Welt) sind identisch.
– Enthält Formen, die in der Seele rationale Strukturen (logoi) vorbringen. Schaut die Seele diese logoi, ensteht die sinnliche Welt. Körperliches Sein ist geistiges Sein, Daher kommt Plotin ohne Demiurg aus. Siehe seine Schrift “Gegen die Gnostiker”.

Eines
– Jenseits des Seins
– Begriffliche Annäherung nur durch negative Theologie möglich
– Ohne Identität oder Bewegung
– Das Gute
– Zwischen Einem und Nus wird ein Abgrund betont.

Der Begriff “Gott” kann bei Plotin in dreifacher Hinsicht zum Gebrauch kommen
1. Beseelte Gestirne (wie die Sonne) sind Götter.
2. Der Nus wird als Gott bezeichnet.
3. Der Urgrund(das Eine) wird als Gott bezeichnet.

Telosformel des Neuplatonismus ist die Rückkehr zum Einen durch Selbsterlösung der Seele.
Abweichend führt Iamblichos seine Theurgie ein, um zur Erlösung (Gnaden-) Hilfe der Götter einzuholen. Plotin lehnt diesen Weg strikt ab: “Nicht ich muß zu den Göttern kommen, sondern die Götter zu mir.” Iamblichos wirkt auf die Athener Schule, auf Proklos, Pseudo-Dionysius, Johannes Scotus Eriugena. Augustinus bezieht sich hingegen auf Texte von Plotin. Jamblichs Tradition versickert im Westen, wird von der Kirche als Magie verdammt. Die neuplatonische, alexandrinische Tradition lebt (randständig oder subkutan) in Ostrom weiter und führt sich in Moskau bis ins 20.Jahrhundert fort (“Noussphärisches Christentum”,  Sophiologie, siehe V. Solov’ev).