Das Teil-Sein

Fichte: “Ob nun gleich an sich unser Sein ewig fort das Sein des Seins ist, und bleibt, und nie etwas anderes werden kann, so ist es doch das, was Wir selbt, und Für uns selbst sind, haben und besitzen, – in der Form unsrer selbt, des Ich, der Reflexion, im Bewußtsein, – niemals das Sein an sich, sondern das Sein, in unsrer Form, als Wesen.”

Somit ist unser Sein ein Teil-Sein, das sich unterscheidet vom “Sein des Seins” vor allem in seinem raumzeitlichen Bestand und entsprechenden Beigaben, die aber Entfernung und Verstellung meinen. Das eigentliche Selbst ist zwar in höherer Instanz unabänderbar, es wird aber erst vom Individuum aus entwickelt – man kann auch sagen: wiedergefunden – dies in wachsender Bewußtheit für es, also für ein eigentliches Eigen- und Innesein. Das Sein und Sichten in der Reduktion, dabei zum Ganzen hingeneigt, entwickelt und ändert sich entsprechend schon in der Gegenwart, dies heißt auch: Es scheidet den hinderlichen Zusatz ab. Gegenwärtigkeit ist gerade Signum eines ‘sich bereinigenden’ Übergreifens in das Ewig Bestehende, in das allzeit seiende Numinosum.
Man könnte auch – den Sinn erörternd – sagen: Es geht dabei biographisch um die Erfahrung in einem ontisch-perzeptionell reduzierten Wahrnehmungsraum, oder anders: das perzeptive Sein weist sich hierzu ein spezifisches Frequenzband des Ganzen zu, wird durch das Sehen anteilig der Verwirklichung der Potentialität wie in einer kaleidoskopartigen Brechung.
So handelt es sich um ein Durchsehen und Durchleuchten (der Reduktion) durch teilhaftes (teilendes wie anteilhaftes) Erkennen. Als Durchsehende sind wir dienlich der Entfächerung der Möglichkeiten zur Konkretion, und der erkennende Aspekt besteht eben darin, ein Bewußtsein dafür zu entwickeln, daß es sich biographisch bei der Lebenswelt um (geminderte) Übersetzungen (oder platonisch gesprochen: um schattenhafte Aspekte) des eigentlichen Daseins handelt, die zu überwinden sind. Als solcher Bewußtseinsträger sind wir beauftragt, in der Fächerung eben etwas wie eine Essenz des Seins hinter der separaten und verlustreichen Darstellung anzustreben. Dies Vorgehen gewinnt dabei durchaus einen solipstistischen Anstrich, denn dem Alles, dem Gesamten, das mit sich selbst ist – ist das Ich naturgemäß anteilig, und zwar eben als Umfangendes und Bewirkendes, nämlich in dem Maße, wie das Ich sich zu übersteigen bereit und fähig wird.