Unendlichkeit der Welt


Werner Beierwaltes: “Zwar sind durch (Giordano) Brunos Unendlichkeitsbegriff die bei Cusanus ausschließlich für das Sein Gottes gedachten Aussagen ‘coincidentia oppositorum’ und ‘possest’ (Können-Ist: Gott als reine Wirklichkeit des Seins und unendliches, absolutes Vermögen, ‘possibilitas absoluta’) auch auf das Sein von Welt übertragen; dies jedoch nicht so, daß die Differenz des Prinzips zur Welt hin eingeebnet oder dieses als Welt und daher mit ihr identisch gedacht würde. Brunos Begriff des Universums, der Materie und der Weltseele und sein Enthusiasmus für die Welt, dem gemäß das in der Welt Seiende in sich selbst – durch die Präsenz des Göttlichen – gar nicht besser sein könnte als es ist, haben die klaren Konturen der cusanischen Unterscheidung von Endlich und Unendlich zwar entschärft, jedoch ist der Gott noch nicht zu einer Funktion oder Metapher der Welt geworden.”

Dabei ebnet sich die Unterscheidung einst im Blick, der Ganzes sieht und dabei zunehmend wird, was er war. Das Sein von Welt ist im Kern unendlich, denn in der Unendlichkeit der Welt ist vielmehr Welt eine – sich von der Begrenzung entbindende – Funktion von Gott. Sie soll daher entfunktionalisiert werden, und daher ihre Bestimmung und Berechtigung zur Welt verlieren, sie fragt nicht nach Welt sondern nach Über-Welt, und so muß sie vom Mittelbaren zum Unmittelbaren vordringen- dann wird sie zuletzt selbst zum Ursprung, zur Erfüllung der unendlich gewordenen Sicht, zu ‘Gott’. Hier auch die Lösung über die Abgrenzungen der Begriffe von Monismus, Pantheismus oder Panentheismus: Alles ist Gott, alles ist in Gott. Die Welt ist Gott? Wenn alles Eines ist, sind auch diese Begriffsbestimmungen Hinwendungen zum Selben, lediglich aus verschiedener Perspektive vorgenommen. Nur der ungeklärte Blick grenzt ab, definiert in Objekt und Relation um, was eigentlich nur Subjekt ist, ‘entheiligt’ somit die Totalität des einen Seins. Der Blick des Einen in seiner eigenen Desintegration bestimmt die ontologische Implikation von Geschiedenheit und Grenzerfahrung von Materie und Geist, von Immanenz und Transzendenz.
Meister Eckhart sagt: “Es sagen unsere besten Meister: Ein Bild, das auf einem Stein oder an einer Wand ist, wäre das nicht unterlegt, so wäre das Bild, wenn men es (rein nur) als Bild nähme, ganz eins mit dem, dessen Bild es ist. Wenn die Seele in das Bild (in der Seele) eintritt, in dem nichts Fremdes, sondern nur das (göttliche) Bild ist, mit dem es ein Bild ist, dann ist sie gut belehrt. Wenn man in das Bild versetzt ist, in dem man Gott gleich ist, so erfaßt man dort Gott, so findet man dort Gott.. Wo etwas nach außen zerteilt ist, da findet man Gott nicht. Wenn die Seele in das Bild gelangt und sich ausschließlich in dem Bild befindet, so findet sie in diesem Bild Gott; und darin, daß sie sich und Gott findet, darin liegt (nur) ein Werk, es ist zeitlos: Da findet sie Gott. So weit sie darin ist, so weit ist sie eins mit Gott; er meint: so weit wie man darein (ein)geschlossen ist, wo die Seele Gottes Bild ist. So weit der Mensch darin ist, so weit ist er göttlich, so weit darin, so weit in Gott, nicht eingeschlossen, nicht vereinigt, es ist vielmehr eines.”