C.G.Jung -Definitionen für Synchronizität

Ein Extrakt der Definitionen C.G. Jungs zur Synchronizät aus seiner Abhandlung “Synchronizität, Akausalität und Okkultismus”:
“Fälle von sinngemäßen Koinzidenzen -die von bloßen Zufallsgruppen zu unterscheiden sind-scheinen auf archetypischer Grundlage zu beruhen.
Ich habe diesen Terminus (der Synchronizität) gewählt, weil mir die Gleichzeitigkeit zweier sinngemäß, aber akausal verbundener Ereignisse als ein wesentliches Kriterium erschien. Ich gebrauche hier also den allgemeinen Begriff der Synchronizität in dem speziellen Sinne von zeitlicher Koinzidenz zweier oder mehrerer nicht kausal aufeinander bezogener Ereignisse, welche von gleichem oder ähnlichem Sinngehalt sind.
So bedeutet denn Synchronizität zunächst die Gleichzeitigkeit eines gewissen psychischen Zustandes mit einem oder mehreren äußeren Ereignissen, welche als sinngemäße Parallelen zu dem momentanen subjektiven Zustand erscheinen und gegebenenfalls -auch vice-versa.”

“Synchronistische Ereignisse beruhen auf der Gleichzeitigkeit zweier verschiedener psychischer Zustände. Der eine ist der normale, wahrscheinliche (das heißt kausal zureichend erklärbare) und der andere der kausal aus dem ersteren nicht ableitbare Zustand, nämlich das kritische Erlebnis.”
“Die Koinzidenz ist möglich, weil beide Seiten derselbe Sinn eignet. Wo der Sinn prävaliert (vorherrscht) , da ergibt sich Ordnung.”

“Die Synchronizität setzt einen in bezug auf das menschliche Bewußtsein apriorischen Sinn voraus, der außerhalb des Menschen zu sein scheint. ”
(Meine Anmerkung: Den Neuplatoniker mag das nicht wundern, da der Mensch als veräußerter Aspekt einer Geistesteilhabe angesehen wird, und so sein ganzes eigentliches Selbst quasi im Apriorischen liegen mag-insofern man die Warte des desintegrierend betrachtenden raumzeitlichen Ich-Aspektes einnimmt.)

“Außerhalb des noch völlig undurchsichtigen psychophysischen Parallelismus stellt das synchronistische Phänomen keine durchgängige und leicht zu beweisende Regelmäßigkeit dar.”
“…erweist sich die Synchronizität als ein Phänomen, welches hauptsächlich mit psychischen Bedingungen, nämlich mit Vorgängen im Unbewußten zusammenzuhängen scheint. Mit relativer Regelmäßigkeit und Häufigkeit ergeben sich -experimentell- synchronistische Phänomene bei den intuitiven, ‘magischen’ Prozeduren…”
“Rechnen wir die Synchronizität , beziehungsweise die Archetypen, zu dem Kontingenten, so gewinnt letzeres den spezifischen Aspekt eines Modus, der funktionell die Bedeutung eines weltgestaltenden Faktors hat.” (sic, siehe Plotin, die geistige Hypostase und ihre fundamentale Gestaltungskraft!)

“Sinngemäße Koinzidenzen sind als reine Zufälle denkbar. Je mehr sie sich aber häufen und je größer und genauer die Entsprechung ist, desto mehr sinkt ihre Wahrscheinlichkeit, und desto höher steigt ihre Undenkbarkeit,das heißt, sie können nicht mehr als bloße Zufälle gelten, sondern müssen mangels kausaler Erklärbarkeit als Anordnungen aufgefasst werden. ”

Ich möchte hier dieses ergänzen: Meine eigene Erfahrung zeigt, daß jenseits der Koinzidenz aus einer akausalen Verknüpfung  heraus tatsächlich auch offensichtlich höchst kausale  Koinzidenzen zu bestehen scheinen, die man vorschlagsweise als Synchronizitäten der zweiten Stufe bezeichnen könnte. Diese zeichnen sich dadurch aus, daß sie zwar genauso überraschend und vermeintlich zufällig zusammen zu kommen scheinen, gleichzeitig offenbaren sie aber eine ganz sinnvolle,  Antwort gebende Qualität, die eindeutig mit konkreten vorausgegangenen oder aktuellen Gedanken und Überlegungen  des Betroffenen – diese gerade mit fragendem oder suchendem Charakter-zusammenhängen. Ein Beispiel: Der Schreiber schreibt einen Artikel über die “Monade”, versucht sich diesem recht komplexen Konstrukt gedanklich zu nähern und ist hiermit seitTagen latent befasst. Er kauft sich unabhängig (?) davon ein “Lexikon des Okkultismus”, schlägt nur ein einziges und erstes Mal das Buch auf und trifft sofort eine Seite mit dem Begriff bzw. der Begriffsklärung  “Monade”.
Solche im Kontext einer gedanklichen Auseinandersetzung auftretenden Koinzidenzen fügen dem Jung`schen, zumindest im Grunde seiner Definition – in vermeintlicher   Wahllosigkeit und akzidentiellen Formen agierenden Apriorischen etwas wie  von höherer Hand Geleitetes, Geführtes, sich in personalisiertem oder biographischen Zuschnitt Vollziehendes hinzu, das dem  gesamten Phänomen der Synchronizität die Qualität einer  (eine vermeintliche Kontingenz übersteigende) Numinosität, also ein zugewandtes Tätigsein eines übersinnlichen Agens hinzufügt.