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Problematik der Nachweisbarkeit übersinnlicher Phänomene

Ein Problem der Glaubwürdigkeit für die Behandlung übersinnlicher Phänomene ist ihre genaue Beschreibbarkeit und Nachweisbarkeit, die prinzipiell  wissenschaftlichen Kriterien zu genügen hat.
Die Schwierigkeit liegt hierbei  gerade in der subjektiven Erfahrung und der oftmaligen  Einmaligkeit des Ereignisses. Es ist kaum möglich, Kriterien anzulegen, die  eine nachträgliche Objektivierbarkeit zulassen, wenn außer der entsprechenden Person zu diesem Zeitpunkt  sonst niemand zugegen war und solche Phänomene zudem -wie oft- von Außen angetragen und unvorbereitet stattfinden (sprich passiv erfahren oder “erlitten” werden). Physikalische Phänome etwa, die von dem Betroffenen so lediglich beobachtet wurden, sind  in keiner Weise repetierbar und allein daher nicht wissenschaftlich evident. Viel schwieriger wird es noch bei bei psychischen Phänomenen oder Phänomenen, die gedanklich mit einem äußeren Ereignis verknüpft sind, wie etwa synchronistischen Abfolgen. Man ist hier ganz der Schilderung des Betroffenen ausgeliefert. (Innere) akustische Phänomene oder etwa  das (angebliche) Sehen von Geistern oder Aura-Sichtigkeit obliegen in vielerlei Hinsicht alleine der Beobachtung des Betroffenen, sie sind auch exakt wissenschaftlich schon daher nicht verifizierbar, weil die (subjektive?) Perzeptionsweise des Betroffenen selbst wissenschaftliche Rätsel aufgibt und hier Fragen bezüglich des Wesens physio-psychischer Interdependenzen zu erwägen sind, gar ontologische Problemstellungen mit  in die Beurteilung aufgenommen werden müssen. 
Für spontan auftretende Ereignisse  könnte man also fast als Faustregel festlegen, daß -weil ungeplant und unvorbereitet-  schlicht keine Beobachtungsanordnung zu einer eventuell möglichen Protokollierung von Vorkommnissen, Geräuschen, optischen Auffälligkeiten usw.  zur richtigen Zeit am richtigen Ort vorliegt. Bedeuten  all diese Schwierigkeiten  aber per se eine Nicht-Vorhandenheit oder gar einen theoretischen völligen Ausschluß sogenannter übersinnlicher Phänomene? Und inwieweit ist die Wissenschaft überhaupt ihrer Methode nach auf solche Phänomene vorbereitet -selbst wenn sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort wäre-, da diese  wohl oftmals  jenseits ihrer aktuellen Methodik liegen? Ist an dieser Stelle nicht viel eher zu bedenken, was Erwin Schrödinger einst zum Ausdruck brachte: ” Vielleicht ist es sogar zulässig zu sagen: Metaphysik verwandelt sich im Laufe der Entwicklung in Physik:” (Auch nach Kant kann und muß  sie dies sogar, nämlich durch allmähliche Sicherstellung vorerst noch unsicherer Hypothesen). Dies  bringt auch  zum Ausdruck, daß  der Terminus bzw. die Definition “Wissenschaftlichkeit” selber einer zeitabhängigen Ansicht unterliegt.  Weiterhin wäre hier also die Nicht-Abgeschlossenheit  der wissenschaftlichen (Meß-)Methode ebenso zu berücksichtigen wie die Unbestimmtheit der Definition von “Evidenz” bezüglich der antideterministischen Implikationen der neuen Physik überhaupt, die auch die Interdependenzen von Messung, Erwartung und Versuchsanordung  behandeln müßten.

 

Negative Theologie

 In seinem Rekurs auf vorchristliches Gedankengut überschreitet Meister Eckhart deutlich  die Prämissen “der” christlichen Mystik.  (Nach ihm erst wieder die Theosophen im Gefolge Jakob Böhmes).
Meister Eckhart sagt : “Die heidnischen Meister hingegen gelangten… zu so hoher Erkenntnis, daß sie eine jegliche Tugend anschaulich genauer erkannten als Paulus oder irgendein Heiliger in seiner ersten Verzückung.”
Eckhart steht deutlich in platonischer und neuplatonischer Tradition, insofern ist es ihm selbstverständlich, die  im Sinne Plotins geistige Hypostase (als Vielheit, als feinstoffliche -oder heilige- Sphäre) zuletzt als  überwindenswert darzustellen. Läßt sich aus platonischer Sicht das Geistige als Ideenhimmel oder eben Vielheit beschreiben, so nennt Meister Eckhart diesen Seinsbereich  “Umkreis der Ewigkeit” und er sagt:
“Drum wirf sie hinaus, alle Heiligen und unsere Frau aus deiner Seele, denn sie alle sind Kreaturen und hindern dich an deinem großen Gott.” Oder mit monistisch-idealistischer Perspektive:
“Daher ist Gott nirgends und niemals vorhanden als im Intellekt.”
 
Der Intellekt bar jeden Zusatzes meint die Eins-Werdung und gleichzeitig die totale Ent-Attributierung von Gott. Darum kreist Eckharts ganze Rede. In dieser endgültigen Negation und Einsheit ist dann das einzige Sein vorhanden, jedem Attribut darüber hinaus kommt bei Eckhart absolutes Nicht-Sein zu. In dieser Radikalität (bzw. in dieser Klarheit der Zuordnung von Sein und Nichtsein) und dem prinzipiellen Desinteresse an der geistigen Hypostase geht er noch deutlich über den Neuplatonismus hinaus und gleicht sich in besonderem Maße  buddhistischen Aussagen an.
“Darum bitten wir Gott -(man beachte hier das Paradoxon der Bitte)- daß wir Gottes ledig werden und daß wir die Wahrheit dort erfassen und ewiglich genießen, wo die obersten Engel und die Fliege und die Seele gleich sind, dort, wo ich stand und wollte, was ich war, und war, was ich wollte.” 
Angelus Silesius
übrigens sagt später etwas ganz ähnliches:
“Weg, weg ihr Serafim, ihr könnt mich nicht erquicken.
Weg, weg, ihr Heiligen und was an euch tut blicken.
Ich will nun euer nicht, ich werfe mich allein
Ins ungeschaffne Meer der bloßen Gottheit ein.”
    
Plotins  Mystagogie  baut auf lediglich drei Worten auf:

“Tu alles fort.”

Ob nun das Eine angestrebt wird (Plotin), die Grund- Lichtheit (Buddhismus) oder das Einssein in Gott bei Meister Eckhart: Prinzipiell handelt sich um Richtungsweisungen einer negativen Theologie, und da diese zwar nicht benennen will und gleichzeitig doch nicht schweigen mag, muß sie nach Platzhaltern suchen, entsprechend auch sind sämtliche “geographische” Angaben wie “aufwärts”, “über” usw.  zu verstehen.
Das “Tun” bei Plotin meint dann tatsächlich ein geistiges Tun, das aber in der Gewahrwerdung des Geistigen das Geistige aufhebt. Plotin: „Vielleicht muß sich der Geist…quasi hinter sich zurückziehen und quasi auf sich selbst verzichten zugunsten desjenigen, was sich hinter ihm befindet… er darf dort, wenn er jenes sehen will, nicht ganz Geist sein.”
 
Nach dem Physiker David Bohm  sind Materie und eben auch Geist (zwischen denen eine physikalische, eine Teilchen- Kontinuität besteht!) in ihrer Getrenntheit schlicht Aspekt fragmentierter Wahrnehmung bzw. Explikationen eines Unruhezustandes. Insofern sind Aussagen , die eine End- bzw. Grundform des Daseins in einem Unruhezustand belassen möchten (wie  U.G. Krishnamurti, der die “Endform” als “Pulsieren des Lebens” bezeichnet), als nicht weit genug (zurück) gedacht kritisierbar.
“Plotin bezeichnet das Eine zugleich als Alles und Nichts. Alles ist es deshalb, weil alles aus ihm stammt, nichts deshalb, weil alle Dinge später sind als es.” (Klaus Kremer)
Wenn diese Aussage noch nicht befriedigt, gehen wir in der Erklärung noch einen Schritt weiter: “Sein und Nichtsein des Einen sind nur möglich, wenn sie nicht koinzidieren, sondern nur, wenn das Eine im Nacheinander der Zeit das Sein verlassend in das Nichtsein eintritt und umgekehrt.” (Volkmann-Schluck)

 

Bannspruch über Spinoza

Gerade auch eine um sich greifende Geschichtslosigkeit führt in zunehmendem Maße  dazu, daß man zwar wie selbstverständlich von  den Errungenschaften des Säkularismus profitiert, gleichzeitig aber nicht in die Lage versetzt ist, eben jene in ihrem abgerungenen Charakter  und in ihrer Fragilität zu erkennen, oder sie gar aktiv gegen wachsende antisäkulare Herausforderungen zu verteidigen. Folgendes Schlaglicht auf  den Bann des Philosophen Spinoza im 17. Jahrhundert kann hier zur Gemahnung gereichen. Spinoza wurde aus seiner jüdischen Gemeinde aufgrund seiner Theismus-kritischen Haltung ausgeschlossen.
Der Bannspruch der jüdischen Gemeinde Amsterdam über Baruch de Spinoza lautete:
“Nach dem Spruch der Engel, nach dem Wort der Heiligen bannen, trennen, verdammen und verfluchen wir Baruch de Espinoza …mit allen Flüchen des Himmels, die im Gesetz geschrieben stehen: Verflucht sei er bei Tag, und verflucht sei er bei Nacht, verflucht sei sein Zubettgehen und verflucht sein Aufstehen, verflucht sei er beim Hinausgehen und verflucht beim Eintreten; möge der Herr ihm nicht verzeihen, so daß des Herrn Zorn und seine Eifersucht gegen diesen Menschen entbrenne…Ihr aber die ihr dem Herrn, euren Gott zugetan seid, ihr alle lebt heute. Es wird bekannt gemacht, daß niemand mit ihm sprechen darf, weder mündlich noch schriftlich, noch ihm einen Gefallen tun darf, noch mit ihm unter einem Dach sich aufhalten darf, noch ihm auf vier Ellen sich nähern darf, noch ein Papier lesen darf, das von ihm gemacht oder geschrieben ist.”

Die tatsächliche Tragweite dieses Banns (für einen Menschen des 17. Jahrhunderts) erschließt sich tatsächlich erst in folgenden Ausführungen von Yrmiyahu Yovel, wie  in seinem Werk “Spinoza, das Abenteuer der Immanenz” dargelegt:
“Es gab noch kein laizistisches Gemeinwesen, dem man angehören konnte, man mußte immer noch als Katholik, Calvinist, Jude, Lutheraner usw. identifiziert werden. Der soziale Bezugsrahmen eines jeden Individuums war nach wie vor die Religion. Die Vorstellung von einem reinen Individuum, das durch nichts als die Kraft der Vernunft, also durch ein universelles Vermögen gekennzeichnet ist, ohne in einer bestimmten Religionsgemeinmschaft verwurzelt oder mit ihr verbunden zu sein, war völlig neu. Spinoza verwirklichte diese Idee, ohne sie jedoch allgemein zu institutionalisieren. Er war ein lebendiges Beispiel dieses Prinzips, ein Einzelfall, der etwas Zukünftiges vorwegnahm,,. das jedoch noch keine gesellschaftliche Realität besaß.”

 

Reinkarnation, Sterblichkeit im Feinstofflichen

Dem allgemeinen Verständnis nach denken wir bei dem Begriff  Reinkarnation an die Wiedergeburt auf diesem Planeten und  in unsere gewohnte Daseinsform (was im Platonismus explizit die Verkörperung in Tieren mit einschließt). Tatsächlich muß aber  dieser Blickwinkel dahingehend erweitert werden, daß Wiederverkörperungen in vielen anderen Welten, Sphären und Dimensionen als möglich zu erachten sind. Auch wenn diese Regionen das Dasein einer höheren, “jenseitigen” Entwicklungsstufe repräsentieren, und wenn sie  daher feinstofflicher Natur sind, unterliegen sie doch dem Gesetz der Vergänglichkeit. Die Systeme von Vedanta und Sankhya sprechen von einem feinen Leib, der die Seele begleitet, und der für den Prozeß der Wiederverkörperung von besonderer Wichtigkeit ist, da er “das Karma, das in seiner Existenz produziert wurde, in der Form von im Denkorgan liegenden Eindrücken in das nächste Dasein hinüberträgt.” (H.v. Glasenapp). Der im Hinduismus prinzipiell  als Stufenweg beschriebene Weg zum Heil führt  also schrittweise durch aufsteigende  Seinsbereiche, die auch die feinstoffliche Existenzform  überwinden müssen  “Auf dem Götterwege werden eine Reihe von Lichtregionen passiert.”  (Glasenapp) Die Seelen sind hier keineswegs vollkommen erlöst, noch sind sie unsterblich, denn auch hier ist man noch in der Bildhaftigkeit. Welt ist Bild !-

Meister Eckhart sagt:

Du sollst Gott ungeistig lieben,
das heißt so, daß deine Seele ungeistig sei
und entblößt aller Geistigkeit;
denn,solange deine Seele geistförmig ist,
solange hat sie Bilder.
Solange sie aber Bilder hat,
solange hat sie Vermittelndes;
solange sie Vermittelndes hat,
solange hat sie nicht Einheit noch Einfachheit.

Implizität, Immanenz anderer Sphären

Aber weil wir die hohen oder tiefen Töne nicht hören und die Farbe nicht sehen, die eine schnelle oder langsame Farbvibration erzeugt, heißt das noch lange nicht, daß sie nicht existieren. Ist es nicht mehr als wahrscheinlich, daß es eine vierte Dimension gibt, die unsere Augen noch nicht erkennen können, und daß unsere sogenannten Toten in dieser Welt leben und daß wir durch unsere eigene Weiterentwicklung mit ihnen kommunizieren werden können. Das bedeutet, diese neue Welt ist schon überall um uns herum und es handelt sich um eine Welt mit einer unendlichen Vielheit an Farbe und Klang.”
Charles B. Patterson, A new Heaven and a New Earth, 1909

Daraus schließen wir, daß eine höhere Welt alss die unsere nicht nur denkbar ist, sondern auch wahrscheinlich: zweitens daß eine solche Welt, als eine mit vier Dimensionen betrachtet werden kann…
…auch wenn sich das herrliche materielle Universum über die äußersten Grenzen unseres Sichtfelds hin erstreckt, sogar wenn wir die leistungsfähigsten Teleskope einsetzen, hindert dies die spirituelle Welt und ihre Wesen sowie Himmel und Hölle nicht daran, in unserer direkten Nachbarschaft zu existieren...”
Alfred Taylor Schofield

Der protestantische Pfarrer Arthur Willing: “Aber an diesem Punkt ist es jetzt erforderlich, einen Schritt weiter zu gehen und eine sehr umfangreiche Erweiterung des Gedankens des höheren Raums zu erkennen, der in keiner Weise erschöpft ist, wenn wir das Konzept des Raumes der vier Richtungen erreicht haben, wenn wir die Existenz eines Raums mit vier Dimensionen erkannt haben, ist es kein größerer Aufwand mehr, sich die Existenz eines Raumes mit fünf Dimensionen vorzustellen, usw., bis hin zum Raum mit einer unendlichen Anzahl von Dimensionen….Gott lebt im höchsten Raum von allen und hat damit nicht nur die perfekte Wahrnehmung aller Bestandteile unseres Seins, sondern ist auch unendlich nah an jedem Punkt und jedem Partikel unserer körperlichen Struktur. Im strengsten physischen Sinne gilt also, daß wir in ihm leben und uns bewegen und unser Dasein haben.”

Diese “meta-physikalische” Sichtweise ist bereits in den gnostischen Schriften von Nag Hammadi bekannt.  (Umso interessanter, daß obige Zitate ohne Kenntnis dieser Schriften getätigt wurden.
Die Geschichte Jesu und die Aussagen über das  Reich Gottes müssen unter ontologischen Gesichtspunkten und  naturwissenschaftlich gelesen werden!
Jesus sagt: “Das Reich Gottes ist inwendig in Euch und überall um Dich herum; Nicht in Gebäudenaus Holz und Stein. Spalte ein Stück Holz und ich bin da, Hebe einen Stein auf und Du wirst mich finden.” Jesus sagt weiter: ,,Wenn jene, die euch (ver)führen, zu euch sagen: ,Siehe, das Königreich ist im Himmel`, so werden euch die Vögel des Himmels zuvorkommen. Sagen sie zu euch: ,Es ist im Meer`, so werden euch die Fische zuvorkommen.”

 

Vorgeschichte der Kabbala, Fälschung

Zur Vorgeschichte der Kabbala werden mystische Schulen benannt, die unter dem Einfluß neuplatonischer Lehren standen.  Diese, so wird beschrieben, legitimierten sich selber, indem sie fremdes Wissen für das eigene ausgaben:
“So schufen sie eine Mischlehre, die aus platonischen, stoischen und später auch gnostischen, sowie aus alttestamentarischen Elementen bestand. Falls die Fragmente des Aristobulos (um 300 v.Chr.) echt sein sollten, dürften die ersten Anfänge dieses Bestrebens, welche zur jüdisch hellenistischen Philosophie führen sollten, bereits im 3.Jahrhundert zu suchen sein. In ihnen findet sich schon der Versuch, jüdisches und griechisches Gedankengut in Form allegorischer Deutungen und gefälschter Zitate aus Orpheus und Linos, aber auch aus Homer und Hesiod, kunstgemäß zu vereinen. Die griechischen Dichter hätten demnach ihre Weisheit den Schriften des Moses entlehnt. ” (Karl H. Frick)
 Dieses Vorgehen trifft  von neuplatonischer Seite auf deutlichen Widerspruch. “Insbesondere gegen die Behauptung, daß die Juden das älteste Volk der Welt und die ihnen gewordene Offenbarung die Quelle auch der griechischen Weisheit sei, wenden sich  die Bekämpfer der abrahamitischen Lehren  mit ihrer überlegenen Geschichtskenntnis.” (Nestle)

 

Jakob Böhme, Jain, Pansophie

“Böhme ist der vollkommene Pansoph. Der Mann, der in die Dinge hinein und durch sie hindurch in ihr inneres Zentrum sieht….Wenn man von Gott reden will, muß man zuerst die Schöpfung verstehen. Erst die Erkenntnis der Schöpfung lehrt Gott. … Die Morgenröte ist nie und nimmer ein theologisches Buch . Denn ihr Verfasser war auf ganz andere Dinge aus: Den Kosmos zu erkennen, das ewige Werden und Sein, die Gottgeburt. Es ist bezeichnend, daß er kein Wort von Christus und von der Erlösung zu sagen hat, daß, wie Naturerscheinungen den Anstoß zu seinem Denken geben, er auch aus der Natur das ewige All erklärte. Die Morgenröte ist ein pansophisches Buch.” 
Jakob Böhme sagt: ” …ich habe nichts funden, als einen halbtoten Geist, der sich ängstet zur Gesundheit.”  Hierzu Peuckert: “Er suchte die Gelehrsamkeit in der Kirche, aber die Priester sind Riegel vor der Wahrheit.”
In der Grundintention des unbedingten Willens zur  Durchdringung wird hier zudem  eine Korrelation zum Proklamat der Jain-Philosophie ersichtlich: Kenntnis des Gegebenen führt zuletzt zur All-Vergegenwärtigung (die symbolisch Gott-Kenntnis genannt werden kann.) Rechte Erkenntnis bedeutet das Verständnis von Jiva (Seele) und Ajiva( Materie, Raum, Zeit und Prinzipien von Bewegung und Stillstand), von deren Wechselbeziehung durch Karma sowie der Notwendigkeit der Befreiung der Seele aus der Materie. Rechtes Wissen bedeutet ausführliches Wissen über die Natur von Jiva, Ajiva, Karma und die Praxis der rechten Lebensweise auf der Basis rechter Erkenntnis.

Klang, Magie, Theosophie, Schopenhauer

“Und alles auf der Erde oder anderswo, ob belebt oder, wie man sagt, unbelebt, ist, da es eine Anhäufung von Atomen ist, eine symphonische Melodie, eine Symphonie, ein vereinigter Klangkörper, der aus den Tönen aller singenden Wesenheiten gebildet wird. Und jedes Atom davon ist eine singende Wesenheit, so daß unser physischer Körper selbst ein verkörperter Gesang ist.” ( G. de Purucker,  “Die goldenen Regeln der Esoterik”)
 Terence Mc Kenna äußert in seinen Erfahrungen mit der psychotropen Substanz DMT, daß er eine Erweiterung des Weltbegriffes erfahren habe, daß er in eine -hyperreale- Welt geraten sei, in der er Entitäten begegnete, die ihn lehrten, daß sie sich selber wie auch andere Dinge in Existenz gesungen hätten. Es handelte sich hierbei um transparente,  ballförmige  Wesen, die -das sei hier erwähnt- in sehr  ähnlicher Weise auf dem Cover- Artwork des Albums “Strange Universe”  eines Musikers namens  Frank Marino abbgebildet sind, der ebenfalls Bezug auf ein psychedelisches Erlebnis nimmt, was hier als Hinweis auf  intersubjektive Aspekte solcher Erfahrungen deutet. McKenna wurde wiederholt von jenen ballförmigen, kristallinen Strukturen, die in seinen Körper hinein-und wieder hinaussprangen, aufgefordert, es ihnen schöpferisch nachzutun. Die -singende- Sprache, die sie hierzu verwendeten, kann als befremdliche Zungenrede (Glossolalie) beschrieben werden.  Prinzipiell handelt es sich hier -als Verbindung von Klang und sprachlicher  Bedeutung mit dem Ziel einer willentlichen Hervorbringung – um ein  Ur-Proklamt der Magie, daher auch die  bewußt laut und melodiehaft artikulierte Affirmation des Gedanklichen. (Nicht viel anders das Gebet.) Und man bedenke den Ursprung alles Schöpferischen: Am Anfang war das Wort!
 An diesem Punkt muß sich auch eine Erklärung finden lassen, warum das Seelische -nun von der empfangenden Seite aus betrachtet- so stark mit Klang  (oder Musik) resoniert, warum das Seelische selbst -wie schon Aristoteles fragte- mit der Form von Musik und Klang offenbar gar identisch sei .
Das Seelische ist Aspekt vom Geist und bildet das Körperhafte, Geist ist hingegen  eine höhere Fortsetzung des Materiellen, oder anders gesagt:  alltägliches und feinstoffliches Sein bilden ein Kontinuum. Physikalische Einwirkung bewirkt somit grundsätzlich auch feinstoffliche Bedeutung .  Umgekehrt ist Klang affimierte gedankliche Bewegung. Die Affirmation ist anders als das geschriebene und gelesene Wort oder das Bild in der Bildenden Kunst in anhaltender Bewegung (Bewegung ist grundlegendes Signum des Geistes) und bezeichnet die  Erregung eines physischen Feldes, das nicht eindeutig  abzustecken ist, sondern Fortsetzungen  im nicht-perzipierbaren Medium finden muß und dort gar die Schwelle des Diesseitigen (diese Schwelle ist aus Gründen des Kontinuums nicht klar definierbar) überschreiten  könnte.   Ist bei der magischen Praxis die (nonlokale) Erregung von Feldern zu diskutieren, die für den atomaren -oder allgemeiner: strukturellen-  Aufbau des “Diesseitigen” zuständig sind,  so ist bei der Klang – Aufnahme von einer  Resonanz (somit Kumulation) mit affimierten Geistaspekten, die auch in der Seele als Teilhaber am Geist ihre Repräsentanz finden, auszugehen.
 Schopenhauer verlagert-sich der neuplatonischen Hypostasenfolge bedienend-  gar die Herkunft des Klanges über den Geist -als Begriff der Ideen verstanden- hinaus, indem er sagt: “Die Musik ist also keineswegs … das Abbild der Ideen; sondern Abbild des Willens selbst,dessen Objektität auch die Ideen sind”
“Es ist „der selbe Wille …, der sich sowohl in den Ideen, als in der Musik, nur in jedem von beiden auf ganz verschiedene Weise objektivirt” Als solche Repräsentanz des Willens selbst ist die Musik das „Metaphysische” zu allem Physischen, d. h. das selbstverstandene Wesen der Sache, nicht bloß die von anderen verstandene Sache. Das Selbstverstehen der Sache – wie die Sache sich selbst versteht, erlebt, anfühlt – wird durch Musik in mir lebendig, nicht bloß mein Verstehen der Sache. Die Melodie erzählt die Geschichte des Willens jenes Wesens, das sie in Tönen repräsentiert: „sie erzählt seine geheimste Geschichte, malt jede Regung, jedes Streben, jede Bewegung des Willens”. So repräsentiert – macht in mir gegenwärtig – die Musik nicht bloß das Für uns der Welt, sondern „das innere Wesen, das Ansich der Welt”

Wikipedia

 

Mahavira, ethische Prämisse

“Kein niederes Tier, kein Gewächs, kein höheres Wesen, kein sonstiges Lebendes darf geschlagen, in Befehl genommen, bemeistert, angestrengt, oder vernichtet werden. Das ist die reine, beständige, ewige Lehre von Wissenden, die sie die Welt begreifen,verkündet.” (Mahavira)
Diese ethische Prämisse ist also unmittelbare Folge eines  Wissens, das im Menschen erwächst und das keineswegs von Außen angetragen werden kann.  Dies unterscheidet diesen  “Anfang  des Ethischen”  von allen theistischen Konzepten und führt zugleich die ethische Prämisse über den Menschen hinaus, denn als Teilhaber am (einzigen) Sein weiß der wissende Mensch um die substanzielle Zusammengehörigkeit aller dem Sein zugehörigen Glieder und Veräußerungsformen. Ein Gedanke also, der zutiefst mit dem Platonismus verwandt ist.

“Die das Nichtwissen lehren sind nicht imstande, mit ihrem eigenen Gedankengang einen anderen ihnen geneigten zu belehren, geschweige denn einen Andersdenkenden. Wie im Walde ein Mensch, der sich nicht auskennt, und der einem Führer folgt, der sich gleichfalls nicht auskennt – alle beide sind sie unkundig und erleiden bittere Trübsal.” (Mahavira)

“Zweifle nicht: Du bist ja das Geschöpf, von dem du meinst, es dürfe geschlagen, bemeistert, getötet werden. Darum sein kein Töter und kein Helfer beim Töten.” (Mahavira)
Hier drängt sich selbstredend der Querverweis zum Panpsychismus und Wiedergeburtsgedanken   Empedokles’  auf, der ungefähr zur selben Zeit 500 v. Chr. formuliert wurde. Die hieraus erwachsende Selbstbildung der Seele  ist auch Grundlage nahezu aller östlichen religiösen Konzepte:
“Die Seelen führen es selbst herbei, daß sie sich verkörpern, und zwar in Folge des Aufgehens des Karman, der Schwere des Karman, der Last des Karman, durch das Aufgehen, Reifen und Fruchtragen unguter, guter, gutunguter Werke.” (Mahavira)

 

Missionarischer Anspruch im Judentum

1925: “Die spätere jüdische Literatur…faßte Israels Aufgabe dahin auf, die messianische Zeit des ewigen Friedens unter den Völkern in Treue vorzubereiten.” (Salomo Samuel) “Das Heil der Menschheit ist für die Propheten das Gut, welches von Zion ausgegangen ist. …Alle Menschen werden sich in dem einen Gott zusammenfinden, dessen Wort zuerst in Israel verkündet worden ist.” (Leo Baeck) ” Wenn er der Gott und Israel sein Volk genannt wird, so ist dies darin begründet, daß zuerst in Israel der Ewige als ein geistiges Wesen und als der einzige Gott erkannt wurde und Israel dazu bestimmt war, die Lehre von dem geistigen, einzigen Gott durch Leben und Lehre in der Menschheit zu verbreiten.” “So war Israel die Pflicht auferlegt, in Gottes Wegen allen anderen voranzugehen. Deshalb verkündete der Prophet Amos: ‘Nur euch habe ich erwählt aus allen Geschlechtern der Erde, darum suche ich an euch heim all eure Verkehrtheiten.” “Die Erwählung Israels besteht…darin, daß es geschichtlich eine höhere, ja die höchste Aufgabe übernommen hat, die religiösen Wahrheiten und die sittlichen Pflichten…auch die anderen Völker zu lehren.” “Und mitten unter den schweren Kämpfen, welche die Juden die vielen Jahrhunderte hindurch für ihr Dasein zu führen hatten…wurzelte in ihnen das Bewußtsein stark und fest, daß sie eine geschichtliche Aufgabe zu erfüllen haben, daß sie dazu ausersehen sind, die in der Thora enthaltenen Lehren selbst zu befolgen und deren Befolgung durch alle anderen Völker, zum Heil der gesamten Menschheit herbeizuführen.” (Michael Holzmann)Bereits 1919 verkündete Felix Theilhaber:
“Der Sozialismus ist eine jüdische Idee. Die jüdische Lehre, das jüdische Leben -wo immer es blühte – geschah im sozialistischen Geist. Jahrtausende predigten unsere Weisen den Sozialismus.”

Bereits in der Spätantike formiert sich zu dieser Denkart ein paganer Antijudaismus: “Die Zerstörung der heidnischen Tempel, die Verfolgung der heidnischen Opferriten sowie die physische Verfolgung heidnischer Priester und Philospohen riß ein Loch in die Kontinuität der antiken Geschichte und implementierte ein psychisches Trauma, indem die vorherrschenden pluralen und polyvalenten Erlösungswege einer hegemonialen, amtlich monopolisierten und doktrinären allein seligmachenden Religion geopfert wurden.”
“Aus der Sicht des Neuplatonismus gibt nun das Christentum wesentliches geistiges Gedanken- und Bildungsgut preis, denn die Christen belassen den Menschen in seiner Kreatürlichkeit und  fördern nicht mehr die Selbstbildung des Menschen aus eigener Kraft, trennen den Menschen von Gott, belegen Stolz und Herrscherkraft mit dem größten Stigma -der Hoffart, der Übeheblichkeit – und ziehen ihre größte psychische Kraft aus Demut und Selbstverleugnung. Die Angleichung an Gott war Allgemeinbesitz der Gebildeten in Rom .”
(Nestle1948, Riedweg1999)
“Ihre Kritik richtet sich hier zunächst grundsätzlich gegen den jüdischen Größenwahn, der das israelitische Volk und seine Geschichte als den Mittelpunkt und Angelpunkt des Weltgeschehens betrachtet und eine Unterwefung aller Völker unter die Herrschaft der Juden erwartet. Gegen diese von den Christen mutatis mutandis übernommene Anschauung, insbesondere gegen die Behauptung, daß die Juden das älteste Volk der Welt und die ihnen gewordene Offenbarung die Quelle auch der griechischen Weisheit sei, wenden sich nun die Bekämpfer des Christentums mit ihrer überlegenen Geschichtskenntnis. Der Messiasglaube der Juden und der Christen wird von den Neuplatonikern aufs schärfste abgelehnt, weil sie in den messianischen Weissagungen den anmaßenden Anspruch der Juden auf eine künftige Weltherrschaft erkannten.”
(Nestle)