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Zentralfeuer, Kepler

 “Als Zentralfeuer wurde von einigen Astronomen der Pythagoreer (um 520 v.Chr.) ein vermuteter Zentralkörper in der Mitte des Universums bezeichnet. Es werde von derErde, der Sonne und allen Planeten umkreist.” (Wikipedia)
Viel später gilt für Johannes Kepler, daß  aus einer christlich – pythagoreischen Sicht die Weltharmonie in Gottes Schöpfung nachzuweisen wäre. Hierauf gehen die Keplerschen Gesetze zurück. Über Kepler: “Falls irgendetwas nicht aufgehe, so müsse eben Pythagoras wiederauferstehen, der in belehren könnte, doch dieser komme nicht, `falls nicht seine Seele in mich eingewandert ist’. ” (C. Riedweg)
Eine Zwischenbemerkung: Dieses Konzept eines  Zentralfeuers könnte auch für das Bild einer Urweisheit herhalten, einer philosophia perennis, um deren wahren Kern sich alle darauf entwickelten Denksysteme, Kulte, Religionen usw.  in gewissen Relationen drehen.
 Wahrscheinlich liegt  aber so in der Kepler’schen Abkehr vom ptolemäischen Geo-bzw. Anthropozentrismus  -neben seinen mathematischen Sätzen- eine weitgehend unbeachtete Hauptwirkung des Pythagoreismus auf die Neuzeit, denn auch wenn sich Pythagoras dort sonst in Spuren-so etwa in Shakespeares Werk- nachweisen läßt, so sind seine zentralen Gedanken von der Wiedergeburt und der All-Bewußtheit oder gar dem Proklamat des Fleischverbots -nach einer gewissen anhaltenden Vermittlung durch Ovid – quasi verloren. Da die Lehre unter ständigen Druck geriet, wurde sie meist nur mündlich kolportiert und in größter Geheimhaltung bewahrt (man kann  sagen: so geheim, daß sie gleichsam ausstarb).
Im  kosmologischen Kontext ist  übrigens interessant, daß schon der Vorsokratiker Anaximenes sagte,  “es gäbe aber auch erdartige Körper in der Region der Gestirne, die mit diesen herumkreisen.”
Dies liest sich wie eine frühe Annahme der Exoplaneten, also derjenigen  Himmelskörper, die um fremde ferne Sonnen assoziiert sind und tatsächlich erst ca. 2500 Jahre nach Anaximenes entdeckt und als solche nachgewiesen wurden. Auch beim Philosophen Aetios im 1.Jahrhundert  taucht dieser Topos auf. Warum aber setzten sich jene Spekulationen, jene Freiheit der Ansicht  über die vielen Jahrhunderte nicht durch, weder ab der Spätantike noch aber zumindest ab der Renaissance?
Hierzu kommt mir ein Wort von  Karl Jaspers über Friedrich Nietzsche in den Sinn: Jaspers sagt da: “Nietzsche schildert mit Grauen: durch das Christentum ist es bewirkt, daß die große griechgische Antike umsonst war…die Renaissance(diese große Wiederauferstehung des eigentlichen Menschen) wiederum -durch Schuld Luthers zu einem Umsonst werden lasse. ” (Jaspers, Nietzsche und das Christentum)

Erwin Schrödinger und Religion

“Jahrhundertelang von der Kirche in der schändlichsten Weise geknechtet, haben die Naturwissenschaften ihr Haupt erhoben und im Bewußtsein ihres heiligen Rechts, ihrer göttlichen Sendung wuchtige, haßerfüllte Hiebe gegen ihre alte Peinigerin geführt, nicht achtend, daß diese -wenn auch unzulängliche, ja pflichtvergessene- dennoch die einzige bestellte Hüterin des heiligsten Gutes der Väter war. Langsam und unbemerkt fast verglomm der Funke uralter indischer Weisheit, den der wunderbare Rabi am Jordan zu neuer Glut entfacht und der uns durch die finstere Nacht des Mittelalters geleuchtet hatte, verblich der Schein der wiedergeborenen Griechensonne, an der die Früchte, die wir heute genießen, gereift waren. Das Volk weiß nichts mehr von all dem.” Dieses meines Erachtens sehr zentrale  Zitat von Erwin Schrödinger birgt auf kürzestem Platz gleichsam einen ganzen Abriß der Kirchengeschichte. Auch wenn die Deutung Jesu als Weiser indischer Tradition  einige Fragwürdigkeit aufweist, betont Schrödinger hier doch -fast  erstaunlicherweise – , daß die ursächliche Intention des Christentums eine gnostische ist und somit  einem auch den  östlichen Systemen inhärenten allgemeinen esoterischen Grundstrom und Urgedanken zugehört. Sehr richtig seine  Deutung des Mittelalters als Phase der Agnosie (bzw. als Phase der Überwindung der Agnosie) und ebenso seine Klage über das spirituelle Vakuum der Jetzt-Zeit.
Und  was  empfiehlt nun Schrödinger als Ausweg aus diesem Dilemma?  Er empfiehlt den  indischen Upanishad, dem er sich  nach seinem philosophischen Vermächtnis  – gerade auch in Konvergenz mit seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen- tief verbunden weiß. Vor allem zwei Prämissen des indischen Denkens sind es, die Schrödinger von seinem Erkenntnisstand als Quantenphysiker ansprechen müssen: Die Welt der Erscheinung im platonischen Sinne als Konstrukt des Beobachters, somit als Schein, als Abglanz, sowie die All-Verbundenheit aller (nur scheinbar isolierten) Verkörperung.  Schrödinger  spricht hier  von “einem grundsätzlichen Aufgeben des Begriffes der Außenwelt” und sagt ebenso: “Bewußtsein gibt es seiner Natur nach nur in der Einzahl. Ich möchte sagen: die Gesamtzahl aller »Bewusstheiten« ist immer bloß »eins«.”Die Abgabe aller Transzendenz auf dem Gebiet des Erkennens ist ihm dabei ein auf Dauer nicht haltbarer Weg. Dies lehrt ihn gerade seine Wissenschaft.

Eine Vorwegnahme Plotins durch den Neupythagoreismus

Im Neupythagoreismus  herrscht eine  Tendenz vor, Platon in die geistige Tradition von Pythagoras zu stellen  -so auch durch den  Neupythagoreer Numenios.  Nach ihm ist es  daher gar Aufgabe der Platoninterpreten, aus den Schriften Platons  wieder den echten, d.h. den pythagoreischen Platon freizulegen. Wir können in folgendem  nicht nur eine Bekräftigung  dieses Gedankens, sondern gar  eine Aussage über die Schlüssigkeit der neuplatonischen Interpretation der Ontologie Platons, -über die Schlüssigkeit der Traditionslinie Pythagoras, –Platon, –Plotin –  bei einem weiteren Neupythagoreer, nämlich bei  Moderates von Gades (um Christi Geburt) feststellen, denn  Christoph Riedweg : “Mit der Ansetzung einer ersten Eins über dem Sein und jeder Seiendheit unter der das zweite, mit den Ideen gleichgesetzte Eine steht, gefolgt vom Bereich des Seelischen und der Natur der sinnlich wahrnehmbaren Dinge, scheint Moderatos Plotins System der Hypostasen vorweggenommen zu haben.”
Die Relativierung Platons kann allerdings konsequenterweise um eine Relativierung Pythagoras’ erweitert werden: “Auch er ist nur ein Vertreter jener alten Weisheit und Wahrheit, in deren Besitz schon nichtgriechische Völker …waren. “ (Numenios) Die Aussage aber des Mittelplatonikers  Kelsos, Platon wäre nichts anderes als ein attisch sprechender Mose, halte ich wegen der Verschiedenheit der Lehre für verwegen wie grundverkehrt.
An die Ansicht über eine platonische Kolportage einer Urweisheit fügt sich der Theosoph  Edouard Schure an: “Nachdem wir versucht haben, in Pythagoras den größten der Eingeweihten Griechenlands und durch ihn den ursprünglichen und universellen Inhalt der religiösen und philosophischen Wahrheit weder aufleben zu lassen, könnten wir davon Abstand nehmen, von Plato zu sprechen, der dieser Wahrheit nur eine phantasievolle und volkstümlichee Form gegeben hat. Aber Plato konnte nicht öffentlich die Dinge lehren, die, welche die Pythagoreer mit einem dreifachen Schleier bedeckten. Es ist wohl die esoterische Lehre, die wir in seinen Dialogen wiederfinden, aber verborgen, gemäßigt, von einer in Vernunftschlüsse gekleideten Dialektik wie von fremdem Ballast bedeckt.”

 

Philosophie als Weg

Dem Neuplatoniker und Theurgen Jamblichos, der eine Biographie über das Leben des Pythagoras verfasst hat,  geht es  in dieser  auch darum, Pythagoras’  Leben und Wirken als  Umsetzung, als gelebte Wirklichkeit seiner Philosophie darzustellen. Ebenso beschreibt er diese Lebensführung im Gegenzug  als eigentliche und  elementare  Voraussetzung für die  richtige Einsicht.  Erst  durch ein ‘gereinigtes’ und spirituelles Dasein erschließt sich der Sinn ursächlich offenbarter Inhalte, die als Kern der pythagoreischen Lehre zu verstehen sind. In der Betrachtung dieser Lebensführung  geht es also  um einen Aufruf zur lebenspraktische Nachfolge, und die Wichtigkeit der richtigen Lebensführung ist gegenüber dem Studium  der Schriften nie hoch genug einzuschätzen. So wird Pythagoras -auch für den Platoniker – zur Leitfigur eines gelungen, von innerer Weisheit erfüllten Lebens, sein Wirken ist Vorbild für einen “Erleuchtungsweg”, Philosophie meint die Kenntnis bzw. das Erkennen des Initiierten.  Edouard Schure: ” Pythagoras stellt die Grundsätze  und die Methode  der höchsten Einweihung dar.” Diesem Ideal gilt es auf geistigem Wege zu folgen.
Gelungenes Philosophentum  ist demnach die  Reflexion und Darbringung innerer Überzeugung und in Folge die gelebte Anschauung, die einen im Kern der Person angelegten Wahrheitsauftrag zur Entfaltung bringen soll.
Diese Zentriertheit und Priorität  der inneren Erfasstheit  taucht in der mystischen Tradition immer wieder auf, spiegelt sich auch einst  in den Versen des Angelus Silesius wieder:
“Freund es ist auch genug. Im Fall du mehr willst lesen. So geh und werde selbst die Schrift und selbst das Wesen.” 
Mit diesem Wort ist gemeint, daß zuletzt nur das eigene Innere in aktuale Verbindung mit dem Ziel (als Erfüllung des Daseins zum Sein an sich) treten kann und ein Geschriebenes -solange  es ein äußerlich angetragenes ist- dies nie ersetzt .
 Der Versuch der Scholastik hingegen, alle Kenntnis  als Propädeutik zur theologischen Einsicht zu begreifen, da alles Denken zuletzt auf die rechte Einsicht in Gott führe, könnte zwar ebenso  in diesem Zusammenhang verstanden sein, jedoch beugt die Scholastik   gleichsam naturwidrig  alles Denken  zu Inhalten,  die in ihrem Offenbarungscharakter schon mißverständlich kolportiert waren und vor allem: Sie stellt den Glauben über das Erkennen, proklamiert  einen Lebenstil der Devotion, nicht der Erfragung, also   nicht der spirituellen Souveränität des Wissenden in seiner Erkenntnis der Teilhabe und prinzipiellen Univozität zum wissenden Prinzip.  Hier kommt es zu einer unnatürlichen Spaltung  zwischen dem Telos einer fortwährenden Durchdringung und einer dann eigentlich nicht mehr so zu nennenden Spiritualität. Daher kann Edouard Schure treffend sagen:” Die hellenische Zivilisation hat den Krieg zwischen den Priestern und den Philosphen nicht geklannt, der eine so große Rolle spielt in der unseren seit der Zerstörung des christlichen Esoterismus  im zweiten Jahrhundert unserer Ära.
 Und Arthur Schopenhauer daher zurecht: “Zum Glauben ist man kein Philosoph.” und zu dieser Form der Religion : “Die Religion wird durch fortschreitende Verstandesbildung zurückgedrängt, wird abstrakter, und da ihr Wesen Bildlichkeit ist, muß sie, sobald ein gewisser Grad von Verstandesbildung allgemein worden, ganz fallen.”
Oder nochmals  Edouard Schure:Wenn die Religion nur bestehen kann, indem sie das Suchen nach Wahrheit unterdrückt, ist sie nichts als eine verhängnisvolle Tyrannei.”

 

Buddhismus und letztes Prinzip

Traditionell “buddhistisch” scheint mir jeher die Erklärung das Daseins aus sich gegenseitig bedingenden “dharmas”. Um nun das Verhältnis der Buddhisten zum letzten Grund oder überhaupt die Frage nach dem Vorhandensein eines darüber/dahinter liegenden einenden letzten Prinzips zu klären, zitiere ich aus Glasenapp “Die Philosophie der Inder”:  “Der ältere Buddhismus hatte keinerlei ewige Substanzen in der Wandelwelt anerkannt und das Einzelwesen in eine Vielheit von nach ehernen Gesetzen in funktioneller Abhängigkeit entstehenden vergänglichen Daseinsfaktoren aufgelöst.” (Woher aber kommen diese Faktoren? Hier offenbart sich ja bereits eine Schwachstelle dieser Konzepzion. Und tatsächlich: ) “Diese Dharmas, das heißt dinglich vorgestellten Kräfte aber waren ihm die letzten nicht mehr reduzierbaren Wirklichkeiten, durch deren Zusammenspiel alles hervorgebracht wird. Die Philosophen des Mahayana stellen nun die Frage, ob sich eine tiefdringende Analyse bei der Annahme einer derartigen Vielheit von separaten kurzfristigen Faktoren als Realitäten beruhigen dürfe. Wahre Realität hat nach ihrer Ansicht nur das, was eigenständig und unabhängig existiert. Die Dharmas aber besitzen nur eine momentane und bedingte Existenz, kein dauerndes eigenes Sein. Sie sind nur flüchtige Erscheinungen, die schnell vorübergehen und wieder zerrinnen, wie Wasserblasen, Wolken oder Phantasmagorien. Sie sind so wenig echte Realität, wie geborgte Gelder ein Kapital sind. Man muß daher von dem Standpunkt des Hinayana, das in den Dharmas letzte Wirklichkeiten erblickte, fortschreiten zu einem universellen Relativismus, der die Vorstellung, daß die Dharmas irgendwie An-Sich-Realitäten oder Substanzen (dravya), wenn auch nur von momentaner Dauer sind, endgültig beseitigt. Die Lehre, in welcher diese Gedankengänge zur Reife gelangen, wird als die mittlere Lehre bezeichnet, ….Ein anderer Name dieser Philosophie ist die ‘shunya-vada’, das heißt `die ‘Lehre vom Leeren’ …Die höchste Wahrheit besteht darin, daß alles, was ist, nur in Beziehung auf etwas anderes da ist und daß keine positive, nicht – relative An-Sich-Realität existiert.”
(Meister Eckharts Satz aus der ihn inkriminierenden päpstlichen Bulle: “Alle Kreaturen sind ein reines Nichts: ich sage nicht, daß sie etwas Geringes oder (überhaupt) irgend etwas sind, sondern daß sie ein reines Nichts sind.”
An diese erweiterte Auffassung muß sich für den Buddhisten alsdann eben doch ein Telos, ein Heilsbegehr knüpfen. Glasenapp: “In der Meditation versenkt sich der Buddhist in die substratlose Leerheit, die als unbeschreibbare und unbegreifliche Einheit in stiller Ruhe verharrt wie ein Abgrund, über dem sich die unwirklichen Prozesse relativen Daseins zu vollziehen scheinen.” (George Berkeley:“…es gibt eine träge gedankenlose Substanz ohne Akzidentien, welche die Veranlassung zu unseren Ideen ist. “) David Bohm: Die implizite Ordnung schafft eine Gemeinsamkeit tief innerhalb von Materie, Energie, Leben und Bewußtsein. Die explizite Ordnung der sogenannten gewöhnlichen Erfahrungswelt entfaltet das Implizite und macht es sichtbar.
Hier befinden wir uns wieder mitten im Duktus der Negativen Theologie. Eckhart sagt über die “unbeschreibbare und unbegreifliche Einheit” des Buddhisten “das einige Eine, diese stille Wüste ist ohne Weise und ohne Eigenheit.” Und die christlichen Gnostiker: “Er (Gott) ist nicht in Vollkommenheit, noch in Seligkeit, noch in Göttlichkeit, er ist weder körperlich noch unkörperlich …” usw. [Apokryphon des Johannes]

Zu dieser Korrelation auch der Zenmeister Daisetz Teitaro Suzuki: “(So verband sich nun in der Gegenbewegung von Ost nach West -zenistische Spiritualität mit Eckhartscher Mystik, vor allem wo beide vom reinen Nichts( sunyata) sprechen.”
“Immer wenn ich auf solche Übereinstimmungen stoße, wächst meine Überzeugung, daß die christlichen religiösen Erfahrungen im Grunde von den buddhistischen nicht unterscheiden. Alles was uns trennt, ist die Terminologie.”
“…so weiß ich doch: die darin (von Meister Eckhart) geäußerten Gedanken waren buddhistischen Vorstellungen so nahe, daß man sie fast mit Bestimmtheit als Ausfluß buddhistischer Spekulation hätte bezeichnen können.”
Eine weitere Konvergenz: Gerade die Ansicht, die auf immaterialistisch-monistischer Grundsicht den perzeptiven Aspekt des schauenden Subjekts als den eigentlichen Faktor, der das Kreatürliche überhaupt erst in das (scheinbare) Sein bringt (Berkeley: esse est percipi), liegen Eckhart, Plotin und Quantentheorie außerordentlich nahe beieinander: Eckhart: “Wenn das, was die fünf Sinne hinaustragen, wieder in die Seele hineinkommt, so hat sie eine Kraft, in der alles eins wird.” Für Plotin: “Die kurze Charakteristik der somatischen Struktur im Hinblick auf die Einheit hat …die Methode: Die Abwendung von dem Sein in seiner sinnlichen Vorfindigkeit” und “Was die Natur zu einer solchen macht, das sind die Logoi, die Gestaltungsformen der schaffenden Seele, welche die Naturgestalten in das Dasein treibt und als deren individuierte Eide die Natur ist.” (Volkmann Schluck) (!!) Die Nähe der Gedanken ist hier so bestimmend, daß Eckhart vermutlich Plotin indirekt über Augustinus (und/oder evtl über Dionysius Areopagita) aufgenommen hat. Plotin lag als Text im lateinischen Mittelalter nicht vor. Und was sagt schließlich die Quantenphysik zum perzeptiven Aspekt der Welt(en)schaffung? “The world exists when we don´t look at it in some strange state that is indescribable, at that moment we look at it it becomes absolutely ordinary.” (Nick Herbert)

 

 

Yoga, Intention

Ist vom Yoga die Rede, denken Viele primär an  diverse Körperübungen zur Erlangung  einer besseren Gesundheit.  Zudem hat das Bild der Meditation  zwar  allgemein Eingang in das Bewußtsein gefunden, es wird jedoch zumeist ganz profanisiert als Mittel der Entspannung und des allgemeinen Wohlbefindens aufgefaßt, herabtransformiert gar zur pastellfarbenen Belanglosigkeit harmoniesierender Illustrationen in Apotheken- und Krankenkassen – Postillen. Keineswegs ist die Sicht auf den gesundheitlichen Aspekt dabei per se falsch: Schon in alten vedischen Zeiten wurde gelehrt (Shatapatha): “daß derjenige, der für sich selbst die Veda-Rezitation vornimmt, dadurch geistig trainiert wird, so daß er seine Sinne bezwingt, innere Befriedigung gewinnt und an Erkenntnis wächst, ganz abgesehen davon, daß er gut schläft und sein eigener Arzt ist.
Freilich meint aber die Beruhigung und Versenkung hier nur eine  Propädeutik zum eigentlichen Zweck des Yoga, denn hierüber darf die grundsätzliche spirituelle -vom Körperlichen befreite,  ja den Körper zurückweisende – Zielsetzung  nicht vergessen werden, “Die Erkenntnis des All-Geistes wird in Absetzung zu Sankhya nicht theoretisch, sondern durch praktische Übung realisiert. Die Asanas dienen der Sitzhaltung, die für die Meditation besonders günstig ist.  In der Meditation kommt es zu der Zurückziehung der Sinnesorgane von den Objekten und der Vergessenheit des eigenen Ich in der Abwesenheit körperlicher Empfindung und Befindlichkeit. “(Glasenapp)
Dieses yogische Vorhaben ist übrigens völlig identisch mit der neuplatonischen  Ansicht über  die  kontemplative Versenkung, wie folgendes Zitat über die Mystik Plotins beweisen mag: “Nur wenn der Schauende sich nicht reflexiv auf sich selbst zurückwendet, kommt das Schauen zur Erfüllung. Solange es noch selbsständig dem Geschauten gegenübersteht, hat das Schauen sein Sein noch außer sich.” (Volkmann Schluck)

Materialistischer Narrativ

Warum stößt der Versuch eines ernsthaftes Gesprächs über “Übersinnliches” (oder allgemeiner: über alternierende Konzepte von “Realität”) oftmals so schnell  auf reflexhaften Widerstand? Ein guter Teil der  Antwort kann  mit Narrativ und Prägung überschrieben werden.
Der (Nachkriegs-) Narrativ: Trotz der territorialen  Zurückweisung des Kommunismus werden für Westdeutschland  dennoch (neo-)marxistische Grundannahmen insofern bestimmend für das geistige gesellschaftliche Klima, als es der Frankfurter Schule (Kritische Theorie) gelingt, -flankiert von der Einflußnahme hegemonialer Interessen der Supermächte-  über die mediale Arbeit der Nachkriegszeit und  später über die  Studentenbewegung  der 60’er Jahre  in ihrem  Marsch durch die Institutionen  nach und nach die hierfür erforderlichen Schlüsselpositionen einzunehmen.  Damalige subkulturelle Einflüße aus den USA, die oftmals spiritueller und bewußtseinsevolutorischer Natur waren (psychedelic revolution), wurden gerade in Deutschland schnell politisiert und zu materialistisch-dogmatischen Positionen  umgeformt. Zwar enstand auch die alternativ-religiöse  New Age Bewegung, sie war aber zu keiner Zeit als konsistente Gruppierung   zu betrachten und wurde  in ihren Zielsetzungen bald auf den Rang eines belächelten trivialen  Esoterismus verwiesen. Ein tief bis in das  Bürgertum und deren Eliten verankertes Interesse am Übernatürlichen – wie etwa im Interesse am Spiritismus noch zur Wende zum 21. Jahrhundert weit verbreitet- , kommt  gänzlich zum Erliegen. Gemäß des linken materialistischen Narratives ist nun alles  “Idealistische” oder “Metaphysische”  als bürgerlich, reaktionär, oder gleich als faschistisch  konnotiert. Seinen Anfang nahm diese rigoristisch – reduktionistische Weltsicht dabei  (spätestens) seit den Junghegelianern, die  noch ganz auf den Naturbegriff des 18.Jahrhunderts rekurrierten, der davon ausging, daß die Natur  ihrer  Grundlagen  nach mehr oder weniger entschlüsselt und somit vollständig  erklärbar sei.  Dieser Naturbegriff basierte vor allem  auf dem Erfolg Isaac Newtons und beschreibt “die Natur der Physik als ein System träger homogener Massenkörper in Raum und Zeit.” (Schiemann/Heidelberger). Insofern ist die naturphilosophische bzw. naturwissenschaftliche  Grundlegung  der “68 er ” eigentlich schon zu ihrer Zeit  als überholt zu bezeichnen.
Zwar läßt sich  durch die seit der Wende zum 21. Jahrhundert gegebene Herausforderung  dieses Weltbildes durch die Relativitäts-  und  Quantentheorie -mittlerweile- davon sprechen, daß “innerhalb der analytischen Pilosophie die Abneigung gegen metaphysische Konzeptionen ziemlich geschwunden sei, daß der Weg von der Metaphysik zur Naturwissenschaft ebenso wie der umgekehrte grundsätzlich wieder offensteht.” ( Schiemann/Heidelberger).
Freilich aber sprechen wir hier zuvorderst von einem fast abgeschlossenen, exklusiven Interesse, dessen Erkenntnisse um grundlegende Seinsfragen bisher nicht spürbar  in das allgemeine Bewußtsein diffundiert.
 Prägung:
Noch ursächlicher (und manche mögen dies zuerst als Paradox auffassen) für diese allgemein diesseitsfixierte (europäische) Prägung ist die Lehre der Kirche. Sie erhebt seit der konstantinischen Wende  das Monopol auf sämtliche Seins-und Glaubensfragen und untergräbt bzw. bekämpft traditionsgemäß jeden Ansatz, der  in Konkurrenz  dazu erachtet wird. Übersinnliches soll dabei als Teil des Alltags, des eigenen Erlebens  gar kein Interesse haben  und wird ganz  in die Verantwortlichkeit einer entrückten Gottes-Präsenz hinwegdelegiert. Der Mensch soll sich fügen, nicht forschen -was freilich  zuletzt dem allem zu Grunde liegenden, jede Immanenz verwerfenden  abrahamitschen  Ansatz folgt : Rabbi Morteira: “Wer philosophiert, sündigt.” Ebenso sündigt in den Augen der Kirche die freie Wissenschaft, da sie jeher  geeignet ist, an “geoffenbarten” Glaubensinhalten zu rütteln, doch ist die Wandelbarkeit der Bewertung der Daseinsbedinungen ihrem Wesen (und so dem Wesen des Menschen)  nach eben zwingender Vorsatz , wie z.B. Karl Jaspers einst bemerkte: “Das Dasein der Wissenschaft hat erhebliche Folgen für den Inhalt aller Glaubensaussagen, seien sie theologisch oder philosophisch.” 
So gehen der politisch -materialistische wie der christlich anti-immanente Ansatz (auch wegen der Gleichheit  ihres atomistischen Weltbildes) eine  Liaison ein, die eine (prominent  im deutschen Idealismus  formulierte)  Ansicht um den Telos einer Transzendenz -Erwartung in aktiver Teilhabe des Einzelnen, eine Konzeption also tatsächlicher Gewahrwerdung des Immanenten negiert, bekämpft, gar verteufeln muß.
Das Ergebnis ist heute unter spirituellem Gesichstpunkt desaströs. Es gibt keinen breit verankerten Willen zur Annahme oder Einbeziehung eines  “Übermateriellen” als etwas, was einem  seriösen Diskurs zugeführt werden sollte, als etwas, was die Daseinsbedingungen ihrem Wesen  nach als nicht raumzeitlich abgeschlossen postuliert und dieses also unbekannte  Land im Zuge eines Forschungsauftrages  abzustecken gedenkt. Dabei muß die Wissenschaft ihrem inneren Wesen nach (nämlich der Progression und Daseinsklärung) zur bewußten Einbeziehung des transzendenten Blickwinkels finden, wenn sie eben nur bereit ist, das Unerforschte als transzendent zu akzeptieren.  Ebenso wird ein steter Erkenntnisgewinn  die Definition von Wissenschaftlichkeit selbst weiterentwickeln müssen, so daß sie eine bessere Methodik an die Hand bekommt, einer Feinmechanik gleich, die “dem Feinstofflichen” nachzuspüren in der Lage ist und das sperrige, altbackene Diktum von der Unwissenschaftlichkeit mit ihrer eigenen Trägheit abzulegen gewillt ist.
 Die wenigen Ansätze, die trotz aller Devastationen durch Kirchendogma und (Neo-)Marxismus (oder wenn man will: den so in die Moderne hineingetragenen Bruch mit der Antike) bestehen und behutsam gegen deren zäheste Ressentiments beobachtbar werden,  geben ein hauchdünnes Hoffnungssignal.

 

 

Plotins Mystik und die Defizienz des Vielen

Wegweisungen zum Verständnis von Plotins Mystik:
(Zitiert aus  Volkmann Schluck, Plotin als Interpret der Ontologie Platos)

-Der Sinn des Nichtseins ist nicht Vernichtung des Seinsgehaltes, Minderung der Wirklichkeit von etwas, sondern es ist selbst eine Weise der Sichtbarkeit des Seienden, das sich immer als unterschiedene Vielheit zeigt.
-Die vollendete Selbstanschauung erreichen heißt für die Seele, sich über sich selbst emporschwingen und das eigene Sein, das nur Hinweg zu ihr selbst ist, hinter sich lassen, um in sich selbst hineinzukommen.
Bei der Erhebung zum Nous schließt das volle und ganze Sich-Gegenwärtig-sein im Nous die Vergessenheit dessen ein, was die Seele in ihrer Besonderung war.
Wahres Schauen ist die Hineinbildung des geschauten Selbst in das Schauende.
-Nur wenn der Schauende sich nicht reflexiv auf sich selbst zurückwendet, kommt das Schauen zur Erfüllung. Solange es noch selbsständig dem Geschauten gegenübersteht, hat das Schauen sein Sein noch außer sich.

Warum überhaupt der Blickwinkel auf die Einsheit, warum dieser Telos der Selbst-Überwindung?

“Die Begegnung des Denkens, durch die der Nous sich in die Noumena (das Gedachte) auseinanderlegt, geschieht in der Differenz von Denkendem und Gedachtem. Da der Nous sein Wesen sich gegenüber hat, so ist er bereits immer schon aus dem Inneren herausgetreten. Deshalb muß er sich auf das je schon außer ihm befindliche Selbst der unterschiedslosen Einheit richtend, sich selbst im Da halten, anders als das einsame schlechthin einigende Selbst des Einen. Der Nous bedarf der Anschauung, in der er sich selbst da hat, -genauer: der Bewegtheit, durch die er das Innere, aus dem er je schon herausgetreten ist, in die Anschauung bringt. Das Noein (das Denken) ist Ausdruck der seinsmäßigen Defizienz des Nous.” (Volkmann-Schluck)
Diese konstitutive Mangelhaftigkeit  des Vielen wird von Plotin im Folgenden näher beschrieben:
“Alles Viele aber und Nichteine ist bedürftig, da es aus vielem geworden ist. Es bedarf also sein Wesen des Einen, um Eines zu sein; Jenes aber bedarf seiner selbst nicht; denn es ist es selbst. Was ferner Vieles ist, das bedarf so vieler Dinge, als es ist, und da jedes dieser Dinge mit den anderen in ihm verbunden ist und nicht auf sich selbst steht, weil es der anderen bedarf, so ist ein derartiges Wesen sowohl im Einzelnen wie auch im Ganzen bedürftig. ” VI 9. Kapitel 6
Nach Volkmann Schluck besteht somit eine doppelte Defizienz des Vielen:
1. Das Viele bedarf, um als das zu existieren, was es ist, der Anwesenheit seiner Bestandteile, damit es die Einheit eines Soviel ist.
2. Jeder dieser Bestandteile hat kein unabhängiges Bestehen, es koexistieren nicht einfach die Bestandteile, sondern jeder von ihnen ist auf das Mitdasein aller anderen angewiesen und hat nur in dem Ganzen sein Bestehen. Das Viele muß, wenn es nicht durch einen Auseinanderfall in ein gleichgültiges Nebeneinander beziehungsloser Teile sein Bestehen als Einheit verlieren soll, die Vielheit einigen, d.h. auf Einheit gerichtet sein. 
   

Eros und Synchronizität

Eine weitere mögliche Annäherung an eine  Verursachung synchronistischer Ereignisse  könnte eine  Betrachtung der  Konzeption des platonischen Eros bieten : Volkmann Schluck“Die Wesensweise des Nous ist…schwer für uns zu denken. …Uns ist das Seiende nicht anwesend als ein immer schon gegliedertes Allbeisammensein in Einem. Deshalb bedarf es von unserer Seite besonderer Anstrengungen, wenn es uns gelingen soll, das wahrhafte Sein auch nur von ferne zu erblicken. Dabei kann uns das, was Plato über den Eros gelehrt hat, eine Hilfe leisten. “ [Hierzu ein Einschub einer Kurzdefinition von Platos Liebesbegriff: “Platon verwendet Eros metaphorisch als Personifikation des von den Fesseln der Sinnlichkeit befreienden Strebens nach dem transzendenten Schönen und der Erkenntnis der Idee des Guten. “(Enzyklopädie Philosophie und Wissenschafsttheorie) ]
Die Liebe ist immer Liebe zu einem einzig Einen, und sofern das Denken vom Eros getragen wird, ist es ein Zusammensehen des vielen Gedachten in das Eine, welches alles Gedachte einheitlich ist.
In der intensivierten Form der Betrachtung des Schönen, dann in der Überhöhung der Ansicht des raumzeitlichen Schönen, also in der geistigen Abhebung ihrer Kopplung an die körperliche getrennte Bedingtheit oder personelle Konkretion, kommt es zu einer Art Ekstase im Schauen, die das Objekt zur Eigentlichkeit, zu seinem Wesen selbst hin generalisiert begreift und somit eine Umfassung evoziert, in der auch das Eigene bzw.-  die Eigenheit  einbezogen ist, weil es  sich so wegen und aus seiner Teilhabe am Angeschauten selbst umfasst – sich  also der Anschauende in das Anzuschauende integriert. Hierin also, in der Annäherung  der  Seele an ihre Anteilhaftigkeit ihres eigenen -und höheren- Ganzen,  in dieser Blickrichtung der Verallgemeinerung bezieht sie den Charakter des geistig schaffenden Prinzips,  was sich dann  auch auf dessen raumzeitliche Bedingung  auswirken muß und so in synchronistischer Form als Wechselspiel von Gedanklichem und Tatsächlichem veräußert beobachtbar werden kann.
“Die Art und Weise, wie die Seele sich selbst offenbar wird, ist wesentlich bestimmt durch den Charakter dessen, auf was sich ihr Denken richtet.”  “Das Denken muß sich darauf besinnen, daß auch unser Leben und Denken nicht nur im Leiblichen seinen Aufenthalt hat sondern auch sich selbst zu gehören vermag und daß vollends das in diesem Denken erblickte wahrhafte Sein, von allem Leiblichen frei, sich selbst die Grundlage ist, auf welcher es wandelt. Es wird erfaßt nach dem Maß der Nähe und Ferne zu ihm, je nachdem ob wir ihm näher oder ferner sind. Der eigentliche Beginn des Philosophierens ist die Besinnung des Denkens auf sich selbst.” Volkmann Schluck

Zwei Erkenntniswege

“Die späteren Pythagoreer lassen sich in die Gruppe der Akusmatiker und die Gruppe der Mathematiker aufteilen. Für den akusmatischen Pythagoreer stehen die alten Hörsprüche, die um Opfer und Kultur kreisenden rituellen Vorschriften und Tabus im Vordergrund. Die Mathematiker hingegen könnte man als die Wissenschaftler unter den Pythagoreern bezeichnen, sie verstehen ihre Hauptaufgabe auf der wissenschaftlichen Durchdringung – und der Weiterentwicklung der Lehre Pythagoras”
  “Daß mit dem Fortschreiten von Wissenschaft und Philosophie die altertümlichen Vorschriften der Hörsprüche seit dem 5.Jahrhundert v.Chr. zunehmend obsolet wurden, durfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, daß der Graben zwischen den beiden Richtungen im 4. Jahrhundert endgültig unüberwindlich geworden ist. ” (Riedweg)
Diese Beschreibung liest sich für mich wie eine Parabel auf zweierlei grundlegende  Arten, wie mit einer offenbarungsartigen  Erst-Verursachung  verfahren werden kann; nämlich einerseits auf einem auf Tradition fokussierten , konservativen Wege, und zum anderen auf einem Weg der Progression, Entfaltung und Durchdringung. Zuvorderst schauen wir auf den selben Keim, den gleichen Ursprung, dann aber tritt wie im Falle der Akusmatiker eine Haltung hinzu, deren Hauptinteresse  durch Beharren auf das Symbolhafte und auf die Tradierung der Form  gekennzeichnet  ist. Sie hat typischerweise – bei einer Tendenz zur Ritualisierung – mit zeitlicher und mentaler Abstandnahme historisierenden Charakter, was die Wahrscheinlichkeit  einer zunehmenden Entleerung oder gar Verstellung der eigentlichen Intention bedeutet, dies aber verbunden mit einem   Besitzanspruch und einem Verteidigungsgestus –  gekoppelt an ein Elitedenken, dem Selbstverständnis eines inneren Zirkels, der aber schon nach wenigen Generationen  dem eigentlichen Inhalt und Auftrag deutlich entfremdet ist und so gewillt sein muß, die Hauptmühe auf die Bildung einer Wagenburg zum -nun ihrer  Funktion und Auftrag nach fragwürdig gewordenen – Eigenerhalt  zu richten.  Dieses Szenario beschreibt eigentlich die ganze Defizienz “des Konservativismus” im negativen Sinne.
Tatsächlich aber trägt ja “Offenbarung” einem Samen gleich  einen   inhaltlichen Auftrag zur Entfaltung  und ist daher über die Zeiten hinaus formuliert, muß sich also zeitgemäßer Herausforderung darbieten und  soll  so jederzeit Bestand wie Entwicklung erfahren.
 Dem nähert sich also der alchimische, der gnostische, der auf Progression bedachte Weg viel eher an, er möchte in  Wandelbarkeit der Beschreibung (die als Methode sekundär ist) diesen Keim zur Frucht bringen. Die Gefahr allerdings, der er dabei unterliegt, ist die Profanisierung und Entfremdung vom transzendenten Nukleus. 
  Dabei existiert ja durchaus eine Konvergenz  beider Wege (so der konservative Weg den wahren Grundgehalt und der alchimische Weg nicht sein Sanctum verloren hat), denn beide laufen zuletzt auf einen  geschichtlichen Punkt, an dem sie sich treffen müssen. Der symbolische Ansatz, unter Rückbesinnung und Wissen um die tatsächliche Intention und ihre Bewahrung (etwa vor den Widrigkeiten  durch Gegenkräfte) und die alchimische Durchdringung,  die zuletzt die globale  Durchdringung “für alle” meint -beide finden  genau in ihrer  geschichtlichen Erfüllung zusammen, die schließlich als grundlegende Aussage der Offenbarung gemeint ist.