Category Archives: Philosophisches

Jenseitige Jugend, Plotin

Oft wird in Nahtoderfahrungen oder sogenannten Jenseitsschilderungen durch spiritistische Medien die Ansicht vertreten, daß der Mensch sich trotz etwaiger Krankheit, trotz seines Alters oder Siechtums nun mit Eintritt in eine jenseitige Sphäre in der Blüte des Lebens und seiner Erscheinung wiederfindet. Hierzu muß man erst einmal sagen, daß der Mensch zweifelsohne eine biologisch beschreibbare Entwicklung gleich einer Lebenskurve durchläuft. Er wächst heran zur maximalen Ausbildung seiner körperlichen Größe, Statur, Vitalität, seiner Leistungsfähigkeit, nicht nur im körperlichen Sinne, sondern auch im Geistigen, im Sinne einer Charakterreife und dergleichen.  Prinzipiell ist also die Zeugung und der ganze Prozeß des Heranwachsens ein auf  einen Lebenshöhepunkt angelegter Vorgang, der dann auf der abfallenden Seite der Kurve wiederum Abbauprozessen unterworfen wird,  die   einen Gegensatz zur Aufwärtsbewegung  beschreiben und schließlich zu Alter und Tod (zu einem Rückbau des Lebenszweckes) führen.
Nun eine neuplatonische Aussage: “Das reine Sehen ist das Sehen der Ideen selbst, befreit von ihrer Darstellung im Sinnlichen: das Leben des Geistes. Der Geist, das Sein der Ideen, gibt demjenigen, der zu ihnen aufblickt, das wahrhafte Sehen dessen, was wahrhaft ist, das Vermögen, das Leben zu steigern und selbst das zu werden, was er sieht: das Leben des Geistes. Dort sieht der Blick nur Leben, da ja auch das, was hier das Sterbliche ist, der Körper, als Idee unsterblich ist.(Volkmann Schluck über Plotin)
Wenn der Körper – der also (s)einer eigenen Teleologie folgt, die durch seine Ausdifferenzierung  definiert wird – und jener  neuplatonisch als Inkorporierung einer  unsterblichen Idee angesehen werden kann, dann muß diese Idee ja prinzipiell die Idee des Körpers in seiner Vollendung der zweckmäßig angelegten Ausbildung darstellen, denn darin besteht der Sinn, jene Idee zu verwirklichen und somit -wenn er also in dieser Art ewig ist – muß er im Jenseitigen eben  diese reine Verkörperung seiner eigentlichen und angestrebten Ausbildung, zu dessen Zweck er inkarniert war, in  seiner geistigen und überzeitlichen  Sichtweise zur Ansicht haben.

Monismus, Dualität

Der Disput (zwischen Spinozisten und Hegelianern), ob nun die Immanenz oder die Transzendenz das beherrschende (Welt-)Prinzip sei, ist ja ganz überflüssig, weil so einfach aufgelöst: ‘Transzendenz’ bezeichnet nämlich nichts anderes als das noch-nicht-entschleierte, daher fremde, weil bisher nicht in die Lebensrealität überführte Immanente. Oder anders ausgedrückt: Soweit ist der Mensch entfernt vom eigentlichen Wesen bzw. der Totalität, der totalen Erfassung der Immanenz, daß ihm deren vorgelagerte  Bereiche als das ganz fremde -oder übersteigende- also das Transzendente erscheinen müssen.
Nun sagt Y. Yovel dem Spinozismus nach, daß ihm dieses Element der Dualität gänzlich abgeht, dieses bei Hegel dann umso  deutlicher  als Dialektik hervortritt. Aber auch Spinozas Monismus weist eine (in sich durchaus widerstrebende) Dualität auf: …Denken bewegt sich je in der Struktur von Substanz und Attribut. Baruch de Spinoza gibt folgende Definition: Substanz heiße, was in sich ist und durch sich begriffen wird; Attribut heiße, was im Verstand als das Wesen einer Substanz erfasst wird. Gäbe es zwei Substanzen, müsste die eine aus der anderen begreifbar sein – im Widerspruch zu dieser Definition. Es könne daher nur eine Substanz geben. Diese nennt Spinoza Gott bzw. Natur. Sowohl Räumliches wie Mentales sind fundamental je nur göttliche Attribute. Damit tilgt Spinoza den Dualismus materieller und geistiger Entitäten des Descartes und reduziert ihn auf einen strikten Monismus.” (Wikipedia)
Hier verbirgt sich  prinzipiell ein konstruktivistischer Ansatz, das Attribut Gottes ist nämlich im Sein geminderte Subjektivierung eines ungenügenden Perzeptionsprozesses. (Bei Meister Eckhart  ist dieses Sein soweit gemindert, daß ihm jedes Sein abgesprochen wird.)
So muß jeher jedem Monismus -so lange er beobachtet bzw.  nur proklamiert wird- gemein sein, daß er ein Subjekt kennt, in dem sich die Beobachtung oder das Erkennen über ihn überhaupt ereignet. Hierin allein  liegt schon  das Duale -oder man kann sagen, ein sich von sich selbst differenzierender oder entfremdender Vollzug.  Was im Subjekt als Subjekt wahrgenommen wird, ist ja im Monismus lediglich ein Akzidens, und ob nun also von Geist und Attribut die Rede ist, von  der natura naturans und der natura naturata,  von einer rückexplizierenden Geschichtlichkeit (Hegel),  einem Aufstieg durch die Hypostasen und so von einer Überwindung einer Seinsminderung (Plotin), auf welche Art also überhaupt irgendeine Explikation von der eigentlichen Daseinsform des Impliziten unterschieden wird,   ist viel eher eine  Frage der Begrifflichkeiten   und ihrer intentionalen Blickrichtung, als der Ausdruck gänzlich verschiedener Grundansichten über das Immanenz-Transzendenz-Verhältnis in monistischen Systemen -dies wegen des stets dualen Sich- als Subjekt zum Ganzen Verhaltenden, – das in der Nicht-Erfasstheit des Ganzen immer ein Zueinander-Verhalten von Immanentem und Transzendentem meinen muß.
 Dualismus ist prinzipiell jedem Monismus inhärent und verweist die subjektive Sicht auf seine Separiertheit und Fragmentiertheit, anders gesagt: Der Mensch ist  (solange er beschreibendes Subjekt ist) nicht in der Einheit  aufgegegangen. Und die Einheit bedeutet nicht Mensch -überhaupt nicht irgendein Objekt- , sondern letztlich einzig den abgeschlossenen Telos der Überwindung. (Überwindung bedeutet Telos.)
Y. Yovel legt in einer Betrachtung über Spinoza sein eigenes reduktionistisches Immanenzverständnis dar, indem er Immanenz durch ‘ein Fehlen eines Transzendenzhorizontes’ kennzeichnet, woraus er folgert: ‘Es gibt keinen `Ort, wohin wir gehen können’.
 Und hier mein Einwand: Man muß auch nirgends hingehen, man ist ja schließlich schon da (daher mein Satz von der Immanenz der Transzendenz).
Jesus sagt im apokryphen Thomasevangelium [Logion 113]:: “Das Königreich wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen; Siehe hier oder siehe dort, sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.”

 

Digitalisierung und Schöpfung

Die Digitalisierung  ‘der Welt’  ist im Prozess einer Befassung mit einer ganz grundlegenden Seinsbestimmung zu betrachten, die durch das gestaltende Moment diskreter Zustände erst zur Entstehung und Entfaltung kommen kann: “Dieses Aus-sich-heraus-Gehen ist ein Gang in die Bestimmtheit und den Bestand. Und die Zahlen sind es, die das aus sich Herausgehende vor dem Zerfließen ins Unbestimmte und Bestandlose retten. Deshalb kann Plotin noch einmal erklären, die ursprüngliche und wahrhafte Zahl sei für die Mannigfaltigkeit des Seienden der beherrschende Anfangsgrund und die Quelle seines Zustandekommens.” (Volkmann-Schluck)  (Dieser Gedanke ist  in noch ursächlicherem Sinne als pythagoreisch benennbar.)
Es liegt nun in der Natur der Bewegung eines  allgemeinen und alles durchwirkenden Fortschrittstrebens, den Zahlen und ihren inneren Verhältnissen auf den Grund zu gehen, also eine Mathematik zu entwickeln, die durch ihre eigene innere Logik  gleichsam einem höheren und gleichzeitig im  Rationalen auffindbaren  Gesetz entspricht.  Die Entwicklung des Rechners und die allgegenwärtige Technisierung und Digitalisierung  stellt nun  keinen  Bruch dar, der etwa ein Artifizielles gegen die vorfindlichen Naturzustände in Stellung bringt, sie birgt also nicht den Charakter der Entfremdung. Dabei meint sie doch gleichzeitig einen Sprung: Denn das neue Paradigmatische besteht in der Automatisierung der Rechenprozesse und dadurch in der Errungenschaft, diskrete Zustände (die nun in ihrer Komplexizität und Menge verwaltbar werden) zur Formung und Kreation  von Umgebungen zu gebrauchen, in dem Sinne, daß diese zum Vollzug einer die Natürlichkeit abbildenden Analogie nutzbar gemacht werden können.  Diese Analogie ist in ihrem  Wesen kein Abbild, sondern eine Nachbildung des Grundwesens der Welt selber(das diskret ist). Mit zunehmender Potenz der berechenbaren Zustände (Quanten) wird  die Nachbildung der Welt zu einer  wahrhaften Weltenbildung. Der Mensch ist so -das kann man also sagen-  dem System der Weltenschöpfung ‘auf die Schliche’ gekommen: Mit der Digitalisierung kommt der Mensch also der Natur selber so nahe wie nie, denn erstmals schafft er so eine Analogie zur wirklichen constitutio des Daseins (die in ihrer Progression schließlich zur Deckung mit ihm kommen muß), Die Bestimmtheit durch Zahlen ist ein nachbildbarer Prozeß und meint letztlich Schöpfung. (Und die Physiker wissen heute – per Empirie- , daß die Welt eine gequantelte ist.)

Offenbarung und Vernunft

Yrmiyahu Yovel über Baruch de Spinoza : “Damit rationale Argumente sich überhaupt gegen eingefleischte religiöse durchsetzen können, muß der Adressat die höhere Autorität der Vernunft gegenüber der Offenbarung bereits anerkennen. ” Hier wird offenbar ein Gegensatz zwischen Offenbarung und Vernunft vorausgesetzt.  Um diesen am besten  aufzulösen, müßte Offenbarung geschichtlich verifizierbar sein,  gerade weil sie ihrem Wesen nach ein Ereignis in der Zeit und für die Zeit darstellt, dies als (‘Selbstmitteilung Gottes’ die „systembildende Funktion innehat’, nach von Stosch). Da Offenbarung dies aber nicht vermag und tatsächlich nie wissenschaftlich untermauert werden kann, bleibt der Widerspruch bestehen  – und so muß es dabei von Seiten der Theologen folgerichtig zu einer  Animosität gegenüber der insistierenden Wissenschaft kommen, was letztlich eine hartnäckige Verstetigung der schwächeren Position bedingen muß . “Das Dasein der Wissenschaft hat erhebliche Folgen für den Inhalt aller Glaubensaussagen .” (Karl Jaspers ) Daher auch die nötige Konsequenz: “…die Unterscheidung einer empirischen Geschichte, die allgemeingültig anerkannt wird, von einer heiligen Geschichte, die selber Glaubensinhalt und nicht allgemeingültig ist.”
Hier besteht aber eine  entscheidende Schräglage:  in der  Nicht-Beachtung dieses Satzes erhebt man die Nicht-Allgemeingültigkeit zur Allgemeingültigkeit und diskreditiert so das tatsächlich Allgemeingültige   als  weniger gültig. Es  handelt  sich  um eine Ermächtigung und Besetzung des legitimeren Anspruches, der somit  in die Defensive gedrängt wird und seinen eigentlich prominenten Wahrheitsanspruch gegen die delegitimierte Position erst  erkämpfen muß (was von ersterer Position wiederum als illegitim oder in irgendeiner Form verwerflich erachtet wird).
Versteht man Offenbarung aber nicht im engeren theologischen Sinne,  sondern “lediglich” als  (übersinnliche) Mitteilung aus einer transzendenten Sphäre, an der auch der Mensch seiner Wesensart nach  teilhat (dies wäre z.B. katharisch), bedeutet diese personelle -aber keineswegs singuläre – Offenbarung Hilfestellung aus dem überweltlichen Raum, die  den Menschen aber in seiner  spirituellen Autarkie beläßt.
 Kant sagt zur theologischen Offenbarung:
“Wäre Offenbarung Realität, so wäre sie das Unheil für die geschaffene Freiheit des Menschen:”
Und Karl Jaspers : Die Transzendenz in der Leibhaftigkeit eines Persönlichseins einfangen zu wollen, würde die Transzendenz verengen.”

 

 

Spinoza, Durchdringung und Entschleierung

Yrmiyahu   Yovel über Spinoza: “Dieses Innere zu verstehen ist keine unmittelbare mystische Offenbarung, sondern basiert auf diskursiver, mechanistischer Wissenschaft. Was ich unmittelbar bewußt als mein innerstes Selbst fühle, ist nur eine verzerrte Idee meines Körpers unter dem Einfluß äußerer Ursachen. Daher muß ich, um Selbsterkenntnis zu erlangen, nicht mein unmittelbares Selbstbewußtsein entwickeln, vielmehr muß ich es als eine Form der imaginatio gerade auschalten.Wahre Selbsterkenntnis beginnt mit Überwindung der Illusion reiner Subjektivität und der Objektivierung der cogito, indem man es dem Körper zurechnet und beide in die Kausalordnung der Natur als ganzes einbezieht. Um das zu tun, bedarf es einer mühevollen wissenschaftlichen Erforschung (meines Körpers, meines Bewußtseins, meiner Lage), bei der ich mich ‘von außen’ annähere, und zwar über die mechanistischen Naturgesetze und andere natürliche Entitäten, die mein Sein in der Welt determinieren. “
Mir kommt hier die Definiton von Religion durch Jiddu Krishnamurti in den Sinn, wonach Religion so viel bedeute, wie etwa die Gewahrwerdung der Totalität des Seins.  Es handelt sich bei der religiösen Anschauung und Ausübung keineswegs um eine Wegwendung vom Irdischen zum Transzendenten (schon gar nicht hin zu einer transzendenten Entität), sondern im Gegenteil um die Hinwendung und Durchmessung  des Immanenten  als einzige und ureigene Konstitution der  Ganzheit und somit also um eine  Teleologie  der Gewahrwerdung der eigentlichen inneren Wesenart des einzigen Seins  und der einzigen Wirklichkeit.  Indem Spinoza hierfür die Wissenschaft als an vorderster Stelle geeignet postuliert, betont er die  Wandlung oder Verwandlung im Rationalen – man könnte dies  in gewisser Weise als alchymisch bezeichnen   – da er die Substanz -die er als letztes und einziges Sein postuliert- in einem Erknenntnisprozeß transmutieren möchte –  nämlich von ihrer subjektiv-verstellten Ansicht hin zur Ansicht ihrer  eigentlichen entschleierten, einzig wahren und vernunft-kongruenten   Wesensart. Diese  Erkenntnis soll  im Gegensatz zu allen Glaubensbekenntnissen und allen Glaubenswahrheiten  stehen –  welche  nach ihm alle konsequenterweise nur als Aberglaube zu bezeichnen sind –   und den Menschen zur  eigentlichen Wirklichkeit seines Daseins  erheben, dies durch die Überwindung  subjektiv-konstruktivistischer Determinanten,  nicht in einem  dialektischen Prozeß der Explikation und Rückexplikation des Einen (wie bei Hegel) sondern in der reinen Erkenntnis und Durchdringung  des immerwährenden Einen, das mangels dieser Dialektik  prinzipiell aller  Transzendenz entbehrt und so vorerst ein absolut Abstraktes bleibt.

Gnosis und Verschwörungstheorie

“Unsere Matrix ist an den Mond gebunden, dieser ist wiederum an den Saturn (Astrotheolog. *Satan*) gebunden. Der Zweck der Matrix ist es, den Menschen in einem bestimmten Frequenzbereich zu halten, welcher uns, um den Energie-Vampirismus zu ermöglichen, in der Illusion gefesselt hält.
Alles, was wir gelernt haben, ist eine Lüge. Unsere ganze Existenz ist ein Videospiel in einem Würfel (Cube), in dem wir immer und immer wieder, durch den Prozess der Wiedergeburt, ins Spiel zurückgeworfen wurden.
Alles was Sie mit Ihren Augen sehen, ist immer nur eine Kopie von etwas, oder mit anderen Worten: Sie sehen immer nur die Folgen von „etwas”! Wenn Sie aus Ihren Augen schauen, schauen Sie in ein dreidimensionales Holodeck . Und in diesem Holodeck ist alles was Sie kennen, als Kopie hineingebaut: Meere, Gebirge, Sonne, Mond, Jahreszeiten, UFOs, Chemtrails, HAARP, Satelliten usw., also alles Logische! „Everything is connected to your vision” – Alles ist mit Ihrem Blick (Vision) verknüpft. Lediglich Ihre Gedanken und die daraus abgeleiteten Vorstellungen simulieren Ihnen eine runde Erde und halten Sie immer von der Wahrheit entfernt”
(denke anders blog)

Hier handelt es sich ganz offenbar um ein Schlaglicht auf eine grundlegende sogenannte Verschwörungsthematik, die z.B. in David Icke einen prominenten Vertreter gefunden hat, der in seinen Darstellungen eine umfassende Kritik der herrschenden -trügerischen bzw. in maligner Absicht implementierten  (Schein-) Verhältnisse anknüpft, die bei ihm dann zuletzt sozialistisch gefärbt ist.  (Da der Sozialismus problemlos als ein  Derivat des Idealismus bezeichnet werden kann -also des Weltbildes, dem die Welt eben Schein ist, schließt Icke  hier nicht grundlos an  den Topos einer verlorenen  Autarkie und ihrer Fremd-  Ermächtigung an, der bis zu   platonischen und parmenidischen Prämissen einer Seinsminderung rückführbar ist  und sich dadurch also prinzipiell dem Vorwurf der Trivialität entheben kann. )
Auf dieses Postulat folgt dann die  alte Frage , die schon Plotin in seiner Schrift “Gegen die Gnostiker” ausführlich behandelte , wie bzw. ob überhaupt eine  vermittelnde reduktive Instanz eines höheren wie auch immer gearteten Wahrheitsbegriffes dargestellt werden kann, nämlich ob man etwa eine Entität, einen Archonten  der 2. Hypostase mit demiurgischer Macht versieht oder ob man alle Verantwortung der Weltenschaffung )  in die eigene Seele legt(wie Plotin dies tut).  In diesem Kontext sind die modernen esoterisch – verschwörerischen  Ansichten -etwa einer wie oben erwähnten Mondmatrix –   tief verwandt mit den alten gnostischen Topoi einer demiurgischen Ermächtigung, oft in Form einer geographisch/astronomischen Abgeriegeltheit der Erde, die selbst bis in mittelalterliche christliche Texte reichen, wie etwa bei Hildegard von Bingen:
“Vor allem hat sich Hildegard von Bingen den Wesenszug des gnostischen Weltbildes erhalten, der es vom christlichen kirchlichen unterscheidet: die Abriegelung der irdischen Welt nach oben durch den dunklen Feuerkreis, das Reich des gefallenen Luzifer, der sich als Gott dieser Welt ausgibt und das Werk der Erlösung dadurch zu vernichten droht, daß er den Menschen den Zugang zur überhimmlischen Welt, zum außerweltlichen Gott und zu seinem Sohne verwehrt.” (Glasenapp) Dieses Bild ist genauso ophitisch(und tibetisch!) “An einer Stelle des Himmels , die in den einzelnen Systemen nicht immer dieselbe bleibt, meist aber die Sphäre des Saturn, des letzten und höchsten Planeten ist, wird die untere Welt gegen die obere gleichsam abgeriegelt. Dadurch entsteht ein Reich der Finsternis und ein Reich des Lichts, Was in der unteren Welt der Finsternis liegt, gilt nicht mehr als Schöpfung des außerweltlichen guten Gottes, sondern als das Werk des bösen, von Gott abgefallenen und von ihm verfluchten Archonten, der sich selbst als Gott und als den Fürsten dieser Welt ausgibt, sie nach oben hin abschließt, so daß aus ihr nichts entfliehen kann, und es verhindert, daß eine Kunde von dem außerweltlichen guten Gott zu den Menschen dringt.”
Die geographischen Schilderungen können ohne weiteres verallgemeinernd aufgefaßt  als Allegorie auf das -von einer äußeren Instanz determinierte -Konstruktivistische der Welt-Wahrnehmung und so ihrer (perzeptionellen) Minderung gelesen und verstanden werden.

Weltenschicksal, Macht, das Böse

“Macht hat Legitimität nur im Dienst der Vernunft. Allein von hier bezieht sie ihren Sinn. An sich ist sie böse.” Dieser Ausspruch von Karl Jaspers gibt etwas sehr Schwerwiegendes (und in weiten Teilen Verdrängtes) über das eigentliche Wesen institutionalisierter  Irrationalität preis. Da aber diese Irrationalität -die ihrem Wesen nach irrational ist, weil sie  das Unverifizierte , die geschichtliche Offenbarung  bzw.  mythische Bildlichkeit (als evolutionsbedingten Bewußtseinsstand) von der Zeitachse und der Bewegung der Progression abkoppelt –  den Menschen während all seiner Kulturbildung als höchst dominanter Faktor gleichsam überwölbt,  allzeit gar metaphysische Macht  proklamiert und diese Macht auch geschichtlich zu affimieren in der Lage ist,  ist hier schnell eine  gedankliche Brücke zur Grundansicht der Gnostiker von einer (malignen) (über-)weltlichen Umfassung  geschlagen. Es ist dabei jeher Privileg einer gesellschaftliche Gruppe (man kann sie Elite nennen), nämlich traditionell der  Priesterkaste, die sich als Exponent gegen die Vernunft- oder Bewußtseinsprogression positioniert und sich dauerhaft (übergeschichtlich legitimiert)  als Führungs – und Unterdrückungsmechanismus implementiert- und damit wichtigen Anteil an der Enthebung des Menschen von seiner eigentlichen inneren Autonomie geleistet hat.  Eine der Menge eigene Passivität kommt diesem Ansinnen stets entgegen. Spinoza sagt, daß es die Schwäche der Menge ist, die eine Furcht hervorbringt, die sich in das trügerische Gewand der Religion kleidet, so daß die Menschen so tapfer für ihre geistige Knechtschaft kämpfen, als sei es für ihr Heil.
Mit  der Moderne ist es nicht gelungen, diesen Zustand zu überwinden, da erstens -nach der prinzipiellen Entmachtung des Chistentums – die zwei verbliebenen Abrahamismen  ungebrochene Bereitschaft zur Verstetigung ihrer Ansprüche anzeigen und zweitens die ehemals christliche Gesellschaft nach der  Säkularisierung nach wie vor eine chiliastische Telelologie verfolgt (nämlich sozialistischer oder sozialliberaler Ausprägung)  und somit -eben adäquat eine säkular- materielle  – Knechtschaft verstetigt. Mit den Mitteln der Moderne-gerade auch mit den Mitteln des Kapitals- ist es dabei  sogar allen möglich geworden, eine weitere Akkumulation dieser ermächtigten Position zu erreichen . Auch hier wieder: Die Allumfassung dieser Ermächtigung gleich einem immanenten Weltprinzip drängt förmlich dazu, gnostisch gelesen zu werden. Die Gnostiker – wie etwas die Katharer haben diese Verknüpfung von Irrationalität  und Macht samt Delegitimierung der Menge deutlich gesehen und daher dieses Prinzip  (gar nicht anders also als später die Philosophie Jaspers’ )  stringent dem Bösen zugeordnet. Die im folgenden zitierte  katharische Zuordnung hat also auch überzeitliche und transkulturelle Übertragbarkeit, da das Prinzip der Vernunftabkehr  – und die Befangenheit der Menschen  darin –  als demiurgisches Prinzip schlechthin erkannt werden kann, als eigentliches Agens , das nachfühl- und nachweisbar mit dem Weltenschicksal  in Interaktion steht:
Papst, König, Inquisitor und Bischof sind die vier Teufel, die die Welt regieren.” 
Die katholische Kirche ist die große Hure der Apokalypse. Das ist die Satanssynagoge, die Kirche der Übelwollenden (maligna), und nur die katharische Kirche der Armen, der benigna, kann den Menschen retten. Die katholische Kirche ist Tradition von Menschen und vollends seit der Kontantinischen Schenkung ganz entartet, das haben die Katharer von anderen abendländischen Ketzern gehört. Die Kirchenväter stehen schon ganz in der falschen Richtung und werden allesamt abgelehnt, sie sind wie die Vogelfänger, die Tierstimmen nachahmen.” (nach Arno Borst, “Die Katharer”)

Bohr’ sches Atommodell, Allegorie

Ein Wegbegleiter Werner Heisenbergs bringt in einem frühen Gespräch mit ihm zum Ausdruck . ” Ich wollte nur davor warnen, bei den Atomen so einfach von Erfahrung zu sprechen, denn es könnte immerhin sein, daß die Atome, die man ja gar nicht direkt beobachten kann, auch nicht einfach Dinge sind, sondern zu fundamentaleren Strukturen gehören, bei denen es keinen rechten Sinn mehr hätte, sie in Vorstellungen und Dinge auseinandertreten zu lassen.” (!) “Ich glaube man sollte beim Begriff ‘Form der Atome’ äußerst vorsichtig sein. Nur wenn man das Wort ‘Form’ sehr allgemein faßt, nicht nur räumlich, wenn es nicht viel anderes bedeutet als etwa das Wort ‘Struktur’, könnte ich mich mit dem Begriff halbwegs anfreunden.”
An dieser Stelle beschreibt Heisenberg dann in seinem biographischen Werk “Gespräche im Umfeld der Atomphysik”, wie er sich hierdurch an den Timaios des Plato erinnert fühlt. “…daß Atome wahrscheinlich keine Dinge sind, und nur so waren seine (Platos) weiteren Spekulationen über die Körper wenigstens halbwegs verständlich . Auch wenn die moderene Naturwissenschaft über die Formen der Atome spricht, so kann das Wort Form hier nur in seiner allgemeinsten Bedeutung verstanden werden, als Struktur in Raum und Zeit, als Symmetrie-Eigenschaft von Kräften …anschaulich würde man solche Strukturen wohl nie beschreiben können, schon weil sie gar nicht so eindeutig in die objektive Welt der Dinge gehören. “
In diesem Sinne ist auch das Bohr` sche Atommodell als Allegorie über die Stabilität der Materie zu begreifen. Es jedoch wörtlich zu nehmen- gewisserweise hat es sich wörtlich verstanden in das Bewußtsein der Menschen eingeprägt,  nämlich als das Äquivalent  eines Planetensystems im Kleinsten –  ist es nicht haltbar, denn auf dieser tiefen Ebene herrschen schließlich nicht mehr die Gesetze der klassischen Mechanik. Daher sagte Bohr selber zu Heisenberg: “So wörtlich habe ich das alles nie genommen, sondern für mich war der Ausgangspunkt die Stabilität der Materie, die ja vom Standpunkt der bisherigen Physik aus ein reines Wunder ist….Wegen der Stabilität der Materie kann die Newton’sche Physik im Inneren des Atoms nicht richtig sein, sie kann bestenfalls gelegentlich einen Anhaltspunkt geben. Und daher wird es auch keine anschauliche Beschreibung der Struktur der Atome geben können, da eine solche -eben weil sie anschaulich sein sollte- sich der Begriffe der klassischen Physik bedienen müßte, die aber das Geschehen nicht mehr ergreifen. Sie verstehen, daß man mit einer solchen Theorie eigentlich etwas ganz Unmögliches versucht. Denn wir sollen etwas über die Struktur des Atoms aussagen, aber wir besitzen keine Sprache, mit der wir uns verständlich machen können.”

 

Seinsminderung, neuplatonisch

Emanation wird mitunter als “Modell einer Schöpfung” bezeichnet.
Wie aber kommt es neuplatonisch zum Eintritt ins Werden?
“Es ist ein Sich -Neigen der Seele, welches ein Beleuchten des Unteren ist.” Dieses Beleuchten ist ein aktiver Akt, der Sehvorgang selbst ist defizitär und  in seiner Defizienz formbildend
“Die körperhaften Dinge sind Ausdruck der Bestimmtheit der Ideen” .
“Das geistige Erkennen ist unser in dem Sinne, daß die Seele geistig erkennend ist und das geistige Erkennen ein stärkeres Leben ist, sowohl wenn die Seele geistig erkennt, als auch wenn der Geist seine Aktivität auf uns richtet. Denn auch er ist ein Teil von uns, und wir werden zu ihm aufsteigen. “
(Plotin, “Was das Lebewesen und was der Mensch ist”)
Insofern ist Schöpfung also prinzipiell als entgegengesetzter Prozeß zum eigentlichen ‘In der Wahrheit Sein’ zu verstehen. Veräußerung zum Unteren ist Akt des mangelnden Erkennens und der geminderten  Verbundenheit mit den geistigen Prinzipien. Anders als bei den Gnostikern ist hierzu keine vermittelnde oder abschirmende  Instanz vonnöten, sondern das Moment der Verminderung ist alleine von der Hypostase selber her determiniert, die sich sozusagen selber verliert und in eine Vielheit verstreut hat (nämlich durch die Defizienz der Betrachtung durch die Seele selbst). Insofern steht der Neuplatoniker  in der Eigenverantwortung des Sich Selbst abgegeben Habens – räumliche Ausgedehntheit ist dabei außereinanderseiende Vielheit in ihrem dadurch geminderten Seinszustand gleichsam einer Abstrahlung und in diesem Sinne auch (relativ) unwahr. Plotin gibt dem Menschen hier aber prinzipiell  die ganze Macht, die volle Adelung der Seele zurück. Er hat sich selber gemindert –  und er kann sich selber wieder  befreien und aufsteigen
“Die hiesigen Sinneswahrnehmungen sind abgeschwächte geistige Erkenntnisse und die dortigen geistigen Erknntnisse sind klare Sinneswahrnehmungen.” (Plotin, Existenz einer Vielheit von Formen)
 “Das reine Sehen ist das Sehen der Ideen selbst, befreit von ihrer Darstellung im Sinnlichen: das Leben des Geistes. Der Geist, das Sein der Ideen, gibt demjenigen, der zu ihnen aufblickt, das wahrhafte Sehen dessen, was wahrhaft ist, das Vermögen, das Leben zu steigern und selbst das zu werden, was er sieht: das Leben des Geistes. Dort sieht der Blick nur Leben, da ja auch das, was hier das Sterbliche ist, der Körper, als Idee unsterblich ist.” (Volkmann Schluck über Plotin)

 

Plotin, Synchronizität

Über die Seele bei Plotin:
1. “Die Art und Weise, wie die Seele sich selbst offenbar wird, ist wesentlich bestimmt durch den Charakter dessen, auf was sich ihr Denken richtet.
Das Hinausgehen über das durch die Sinne Gegebene ist ein Zurückblicken auf den Nous, d.i. ein Hineinblicken in sich selbst.” (Volkmann-Schluck)
(Daher auch sinnlos das Ansinnen der Theisten: die Devotion)
Aber auch:
2. “Das In-sich-selbst-Ruhen im Innesein der eigenen Gedanken ist überhaupt keine Möglichkeit der Seele als Seele, deren Denkintention bei ihrer zurückgewandten Hinblicknahme auf die Noemata (Denkgegenstände) nicht auf ein thematisches Erfassen des Noeton (des Geistigen) geht, vielmehr steht ihr noetisches Sehen in dem Dienst des Erfassens der Sinnesgegenstände, so daß ein ständiges nach außen gewandtes Unverweilen die entscheidende Bestimmung für sie ausmacht.” (Volkmann-Schluck)

Um vor  diesem Hintergrund das Phänomen der Synchronizität erklärbar zu machen, das oft als die Zusammenkunft eines Gedanklichen mit einem darauf passenden äußeren Ereignis zu  beschreiben ist, können Satz 1 und 2 folgend verstanden werden: Der gedankliche Fokus als solcher ist eine formende Akkumulation und ein Zusammenzug im Unbestimmten zum (geistig) Bestimmten. Hierbei drängt dieser Inhalt aber eben durch das seelische “Unverweilen” im Geistigen nach Außen, da das Innesein letztlich nicht in der Möglichkeit des Seelischen liegt. Die Explikation des Gedanklichen ist als “Überlauf” in das  Unverweilen erkennbar als sinnlich erfaßbares äußeres Ereignis, das im Kontext der gedanklichen Akkumulation als Synchronizität aufgefasst wird. Die Raumzeitlichwerdung  wird also bestimmt durch eine Energetik der geistigen Akkumulation. Synchronizität kann so als  ein Korrespondierendes  von Innen- und Außendarstellung des Geistigen   in einer raumzeitlichen selbst- evozierten Erfahrung, hervorgerufen in der Wechselwirkung  seiner den verschiedenen Hypostasen zugeordneten Charakteristik erklärbar werden.