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Zur Natur der platonischen Ideen

Was ist die nähere Natur der platonischen Eide? Stehen wir vor einem abstractum, etwa auch bezeichnet als ‘die Gedanken Gottes’, oder handelt es sich um wesenhafte Form im Sinne des Wortes,  um vielheitliche Explikation auf höherer Ebene realer Existenz und Welt (Materie ist Geist ), die sich – wie gerade im späten Neuplatonismus- zu einer Ausdifferenzierung der geistigen Hypostase,  zu einem wesenhaften Konfigurationsraum  heranziehen läßt?
“Die arabisch schreibenden Gelehrten, die sich mit der Ideenproblematik befassten, hatten anscheinend keinen Zugang zu vollständigen Übersetzungen platonischer Dialoge. Sie bezogen ihre Kenntnisse aus neuplatonischer Literatur, aus der Metaphysik des Aristoteles und aus doxographischen Berichten. Der einflussreiche Philosoph al-Farabi, der in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts tätig war, schwankte zwischen der aristotelischen Ablehnung transzendenter Formen und der neuplatonischen Ontologie. In den Rasā’il ikhwān aṣ-ṣafā’ , einem enzyklopädischen Werk des 10. Jahrhunderts, wird eine Variante der Ideenlehre vertreten, in der ‘leuchtenden’ spirituellen Formen die Funktion von Urbildern aller Sinnesobjekte zukommt. Diese Formen seien für die Seele wahrnehmbar, wenn sie einen außerkörperlichen Zustand erreiche.” (Wikipedia) 
Eine wesenhafte, konkretisierende  Beschreibung kann nicht wundern, denn Wilhelm Nestle: “Es darf  nun aber nicht  übersehen werden, daß diese Idealwelt für Platon nicht nur eine Gedankenwelt ist, sondern daß sie metaphysische Existenz hat, ja daß sie die einzige wahrhaft reale Welt im Sinne eines dauernden Seins ist.” Und  C. Tornau: “Platon selbst hatte sich die Formen (die Eide) zwar keineswegs als tot und starr vorgestellt, ihre Interpretation als Gedanken aber abgelehnt.”
Sri Yukteswar´s Bericht aus der höheren Astralwelt (1936): “Das astrale Universum besteht aus feinen Licht und Farbschwingungen und ist vielhundertmal größer als der physische Kosmos. Die ganze grobstoffliche Schöpfung hänge wie eine kleine massive Gondel unter dem riesigen, leuchtenden Ballon der Astralsphäre.”
“Der Tod wird dich flach machen und dich über den Himmel und die Erde und darüber hinaus ausdehnen lassen. Und du wirst sein wie ein Nebel aus feinen Kristallen, die sich bewegen und fortbewegen.” Don Juan Matus  bei Castaneda)
Aldous Huxley:”Das ist die Art wie man sehen sollte und wie die Dinge in Wirklichkeit sind.”
Plato zum Welt-Aspekt: “In jener anderen Welt sind die Farben viel reiner und leuchtender als hier unten.”
Mein Zusatz: Das Wesen des Aufstieges ist ontologische Verdichtung  zur Wesentlichkeit und zum Wahrsein, dabei Ausdehnung und Umfassung zur Totalität, zur Einsheit. Dieser Weg führt auch in und über  höhere Welten, die konkret sind, hypostasiert sind, expliziert sind in ähnlicher (und weit anderer) Art wie unsere.

Archetypus und Eidos

C.G. Jung: ” ‘Archetypus’ ist eine erklärende Umschreibung des platonischen ‘eidos’.” “Wenn unser natürliches Erbe sich verflüchtigt hat, so ist, um mit Heraklit zu sprechen, auch aller Geist aus seiner feurigen Höhe heruntergestiegen. Wenn aber der Geist schwer wird, so wird er zu Wasser, und der Intellekt hat, in luziferischer Überhebung, sich des Sitzes, auf dem der Geist einst thronte, bemächtigt. … der Weg der Seele, die den verlorenen Vater sucht, führt darum zum Wasser, zu jenem dunklen Spiegel, der in ihrem Grunde ruht.”   (Zusatz von mir: Das Wasser meint hier also das Unbewußte.) 
Zur Bestimmung: Der Eidos ist Ausdruck des Nous in seiner Wandlung zur Vielheit (dies im Zurückblick auf das Eine).  Die Seele hingegen ist untere Hervorbringung des Nous. Insofern sind die Eide nicht explizit in der Seele, aber Seele und Eide sind  aus der selben Substanz, hypostasieren beide aus dem Geist.  Die Eide stehen dabei über der Seele. Während der Nous  die geistige Vielheit (die Ideen) und so das eigentliche Wesen des Seienden  konstituiert, konstituiert die Seele mit Blick auf die in ihr enthaltenen  logoi (die wiederum auf die Eide zurückgehen) die Vielheit der Erscheinungswelt. Die Seele wird dann  in ihrer Rückwendung auf die Ideenordnung sich ihres eigenen Seins (besser: ihrer Herkunft) bewußt, indem sie  die Selbsthypostasierung des Nous als ihre Genese begreift und diesen Prozeß umkehren muß. Die neuplatonische Telosformel ‘Ähnlichwerdung mit Gott’ meint dann psychologisch die Durchwaltung der unbewußten Seelenaspekte hin  zu ihrer transpersonalen Tiefe und Ausdehnung in dieser Begrifflichkeit (die sie für die reduzierte hiesige Warte in gewisser Weise erst erschaffen muß) und darüber hinaus. In diesem Sinne wäre  der Aufgang ins Geistige eben ein Weg durch die hierarchisierte höhere Wesenhaftigkeit  des (eigentlichen) Selbst und Seins  und darin ein ständiges Überschreiten bzw. Integrieren zum Nächsthöheren und  zum Einenden. Die hierin residierende  Unbestimmtheit oder Transzendierung  unserer raumzeitlichen Begrifflichkeit hat  C.G. Jung genau gesehen:
“…denn was nach dem Tode kommt, ist unerwarteterweise eine grenzenlose Weite voll unerhörter Unbestimmtheit, anscheinend kein Innen und kein Außén, kein Oben und kein Unten, kein Hier und kein Dort, kein Mein und kein Dein, kein Gutes und kein Böses. Es ist die Welt des Wassers, in der alles suspendiert schwebt, wo das Reich des ‘Symphatikus’ der Seele alles Lebendigen, beginnt, wo ich untrennbar dieses und jenes bin, wo ich den anderen in mir erlebe und der andere als Ich mich erlebt. Das kollektive Unbewußte ist alles weniger als ein abgekapseltes, persönliches System, es ist weltweite und weltoffene Objektivität. Ich bin das Objekt aller Subjekte in völliger Umkehrung meines gewöhnlichen Bewußtseins, wo ich stehts Subjekt bin, welches Objekte hat.”
Flankierend zur  Erklärung, daß es sich hier um weit mehr als eine Symbolsprache, ja  nicht weniger als um eine sprachliche Annäherung an eine höhere existente Formenhaftigkeit handelt, nur ein Schlaglicht auf die schamanische Empirie des Don Juan Matus: “Ich veränderte meine Augen um zu sehen, wie sein persönliches Leben sich auflöste und sich unkontrollierbar über seine Grenzen hinaus ausdehnte, wie ein Kristallnebel; denn so ist es, wenn Leben und Tod sich verbinden und ausdehnen. So verhielt es sich, als mein Sohn starb.”

John Bennett, Transformation

“Um John Bennetts Leistung zu verstehen, muss man die Einsicht G.I. Gurdjieffs anerkennen, welcher nachdrücklich betonte, dass der Mensch völlig blind geworden sei für das, was wirklich ist. Bennett, der leicht eine brillante Zukunft als Wissenschaftler hätte haben können, wurde ein Lehrer der Ideen Gurdjieffs und Ouspenskys von der Transformation des Menschen. Er glaubte, dass eine Lehre des Lebens verloren geht, wenn nicht ständig neue Einsichten gefunden werden, die ihre Bedeutung erneuern.“ “Bennetts Nachfolger und Anhänger sehen seine Bedeutung jedoch nicht so sehr darin, dass er zu einem unabhängigen Exponenten von Gurdjieffs Ideen wurde, sondern dass er es verstand, an dem Gebäude von Gurdjieffs Lehre und seinen Methoden weiterzubauen.” (Wikipedia) 
Im folgenden Kernsätze  zum transformatorischen Lebens-Ansatz Bennets im Original-Wortlaut:
“Wir sollten Transformation als etwas betrachten, das hier und jetzt passiert.”
LERNEN
-Psychologen und Pädagogen geht es darum, Störungen zu beseitigen und ‘normale Leute’ zu produzieren. Das ist ausgezeichnet; aber es stellt sich oft heraus, daß Normalität nur dann erreicht wird, wenn das Ziel höher als ‘bloße’ Normalität gesetzt wird.
-Wissen bringt Ordnung und Richtung in unser Leben, aber als solches transformiert es uns nicht.
-Solange man die Freude am Lernen in sich lebendig hält, bleibt man jung. -Verifiziere, bevor du etwas übernimmst.
-Betrachte nie etwas, das du gelernst hast, als endgültig.
-Vergleiche anzustellen, ist nützlich.
– Übe Unparteilichkeit, laß dein Urteil nicht von Zuneigung und Abneigung beeinflussen. Dennoch mußt du deinen instinktiven Reaktionen volles Gewicht geben. Diese gehen oft tiefer als deine Gedanken.
INNERER KAMPF
-Vergiß nicht, daß du nur innerhalb deines eigenen gegenwärtigen Augenblicks kämpfen kannst.
-Organisiere deinen Kampf.
-Gebrauche deine Unterscheidungsfähigkeit.
-Beharrlichkeit wird erreichen, was mit Gewalt nicht erreicht werden kann. Steter Tropfen höhlt den Stein, ein Wolkenbruch hinterläßt kaum eine Spur.
– Habe keine Angst, zu kämpfen.
-Vergiß nicht, daß Kampf in der Gegenwart der Schlüssel zum Glück in der Zukunft ist.
-Halte dich nicht damit auf, Versagen zu bedauern.
-Dein Körper ist unwissend, sei gerecht zu ihm, deine Gefühle wechseln, verlaß dich nicht auf sie.
-Vergiß nie, daß kein anderer deinen Kampf für dich führen kann.
OPFER
-Ein Opfer, das als solches ersichtlich wird, ist kein wahres Opfer. -Gelegenheiten für Opfer entstehen ständig, aber es macht ihr Wesen aus, daß man sie nicht bemerkt.
-Das Mysterium des Opferns liegt darin, daß es äußerlich als Zeichen der Schwäche erscheint, sich jedoch als das Gegenteil herausstellt.
-Das Wesen des Opfers ist die Entscheidung.
-Ich wiederhole, daß wir nicht auf eine Gegenleistung hoffen dürfen, wenn wir opfern. Jede Hoffnung auf Belohnung, die sich in ein Opfer einschleicht, zerstört seinen Wert.
-Die Frucht des Opferns ist die Freiheit.
-Opfere nicht auf Kosten von anderen.
-Verbirg dein Opfer vor anderen.
– Entdecke deine Abhängigkeiten und frage dich, ob du bereit bist, irgendeine davon zu opfern
HILFE
-Das Wesen der Hilfe besteht darin, etwas Kostbares hereinkommen zu lassen.
-Es gibt Hilfe in Form von psychischen Energien, die von einer Person auf die andere übertragen werden.
-Schließlich gibt es höhere oder spirituelle Hilfe. Sie wird Gnade genannt. -Gegenwart von Menschen, die Transformation erreicht haben oder auf dem Wege dazu sind. Sie werden gemeinhin Heilige genannt.
-Der Besuch von Orten, an denen intensive Transformation stattgefunden hat. Das sind heilige Orte oder Heiligtümer.
-Die Hilfe, die ein Lehrer seinen Schülern gibt.
-Besondere Rituale oder Zermonien, in denen die Übertragung geschieht. Sie werden Initiation oder Einweihung genannt.
-Spontane und erklärliche Hilfe.
-Hilfe, die uns in Momenten äußerster Verzweiflung zukommt.

Progression und Gleichzeitigkeit

“Um die Jahrhundertwende behandelten die Impressionisten Licht als eine reine Kraft, die Formen hervorruft und wieder auflöst und in ihre elementaren Bestandteile der Empfindungen zerlegt werden kann, die logische Ausweitung dieser Arbeit war der Pointillismus, der die ganze Natur auf Farbpunkte oder Farbquanten reduzierte. Einige Jahre später wurde in der Physik derselbe Gedanke formuliert – die Quantentheorie des Lichts und der Materie von Planck und Einstein.
Ruhen solche Konzepte und Einsichten in irgendeiner verborgenen, symbolischen Form im Unbewußten? Oder kann man sich ihnen in der Natur nähern, nicht direkt, aber in irgendeiner versteckten Weise, die dann über die Sprachen der Kunst, der Literatur, der Musik oder der Wissenschaft entschlüsselt werden muß ? Die vielen Beispiele gleichzeitiger Bewegungen des Denkens und Fühlens sowie die Ideen unverbundener Gruppen über die Grenzen von Disziplinen hinweg lassen vermuten, daß hinter diesen Gleichzeitigkeiten und Synchronizitäten ein tieferer Sinn liegt.’

Tatsächlich ist dieser  Sinn leicht benannt, denn:  
Die Weltgeschichte ist die Auslegung des Geistes in der Zeit. Dieser Hegel zuzuordnende Gedanke wird vorher prinzipiell schon im Neuplatonismus entfaltet,  meint eine Zeitachse der Progression des Emanierten zur Zurückkehr zu sich selbst in seiner Ur-Einheit; insofern handelt  es sich innerhalb der Vielen, die  zu ähnlicher Zeit inkorporiert sind,  um die Teilhabe an der selben Seelensubstanz auf verwandtem Stand, eben auf dem Stand einer sinnhaften geschichtlichen Zusammenheit und Ausgerichtetheit zum  höheren Zweck.
Über den neuplatonischen Zeitbegriff: “Die Ewigkeit des überzeitlich Seienden ist als eine Art von Leben aufzufassen. Hier versteht Plotin unter „Leben“ die Selbstentfaltung eines einheitlichen Ganzen (des Nous) in die Vielheit seiner Elemente (der Ideen). Dies bedeutet aber keine Aufspaltung der Einheit, denn die Elemente verbleiben in der Einheit des Ganzen. So wie die Ewigkeit auf der Selbstentfaltung des Nous, basiert die Zeit auf der Selbstentfaltung der Seele. In der Zeit tritt die Einheit des Lebens der Seele in eine Vielheit auseinander, deren Elemente durch den Zeitfluss voneinander getrennt werden.
Damit wird für die Seele das Ineinander der Ideenwelt zu einem geordneten Nacheinander einzelner Ideen –
die Seele verzeitlicht sich.]Als Bestandteil der geistigen Welt gehört jede einzelne Seele eigentlich der ewigen Einheit des Geistigen an, doch ihr naturgegebener Wille zu einem Eigendasein ist die Ursache ihrer Vereinzelung. Da diese Vereinzelung als Abtrennung von der Ganzheit des Seins notwendigerweise eine Verarmung ist, besteht in der Seele der Impuls zur Beseitigung dieses Mangels an Fülle. Zeitlich ausgedrückt heißt das Rückkehr in die Einheit.”
(
Wikipedia)

Zum Wesen der Synchronizität

“Synchronizitäten … öffnen die Schleusentore zu den tieferen Schichten des Bewußtseins und der Materie, die für einen schöpferischen Augenblick den Geist überfluten und die Teilung zwischen dem Inneren und dem Äußeren heilen. Etwas Ähnliches mag in dem eine Rolle spielen, was der Psychologe Abraham Maslow als ‘Gipfelerfahrungen’ bezeichnet hat: plötzliche ekstatische Momente großen Glücks, großer Ehrfurcht und eines Gefühls der Einheit, das zu heiterer Gemütsruhe und Beschaulichkeit führt. Synchronizitäten, göttliche Offenbarungen, Gipfel- und mystische Erfahrungen sind Fälle, in denen Kreativität die Schranken des Selbst durchbricht und dem Gewahrsein erlaubt, das ganze Reich des Bewußtseins zu durchdringen.”
“Solche Erfahrungen setzen Sinn, Energie und Kreativität in erheblichem Ausmaß frei und vermitteln eine Ahnung von der völligen Umwandlung, die für das Individuum wie für die Gesellschaft möglich ist.”

Die Synchronizität kann in gewisser Situation und  Qualität tatsächlich einem Gipfelergebnis gleichkommen. Allerdings ist hieran auch die Möglichkeit trügerischer Schlüsse gekoppelt. Die Koinzidenz  rankt nämlich oftmals  um ihren eigenen Sinn, der Inhalt  ist ihr dabei sekundär. Eine tiefere  Sinnhaftigkeit  bietet sich zwar umso mehr als  Auslegung an, je vermeintlich bedeutungsvoller das Angesprochene bzw. Affimierte angesehen werden kann , der Topos der Synchroniziät ist aber tatsächlich viel eher  wesenhaft beliebig und kann eben oft genug das Allerprofanste und Unwichtigste oder Banalste duplizieren. Insofern besteht hier noch kein echter Hinweis  zur Sinnverstärkung der auftretenden topoi über die Betonung dieses Inhaltes, sondern vielmehr  handelt es sich hier offensichtlich eher um sehr deutliche Hinweise auf die affirmative Kraft des Geistigen als solche, um dessen schöpferischen Aspekt seiner  gedanklichen Fokussierung. Der gedankliche Fokus  (der oftmals nur nebensächlichen Charakter einnehmen kann) bedingt (?) dabei ein Zweites, das zu ihm passt und räumlich entfaltet ist. Das Schwierige hieran ist unter anderem, daß das Zweite ja nicht aus einem Leeren, Akausalen entspringt, sondern selber das Ergebnis eines autarken Handlungsstranges  repräsentiert (wie eine Person etwa, die zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort auftaucht.) Hier wird das Zeit- und Kausalverständnis insofern transzendiert, als es sich um zwei unabhängige Kausalitäts-Ketten handelt, die  an einer gewissen Stelle aufeinander treffen, sich verschränken, ohne offensichtlich die geringste gemeinsame Herleitung zu teilen.  Insofern ist es hier schwierig, von Verursacher und andererseits passiv Koninzidierendem zu sprechen. Die  Resonanz auf das Gedankliche, die zur Koinzidenz zweier individuierter, ‘autarker’ Kausalitäten führt, folgt also offenbar einer  ganz eigenen bzw. anderen (kausalen) Herleitung, als unsere Vorstellung von Kausalität sie bereitstellen kann. Eine mögliche Auflösung für dieses Problem liegt etwa in einer  transpersonalen Sichtweise, wie sie der  Neuplatonismus anbietet:
“Die Selbigkeit von Denkendem und Gedachten macht in der Weise das Wesen des Nous aus, daß das Sein des Denkenden nichts anderes ist als das Sein des Gedachten, als das der Nous wirklich denkend ist.”
“Als wesenhafter Geist vernimmt er das wesenhaft Seiende und BRINGT ES INS SEIN. Er ist also das Seiende. Er vernimmt im Vernehmen des Seienden nichts anderes als sein eigenes Sein.” “Sein Denken ist ein Sich-selbst-vor-sich-selbst-bringen.” (Volkmann -Schluck)

 

Peat, Kernsätze zur Synchronizität

Kernsätze David Peat

(1) “Die Essenz einer Synchronizität liegt darin, daß das entsprechende Muster für den, der es erfährt, einen Sinn oder Wert besitzt.”

(2) “Synchronizitäten spiegeln unsere geistigen, inneren Prozesse wider und nehmen dabei die Form äußerer Manifestationen an.”

(3) “Die Aktivierung der Kräfte des Unbewußten können das Auftreten von Synchronizitäten besonders begünstigen.”

(4) “Kausalität und Synchronizität widersprechen sich nicht, sondern sind zwei verschiedene Wahrnehmungen derselben zugrunde liegenden Wirklichkeit.”

(5) “Synchronizitäten entwickeln sich zu Mustern, die durch Zufall aus einem allgemeinen Hintergrund von Zufällen und Möglichkeiten entstehen und für die Person, die sie erfährt, einen tiefen Sinn erhalten. Oft geschehen diese Zufälligkeiten an kritischen Punkten im Leben eines Menschen und sind so zu verstehen, daß sie die Samen für sein künftiges Wachstum erhalten. Man könnte deshalb sagen, daß Synchronizität auch die sinnvolle Entfaltung latenter Leistungsreserven beeinhaltet.”

(6) “Synchronizität wirkt als Hinweis auf den Sinn, der in einem individuellen Leben, einer Beziehung oder in einem historischen Augenblick verborgen ist.”

(7) “Die besondere Eigenart der Synchronizität liegt darin, daß sie gleichzeitig ein einzigartiges, einmaliges Ereignis und die Manifestation einer universellen Ordnung darstellt. Eingebettet in den zeitlichen Augenblick, zeigt eine Synchronizität ihr transzendentes Wesen. In dieser Beziehung zwischen der transzendenten und der zufälligen Anordnung geistiger und physischer Ereignisse liegt die numinose Bedeutung der Synchronizität.”

(8) “Synchronizitäten haben ihren Ursprung in den Verknüpfungen geistiger und physischer Geschehnisse, die für den, der sie erfährt, ein starkes Gefühl für ihren SInn beinhalten.”

(9) “Synchronizitäten haben ihren Ursprung in einem Grunde, der jenseits bestimmter Wissenskategorien liegt und der sich allen Versuchen widersetzt, Grenzen zu ziehen oder geistige Trennlinien zwischen den besonderen Erfahrungsbereichen aufzustellen.”

(10) “Es ist außerordentlich schwer, der vollen Bedeutung der Synchronizität gewahr zu werden.”

(11) “Eine Synchronizität ist ein Ursprung, ein schöpferischer Augenblick, in dem sich das Ordnungsmuster im Leben eines Menschen, wie es sich in die Zukunft erstreckt, zeigt.”

(12) “Wenn man Geist und Materie nicht als zwei Aspekte eines einzigen Ganzen behandelt, dann wird es schwierig sein, im Verständnis des Wesens der Synchronizität voranzukommen.”

(13) “Die wahre Botschaft der Synchronizität lautet, daß wir für neue Perspektiven aufgeschlosssen sein und dem Geist sein volles schöpferisches Potential einräumen sollen.”

(14) “Wir können eine Synchronizität als einen Mikrokosmos ansehen, der die Dynamik des Makrokosmos widerspiegelt, während er sich gleichzeitig in die geistigen und materiellen Aspekte im Leben eines Menschen hinein einfaltet.”

(15) “Eine Synchronizität wirkt wie ein Spiegel, ein Spiegel, in dem das ständige Ein-und Entfalten des Universums aus seinem Grunde reflektiert wird.”

(16) “Sie Synchronizität ist ein Bild der kreativen Quelle, denn innerhalb ihres zeitlosen Augenblicks dehnt sich das Gewahrsein über die Gesamtheit von Bewußtsein und Materie aus und erzeugt ein tiefergreifendes Identitätsgefühl. Aus diesem zeitlosen Augenblick fließen die Ereignisse und die Muster der Synchronizität; sie erstrecken sich über die künstlichen Unterschiede zwischen Geist und Materie, Selbst und Körper, Individuum und Gesellschaft, Gesellschaft und Natur. Synchronizität ist deshalb ein Hinweis auf eine viel größere Umwandlung, ein Hinweis auf ein kreativeres Leben, in dem das Selbst seinen angemessenen Platz innerhalb des Bewußtseins einnimmt.”

(17) “Die Synchronizität läßt uns erkennen, daß wir unser Leben und unsere Zivilisation auf eine Illusion gegeründet haben: die Illusion, daß das Selbst die letzte Wirklichkeit ist, daß das Werden wichtiger ist als das Sein,daß der zeitweilige Fortschritt bedeutsamer ist als die unendlich subtileren Zeitordnungen, die mit der Ewigkeit verschmelzen, und daß die oberflächliche Realität der Dinge gewichtiger ist als die ihnen zugrunde liegenden verborgenen Ordnungen.”

 

Jaspers, Aufkläricht

Karl Jaspers: “Die Liberalität ist im Bunde mit der Aufklärung, aber mit der echten Aufklärung als der unaufhaltsamen verantwortlichen Bewegung der Vernunft, ohne je vollendet zu sein, nicht mit der falschen Aufklärung als vermeintlicher Vollendung des Bescheidwissens mit rationalen Mitteln. Die schlechte Aufklärung gibt es geschichtlich zu allen Zeiten. Sie ist in der Tat der Unglaube, der seinen festen Boden in Rationalitäten abergläubisch zu haben meint.”

“Aufklärung = Unvollendete Bewegung der Vernunft.”

“Aufklärung des Bescheidwissens (Aufkläricht) …und Liberalismus als intolerante Verabsolutierung eines vermeintlich endgültigen Verstandeswissens von der Freiheit und der Gleichheit aller Menschen, die in der Tat den beliebigen Triebhaftigkeiten Raum gibt.”

Dieses Wort von Jaspers kann nicht hoch genug angesehen werden. Es antizipiert gerade  einen Mangelzustand der heutigen gesellschaftlichen und politischen mentalen Verfasstheit.
Die wachsende Intoleranz ‘der Überzeugten’ (die sich gerne Rationalisten und Atheisten nennen)  liegt an der (aus ihrer Sicht nötigen) Verabsolutierung der Prämissen als Ersatz einer göttlichen Herleitung für den  im raumzeitlich begrenzten (weltlichen) Zustand als unbegrenzt erfühlten Emanzipationswunsch. In diesem Kontext läßt sich mit Peter Strasser treffend von einer  Immanenzverdichtung sprechen. Problematisch zeigt sich die Verstetigung einer anti-metaphysischen Sicht, die auf einem überkommenen physikalischen Weltbild beruht, das noch immer wie selbstverständlich  zur Absicherung vorausgesetzt wird, obwohl es im Grunde lange obsolet ist.  Der Physiker R. Millikan sagte bereits 1932 : „…der dogmatische Materialismus in der Physik ist tot.”  Und doch  ist es bisher nicht gelungen, in  einer Zeit der wohlgenährten weltanschaulichen Selbstgefälligkeit wie unserer -die sich besonders in der Dominanz ihrer Wortführer wie deren Torso-haften Gedankenwelt äußert –  nur im Ansatz ihre (Pseudo-) Legitimationen abspenstig zu machen. Von theologischer Seite kann dies nicht (mehr)geschehen, weil man ihre Lehren  als   Schatten vergangener, verlorener Ansprüche wahrnimmt, hingegen (Post-Planck’sche) wissenschaftstheoretische Aussagen diffundieren nicht breit genug in ein öffentliches Bewußtsein, das zudem noch zunehmend der massenmedialen positiven Zeichnung  regressiver Theismen ausgesetzt wird. Hier kommt es zu einer Liaison von ‘Bescheidwissen’ als Ausweis eines anmaßenden Wissenschaftsglaubens und anderseits aber zu einem Toleranzvorschuß für rigide religiöse Systeme, die mentalitätsgeschichtlich für den Westen eigentlich nicht (mehr) in Frage kommen.  Beide hemmen etwa in radikaler Weise  die Proklamation Hegels, nach der “Geschichte als Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit in der Verwirklichung der substanziellen Vernunft” bedeutet.
Ein Satz, ein Anspruch, der heute so verloren scheint wie die Zeit, in der er formuliert wurde.

 

Jaspers, Verstehen des Verstandenen

Karl Jaspers: “Was wir in den Wissenschaften als Verstehen dem Erklären gegenüberstellen, ist also dieses Verstehen des Verstehens selber, ist im Besitze seiner selbst und des Verstandenen; das Verstehen des Verstandenen ist im Blick auf jene Wirklichkeit ihr selbst in der Blässe der eigenen Wirklichkeit fern. Das ursprüngliche Verstehen entscheidet gut und böse , wahr und falsch, schön und häßlich; das Verstehen des Verstandenen steht dem in einem Abstand der eigenen Unverbindlichkleit gegenüber und unterscheidet nur richtig und unrichtig im Treffen oder Nichttreffen des einst in der Wirklichkeit gemeinten Sinns. Das ursprüngliche Verstehen vollzieht in jedem Augenblick Wertungen, das Verstehen des Verstandenen suspendiert die eigenen Wertungen, je richtiger es wird (Max Weber).”

Mit dem Gesagten läßt sich -neben seiner Relevanz bezüglich gegenwärtiger systemisch geförderter  Unverbindlichkeiten – auch trefflich ein Problem spirituellen Lebens und besonders der theistischen Tradition beleuchten. 
Spiritualität, Zugang zum Mythischen heißt mitten darin sein, darin teilhaftig leben und ‘es selber sein’. Nachfolge als Verstehen in sekundärer Art eröffnet aber keine Teilhabe, im Gegenteil, zwingt den Menschen zu einem Nachvollzug einer Übersetzung -denn hier ist das Verstandene nicht mehr in Deckungsgleichheit zu bringen mit einem schlichtem Wissen, sondern nur mit verstehendem Eigenvollzug. Verstehen des Verstandenen wäre hier ein  Verstehen einer Erklärung über ein anderes Medium, als wolle man die Eigenschaft des Wassers von Außen beschreiben,was möglich ist, aber keinen Eindruck seiner Beschaffenheit gewährt. John G. Bennett sagt: “Wissen ist der Inhalt meines mind, aber Verstehen ist die Gestalt meines Willens. Mein Verstehen ist Besitz meines Ich. Wenn irgendetwas, das ich in meinem Leben gelernt habe, nach meinem Tode bleibt, dann ist es mein Verstehen, nicht mein Wissen. Wissen kann von einer Person auf die andere übertragen werden, nicht jedoch Verstehen.”
Insofern gibt es wohl  ein “Richtiger-Werden” in der Außensicht, gerade beim spirituellen Vollzug liegt aber die Bedeutung aller Aussage in der persönlichen Erfahrung, diese definiert gar das  zu Erfahrende und setzt oder kreiert erst ihre Richtigkeit – ist  dabei Ausdruck der sinnhaften ,verstehenden Biographie, hieran gekoppelt  erscheinen auch  Wille und Freiheit in ihrer besten Bedeutung: Finde deinen Auftrag und lebe ihm gemäß!  Einmal mehr handelt es sich um einen zutiefst lebensphilosophischen Ansatz: Spiritualität, echtes Philosophentum fordert und verändert die ganze Person, das ganze Selbst; sie erschöpft sich keineswegs im Sprechen über einen Gegenstand. (Nach C. Tornau)  Konkreter: Sinn besteht dann in der Rückführung des ausschnitthaften Selbst auf die Gesamtheit des Seins  (im Selbstein der  raumzeitlichen Biographie). Insofern suspendiert das Verstehen des Verstandenen nicht die eigene Wertungen, sondern das Verstehen suspendiert das Verstehen des Verstandenen von jedem Anspruch seiner gültigen Proklamationsfähigkeit.

 

 

Jaspers, das Mythische

Karl Jaspers: “Nicht Vernichtung, sondern Wiederherstellung der mythischen Sprache ist der Sinn. Denn sie ist Sprache jener Wirklichkeit, die selber nicht empirische Realität ist, der Wirklichkeit, mit der wir existentiell leben, während unser bloßes Dasein sich ständig an die empirische Realität verlieren will, als ob dies allein schon die Wirklichkeit selber sei. Das Recht zur Entmythologisierung hat nur der, wer die Wirklichkeit in der Chiffresprache des Mythischen um so entschiedener festhält.”
Zum Einen: Jaspers weißt hier zurecht auf eine  fundamentale Anmaßung unserer Zeit  hin, die tatsächlich die Gleichsetzung des empirisch Erfahrbaren mit der Realität selber voraussetzend eine ontisch verengende Agenda und Daseinsdefinition betreibt. Dies ist gerade Vermächtnis der Metaphysik-Kritik wie der positivistischen und wissenschaftsabhängigen Denkart, ebenso aber der christlichen Trennung in die zwei Reiche, die der Schöpfung keinen Jota ihres ontischen  Wirklichseins  abzusprechen bereit war und sie gerade so  zu einer  antitranszendenten Gegenwelt vergrößerte.  Und: Die Wissenschaft seit Planck selber hat es versäumt -wohl auch weil eher  selten eine Gesamtschau über ihre naturphilosophischen Implikationen versucht wurde- , ihre fundamentalen Aussagen über die mitwirkende Rolle des Beobachters, des Subjektes an den empirischen Prozessen über die Objekte, über seine apriorische Position zur Welt als natura naturans herauszustellen. ‘Wissenschaftsglaube’ wird dann ein treffender Anwurf, wenn Wissenschaft in ihrem inhaltlich veralteten Sinne verstanden wird und  dabei also den dynamisierenden Vorgang  einer fortwährenden Falsifizierung unterläßt, sich in der Statik ihres Wahrheitsbegriffes dem Impetus der Offenbarungsreligionen  annähert.
Die Progression der bewußten  Kenntnis über die Dinge meint zwar zugleich eine  Entmythologisierung, in dem sie die Sprache oder Chiffre eben  ändert und konkretisiert (jedes Symbol ist Vergröberung, ist ein Verlust am Detail und Gehalt),  nämlich zu ihrem wahren Inhalt hin, der so also in die Nähe rückt  und nicht  in seinem In -Ruhe-Gelassen-Werden, im seinem Entrückt-Bleiben als Mythos im Jaspers’ schen  (bzw. im allgemein hergebrachten) Sinne verharren kann.  Wird aber das Unerklärte erklärbar, führt dies nicht zur Entzauberung , sondern im Gegenteil zur Überführung der Profanität des Daseins in das Numinose.  Jaspers hingegen ist meines Wissens bemüht , einen numinosen Raum fernab der menschlichen Begehrlichkeit und Erreichbarkeit zu bewahren (was  eine Denkart in theistischer Tradition offenbart).

Und weiterhin: Ist ‘Mythos’ alleine schon ein sich selbst legitimierender Begriff ? Welcher Mythos hat eine Berechtigung als Mittler tieferer Wahrheit, welcher Mythos hingegen ist – etwa politisch oder gesellschaftlich unter Zwang vestetigte Kolportage (des Falschen)-, ist ohne Belang, ohne Zeitlosigkeit (ist zeitlich und örtlich gebunden und geschichtlich obsolet), ist eigeninteressegeleitet,  machtheischend, betrügerisch, legitimatorisch usw?

 

Ken Wilber – Nirmanakaya

Ken Wilber schrieb 1981 zur Konzeption einer Einheit des grobstofflichen Bereichs (er nennt dies das nirmanakaya-Zeitalter): “Man wird in der Technologie ein geeignetes Hilfsmittel zur Transzendenz und nicht einen Ersatz dafür sehen; Massenmedien und drahtlose Telekommunikation sowie neuartige Verbindungen zwischen Mensch und Computer werden als Vehikel eines vereinigenden Bewußtseins genutzt werden. ”
Aus seiner Zeit heraus – mindestens 15 Jahre vor der Etablierung des  Internets –  eine erstaunliche (technische) Voraussicht. Die angesprochene Bewußtseins-Implikation kann indes von monistischer oder idealistischer Warte nur wenig überraschen, denn was Wilber hier anbahnt, meint eine bedeutsame Facette  gnostischer Aufwärtsbewegung, die ihrer Lagerung im Progressiven und  Zukünftigen gemäß, technischen und eben zugleich  auch ontisch verbindenden Charakter aufzuweisen hat. Bewußtsein und Technik (Technik als sichtbare Hervorbringung des Bewußtseins) korellieren auf selbstverständliche Art, insofern ist ein technisches Niveau Zustandsbild der die Welt umfassenden bewußtseinsevolutorischen Möglichkeit und deren kollektiver Verwirklichung, die sich  durch den grundlegenden Fortschrittsimpetus im Menschen selber ständig vorantreibt.  Technik, obwohl sie dem Geist sekundär ist, gewinnt dabei eine gewichtige Rolle, denn sie  untermauert, verstärkt  und demokratisiert bzw. globalisiert einen Prozeß zur Bewußtwerdung und zur Kenntnis und Durchdringung (des Numinosen). Auf dem langen Weg der Rückexplikation ist der von Wilber angesprochene Aspekt der Vereinigung nicht fern der Proklamation Johann Gottlieb Fichtes, daß sich das Menschheitsgeschlecht zukünftig zu einem einzigen Körper zusammenzufügen habe, allerdings ist diese idealistische Fügung erst in der Überwindung der kreatürlichen (grobstofflichen)  Disposition des Menschen zum Verallgemeinernden, zum Geistigen zu verorten.   Es ist selbstredend nötig, vom heutigen Standpunkt aus hier von etwas Utopischem zu sprechen.

Weiter Wilber: “Die Menschheit wird kulturelle/nationale Unterschiede als absolut akzeptabel und wünschenswert ansehen, diese Unterschiede jedoch vor dem Hintergrund eines universalen und gemeinsamen Bewußtseins sehen und daher radikalen Isolationismus oder Imperialismus als verbrecherisch betrachten. Die Menschheit wird ferner alle Menschen als eins im Geist ansehen, allerdings nur als potentiell eins im Geist, und daher jedem Individuum Anreize geben, diesen Geist hierarchisch zu aktualisieren, wodurch sinnlose und unverdiente Ansprüche begrenzt werden.”

Wilber weist hier auf einen elementaren Aspekt hin: Der Status der Inkarnationen (zeitlich und geographisch) ist nicht zufällig und  bedingt jene sozialen und  kulturellen Zusammenschlüsse, die  den Mitgliedern eine ihnen gemäße und sinnhaft zu verwirklichende  Entwicklung  ermöglichen (die in ihrem Gesamtbezug stets   transzendenten Charakter aufweist und darin  einem zu erfüllenden Auftrag gleichkommt.).  Die potentielle Anlage aller Menschen hingegen deutet zwar  auf eine letzte völlige Einheit (Einsheit), ist aber ihrem  verwirklichten Status gemäß in der Explikation sinnhaft und grundhaft nicht beisammen. Das Beisammenkommen ist insofern evolutionärer Telos, nicht aber etwas Oktroyierbares , nicht durch Sprung oder Revolution zu erzielen, denn dies würde vielmehr die verschiedenen Friktionen verstärken, somit  das zugrunde gelegte transzendente Ziel und Prinzip negieren, also gegen den Geist selbst gerichtet sein. Karl Jaspers sagt: “Nur in der Freiheit können Menschen einmütig werden.” Die Schwierigkeit liegt also darin, die Freiheit dort zu erhalten, wo sie prominent auftritt, da sie sich hier überhaupt erst -annähernd singulär- entwickeln konnte – und wenn dies auch auf restriktiv Weise geschähe – um sie dann-wiederum in Freiheit – aus sich selbst heraus- zu mehren. Nur so kann ihr Prinzip wirken und ausstrahlen,  zu neuer Freiheit werden, denn anders würde sie ganz vergehen-um  erst wieder  in einer entfernten  Myriade  Geltung beanspruchen können.  Bevor also innere Befähigung und Wille hierzu nur sehr partiell entwickelt und vorhanden sind, ist der forcierte Versuch der  Einigung umgekehrt  ein Weg in den Verlust, in die Dekonstruktion des Erreichten, muß so in eine  Abwärtsbewegung  epochalen Ausmaßes münden.