Category Archives: Philosophisches

Viele Welten

Eine Konsequenz der Stringtheorie  ist die Einführung von mehreren Zusatzdimensionen und parallel existierender Universen (oder Welten) in unser gewohntes (vierdimensionales)Seinsverständnis. Um diese quantitativ darzustellen, müsste man nach Berechnungen mindestens von einer Zahl mit tausend Nullen ausgehen, was einer Weltenzahl gleichkäme, die der Anzahl der Atome in unserem Universum (!) entspräche. Diese völlig unglaubliche Menge stellt man zwecks Übersicht auch ab und an in einem dreidimensionalen „Berg-und Tal“-Diagramm dar. Nach meinem Verständnis aber ist eine Veranschaulichung dieses Bildes durch ein Landschaftsrelief eher irreführend, da ja alle Welten parallel und gleichzeitig sind, wie der zeitgleich gedachte Abgriff erklingender Töne einer (hypothetischen) einzigen Saite. Daß ja ebenfalls unser eigenes Selbst in dieser Unvorstellbarkeit der Möglichkeiten eingefaltet sein soll, ist eine irritierende Vorstellung einer mannigfaltigen gleichzeitigen Individualität und zieht automatisch die Frage nach sich, warum dann immer nur diese eine, unendlich wenige/ausgeschnittene Welt wahrgenommen wird, in der „wir sind“? Aber vielleicht gibt es adäquate Parallelwahrnehmungen in den Myriaden dieser anderen Zustände, die nicht in der Addition und Komplettierung ein Ergebnis finden, sondern im Gegenteil zu einem (überindividuellen)Seinskomplex multiplizierter, ja transpersonaler, letztlich dann antipersonaler Zustände (gleichsam einer  ewigen Aufspaltung) führen würden, von der unsere Nachbar/Paralellwahrnehmungen- „das aufgeblätterte Ich“ –  auch wenn diese Vorstellung dem allseitigen (End-)Wusch nach Vereinigung und Synthese zutiefst zuwiderläuft –für alle Zeit untereinander nie etwas erführen.

Schon wieder Christchurch

Nachdem vor fast genau einem Jahr in Christchurch/Australien ein schweres Erdbeben viele Tote und Verletze gefordert hatte und die Menschen nun dort nach langwierigem Wiederaufbau wieder begannen, neue Hoffnung und Zuversicht zu schöpfen, mußten sie genau an Heiligabend erneut in Todesangst aus ihren Häusern fliehen, weil ausgerechnet da ihre Erde wieder bebte. In einer Stadt mit dem so gottgefälligen Namen “ Christchurch“, dazu noch am Abend der Geburt des Herren, wie (bei Gott!) kann so etwas passieren? Wirkt dort etwa irgendeine Plage, eine Strafe, ein Symbol? Warum lässt Gott das zu? Oder steht er gar nicht selber dahinter? (Wenn nicht: Wo ist er dann?) Und wenn er dies nicht selber zu verantworten hat, so lässt er es zumindest (bei all seiner Allmacht) doch zu. Wer möchte hier nun noch hartnäckig von „Allgüte“ reden? Wie jeher treten hier die unlösbaren, ja entsetzlichen Widersprüche zu Tage. Paracelsus sprach davon, dass wir in der Hölle lebten, denn die Hölle sei bereits hier. Immerhin kann diese doch weltverneinende Sichtweise auf postmortale Phantasien  von Feuer und Bratrost-Torturen wohl verzichten und würde zudem einiges über unsere Zustände erklären. Wie man es aber auch immer drehen oder wenden mag: Das Wesen dieser Welt: So wie die Haut und das Fleisch das Skelett darunter verhehlen, so verhehlt die Geschäftigkeit und vitale Bewegung (was wir Leben nennen), den Untergang zum Tod  und die finale endgültige Katastrophe. Und Gott ist nicht bei uns.

Menschwerdung

Dem Mensch gefällt es natürlich sehr gut, sich als Krone der Schöpfung zu bezeichnen und sich entsprechend dominant zu gerieren. Wenn man seine Spezies aber objektiv und fast vollständig durch die ihn determinierenden (animalischen) Grund-Erfordernisse – wie Fortpflanzung  und Nahrungsaufnahme- beschreibt (worum sich prinzipiell der irdische Aufzug ja fast alleine dreht—freilich mit verschiedener Kulturleistung sublimiert), hebt er sich in der Summe kaum noch merkbar vom Säugetier ab. Eine Absetzung von dieser  verwandtschaftlichen Nähe böte aber der spinozistische Ansatz, daß der Mensch zwar sämtlichen Affekten (wie eben auch das Tier) unterworfen ist, aber im ganz entscheidenden Unterschied zu diesem darüber hinaus noch einen höchsten Affekt der „Vernunft“ kennt, der ihn dann eben einzig aus der ihn umgebenden Natur zum Aufstieg befähigen könnte. Demnach aber müsste der Mensch diesen  „Vernunft“ -Affekt erst einmal als erstrebenswert erkennen und entsprechend entwickeln wollen, um überhaupt erst in die Nähe einer verdienten Erhebung zu gelangen. Und diese gekrönte Vernunft setzte dann ja im Umkehrschluß, wegen der Beigabe zur Vernunft -nämlich der „Verantwortung“- gerade auch Achtung vor allen „unterlegenen Spezies“ voraus. Die eigentliche Menschwerdung steht also in Zukunft wohl erst noch an.

Eigener Kanon

Thematik “Glauben”: Hierzu ein Zitat des Publizisten Toni Roidl: „Und dennoch gibt es eine diffuse Sehnsucht nach Spirituellem, die konstant  wächst. Neopagane (Neuheiden) zimmern sich aus Druidentum, Walpurgisnacht und Esoterik eine Privatreligion. Aus dem Supermarkt der Glaubensbekenntnisse legt sich der Sinnsuchende Westeuropäer in seinen Warenkorb, was ihm gefällt: Ein  bisschen Buddha, etwas Jesus und was mit Ufos.“ „Jeder ist sein eigenes Evangelium“, sagt die Kulturwissenschaftlerin Christine Aka.
Ich sage (aber vorneweg in die Klammer: was heißt diffus? Diffus bis nebulös war das meiste Spirituelle bishersowieso):
Viel besser man schafft seinen eigenen Kanon und schöpft dabei aus dem reichhaltigen esoterischen Erbe der Menschheit (und potenziert so spirituelle Tiefe und Weisheit), als dass man den Kanon alter (und fragwürdiger) Kirchenväter übernimmt, die diesen (so auf jeden Fall mein Verdacht) vor allem installiert (willkürlich zusammengeschustert) haben, um ideologische Oberhand zu gewinnen, um einfach der Amtskirche als Institution zu schnöder Vormacht zu verhelfen –  und  das ist vor allem der Unterschied zum oben angesprochenen Erkenntnisgewinn:um den Einzelenen bzw. die Masse dumm und klein und folgsam zu halten.

Kirchenschwund

Was den Schwund der Kirchenmitglieder betrifft: Man diskutiert, rätselt, überlegt, wo die Ursachen dafür zu suchen sind. Man spricht von der Rolle der Medien, der schleichenden Säkularisierung “seit Rousseau”, von kontraproduktiven Einflüssen einer falsch gearteten Erziehung, einer verkehrt gelenkten Einwanderung, einer falschen libertären Grundhaltung, einem latenten Hang zu (unerwünschter) Individualisierung, zu gesellschaftlicher Atomisierung, Hedonismus und allgemeinem Verantwortungs-Verlust, man geht von schädlichem Einfluß von moderner Musik und Computerspielen und falschen Predigern und esoterischen Sekten und Glaubensbekenntnissen und anderen Aufweichungen „des wahren“ Bekenntnisses durch unerlaubte Synkretismen etwa oder Falschauslegungen der Schrift und anderen ähnlichen “Fehlleistungen” aus. Hat man dabei aber nicht eventuell vergessen, das Allereinfachste in Erwägung zu ziehen? Daß der Glaube, dem man sich verlustig sieht, schlicht von Beginn der falsche Glaube gewesen sein könnte und sich dieser nach Zurückhaltung von institutioneller Knute und staatlichem Zwang einer inneren, allgemeinen Vernunft gemäß sukzessive zurückzuziehen hat, sich in den Köpfen quasi eine lange vorenthaltene Normalisierung, Neuverortung , ja Gesundung vom Irrtum durchzusetzen beginnt?

Erkenntnisraum

Habe in einem Buch eines (spiritistischen) Mediums gelesen, wie es nach Aussage Verstorbener auf der „anderen Seite“ zugehen würde: Zitat:„Die andere Seite ist natürlich nicht physisch, sie besitzt aber viele Eigenschaften, die uns physisch erscheinen können. Soweit ich gehört habe, ist alles, was wir hier haben, dort auch vorhanden, nur viel schöner, reiner und kraftvoller. Im Grunde ist es realer als das, was wir als Realität kennen, obwohl wir, wenn wir die physische Welt mit der spirituellen vergleichen, davon ausgehen, dass die physische Welt die wirkliche ist.“
Bei allen angebrachten (bekannt vorrausgesetzten) Bedenken und Erwägungen, was dieses Thema überhaupt betreffen kann, verblüfft doch, dass diese Feststellung ihrem Sinn nach ja quasi deckungsgleich mit den über (den Genuß der psychoaktiven Schlingpflanze); “Ayahuasca” (in andererm Kontext ) getroffenen Aussagen ist: Zitat dort: „… sondern es stellt sich laut der psychonautischen Erfahrungsberichte ganz im Gegenteil ein besonders gesteigertes Realitätsgefühl ein, das demjenigen den Schluß zuläßt, Zugang zum eigentlichen (viel realeren) (Über)raum erlangt zu haben; eine Rückkehr in die Normalität wird hingegen als ernüchternde Reduktion des “Eigentlichen” auf das Verkürzte, Profane empfunden.”
Demnach könnte Ayahuasca (wie beschrieben) den Eindruck entstehen lassen, dass der Eintritt in eine Höherdimensionalität  -gleichbedeutend zum Begriff des„Jenseitigen“ gebraucht-, bereits zu Lebzeiten möglich wäre. Die andere Seite, das Jenseits, ist ja nicht viel mehr als  ein misslich gebrauchtes Synonym für das „Allseits“ und „Hierseits“, dass wir durch unsere begrenzten Sinne nur nicht zu erkennen vermögen. Letztlich bleibt dies der Beantwortung des Problems der Entschleierung, der “allgmeinen/totalen” Erkenntnis überlassen. Wie von mir in “Jenseitsprägungen” beschrieben: „Es eröffnet sich ein Gesamtszenario, ein ganz großer Rahmen vieler Dimensionen und Zustände, den wir von unserer jetztigen verkürzten Warte aus nur noch nicht überschauen können. Der Begriff “Jenseits” kommt so eher einem Platzhalter gleich, der uns zur Repräsentation des bis dato Abgewandten dient. Weiter kann man so die Bedeutung von “Jenseits” dieser Art umkehren, daß unser Abseits-Sein vom angenommenen Gesamtzustand bedeuten würde, daß wir in einer “Einfaltung”, also einer Niesche der eigentlichen (Über)Realität leben, uns daher tatsächlich “jenseits” des Ganzen befinden.…“.
Immerhin doch ein spekulativer Ansatz für eine  Zusammenschau von Diesseits, Jenseits und Hyperraum. Auch hier nicht ohne  gnostische Grundierung. Denn Sehen und Durchdringen (durch Wissen und Erkennen) führt zur Entschleierung, zur Aufhebung der perzeptionellen und bewußtseinsgegebenen Barrieren und so zur Gesamtwahrnehmung, die obige „Ortsangaben“ überwindet und sie in einem gesamten „Erkenntnisraum“ zusammenführt.

Spiritualität und Erkenntnis

Immer wieder ist von etablierter Seite die Vorgabe festzustellen, daß man Spiritualität mit Klerikalem, Suche nach Göttlichem mit christlich religiösem Dogma gleichsetzten möchte. Dies synonym zu denken ist letztlich nur und simpel Ausdruck unserer frühkindlichen (Schul-)Konditionierung. Kirchenkonservative Kreise ergehen sich turnusmäßig in Diskriminierung zwischen Zuständen des wahren Glaubens und den „geistesschwachen“ Haltungen, die man bereitwillig im (nebulösen)Bereich der Esoterik zu verorten geneigt ist. Dabei bezeichnet das Wort „Esoterik“ ursächlich die Exklusivität einer inneren, tiefsten und ältesten Geheimlehre. Und die übersteigt demnach schon per definitionem das christliche (dogmatisiert/partielle) Glaubensverständnis. Was die Kirche aus diesem/ihrem Anspruch vor allem eliminiert hat, ist das “Streben nach Erkenntnis”, das man  ausgetauscht hat durch Gottvertrauen, oder besser gesagt – durch Unterwürfigkeit.
In diesem Zusammenhang kann man ein folgendes Zitat von Albert Einstein einführen „Für mich ist das Streben nach Erkenntnis eines von denjenigen selbständigen Zielen, ohne die für den denkenden Menschen eine bewusste Bejahung des Daseins nicht möglich erscheint“.
In dem Kontext muß sich erschließen, warum die Kirche folgerichtig erkenntnisfeindlich zu agieren hatte: Denn sie bejahte ja eben nicht das Dasein, sondern verortete (bzw. stieß) es in die Abgeschiedenheit, in das Jammertal. Ihr Irrtum. Denn wir sind nicht daher abgeschieden, weil wir vom Baum der Erkenntnis gekostet haben, sondern im Gegenteil, weil wir die Erkenntnis zur Sünde verbannt haben.

Gequantelte Welt

In der Teilchenphysik gibt es eine Strömung, die davon ausgeht, dass auf allertiefster  subatomarer Ebene unsere Welt gequantelt ist, das heißt, auf unterschiedene „Zustands-Partikel“ zurückzuführen ist, die anders als unsere Sinne es vortäuschen, diskreten Charakter haben. Die Raumzeit lässt sich demnach nicht als Kontinuum, sondern besser als schaumartiges Gebilde darstellen. Als Analogon zur Diskontinuität  könnte man auch ähnlich die Einzelbilder eines bewegten Filmes oder die Computer-Bits (aus 0 und 1), die im Ergebnis eine sinnesanaloge Welt ergeben (in diesen Fällen allerdings zweidimensional) verstehen. Die Parameter, mit denen wir letztlich Raum und Zeit in Verbindung bringen, können dabei veränderbare Werte annehmen. So könnte man –zumindest assoziativ- von der unsrigen wahrgenommenen Welt im weiteren Sinne als einer gigantischen, komplexen Computersimulation sprechen. (Tatsächlich nämlich wird der scheinbar kontinuierliche Raum durch ein sehr feines Netzwerk von eindimensionalen Kanten ersetzt –unter der hypothetischen Planck-Lupe sähe man einen “Tetraederschaum”.) Das Prinzip von einem Verhältnis „Sub – Ebene“ und „Visualisierung“ ist somit prinzipiell ähnlich. Würde es eines Tages gelingen, diese Sub-Ebene ausreichend zu beschreiben und darüber hinaus (um)zu programmieren, wäre der Mensch quasi Herr der Realitäten und könnte diese nach Gusto ausgestalten oder gar neu kreieren.  Aus der hypothetischen Draufsicht könnte ein „Gott” bzw. eine überlegene/hochentwickelte Intelligenz dieses Programm (in dem wir selbst existieren) geschrieben haben. Mit eigenem ausreichenden Wissen könnten Bedingungen für Existenz auch von uns von Grund auf programmiert werden, nicht nur die Zusammensetzung der Atome, sondern die Zusammensetzung der daruntergelagerten Wechselwirkungsteilchen (der schwachen Kraft) könnten „redesigned“ werden und in ihrem Verhalten, in dem sie Masse entstehen lassen (Kopplung an Vakuum) frei (um-)bestimmt werden. Daher wäre man in der Lage, die Masse selber nach eigener Idee zu manifestieren, auch die Größe „Zeit“ –schließlich als vierte Dimension ebenfalls gequantelt – ließe sich anders darstellen. Dabei ist der Gedanke, dass wir in einer PC-Simulation leben, nicht neu. Verwandte Gedanken hat vor Jahren bereits der Physiker Frank Tipler geäußert. Was wir letztlich wahrnehmen, ist die perfekte Illusion einer nicht-diskreten, stufenlosen „Realität“, die ja tatsächlich nicht „die eigentliche Realität“ darstellt (die es schließlich sinnesunabhängig gar nicht gibt), sondern wie ein PC Programm an der Oberfläche „nur ein“ bewegtes Abbild zeigt, eine Visualisierung eben von tiefer gelagerten, aber diskreten Zuständen.

Immanenz der Transzendenz

…bedeutet Entschleierung durch fortschreitendes Erkennen, aber nicht lineare, zeitlich unterworfene Progression hin zum „Ziel“, sondern aktuelle/latente „vor Ort“- Transzendierung von Raum und Zeit und jeglicher Dimensionalität zur Erweiterung und Aufhebung des vermeintlichen Hier und Jetzt, “allerzeit- und aktual-jetzt”.

Amor fati?

Anstelle Nietzsches amor fati setze ich den ewigen Willen  zur Überwindung des eigenen wie des Welt-Schicksals, für die ewige Mitbestimmung des “Vor”gegebenen. Die nietzscheanische Ewige Wiederkehr ist dabei ja prinzipiell durch Gödel widerlegt. Dafür möchte ich die Progression zum absoluten und ewigen Endzustand setzen. (Was natürlich nur innerhalb unserer illusionären Wahrnehmung gilt, denn es gibt ja tatsächlich keine Zeit noch Progression, weder ein Ende noch einen Anfang).