Category Archives: Philosophisches

Esoterik-Kritik

Zuletzt wieder Anwürfe gegen das Esoterische, bzw. “die Esoterik” vernommen. Diesmal nicht von christlicher Seite (deren einfaches Motiv der Wunsch nach Monopolisierung des Esoterischen bzw. die Umdeutung des Esoterischen zum christlich Offenbarten ist) sondern – nicht weniger selbstanmaßend – aus zeitgeistig materialistisch/humanistischer Intention heraus.
Aber:jener Materialismus hat nun gerade nicht zur Klärung des eigenen Daseins oder gar des “Seins an sich” beigetragen. Daher: Die Gewahrwerdung, die (positivistische) Anerkennung, daß unsere Existenz prinzipiell als ein völliges Mysterium über die Bühne geht, ist schon die allererste Legitimation für eine wie auch immer geartete esoterische Konzeption, und sei diese noch so unzureichend, sei sie noch so vage; und diese selbe simple Herleitung gilt auch darüberhinaus für alle übrige Form von Spekulation. Und die spekulativste Esoterik ist nicht so luftig wie die Materie der Materialisten, und deren Bekundungen stehen selbst der kindlichsten, naivsten, von Projektion, Wunschdenken und Beschränktheit geleiteten Esoterik ihrem Wesen nach in gar nichts nach, weil ihnen die Bewußtheit über die Luftigkeit ihrer Materie fehlt und sie trotzdem das -was sie gar nicht haben und besitzen- aufs Trotzigste meinen proklamieren zu müssen.

Toleranz und Urteil

Zum Proklamat erhebt man die Abrede der inneren Befähigung zur Wertung, die auf eigener Urteilskraft basieren könnte (an deren Stelle wünscht man sich ein von Außen gesetztes Konsensdiktat), dies um den vordergründigen Wunsch der Schonung oder Vermeidung, dahinter zumeist nicht mehr als Unentschlossenheit, Angst – vor allem aber, den Takt gebend- handfestes Ego- bzw. Partikular- (sprich-Lobby-)Interesse, gerne als “Toleranz” angemalt-was zugleich eine moralische Bonität ausstellt. Dies kann aber nur mit Etablierung der Abschaffung der Anerkennung objektiver Wahrheiten und der Aberkennung natürlicher oder supranatureller bzw.apriorischer Urteile geschehen. Grund hierfür ist die um sich greifende Irritation des Menschen, genauer gesagt die Bereitschaft zur Preisgabe seiner tatsächlichen Bestimmung, die die Kenntnislosigkeit über (s)einen Telos der transzendenten Ergänzung hin zum Eigentlichen oder Tugendhaften -oder guten, gemeinhin höchsten Prinzip impliziert. Nicht ohne Zufall ist den Strömungen, die sich mit eben jenem befassen, wie den Offenbarungsreligionen, der “alten Metaphysik” oder der Transzendentalphilosophie zueigen, daß man als Konsequenz der Abwertung bzw. Negation apriorischer Urteile von einer Ab-und Umkehr vom Guten(sprich Travestie des Tugendhaften) und somit Hinwendung zum Bösen spricht. Diese Travestie ist folgerichtig Signum der Diesseitigkeit, des blanken (nicht selten auf einen [Pseudo-]Humanismus aufgeblähten) “atomistischen Egoismus”.
Und über Toleranz Thomas Mann: “Toleranz wird zu einem Verbrechen, wenn man dem Bösen mit ihr begegnet.”

Gurdjieff und Kreativität

“Muster, die aus zeitlosen kreativen Welten ins Bewußtsein gelangen…
Der Ausdruck der Kreativität in Form von Tanz, Musik, bildender Kunst oder anderen künstlerischen Gestaltungen ist eine Übersetzung in unsere alltägliche Wirklichkeit. Wenn diese Formen aus der kreativen Welt Gestalt gewinnen, können sie die Menschen, die damit in Kontakt kommen, wiederum mit der kreativen Welt verbinden, damit sie sich “rückerinnern” -eine Bedeutung des Begriffes Religion. Insofern ist …Kunst…eine religiöse Handlung und gleichzeitig “objektive” Kunst. Jede kreative Gestaltung, die von dieser Ebene der inneren Welt kommt, hat die Kraft der Rückbindung. Sie verbindet mit der wirklichen Welt, in der zeitlos immer neue Dinge erschaffen werden.”
[Bennett, Gurdjieff]
Und ich-vorher, in meiner eigenen Malereiexpose:
“Das Bild ist des Malers  Blick in die Essenz oder in die Urgründe hinter der profanen Erscheinung. Die Resultate sind Visualisierungen geistiger Vielheit -ich möchte dies als die Möglichkeit einer (trans)personalen Erhellung der zweiten plotinischen Hypostase  bezeichnen.”

Fichte, Tantrik, Meister Eckhart

J.G. Fichte: “Die Natur, in welcher ich zu handeln habe, ist nicht ein fremdes, ohne Rücksicht auf mich zustande gebrachtes Wesen, in welches ich nie eindringen könnte. Sie ist durch meine eigenen Denkgesetze gebildet und muss wohl mit denselben übereinstimmen, sie muss wohl mir überall durchaus durchsichtig und erkennbar und durchdringbar sein bis in ihr Inneres. Sie drückt überall nichts aus als Verhältnisse und Beziehungen meiner selbst zu mir selbst, und so gewiss ich hoffen kann, mich selbst zu erkennen, so gewiss darf ich mir versprechen, sie zu erforschen. Suche ich nur, was ich zu suchen habe; ich werde finden; Frage ich nur wonach ich zu fragen habe; ich werde Antwort erhalten.”
Meister Eckhart: “Die Leute sagen oft zu mir: `Bittet für mich! ´Dann denke ich: Warum geht ihr aus? Warum bleibt ihr nicht in euch selbst und greift in euer eigenes Gut? Ihr tragt doch alle Wahrheit wesenhaft in Euch.”
Fichtes Worte sind geradezu als tantrisch zu betrachten, denn
das Zitierte birgt  die Implikation zur Durchdringung, nicht der Zurückweisung oder Abscheidung.”Tantriker betrachten … die Welt als unvollkommene, unentwickelte Ausdrucksform der großen universalen Kräfte, die auch dem Heilsprozeß zugrunde liegen.” (Nach Glasenapp)

Fichte-Plotin-Eckhart, idealistische Korrelation

J.G. Fichte: “Weg also mit jenen vorgegebenen Einflüssen und Einwirkungen der äußeren Dinge auf mich, durch die sie mir eine Erkenntnis von sich einströmen sollen, die in ihnen selbst nicht ist und von ihnen nicht ausströmen kann. Der Grund, warum ich etwas außer mir annehme, liegt nicht außer mir, sondern in mir selbst, in der Beschränktheit meiner eigenen Person; vermittelst dieser Beschränktheit geht die denkende Natur in mir heraus aus sich selbst und erhält eine Übersicht ihrer selbst im Ganzen; jedoch in jedem Individuum aus einem eigenen Gesichstpunkte.”
Plotin: “Das aber, was nach dem Urgrund kommt, ist, daß das Eine gleichsam in dieser Weise auf ihm lastet; Alles was an einem teilhat, und auch jedes beliebige Stück von ihm ist alles und eines. ”
und
“Kann all das Körperliche aber nur deshalb Gegenstand deines Trachtens sein weil es beseelt ist, weshalb will man da sich selbst fahren lassen und nach einem anderen trachten? Ist es aber die Seele, die du im anderen bewunderst, so bewunderst du damit dich selbst.”
Und zu Fichte noch meine Anmerkung: Die Summe der Wahrnehmung ist die Totalität des Seienden -hier der Grund für die Unruhe der Seele und ihrer Sinne, die sich selbst zu komplettieren sucht.
Und hierzu wiederum Meister Eckhart: “Die Seele wird im Körper geläutert, auf daß sie sammele, was zerstreut und herausgetragen ist. Wenn das, was die fünf Sinne heraustragen, wieder in die Seele hereinkommt, so hat sie eine Kraft, in der alles eins wird.”

 

Erntedank, letal

Im Oktober wieder Erntedank, zumeist in Form von Äußerlichkeiten, Dekorativem.
Zwei Gedanken hierzu:
Hier gilt zu erst einmal wieder das anthropische Prinzip:Was uns dankenswert erscheint ist die Zwangsläufigkeit der Bedingung unserer Existenz, die eben dasjenige als dankenswert erachten muß, was sie zum Dank befähigt hervorgebracht hat.
Und vor allem ist ein zweiter Aspekt nicht außer Acht zu lassen, nämlich daß es die Natur -und immer nur die Natur- ist, die uns nicht nur nährt, sondern im Gegenteil tötet und existenziell vernichtet.Von dem letztlich (immer) letalen Prinzip ergreifen wir also einen Finger oder eine Geste der Hand, die uns erschlägt.
Vielleicht sollte man daher mit dem Dank reflexiv (und sparsam) umgehen. Und: Diese letale Ambivalenz ist nicht unbedingt dazu angetan, immerfort und ausschließlich in Demut zu verharren.

Veganismus und Naturalismus

Das Problem, daß Vitamin B12 dem menschlichen Körper nicht ohne tierische Nahrung bereitgestellt werden kann, könnte als eindeutiges Indiz gegen den Veganismus verwendet werden: Hätte die Natur für den Menschen eine Ernährung ohne jedes tierische Erzeugnis vorgesehen, käme das Vitamin auch in pflanzlicher Nahrung vor. Indem man diesen Ansatz als Naturalismus (der die Natur zum Grund und zur Norm aller Erscheinungen erhebt), als überkommenes Denkmodell ablehnt, ist dieses Dilemma schnell von der Hand. (Freilich ist nicht von der Hand zu weisen, daß der Kritiker lediglich anhand seiner naturgegebenen Fähigkeiten hieran Kritik zu formulieren befähigt ist.) Man proklamiere also einfach eine Überwindung bzw. die Überwindungwürdigkeit eines als nicht abgeschlossen zu betrachtenenden (evolutionären, sich über die erschaute Natur erhebenden) Prozesses, dessen Richtung und Zweck man in die Eigenverantwortlichkeit des Menschen legt. In Hinsicht auf den Veganismus wird dieser Ansatz (fast) naturgemäß von Atheisten bzw. Materialisten vertreten. Jenen bleibt das Wissen der wirklichen Natur des Menschen allerdings verborgen -wie sich rein positivistisch intervenieren ließe -denn die Quantenphysik hat längst die Beobachtungsabhängigkeit des Körperlichen unter Beweis gestellt; der Atheist aber beliebt in der alten Denkart des naiven Materialismus, (der zuletzt aristotelisch/christlich -atomistisch-konditioniert ist) zu verweilen. Daß ausgerechnet eine Vitaminpille eine Bruchlinie in der Naturbestimmung, eine Scheide vom “Gegebenen” zum Sich darüber zu Erhebenden veranschaulichen könnte, wirkt zuvorderst recht ernüchternd. Die Frage für den Nicht-Materialisten ist hier auch, wie und warum denn ein Gegebenes die Implikation für ein sich über sich selbst erhebendens (in sich selbst) bereitgestellt haben soll und warum dies zu entwickeln ausgerechnet dem Menschen in die Hand gelegt sein könnte.
Eine kurzgefasste idealistische Position hierzu bietet J.G.Fichte an :” Es soll eine neue Natur im Begriffe sich bilden und an die lebendige und tätige eng sich anschmiegen und auf den Fuß ihr folgen. Und jede Erkenntnis, welche die Vernunft der Natur abgerungen, soll aufbehalten werden für den gemeinsamen Verstand unseres Geschlechts.”
Weiterführende Erklärungen hält die Konzeption des neuplatonischen Seinsbegriffes bereit, die ich an anderer Stelle erörtert habe.

Nag Hammadi und Buddhismus

Über die alten christlichen gnostischen Schriften von Nag Hammadi findet sich folgendes Zitat “Übriggeblieben ist ein Bruchstück, in dem Jesus enthüllt, wie es der Seele nach dem Tod ergeht: Sie trifft die sieben Gewalten des Zorns, die sie aufhalten mit dem Anruf  `Woher kommst Du, Menschenmörderin? Und wohin gehst Du, Ortevernichterin?´ In dieser Vision lehrt Jesus die Seele, wie sie diesen feindlichen Gestalten begegnen muß, um sie besiegen zu können.” (Elaine Pagels)
Hier also eine ganz erstaunliche Parallele zu den Beschreibungen der Bardo-Zustände in den Totenbüchern des Buddhismus, nach dem die Seele nach dem Ableben ebenfalls mit zornvollen Gottheiten konfrontiert wird und man ihr eine Handhabe reicht, diese zu besiegen. Folgt man v. Glasenapp, muß dies jedoch ganz in der Natur der Herkunft der (vermeintlich) verschiedenen Systeme liegen: “Indische und abendländische Philosophie stimmen miteinander darin überein, daß sie ihre Entstehung ursprünglich blutsmäßig einander nahestehenden Völkern verdanken und daß ihre Hauptwerke gleicherweise in indogermanischer Sprache verfaßt sind.”

Gnosis und Transzendenz

Die sogenannte philosophia perennis wie auch die östlichen Weltreligionen sprechen unermüdlich von der Übersteigung des theistischen Prinzips, auch der Auflösung der Individualität in Transpersonalität und damit von der inneren Seinsverwandschaft vom höchsten Einen zum äußersten des Objektivierten (Körperlichen). Die (subjektive) Objektiviertheit konstituiert sich hierbei an der Scheide zur Raumzeitlichkeit – wie eine Tür zur Dreidimensionalität, dahinter (über dem Tod –Plato: “Was wir Tod nennen.”) die Rückkehr zum Bewußtseinsstrom, zur Vielheit, zur(geistigen)Potenz (die gleichzeitig materiell ist, nur in der Verdichtung aber als solcherart gewohnt wahrgenommen wird- eben aus der minderen Sensitivität der Verdichtung). Die uns bekannte, bewußte Manifestation innerhalb unserer Wahrnehmungssphäre ist dabei nur eine Option. Dies Erbe ist gar christlich, anhand einer verkehrten Kanonisierung durch den frühen Kirchenlehrer Irenäus und darauf durch die politische Umsetzung durch Kaiser Konstantin aber völlig verstellt worden. Die Schriften von Nag Hammadi aber waren noch angetan, in einem Satz die Lehre von Theismus und Wesensverschiedenheit der Seinsbereiche aufzuheben:
“Jabaoth, der Herrscher der irdischen Himmel und der Welt des Menschen hält den Menschen, der aus Fleisch, Seele und Geist besteht, in Unwissenheit. Der Erlöser aber sendet einen Lichtropfen, damit er hieraus erwache.”
[Pistis Sophia)

Harmonische Entwicklung nach Gurdjieff

Kosmische Lebensphilosophie nach G.I. Gurdjieff,
“Harmonische Entwicklung” -ich möchte hier zweimal beipflichten-
-1) “Wir müssen mit unseren Schwächen kämpfen, vor allem der inneren Ablehnung des Gedankens und der Gefühle, dass die Welt mehr ist als nur ein zufriedenes Leben auf der automatischen und materiellen (und meine Ergänzung:- emotionalen-) Ebene.”
2) Der innere, sensitive Bildschirm geht auf, wir beginnen zu sehen. Es ist der Schritt vom “ich wünsche” zum” ich kann”. (Das Risiko ist groß, daß wir uns auf Nebenwegen verlieren.“)