All posts by michael-schaffer

Besuch

Brechnessel Blattschneider
Eisenvater Ganymed
und Lunitas

post dictum
Bewegungsapparatschik
Hyperventilator
die haben nichts anderes
gegenüber
also wieder trächtig
konsequent Knorpel
an Fassade Fabrik
Elling-Haus
zueinander
korianderartig-

nicht Mohn
Ton noch Zaun
dies Jahr
aber
Verdrossenheit
der Himmel
Grauglocke
schlägt ab wieder
so heute
zum Besuch
kaum Lumen

Der August

Der August
will enden
mit Regenflüchen
dabei ist keine Zeit
das letzte
was blieb
waren
die Sträucher
und Schimmel
an roten Feldern –
Wagengold
in Schränken mit Papier
für Krieg und die Länder
denen man nicht mehr trauen mochte-
aushungern
den König der Birnen-
das hatte man gestern noch nicht
aber heute
ganz wie in der Medizin:
zu vernichten
kurieren zumindest
mit Feuer –
am Bach war
ich lange nicht
die infektiösen Dolden
tragen nicht mehr
die Fliegen
die wie grüne Stücke aus Metall
an den Steinen schweben wollten
dort wo man heute unsere Gesichter noch findet
da lasse hinab
und wieder bergauf
das Blut
der Erdhüte
oktoberfeucht
blüht uns
der Wald
ist offen
wenn
wir bald wieder
leben
könnten

Nag Hammadi und Buddhismus

Über die alten christlichen gnostischen Schriften von Nag Hammadi findet sich folgendes Zitat “Übriggeblieben ist ein Bruchstück, in dem Jesus enthüllt, wie es der Seele nach dem Tod ergeht: Sie trifft die sieben Gewalten des Zorns, die sie aufhalten mit dem Anruf  `Woher kommst Du, Menschenmörderin? Und wohin gehst Du, Ortevernichterin?´ In dieser Vision lehrt Jesus die Seele, wie sie diesen feindlichen Gestalten begegnen muß, um sie besiegen zu können.” (Elaine Pagels)
Hier also eine ganz erstaunliche Parallele zu den Beschreibungen der Bardo-Zustände in den Totenbüchern des Buddhismus, nach dem die Seele nach dem Ableben ebenfalls mit zornvollen Gottheiten konfrontiert wird und man ihr eine Handhabe reicht, diese zu besiegen. Folgt man v. Glasenapp, muß dies jedoch ganz in der Natur der Herkunft der (vermeintlich) verschiedenen Systeme liegen: “Indische und abendländische Philosophie stimmen miteinander darin überein, daß sie ihre Entstehung ursprünglich blutsmäßig einander nahestehenden Völkern verdanken und daß ihre Hauptwerke gleicherweise in indogermanischer Sprache verfaßt sind.”

Gnosis und Transzendenz

Die sogenannte philosophia perennis wie auch die östlichen Weltreligionen sprechen unermüdlich von der Übersteigung des theistischen Prinzips, auch der Auflösung der Individualität in Transpersonalität und damit von der inneren Seinsverwandschaft vom höchsten Einen zum äußersten des Objektivierten (Körperlichen). Die (subjektive) Objektiviertheit konstituiert sich hierbei an der Scheide zur Raumzeitlichkeit – wie eine Tür zur Dreidimensionalität, dahinter (über dem Tod –Plato: “Was wir Tod nennen.”) die Rückkehr zum Bewußtseinsstrom, zur Vielheit, zur(geistigen)Potenz (die gleichzeitig materiell ist, nur in der Verdichtung aber als solcherart gewohnt wahrgenommen wird- eben aus der minderen Sensitivität der Verdichtung). Die uns bekannte, bewußte Manifestation innerhalb unserer Wahrnehmungssphäre ist dabei nur eine Option. Dies Erbe ist gar christlich, anhand einer verkehrten Kanonisierung durch den frühen Kirchenlehrer Irenäus und darauf durch die politische Umsetzung durch Kaiser Konstantin aber völlig verstellt worden. Die Schriften von Nag Hammadi aber waren noch angetan, in einem Satz die Lehre von Theismus und Wesensverschiedenheit der Seinsbereiche aufzuheben:
“Jabaoth, der Herrscher der irdischen Himmel und der Welt des Menschen hält den Menschen, der aus Fleisch, Seele und Geist besteht, in Unwissenheit. Der Erlöser aber sendet einen Lichtropfen, damit er hieraus erwache.”
[Pistis Sophia)

Harmonische Entwicklung nach Gurdjieff

Kosmische Lebensphilosophie nach G.I. Gurdjieff,
“Harmonische Entwicklung” -ich möchte hier zweimal beipflichten-
-1) “Wir müssen mit unseren Schwächen kämpfen, vor allem der inneren Ablehnung des Gedankens und der Gefühle, dass die Welt mehr ist als nur ein zufriedenes Leben auf der automatischen und materiellen (und meine Ergänzung:- emotionalen-) Ebene.”
2) Der innere, sensitive Bildschirm geht auf, wir beginnen zu sehen. Es ist der Schritt vom “ich wünsche” zum” ich kann”. (Das Risiko ist groß, daß wir uns auf Nebenwegen verlieren.“)

Spirituelle Sieger

Der typische Anwurf gegen die Selbstbemächtigung des Menschen durch das Kirchendogma, das die Betonung ganz auf das Trennende, das Unverbindbare der weltlichen und göttlichen Seinsbereiche legt, stößt in gnostischen Systemen auf nicht mehr als Verwunderung. Im Jainismus wird der Erkennende, Selbsterlösende im Gegenteil als spiritueller Sieger bezeichnet. Dies, weil er über die wahren kosmischen Zusammenhänge weiß. Wie auch die antiken Gnostiker ist er auf der Höhe Zeit und Wissenschaft, dabei ohne Trennung von “Hiesigem” zu einer anders verorteten spirituellen Sphäre, auch existiert nicht die Einteilung in einen oberen (auf spiritueller Erkenntnis-) und unteren (auf wissenschaftl. Erkenntnis basierenden )Erkenntnisweg wie etwa bei den Kabbalisten:
“‘Jain’ bedeutet Anhänger, der Jinassprituelle, Sieger, Prophet mit Allwissen.Der Jain-Pfad:… ‘drei Juwelen’, rechte Erkenntnis, rechtes Wissen und rechte Lebensweise. Rechte Erkenntnis bedeutet das Verständnis von Jiva (Seele) und Ajiva( Materie, Raum, Zeit) und Prinzipien von Bewegung und Stillstand. Rechtes Wissen bedeutet ausfühhrliches Wissen über die Natur von Jiva, Ajiva, Karma und die Praxis der rechten Lebensweise auf der Basis rechter Erkenntnis.”
Wie in den grundlegenden hinduistischen Strömungen, so auch in der europäischen Antike: die Gemeinsamkeit liegt in der Teleologie einer Rückbesinnung zur Einheitlichkeit und Umfassung des ersten verursachenden Prinzips. Dagegen stellt sich die christliche Patristik, die sich plötzlich dem nahöstlichen Theismus verpflichtet und statt der Gottessuche den Glauben einführt. Somit das eigentliche Vermächtnis (und so auch das westliche Dilemma) durch die abrahamitischen Religionen: Sie enthalten den Menschen der “erkenntnistheoretischen Verantwortung“(John E. Mack) und verhindern somit fundamental die Menschheitsagenda eines spirituell/evolutionären Fortkommens – Und um in der Diktion des Jainismus zu bleiben: Wo es spirituelle Sieger gibt, können die spirituellen Verlierer nicht weit sein.

 

Welt, uneigentlich

Schaut man mit gebotener Distanz auf die Welt alltäglicher Geschäftigkeit und auf die rundum mit dieser bekümmerten Akteure, stellt man fest, daß jene Welt nur damit befasst ist, die äußeren Bedingungen des Daseins zu organisieren und zu sichern, was aber wiederum nur dafür vonnöten ist, die Vorraussetzung zu den eigentlichen Anliegen zu gewährleisten, die aber in eben dieser Beschäftigung jeglicher Geltung oder Ansicht ferngehalten werden -so hat man ständig eine Welt der äußeren Bedingungsicherung vor sich, sozusagen ein Gesicht der äußersten Schale, eine uneigentliche Welt also, eine Pseudowelt, eine Maskierung, die sich aber unablässig als “wichtig” geriert, schlichtweg als “Welt an sich”. Oder ließe es sich auch eventuell so betrachten, daß die Not nach der multiplen Saturierung der Rahmenbedingungen zum Eigentlichen die Menschen hat vergessen lassen, was das Eigentliche (eigentlich) ausmachen könnte und die Okkupationen mit diesem Vorfeld also die Einsicht und Entsprechung für dieses verweigert?

Elstern

Am Montag fand ich die erste der Elstern tot am Zaun ich mied ihr Auge inspizierte die Mäusegänge Katzen oder Marder kamen nicht in Frage oben an den Fenstern stellte ich mir das Schlagen großer Schwingen vor am Glas ausgesetzt unkontrolliert mich umflatternd unten noch Aas von letzter Woche die rote Giftgerste im Regen des vorigen Jahres unwirksam geworden so hoffte ich/und die Furcht beschlich mich Fledermäuse könnten an den Wänden hängen/ neben mir/ könnten sich in meinen Haaren verfangen und mehr noch als wären dunkle Räume oder das Fauchen von Raubtieren gar naher Tod durch die Wut ihrer Klauen und Zähne die mein Fleisch reißen damals die Märtyrer was wäre den sieben zornvollen Gottheiten entgegenzusetzen wie real sind ihre Attacken wenn ich schon den Schnabel einer Meise fürchte.

Wir alle

Unten entlang an den Rohren
heute der Hebel mit
Stahl und Gaszement
Keller für die einen
und Lüftung mit Heizöl an der Bahre
der Ausgang findet sich nach oben
warum humpeln sie treppauf und ab
sie können doch fahren
zu ihr wenn sie stirbt –
aber die Söhne wollten sie nicht
sie war wild vor ihrem Tod
so mag ich es wenn der Wille noch zeigt
wer sie war
und was sie wird
bläulich das Haar
nach dem Ableben –
Mundschluß deutet auf
Entweichung der Seele ins Tierreich
erstmal nichts gewonnen so
eine Pfauenfeder vielleicht
an der Hühnerwiese
wo die dicken freundlichen Leute wohnten
dort treffe ich mich mit ihr
weil ich dort hinter dem Vorhang lag
damals im Delir auf der Totenpritsche –
warum also schaut ihr betrübt
wir alle nämlich sind eins
und wir leben

Kriegsgedicht

Menschenbrand
Kinder in Stein
Knochensammler
Väter weinen
tragen das Fleisch ihrer Söhne in Taschen
nach Hause zu den Ascheplätzen –
Nadelbombe
Täter lacht
Vernichtungskabinett hat Lust
auf Nichtung
absurd verbunden mit dem Kanzler
so im Westen nichts neu
aus den Gräben sickern dick
die Schreie
ersticken die Gesinnung-
die Kirche schweigt
in Rafah
tausend Kreuze
Lust am Schmerz der Bischof
und keine Himmelfahrt
wie damals
als man die Kupfernasen
mit Flammen und Pech verbrannte
als man rief
Eisenmartin
weiße Front
tritt die Bücher in den Staub
und die Ländereien
der Teufel