All posts by michael-schaffer

Oktoberbestand (14) 3

Zum Herbst
ineinandergefallene –
dieses zerplitterte
macht mich
daß ich am Tisch-
dort bei Hartholz
neunzig Grad
eine Lehne zum
Lernen
und
an die Fremde entsagt
die Erinnerung-
die Wirklichkeit
deiner
vom Diesseits gehandelt
der Verrückte
der da nichts hat
was bleibt
in der
Stadt-
vor November
gewonnen
nur die Absage-
die Tristesse
der Regen
und du.

Oktoberbestand (14) 2

Zuletzt im Land der Kraken
nur auf der Zunge noch Schlaf
und sie sagt
nehmt mir alles
nur nicht meine Augen –
Irenäus der Hund
sprach zum Fiebergott
und manchmal Kaiser Konstantin
und ich bin ein Geflecht
über der Zeit
dabei gestern irdisch
ein Test für
Wundrate -krater -alphabet

sie kultivierte
einen Husten
denn der war ihr wichtig
und ich habe die Spinnen
die manchmal
um ihr Leben laufen
beinhell
entfärbt
sind auch die Menschen
und der Wald
wie Eis und Fön
am offenen Körper
nicht mehr erlaubt
überhaupt ist viel vergangen

Oktoberbestand (14)1

Die bauen Mühlen aus Metall
ich blicke in die Fremde
die mir näher kommt
in den Winkeln Heilige
eventuell
achte die Falken –
am First ruht der Himmel
verzückt teleskopisch
du lügst oder liebst
vielleicht an der Grenze
nach Ost-
mit dem Leid und den Tieren
einigten wir uns nicht
über die Atome
dabei ist geklärt
daß man nichts weiß
außer dem Taumel-
dummerweise spricht man
vom Glück
was durch uns scheint
ist die Welt
nur geteilt

daher kommt das
daß Du fragst
doch besser man schweigt
an der Ferne
wo Wolkenschnitt
mit Oxyd und Ferment
bedingt das wir sind
fern gewirkt und
willentlich laufen
im Rad vereint
und dem Kummer

 

Gurdjieff und Kreativität

“Muster, die aus zeitlosen kreativen Welten ins Bewußtsein gelangen…
Der Ausdruck der Kreativität in Form von Tanz, Musik, bildender Kunst oder anderen künstlerischen Gestaltungen ist eine Übersetzung in unsere alltägliche Wirklichkeit. Wenn diese Formen aus der kreativen Welt Gestalt gewinnen, können sie die Menschen, die damit in Kontakt kommen, wiederum mit der kreativen Welt verbinden, damit sie sich “rückerinnern” -eine Bedeutung des Begriffes Religion. Insofern ist …Kunst…eine religiöse Handlung und gleichzeitig “objektive” Kunst. Jede kreative Gestaltung, die von dieser Ebene der inneren Welt kommt, hat die Kraft der Rückbindung. Sie verbindet mit der wirklichen Welt, in der zeitlos immer neue Dinge erschaffen werden.”
[Bennett, Gurdjieff]
Und ich-vorher, in meiner eigenen Malereiexpose:
“Das Bild ist des Malers  Blick in die Essenz oder in die Urgründe hinter der profanen Erscheinung. Die Resultate sind Visualisierungen geistiger Vielheit -ich möchte dies als die Möglichkeit einer (trans)personalen Erhellung der zweiten plotinischen Hypostase  bezeichnen.”

Fichte, Tantrik, Meister Eckhart

J.G. Fichte: “Die Natur, in welcher ich zu handeln habe, ist nicht ein fremdes, ohne Rücksicht auf mich zustande gebrachtes Wesen, in welches ich nie eindringen könnte. Sie ist durch meine eigenen Denkgesetze gebildet und muss wohl mit denselben übereinstimmen, sie muss wohl mir überall durchaus durchsichtig und erkennbar und durchdringbar sein bis in ihr Inneres. Sie drückt überall nichts aus als Verhältnisse und Beziehungen meiner selbst zu mir selbst, und so gewiss ich hoffen kann, mich selbst zu erkennen, so gewiss darf ich mir versprechen, sie zu erforschen. Suche ich nur, was ich zu suchen habe; ich werde finden; Frage ich nur wonach ich zu fragen habe; ich werde Antwort erhalten.”
Meister Eckhart: “Die Leute sagen oft zu mir: `Bittet für mich! ´Dann denke ich: Warum geht ihr aus? Warum bleibt ihr nicht in euch selbst und greift in euer eigenes Gut? Ihr tragt doch alle Wahrheit wesenhaft in Euch.”
Fichtes Worte sind geradezu als tantrisch zu betrachten, denn
das Zitierte birgt  die Implikation zur Durchdringung, nicht der Zurückweisung oder Abscheidung.”Tantriker betrachten … die Welt als unvollkommene, unentwickelte Ausdrucksform der großen universalen Kräfte, die auch dem Heilsprozeß zugrunde liegen.” (Nach Glasenapp)

Fichte-Plotin-Eckhart, idealistische Korrelation

J.G. Fichte: “Weg also mit jenen vorgegebenen Einflüssen und Einwirkungen der äußeren Dinge auf mich, durch die sie mir eine Erkenntnis von sich einströmen sollen, die in ihnen selbst nicht ist und von ihnen nicht ausströmen kann. Der Grund, warum ich etwas außer mir annehme, liegt nicht außer mir, sondern in mir selbst, in der Beschränktheit meiner eigenen Person; vermittelst dieser Beschränktheit geht die denkende Natur in mir heraus aus sich selbst und erhält eine Übersicht ihrer selbst im Ganzen; jedoch in jedem Individuum aus einem eigenen Gesichstpunkte.”
Plotin: “Das aber, was nach dem Urgrund kommt, ist, daß das Eine gleichsam in dieser Weise auf ihm lastet; Alles was an einem teilhat, und auch jedes beliebige Stück von ihm ist alles und eines. ”
und
“Kann all das Körperliche aber nur deshalb Gegenstand deines Trachtens sein weil es beseelt ist, weshalb will man da sich selbst fahren lassen und nach einem anderen trachten? Ist es aber die Seele, die du im anderen bewunderst, so bewunderst du damit dich selbst.”
Und zu Fichte noch meine Anmerkung: Die Summe der Wahrnehmung ist die Totalität des Seienden -hier der Grund für die Unruhe der Seele und ihrer Sinne, die sich selbst zu komplettieren sucht.
Und hierzu wiederum Meister Eckhart: “Die Seele wird im Körper geläutert, auf daß sie sammele, was zerstreut und herausgetragen ist. Wenn das, was die fünf Sinne heraustragen, wieder in die Seele hereinkommt, so hat sie eine Kraft, in der alles eins wird.”

 

Erntedank, letal

Im Oktober wieder Erntedank, zumeist in Form von Äußerlichkeiten, Dekorativem.
Zwei Gedanken hierzu:
Hier gilt zu erst einmal wieder das anthropische Prinzip:Was uns dankenswert erscheint ist die Zwangsläufigkeit der Bedingung unserer Existenz, die eben dasjenige als dankenswert erachten muß, was sie zum Dank befähigt hervorgebracht hat.
Und vor allem ist ein zweiter Aspekt nicht außer Acht zu lassen, nämlich daß es die Natur -und immer nur die Natur- ist, die uns nicht nur nährt, sondern im Gegenteil tötet und existenziell vernichtet.Von dem letztlich (immer) letalen Prinzip ergreifen wir also einen Finger oder eine Geste der Hand, die uns erschlägt.
Vielleicht sollte man daher mit dem Dank reflexiv (und sparsam) umgehen. Und: Diese letale Ambivalenz ist nicht unbedingt dazu angetan, immerfort und ausschließlich in Demut zu verharren.

Veganismus und Naturalismus

Das Problem, daß Vitamin B12 dem menschlichen Körper nicht ohne tierische Nahrung bereitgestellt werden kann, könnte als eindeutiges Indiz gegen den Veganismus verwendet werden: Hätte die Natur für den Menschen eine Ernährung ohne jedes tierische Erzeugnis vorgesehen, käme das Vitamin auch in pflanzlicher Nahrung vor. Indem man diesen Ansatz als Naturalismus (der die Natur zum Grund und zur Norm aller Erscheinungen erhebt), als überkommenes Denkmodell ablehnt, ist dieses Dilemma schnell von der Hand. (Freilich ist nicht von der Hand zu weisen, daß der Kritiker lediglich anhand seiner naturgegebenen Fähigkeiten hieran Kritik zu formulieren befähigt ist.) Man proklamiere also einfach eine Überwindung bzw. die Überwindungwürdigkeit eines als nicht abgeschlossen zu betrachtenenden (evolutionären, sich über die erschaute Natur erhebenden) Prozesses, dessen Richtung und Zweck man in die Eigenverantwortlichkeit des Menschen legt. In Hinsicht auf den Veganismus wird dieser Ansatz (fast) naturgemäß von Atheisten bzw. Materialisten vertreten. Jenen bleibt das Wissen der wirklichen Natur des Menschen allerdings verborgen -wie sich rein positivistisch intervenieren ließe -denn die Quantenphysik hat längst die Beobachtungsabhängigkeit des Körperlichen unter Beweis gestellt; der Atheist aber beliebt in der alten Denkart des naiven Materialismus, (der zuletzt aristotelisch/christlich -atomistisch-konditioniert ist) zu verweilen. Daß ausgerechnet eine Vitaminpille eine Bruchlinie in der Naturbestimmung, eine Scheide vom “Gegebenen” zum Sich darüber zu Erhebenden veranschaulichen könnte, wirkt zuvorderst recht ernüchternd. Die Frage für den Nicht-Materialisten ist hier auch, wie und warum denn ein Gegebenes die Implikation für ein sich über sich selbst erhebendens (in sich selbst) bereitgestellt haben soll und warum dies zu entwickeln ausgerechnet dem Menschen in die Hand gelegt sein könnte.
Eine kurzgefasste idealistische Position hierzu bietet J.G.Fichte an :” Es soll eine neue Natur im Begriffe sich bilden und an die lebendige und tätige eng sich anschmiegen und auf den Fuß ihr folgen. Und jede Erkenntnis, welche die Vernunft der Natur abgerungen, soll aufbehalten werden für den gemeinsamen Verstand unseres Geschlechts.”
Weiterführende Erklärungen hält die Konzeption des neuplatonischen Seinsbegriffes bereit, die ich an anderer Stelle erörtert habe.

Tiergeschichte

Vorbei am alten Metall der Koppeln und den Rostspuren auf den Strassen die gleichen Wege seit Jahren irgendwann dort fand man einen Alten der lange nicht gesehen wurde eine wunderliche Begegnung denn wie aus dem Nichts war er aufgetaucht strich sich die Insekten und die Spuren der Vögel aus dem Haar und sprach “Wollt ihr nicht endlich Einhalt gebieten den scheußlichen Morden?” ehe man ihn verstand fügte er hinzu wie beiläufig fast “Fühlt ihr nicht, daß ihr einander zerfleischt im finsteren Wahn?” manchmal schlief er darauf in den Gärten oder Gräben während ich noch versuchte Frösche von Blättern zu unterscheiden der Lebensaushauch auf Asphalt zu den Menschen die ihre Feste feiern dabei  bis zu den Knien im Blut und Mehl der Toten standen um die Mühsal und immer wieder nur die Mühsal zu verdauen (und er sprang in den Berg in den Tod in das Licht) und die alten Pferde versuchten am Waldrand zu entkommen und schauten mit Trauer gegen den nächsten Winter

Am Tor der Ekliptik

Am Tor der Ekliptik
bist du heute slawenblass
und umsonnen hier
streunt ein Tier und
ruft durch die Spiegel
und die Netze
zur Schwärze
dann klettern Flügler bescheiden
zum Licht oder Gift –
Und bei der Zauberin singen wir Lieder
schaudern im Takt ihres Stockes
der klopft Scheiben der Nacht dazu ab
und die Jahre –
schlafe nun gut mein Antipode
im Land der Sammler-
ist mein Haus auch falsch gestellt
fahre ich damit tief in die Welt
meiner Brüder hinab
zur dunklen See
wo der ferne Glanz
die Sternbilder addiert
zum Schlohweiß des Himmels-
zum Sturm der Hyaden
und am Kreuz des Nordens
verlasse ich die Welt
und mich selbst