All posts by michael-schaffer

Herbstbild II

Nun wegen
der Flügel
und Sehnen
der Feuerkopf
am Spiegel
sprach von wilder Möhre
(oder Maxheim) –
und bei Waldhausen
die Schutzbeere und
jene die schrieben
man nehme vom Gift
der Frauen
und Wolfsmilch
am Jahr
wo die Falter und der Acker
starben
vor allem
aber sprach man von ihr
die mit  Elektrolyse am Lid
vierzehn Tage
bis zum Grau
zum Zimmer  des Lächelns
am Aggregat endlich
entrückt
war am Tor
in die nächsten vier Himmel

Herbstbild III

Das war ein Wort
du mein Schakal
komm mit nach Punt
für Myrrhe !
die Götter sind
in Licht gekleidet
der Sturm klingt wie Applaus-
höre
den  Sargtext
der sagt den
Regen und die
arme Zeit
am Lehm-
und bis dahin sah man
den Hund noch  im Himmel
am November
und aß nicht
und sprach nicht
bis er veschwand
und am Gras war es Nacht
und der Fluß kam  ins   Land
meines Vaters

Veganismus

Nun ist nach dem plotinischen Gesetz des Amphibiencharakters der menschlichen Seele  der  entsprechende Auftrag zur Hand gegeben, den geistigen Anteil des Menschen nach den oberen Hypostasen hin zu entwickeln, so daß er ihm eine neue, ihm eigentliche Natur bildet, die sich dem Unteren, dem Gefallenen, Befangenen, Animalischen und Zufälligen entfernt. Dies ist nicht der Gnade eines Gottes überantwortet, sondern in der Eigenverantwortung eines sich zu sich selbst aus der raumzeitlichen Explikation Rückzuentwickelnden zu verstehen. Wegen der ontischen Implikation des Verhaltens des Einen zu sich selbst in  seiner  Bewegung einer Vervollkommnung und Ganzwerdung ist das Nicht-Verletzen , die Emphatie und generell die Gewaltlosigkeit unabdingbare Handlungsmaxime. Daher auch kann Mahavira sagen: “Wie dieser Widder nur gemästet wurde, um einen guten Bissen für einen Gast abzugeben, so wird der unbelehrbare Sünder in diesem Leben  für die Hölle aufgespart.”
Dabei kann nichts  erstrebenswerter sein, als die Unterbindung der permanenten, dramatischen  Gewaltausübung gegen das Tier (der Kardinalskandal , der allerorts unterhalb unserer Zivilisationsdecke residiert), denn der moralische Zugewinn ist beeindruckend: Es gibt keinen geringeren Verzicht (das angebliche Bedürfnis nach  Fleisch folgt letztlich schierem Trug) und gleichzeitig keine größere Gestattung  von Gnade, denn es ist das hehrste  Ziel, die immer nur ihrer Natur gemäß Handelnden, die Unverstellten und Unschuldigen  zu schonen und so zur Minimierung ihres unnennbaren Leidens beizutragen. Erst wenn sich im Menschen  diese seelische Bewegung, der Wunsch nach Schonung und Nachsicht der Schutzbedürftigen und Abhängigen  ereignet , wird er überhaupt zu (geistiger) Progression befähigt sein. Dies ist eine uralte, in die idealistische Anschauung mündende Weisung (die gleichzeitig von dieser entspringt)  – und entgegen gesellschaftspolitischer oder ökonomischer  Ansätze, die ebenfalls für den Veganismus sprechen, hat aber nur sie allein Bestand, wirkliche Verortung und Nachhaltigkeit.

Toleranz und Widerspruch

In einem antisäkularen und anti-aufklärerischen Klima, wie es sich gerade -man kann sagen exponentiell –  in Westeuropa entfaltet, wird  in einer paradoxen Weise das aus der Aufklärung stammende Diktum von der Toleranz immer lauter und fordender. Der eine Theismus solle doch den anderen Theismus tolerieren, man bete doch letztlich zu einem und dem selben Gott (was nicht stimmt) usw. Die Naivität in dieser Sache, der daraus resultierende vorauseilende Gehorsam ist gerade von christlicher Seite unüberboten (und zu bequem aus Jesu Botschaft ableitbar), da die anderen Systeme im Traum nicht daran denken,  es gleichzutun und so jedes Toleranzangebot schlicht Landgewinn für die andere, expansive Ideologie bedeuten muß.
Wir fordern aber (nach wie vor) nicht die Toleranz gegenüber dem Theismus,  sondern noch immer die Aufklärung ( – auch über diesen Sachverhalt), somit “ohne remorse die Vivisektion der Lüge, dem abscheulichen Wesen, das der Wahrheit den Weg versperrt.”(Schopenhauer)

 

Esoterische Literatur

Es gibt Bücher auf dem esoterischen Sektor, nach deren Lektüre ich zwei der folgenden Möglichkeiten erwäge:
1) Der Verfasser hat so tief Neuplatonismus und Teilchenphysik rezipiert, daß er mit jenem Wissen ausgestattet eine märchenhafte Übersetzung, die Verpackung dieses Wissens in eine breitenwirksame  Geschichte entwerfen kann, die von anderen Zivilisationen, höheren Mächten, Jenseitsschilderungen oder Ähnlichem handelt, die-weil aus tiefer esoterischer Quelle schöpfend – phantastisch und doch  schlüssig  daherkommt, auch wenn sie in der Umsetzung  schlicht fiktionalen Charakter hat .

oder 2) Das Geschilderte ist eben gar nicht fiktional, sondern es gibt eine tiefere Verständnisebene, die an die Grundaussagen einer philosophia perennis rührt, und dies von so vielen weit auseinanderliegenenden Zeiten und -unseren Alltagshorizont weit überragenden- Sichtpunkten aus , daß eine entsprechende Übereinkunft verschiedenster Schilderungen quasi als gewichtiges Indiz, als plausible Darstellung für eben die Evidenz und Existenz  dieser philosophia zu werten ist, auch wenn sie auf den ersten Blick unfassbar und phantastisch anmuten.

 

John G. Bennett

“Die Welt des Lebens entzieht sich unserem gewöhnlichen Bewußtsein. Wir sind innerhalb des Lebens; aber wir können es nicht sehen.”
(John G. Bennett)
Die Entsprechung im apokryphen gnostischen Christentum: Nag Hammadi, Thomasevangelium : [Logion 113]: “Jesus spricht: Das Königreich wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen; Siehe hier oder siehe dort, sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.”
J.G. Fichte: “Nicht erst, nachdem ich aus dem Zusammenhange der irdischen Welt gerissen werde, werde ich den Eintritt in die überirdische erhalten, ich bin und lebe schon jetzt in ihr, weit wahrer, als in der irdischen, schon jetzt ist sie mein einziger fester Standpunkt, und das ewige Leben, das ich schon längst in Besitz genommen, ist der einzige Grund, warum ich das irdische noch fortführen mag.”
Und die Frage: Wer läßt  uns eigentlich nicht aus diesem “gurdjeffschen Schlaf” erwachen?
Die (katholische) Kirche trägt hieran die Hauptlast, weil sie einst die vom Subjekt aus zu evozierende  Beteiligung am Heilsprozeß (und somit einst auch jeden zielführenden Esoterismus) verdammt hat und stattdessen den Fokus ganz auf den Fall und das Dasein im Materiellen konzentriert und den Mensch so von den geistigen Verbindungen abschneidet, die über ihn hinausweisenden Charakter haben (die Verstetigung des Materiellen als für sich oder gesondert Existierendes, als  ontologisches Diktum – mit oder ohne Gott- nenne ich Materialismus). So bleibt nur die Lebensquelle eines deus absconditus , der alleine durch seinen Willen oder die von ihm  dargebrachte  Gnade den Mensch in einen (seinen)  entfernten “Gottesraum” überführen  kann.  Die Folgen: Aufgabe des vitalen Konzepts von der geistigen Teilhabe – somit  Leib – Seele-, bzw. Geist-Materie-Dualismus, materieller und religiöser Utilitarismus, spiritueller Pragmatismus… westlicher Weg… Deprivation der “Umfaßlichkeit”  durch seelische Subjektiviertheit  und Individuiertheit, ontische Geschiedenheit von natura naturata und natura naturans-dies die Kardinalsünde der Kirche,  spätestens mit Thomas von Aquins Auslegung und Reduzierung des stoisch-monistischen Seelenfunkens als lediglich sittlliche Naturanlage theologisch restlos vollzogen und seitdem nicht mehr innerkirchlich hinterfragbar.

 

 

 

Christ und Materie

R. Millikan 1932 : „…der dogmatische Materialismus in der Physik ist tot.”
Diese fundamentale Aussage erklärt, warum sich der Christ und Theist so abgeneigt der Wissenschaft und insbesondere gegenüber der Teilchenphysik zu verhalten hat. Kommt es nämlich zum Entzug der grundsätzlichen materiellen Fundierung,  müßte er einen der Materie abgesonderten -nichtmonistischen- Gott verwerfen (und wie könnte jener auch schließlich die Welt erschaffen haben, wenn diese  gar nicht materiell, bzw. existent ist ?) , daher wird er sich bis zuletzt an seine notwendige Vorstellung von Materie klammern, auch wenn diese längst für obsolet erklärt wurde (was wiederum “die Verweigerung” als nötiges Signum für Offenbarungsglauben aufzeigt -und adäquat hierzu gleichzeitig die Notwendigkeit der Verweigerung für die materialistische Ideologie  offenbart). Die Klärung über den physikalischen Sachverhalt der elementarsten Seinsebene wird hingegen der gnostischen Implikation nach die Bestätigung über die Transzendenz von Subjekt und Objekt sowie Zeit und Raum innerhalb eines Seins-Kontinuums durchleuchten  und den (monistischen) Weg weisen, wie Madame Blavatsky im Vorwort zu “Isis entschleiert” bereits zum Ausdruck brachte:“Sie (die wir die Meister aus dem Osten nennen können) zeigten uns, daß das Dasein Gottes und die Unsterblichkeit des Menschengeistes wie ein Problem des Euklid bewiesen werden könne, wenn Wissenschaft und Religion sich die Hände reichen.”
Statt widervernünftiger Aufrechterhaltung des Unhaltbaren somit “positivistischer Idealismus” und Progression der Erkenntnis !
Gnosis.

Entzauberung

Felix Dirsch spricht in einem Artikel von christlicher Warte über eine “technikinduzierte Entzauberung“.
Hierzu zweifacher Einspruch:
1) Was wir heute als vor-technischen Standpunkt behandeln, ist eine Interpretation, tatsächlich schauen wir nicht weniger als auf das Abbild des technischen Höchststandes der beschriebenen Zeit. “Verzauberung” ist gerade da wahrnehmbar, wo Technik als Stand des menschlich  Möglichen den Geist in Hinsicht auf sein höheres Sein sichtbar interpretiert und in dem Ergebnis seiner Tätigkeit als Verweis auf dieses eine entsprechende Repräsentanz schafft –  in seiner Befähigung zum Überzeitlichen zwar adäquat  überzeitlich  wirksam und kündend, aber nicht fälschlicherweise vom Jetzt aus betrachtet als verlorene oder vergangene  Befähigung oder Kraft, sondern als jederzeit nach Ausdruck verlangende Befähigung mit Anlage zur Progression.
2) Enzaubert hat tatsächlich das Christentum, indem es die geistigen Aspekte, den Mythos in das Reich der Fabel und des Aberglaubens verwiesen, das Geistige zu einer “Gott” getauften Personifikation  umfunktioniert und  als ein geschiedenes Agens aus der Welt abgezogen hat und an einen entrückten Punkt des Himmels verbannte, dem Menschen aber nur die erstorbene Materie überließ , dazwischen eine (ontologische) Grenze wie eine Lichtschranke errichtet hat. (Was nach  H.J.Störig dem semitischen Denken inhärent ist.) Daher auch Hegel sagte, die Christen hätten die Natur zum Leichnam gemacht. Die Natur als Geistform, als Form des Geistes in ihrer mannigfaltigen Erscheinung  ist somit  in der Breiten-  Wahrnehmung völlig abhanden gekommen.

 

 

Abend im Oktober

Kam die Straße hinunter rechts standen Hunde unten war ein  Licht mit dem Fenster und dem Rauch vom Süßholz die Zeit schien wie Wasser  zu vergehen nicht einmal der Holunder war geschnitten und  ich fragte nach einer Ammer oder den Schnäppern/ vom Berg kämen sie bis hierher man könnte das ahnen oder lesen  am Bett baute ich eine Wand mit Papier und hörte  von den Gesprächen daß in einem  Sternbild Leben wäre und viel älter als unseres und daß sich dies niederschlagen könne in den Tropfen und Bäumen in den Gärten oder Vorstädten  so daß man warten möchte auf die Stimmen der Ahnen im Holz oder im Kupfer  in den Köpfen oder Stuben der Wenigen die Abstand halten  um dies zu bedenken.

Säumnis der Zeiten

Am Teer läuft
das Wasser der Jahre
zu der Weide
unter der mein Hund –
und ich warte
mit der Lampe
und dem Scharnier
zähle staple trinke Regen
mit der Ferne
und den unbenannten
Falken im First

sehen sie mich
ziehen sie aus
um am Feld
die Menschen zu schauen
die mit Krücken gehen
und Eggen
um was nicht mehr ist
zu verwalten

so geht der Blick
wieder zum Herbst
schon immer ein sehniger
Freund der sagt
wie es bleibt
nach den Stürmen
und wir?
wir sprechen nicht mehr
und leben im Säumnis
der Zeiten