Category Archives: Lyrik und Kurzprosa

Nachtfahrt

An den Spiralarmen heute
das Himmelsfanal
unwirklich leuchten die Fremdgalaxien
und tränt manchmal Nacht über das Feld
sind wir gehoben
schattenlos
hinter dem Haus
zur kosmischen Bucht
die Nachtfahrt –
vorbei an Bäumen  Menschen und dem Papst
der sich selbst zur Ader läßt
indem er mit den Armen speist
seltsame Welt die fragt nach Gott
wie sie vergehen muß
hier oben am See
bei den Leuten
aus Kristall
mit den Köpfen wie Juwel
deren Finger aus Sonne zeigen hinab
und zurück
wie mein Blick
in alte  träge, befangene Welt
ich hatte gewußt
ihr seid hier
war verirrt
nicht wesentlich nur
fast ein Leben.

Zum Herbst

Käfer leuchten schneckennass
verloschen am Abhang sind die Städte und
die Räder so groß wie Kathedralen
zerschneiden den Menschendunst bei den Falken
er war umsonst
wie das Leben der Alten hier
jene mit den Rabenhälsen nun zum Winter gereckt
wo eine Eidechse blutet
ihr Kopf war zerschlagen im Feld –
und bald flackern wieder die Kerzen und Uhren
und der Nager er nagt unter dem Dach
sonst alle weg
noch die Hunde an den Zäunen
und weißer Rauch
zur Einkehr vor dem Laub
oder auch
Rückzug
vom Westen
denn Nachbarn stehen jetzt schwarz an den Bäumen
und stehlen die Früchte vom Jahr –
draussen rufen die letzten Sägen und Wagen
der einsamen Leute im Wald
die dort die Schwermut vertreiben mit Holz-
man liegt und wacht
und das Fenster wird kalt
und man lauscht
vor dem Traum-
wie schon gesagt
der Nager er nagt
auf ihn ist Verlaß-
bald reden die Ingwerleute von Städten aus Licht
wir rufen nun lauter doch es kümmert nur
Vögel die schreien zum Herbst ihre Not
denn wir fürchten den Tod umso mehr im Oktober –
schau nun hinab an deinem Leib
wickle ihn mit Nebelkraut und Gras in warme Tücher
und wache erst auf wenn es lohnt
in anderer Zeit.

Früher

Als wir dachten wir könnten an den Ostgruben Feuer machen und die Kinder der anderen die Feldfrüchte stahlen und mitten am Tag schon nach Münzen suchten in den Manteltaschen der Betrunkenen der Vermutung nach muß es ein Foto davon geben im Westen da war erst lange danach dieser Mann wie zu spät nach dem Krieg an der Haustür denn eigentlich lebte er ja gar nicht mehr man kannte ihn eben nur von diesem Bild über der Nähmaschine an der trat man das Pedal und beobachtete den Rückschlag vom Schwungrad in die Beine manche Leute haben mit offenen Rücken in freudlos weißen Betten warten müssen andere taumelten überrascht von großen Hunden und blieben versehrt für den Rest ihrer Zeit eine schwierige Phase war das und dazu noch die feindliche Alte die an die Decke klopfte mit dem Besen und ihre schlechtmeinende Tochter dabei hätten die noch wissen müssen wie sie gestrauchelt waren über Gitter und Steine und das alte Eis nur daß die treuen Pferde nicht die Splitter scheuten so hängt das an Fäden dachte ja auch der Soldat der sich am Morgen davor an den Ofen gelegt hatte um zu sterben dabei war er nur müde aber die Zukunft würde eh nichts mehr bereiten ausser Niederlage oder Sieg was nun aufs selbe käme der Einlösung des Spruches der Väter gemäß der der zweiten Generation die Not der ersten aber den Tod zuspräche wo die Wölfe sich zum Winter an den Häusern scharen ist nicht Gefahr aber dort sind auch Menschen die neiden und die hatten sich schon Farbe ins Gesicht gemalt mit Blut um sich so von der Schwindsucht abzusetzen also fort schnellstens nur fort vielleicht links über Land oder zu Wasser gelassen in dröhnenden Bäuchen aus Rost wenn es nicht vorher schon die Leiber zerdrückte an den Kränen und den Kielen die dort trotzten den Gebeten mit Eisen Schnee und schwarzem Wasser und bis heute noch ruft es ertrunken kalt durch die Jahrzehnte und wie verbannt für immer sind alle Glieder in den verlorenen Gräbern und wieder der Rückschlag der Nähmaschine wie man ihn gelernt hat zu schätzen wegen der Mechanik und der Übersetzung von Kraft und die Stimme an der Tür verhält sich dazu wie ein Gefühl als lebte er doch und würde sprechen mit ihr sie ist alt oder liegt das an dem Durcheinander der Frauen mit den schütteren Frisuren unter der Dachschräge ich dachte die blieben in Polen oder wie sagte man damals aber nur ruhig -ganz ruhig -mein Kind -meinte scheinbar die eine- es war ja nichts gewesen und lachte mir zu mit müdem Gesicht.

Sirius

Altes Wirrkopf Liedgut
jetzt erst zurück
sind die Geisterbrigaden
bei Frau F. im Zimmer gedrängt
bis ein Ruf und ihr Schlag mit den Augen –
‘Da ist der Schausteller mit dem Äffchen’
ich bin nicht einverstanden
war er wieder da ?
‘und dem dreibeinigen Reh’
gehen sie
‘der wohnt hier hinter der Wand aus Wald’
selbst hier oben ?
‘ja er kann fliegen wie alle hier
zumindest bis sich jemand zu husten getraut’

und viel später erst am Morgen
wenn ich gehe ist Sirius an den Bäumen hell
(und die Stimme die sagt)
wäre ich dort
wäre ich fort
mit dir

Am Montag

Warum nur immer nun ihn treffen er aus Furcht vor der Arbeit schon berentet um sich zu kümmern am liebsten scheinbar um mich fast könnte ich nur vom Brot leben montags zumindest wenn die Gesichter nur nicht so grau vor Desinteresse entlang der Kühlregale-ist das vom Wochende? wer nicht sucht ist länger tot dachte ich schon immer eigentlich kann ich das Brot nicht mehr sehen und nicht mehr die Stadt da könnt ihr erneuern mit Glas und Hautkosmetik und schaut doch immer zum Boden was hattet ihr noch verköstigt vor eurer Hinrichtung daß es euch für die Nahgespräche zum Asphalt verdrahtet hatte am Sonnengeflecht die Worte verhakt und doch perlt alles ab zuletzt an der Synthetik bei der Hauptstrasse wo Autos zermürbt vom Tag warum nur ich hatte doch die Glühtermine für den Anlasser eingehalten nur so für die anderen falls sie mal fragen sollten morgens bei der Fahrt an der Schneise ist mir mal etwas passiert ich hätte es melden müssen zwei Jahre hatte ich Zeit dazu aber ich habe mich ausgeklinkt aus dem Zeitbegriff so ganz mit Haut und Haar das ist überhaupt interessant um die Jahre herumzugreifen jetzt fehlt nur noch das rückwärtige ab und durch die Mitte wer soll denn mich ermordet haben würde ich den Kartenleger fragen mein Vater ist ein Büchernarr und ich habe sie verkauft damals zwar auf dem falschen Erdteil aber vielleicht gab es einen Tunnel durch den Ozean mit den Kabeln aus Fiberglas wo die sind da liest man auch Bücher und du hast nur diese Blätter gesammelt um zu vergleichen wegen den Preisen? Ich richte meinen Gang nach der Schönheit aus nicht nach dem Preis verstehe bitte ich werde dich niemals besuchen auch wenn ich dauernd ja sage. Lass mich sein ganz nur sein am Regal für Sesamöl möchte ich träumen von Opposition so will ich es nennen für immer – aber immer mit der Ruhe lassen Sie sich Zeit mit der Brotkarte spricht jetzt sie. Und ich sage – nur so in Gedanken Nein, denn ihr habt mich nicht verstanden.

Nachtstunde

Gemäß der Ordnung der Verordnung
eine Dosis Tropfenlob am Bett
dazu der Lebenssaft einer Fliege quer
zum Aggregat für die Konstante
neuroleptischer Inobhutnahme-
der vegetiert bis zum Verschluß der Vene
soll er doch
Russland war ohne Zucker temporär zumindest
zum Glück dann am Rand von Odessa mit Bienen
auch mit Äther oder Spritze für die Gemeinen den Zar
oder die Schmetterlinge
was eben passt für die Schaukästen
nichts für die Frauen
die wollen leben immer nur leben –
tauscht sie noch ein Bild von der Wand
hol ich die Gespenster aus dem Keller
daß sie dem Bartmann die Hände schneiden
oben drüber dem fehlt vom Kopf eh schon ein Teil
doch noch hält er Wacht über die Länge der Nacht
wie dumm ihr seid, daß ihr schlaft wenn die Welten sich verschränken
an Nadeln Uhren Armaturen und
wo Bist Du jetzt? Mir wird so egal ums Herz
schon seit Jahren
es gibt wichtigeres
also zurück zur Kanüle nach Mass und Winkel
mein Ethos ins Gewebe
zum Wangenrot nach Standard wie der Tod der Nachtfalter an den Leuchtröhren
alles beauftragt zum Nachweis der
stundendokumentierten Zerinnung
allgemeiner Daseinsverwertbarkeit – .
man nennt das fahle Menschenfreude.

Neonzimmer Sommernacht

Im Neonzimmer Sommernacht
Fliegen haben sich müde gestossen
an den Spiegeln
und erschlagen vom Tag liegen die Motten an den Treppen
und wir warten seit Nächten auf Regen
ich denke an Häuser
jene voller getrockneter Vögel
wie damals üblich
in Peru
hätte man den Echsen den Mund nicht vernäht
sie könnten sprechen davon und von all dem anderen
meine Heimfahrt an der Dämmerung
verläuft wie an der Scheide zweier Welten
gemahnt zu stiller Vorsicht und Wiedergutmachung
die nicht vergehen kann

Hochsommerzyklus

Abends wieder das Wetterleuchten
hinter unbewegten Sommersternen
die Donner verstorben
vor der Grenze zur Nacht-
August der schon dunkel umfängt
und am Morgen erst
blickt man auf die Schönheit
weißer Kühe
ich zähle schon wieder
zurück zum Herbst mit Holz
am Mittag kleinbeerig koriandertrocken
der Garten und die Hummeln
die Gift sammeln am Dost
gegen die Schnäpper
die müde warten
wasserlos
wie sommerwelke Rosen
vergeblich hoffend auf Feuchtes am Abend.
wir brechen auf nun
mit dem Mottenvolk
wieder zum Wind und den Blitzen
denn alles raschelt alles lauscht
das Gewitter
tropfenlos
es sagt
wir sollen nicht mehr zählen

Schnecken

Zuletzt am Regenweg
die höhere Achtsamkeit auf Kriechtiere
wegen Religion und waldbodenfarbener Käfer
die wechseln mit gifthellen Schnecken –
so nass waren die Wochen dass letztere fast kopfhoch
an den Baumstämmen kopulierten
doch eine zerbarst ihr Haus im eisernen Türwinkel
wollte sich darauf in die Trümmer zurückziehen
zeriss dabei folgerichtig ihr Fleisch und zerlief somit-
starb zum Vorteil der Spinnentierchen
die anders als Kinder
die Schlechten der Menschen
sich nicht an der Zersetzung alleine erfreuen
sondern sich sinnvoll laben
am nahrhaften Sekret
des Sterbenden.

Junigedicht

Regensatter Flieder an den frischen Vogelhecken
Monat der Schaumdolden
holunderweisser Luftstrom weht in weiche Lungen
und wie für immer besiegt so hell liegt die Nacht-
alle Türen sind nun geöffnet zu den Hummeln
und unter dem Tau gedeihen die glücklichen Ländereien der Ameisen
selbst am Osthimmel ist nur Mildes
und im Westen wacht der Sommer
so die Zeit der Zurücknahme des Ich,
Zeit der Wurzeln und der tausend neuen Blätter –
Gnadenvoll –
der frühe Juni