Category Archives: Lyrik und Kurzprosa

Ihr Tod

Engel der Hoffnung
trägt Brand am Haar
bitte geh nun
und für immer –
laß den verückten Lungenwunsch
meine Hand schon scheint dir wie ein Berg
nun bloß keine Feuertränen in die Stille-
so hinterblieb ich einst
am Nachtpol
an ihrem stummen Auge
aber später meinte ich
es wären leise Rufe zu hören
wie verweht vom Aufzugsschacht
und Bilder waren dort an der Wand
von frischem Gras
und Kastanienbäumen
und hinter den Bildern
wahrscheinlich auch Kinder
die mit zahmen Löwen spielen
und noch weiter Asketen
die lächeln uns zu in der Sonne-
hier kein Neid mehr der Hundertjährigen
oder die Angst eines Vogels
sondern einfaches letztes
vollendetes Sein
so lass sie allein
denn willst du sie halten
die fahrenden Betten
die immer so streben
die dunklen Flure entlang
am Abend dahin
zur Sommerheimkehr

Bestand Januar (14) 2

Rote Feldfrau
schwarzer Jäger glatt
Keimzelle der Hundheit
Altpaar
tapfer am Weg
und fremdgartengrau –
schneelos bisher der Speicher
weil späte Gnade
wegen Winterbitte
gespalten zu Vierteln
was zum Leben ist
hinter Glas
verbrannt
das Biotop
und die Schuld
du hast sie ja selber gesucht
deine Mutter-
daher Fluchtpläne nun
bei den Wipfeln
blaues Feuer
schwarze Beisteher
und Waldnamen
an der Strasse fast
erstorben meine Hoffnung
am Blechhinweis-
überlaß mir diese Kirche
damit Gott zurück kann
und entwerfe eine Strategie
gegen die Nager
für das Kommende
soll Erneurung
mit Altem
konsolidiert sein
denn gereift in Kummer
strahlend endlich
dann Freiheit

Bestand Januar (14) 1

Rote Feldfrau
schwarzer Jäger glatt
Keimzelle der Hundheit
Altpaar
tapfer am Weg
und fremdgartengrau –
schneelos bisher der Speicher
weil späte Gnade
wegen Winterbitte
gespalten zu Vierteln
was zum Leben ist
hinter Glas
verbrannt
das Biotop
und die Schuld
du hast sie ja selber gesucht
deine Mutter-
daher Fluchtpläne nun
bei den Wipfeln
blaues Feuer
schwarze Beisteher
und Waldnamen
an der Strasse fast
erstorben meine Hoffnung
am Blechhinweis-
überlaß mir diese Kirche
damit Gott zurück kann
und entwerfe eine Strategie
gegen die Nager
für das Kommende
soll Erneurung
mit Altem
gefestigt sein
denn gereift in Kummer
strahlend endlich
dann Freiheit

Vor den Mauern

Dies hier war anders denn im letzten Zimmer gereichte die Verteidigung schließlich zum Hauptmotiv erst lange nach den Fahrten des alten Ordens bei Gott diese Kemenaten bieten Kühle bei vernichtender Sommerschwüle  aber wie dies prinzipiell der Sache gleicht wo im Wald dieser verborgene Weg man konnte dort den Tieren von oben zuschauen wie sie im Eiswasser nach den schweren Ästen tauchten du weißt noch diese Fotografien natürlich ein besonderer Ort das Gras wuchs über den alten Kaminen die so gut wie alleine in die Luft ragten und die Mühle dahinter war fast ganz verschwunden was war das eigentlich für eine gebückte Existenz in solchem Schattental in steter Erwartung von Willkür und nahem Ende daß es überhaupt je so weit kam sich so elementar zu entfernen vitaminlos wissenlos ehrlos zugrunde zu gehen wegen diesem bräsigen fetten Geschmeiß das sich legitimiert hatte ohne jeglichen Grund hier sind gar keine Steine mehr nur Bäume das macht sich gut im Winter ich habe Eisbilder gerahmt für zehn Jahre kosmologische Bücher dazugelegt selbst unverstanden dienten die noch der Hebung jedenfalls damals zu dieser ruhigen Zeit pfleglicher Temperaturen im Haus nicht wie darauf als man fast alles verlor schon die erste Wohnung war verflucht die Heizung ein Experiment aus Nordeuropa konnte hier nicht funktionieren als wäre das karmisch bedingt wie ein ewiger Bann das Kalte als Beschneidung oder Anreiz wie tumb sie in der Wärme liegen und leiden und ihre Krankheiten brüten ein Mensch der sich so nennen will hat Hunde und zieht umher in klarer Mondluft am besten alleine und mit dem stillen Sehnen nach der Unendlichkeit und dem Rauschen großer Bäume im Dezember um den Städten den mürben jederzeit ins Gesicht zu lachen wie auch sonst jedem geraden Winkel verschwinden sollt ihr von dort ihr Menschen und eure begradigten Reflektionen ich werde das Richtige tun und diesmal das Richtige sein ohne Reflektion und dabei Luft trinken wie jene Alten die Lichtesser es manchmal taten aber diesmal vor den Mauern wahrscheinlich unverteidigt und sommerlos vorläufig.

Kurstadt

Im Oktober an den Strassen noch Vergangenes
wovon die alten Ahornbäume sprechen
nicht weit von hier
ist die Inhalationsanstalt
toter Ärzte
und ferner Stuck und die leeren Häuser
mit Grüßen vom Kaiser und alten Kanzler
durchgestrichen
die Namen an den hohen Türen
der Kongreß hat nicht mehr getagt
aber an den Tischen sind noch Männer
jener Art mit ihren dürren Frauen-
es gibt Musik und Apfelkuchen
zum Ersatz für ein Leben
denn alles will noch einmmal sein
bevor der Fluss es nehmen muss
in seinem wintergrauen Wasser
auf das man schaut von hier
von dem so jeder weiß
daher sich alle halten müßten
eng
denn sie sind verloren
und vereint in ihren Wünschen-
siehe dort den Platz der schönste hier
im Herbstglanz die Stühle leer
und frischer Wind schon jetzt aus Nord
verschwunden von da
die Patienten
verschickt
sind alle
zur letzten Rehabilitation

Bestand Dezember (13) 2

Blattlos taglos
atemvoll
was wisst ihr vom Dezember
hier geht es aufwärts
zwei Grad
in sechs Stunden –
und nun Kardamomrascheln
und Schraubenklang
zur Begleitung der Frage
nach dem Ursprung
der Dinge –
im Kerzentakt
die Sprüche der Weisen
und Gedanken über das Wesen vom
Zusammenhalt
der Knochen und  Sehnen
und verfrühte Todesfälle-
ein Fuchs läuft hier
hat sich bis zum Keller gegraben
hundlos das Haus
und der Garten voll mit
grauen Vogelbanden
in rauhem Nacht Versteck –
alternierende Zustände
und Synchronizitäten
die nur wegen der
Begradigung der Asymmetrien-
war doch einfach-
wie Sud aus Brennessel
und neue Bilderwelt
auch ein Schrank dazu
der Geist von alten Tanten
meistens Martha
bringt modrigen Bestand
aus Schubladen
und alten Schlaf
bis zum Wald
denn immer wieder
Wald
gerade nun zu dieser Zeit
heißt mein Gebet
Luft trinken

Bestand Dezember (13) 1

Damals der verrückte Drang Asche zu sammeln
für einen Berg bis zum Frühling
als wäre es das letzte Mal vielleicht-
man könnte Muschelkalk in den Händen halten
oder von Ketzern sprechen
wo wäre der Unterschied
wenn die Übersetzung versagt-
Fremdsprachenkorrespondent
mit Erfolg hinter dem Geist-
ich also laufe lieber
daher jetzt Neonkreuze an den Bäumen
und schon ein letztes Zalp (wo bist du?) zur Nacht
dort politisch geträumt
von Mord in Rumänien
Reifengequietsche
und ein Dolch
mit Mördergesicht-
tatsächlich aber
geschlafen an der Glut
den Sterbenden Nadeln in die Finger gesteckt
zum Abschied-
den Eulengesichtern und Schorfnasen
den Durst des Lebens
mit Kochsalzlösung zu behandeln
manche hier haben gar die Maden geschont
aber wir?
wir sprechen Ölgebete an den Brennern
verschmauche nicht mein Geld
denn wieder schon kalt sind alle Fenster und Uhren
heilige Maschine
ich weiß Du musst vorwärts
und immer mehr
ja immer mehr
wird meine Ahnung
ich könnte deinen Lauf
erraten

Novemberwind

Herbstbaumblätter lederschwer
reifen im Novembergras
leuchten nun wie kleine Städte an den Bergen –
am Glashaus warten jetzt Spinnen auf die Schoten
zum Winterquartier –
und zu Kämpfern getarnt
mit zarten Wangen
gesellen sich die Meisen-
nachdenklich ist jetzt die Welt
das Grelle geköpft vom Wind
und die Menschen weg hinter Mauern-
und Säugetiere trinken wässrige Luft für
Schutz und Klärung am Wald-
dahinter im Sterbehaus
mürbes Gebet
und der Wunsch nach Hunger
kein Gott der fragt nach dem Geschick
und die Betten gedehnt zum Morgen
verursachten Risse in den Wänden-
zum Keller das stete Dröhnen
der Herbstmaschine-
Feldmäuse am Gastmahl
zur Nacht ohne Gast
der Wunsch zu Sein gereicht hier zum Tod
und wir wandern und warten und wandern
Asseln und Getier der Töpfe gleich
alle mit der selben Furcht
vor dunkler Ernte
roter Landschaft
schwarzem Gärtner-
heute nur der Novemberwind
und Gedanken
um die Leben danach

Alte Geschichte

Wahrscheinlich war das als sein Großvater am schwarzen Meer nach den Kirchenorgeln schaute nicht die Sache mit den Kosaken und den Kriegen der Händler die man später zu reinigenden Gewittern umdeklarierte dies hier kam einer Religion gleich das man da begann die Besten nach Norden zu transportieren hätte sein Freund ihm nicht die wichtigsten Kniffe verraten wäre er auf dem Stroh erforen wie in einer einzigen Nacht fast sein ganzes Battalion manchmal noch denke ich so wenn es zu kalt wird am Morgen wir saßen fast grundlos im Regen manchmal vor bewachten Häusern manchmal traf man sich im Keller nachts vor einem Mann mit Gewehr sonst ging man sich aus dem Weg sprach bald von Frauen Karten und Würfeln stahl Alkohol aus Treppenhäusern und erzählte bis zum morgen von Gott aber wie sollte man so je an ein gescheites Auskommen gelangen einige sind lange weg ein anderer lebte mit Hühnern im Wald wieder ein anderer mit schmutzigem weißen Anzug erzählte Geschichten mißlungener Operationen zum Lachen oder von Ärzten die kaum noch wiederzuerkennen waren als sie zurückkehrten von ihren Reisen nach Indien so hatten wir es besser aber wenn ich vom Osten spreche denke ich an schmale Wege über das Meer Seebrücken und die Bauten der gescheiterten Republik man verschenkt Geld und Möbel und man bekommt dafür die Erinnerung an die Stellen mit den Bajonetten wo man die Gelähmten erstach und die Verscharrten mit den Händen heimlich ausgrub als der Frost zurückwich um sie halbwegs zu betten müde die Züge als wollten sie nirgends mehr hin und nie mehr zurück denn zu Hause wartet doch immer nur der selbe Tag und die selbe Arbeit wie ein Resümee aus all dem und vorher noch auf dem Weg dorthin rechts die Burg der mächtigen Leute die es verstanden hatten die Balten zu bezwingen selbst Lenin war das nie gelungen und irgendwann angekommen träumt man wie zum Schluß den gleichmäßigen Traum von immerwährender Konsolidierung- innen- im Binnenland- schienenlos -befestigt an Häusern und zum Besten am Rande -abseits der Menschen – bei den Bäumen.

Bestand November (13)

Der Septembermaschinist suchte in zarter Sonne
an der Garage sein Schiff
doch war kein Meer weit und breit
nur Froschblätter die schon torkelten
und Häuser aus denen die Vögel nun flohen
und ich? Seelenfeuer Ätherblutung
‘verbuhlter Kuss’
hätte jemand gesagt
mager das Jahr und Adelaine
damals an den Zügen noch die Blicke der Ostmädchen
jetzt nur Büchertürme mit Technik der Engel
nicht zum Fall
aber schon wieder Feuer aus Eiche
und leises Knistern der Glieder an der Treppe dazu –
Soll doch Dunkelheit uns holen und
der Tee aus Assam
Zerstäubung Niederlage Abwehr
wenn nichts zu feiern ist
wie heißt dann das Fest
am nassen Teer
mit Kampferzischen-
am Tisch war eine Raupe eines Schmetterlings
frißt sich durchs Gewürz
wahrscheinlich:
die Auferstehung (im Haus)
Phönix
später
Metamorphose
Metempsychose
Raunacht Tod zuerst
dann vages Sein –
wär’ ich allein dann könnte ich rufen zum neuen Jahr
das Credo unverhohlen
zementiert und
fast verflogen
kenne  ich ja