Category Archives: Lyrik und Kurzprosa

Neonzimmer Sommernacht

Im Neonzimmer Sommernacht
Fliegen haben sich müde gestossen
an den Spiegeln
und erschlagen vom Tag liegen die Motten an den Treppen
und wir warten seit Nächten auf Regen
ich denke an Häuser
jene voller getrockneter Vögel
wie damals üblich
in Peru
hätte man den Echsen den Mund nicht vernäht
sie könnten sprechen davon und von all dem anderen
meine Heimfahrt an der Dämmerung
verläuft wie an der Scheide zweier Welten
gemahnt zu stiller Vorsicht und Wiedergutmachung
die nicht vergehen kann

Hochsommerzyklus

Abends wieder das Wetterleuchten
hinter unbewegten Sommersternen
die Donner verstorben
vor der Grenze zur Nacht-
August der schon dunkel umfängt
und am Morgen erst
blickt man auf die Schönheit
weißer Kühe
ich zähle schon wieder
zurück zum Herbst mit Holz
am Mittag kleinbeerig koriandertrocken
der Garten und die Hummeln
die Gift sammeln am Dost
gegen die Schnäpper
die müde warten
wasserlos
wie sommerwelke Rosen
vergeblich hoffend auf Feuchtes am Abend.
wir brechen auf nun
mit dem Mottenvolk
wieder zum Wind und den Blitzen
denn alles raschelt alles lauscht
das Gewitter
tropfenlos
es sagt
wir sollen nicht mehr zählen

Schnecken

Zuletzt am Regenweg
die höhere Achtsamkeit auf Kriechtiere
wegen Religion und waldbodenfarbener Käfer
die wechseln mit gifthellen Schnecken –
so nass waren die Wochen dass letztere fast kopfhoch
an den Baumstämmen kopulierten
doch eine zerbarst ihr Haus im eisernen Türwinkel
wollte sich darauf in die Trümmer zurückziehen
zeriss dabei folgerichtig ihr Fleisch und zerlief somit-
starb zum Vorteil der Spinnentierchen
die anders als Kinder
die Schlechten der Menschen
sich nicht an der Zersetzung alleine erfreuen
sondern sich sinnvoll laben
am nahrhaften Sekret
des Sterbenden.

Junigedicht

Regensatter Flieder an den frischen Vogelhecken
Monat der Schaumdolden
holunderweisser Luftstrom weht in weiche Lungen
und wie für immer besiegt so hell liegt die Nacht-
alle Türen sind nun geöffnet zu den Hummeln
und unter dem Tau gedeihen die glücklichen Ländereien der Ameisen
selbst am Osthimmel ist nur Mildes
und im Westen wacht der Sommer
so die Zeit der Zurücknahme des Ich,
Zeit der Wurzeln und der tausend neuen Blätter –
Gnadenvoll –
der frühe Juni

Galvanisches Bekenntnis

Ungewiß wohin unser Leben ging
als dein Glaube verstarb
der aus der Zeit
als man Froschbeine schnitt
und Elektrisches versuchte
zum galvanischen Bekenntnis
für die Hoffnung und die Anteilnahme
am Sakralen.
nun Stein um Stein verblasst die Kathedrale
und wir müssen erschaudern ob der Leere der neuen
Kirchenschiffe taumeln wie schwerelos im karmischen Wind
komm lass uns noch leben
einige Male
sanft in der Luft
wie Seelen
ungeboren
hinter den schwarzen Sonnenwolken

An der Asche

In der hohen Luft eine Stadt aus Gold und
der Wolkenmenschen Töchter
Abstieg zu den Gipfeln-
dort Steinplatz
und Herzschale
Geburt der Riesen an der Asche.
In der Ferne brennen Menschen
und Haut zischt an den Bergfeuern
zu den tempelroten Himmeln ihrer Väter.
dann unten nach der schwarzen Bucht
hat ein Forscher halb Gott
über den Fluß gesetzt
weil die Axt im alten Sumpf
den Tierweg zeigte
zu den Häusern
wo jetzt die Kopfjäger schlafen
unter den Mauern
im Rost ihrer Kleider
wartend
auf die neue Opfersonne

Maigedicht

Winterschäden an den Traumkräutern
und den Menschenkörpern
daher nun Rehabilitation unter Glas
Kinder schreien die Strassen leer
das nicht legitime Regiment
der prä- synaptischen Köpfe
im frechen Gesicht das verächtliche Erbgut
des Vaters
aus dir wird nichts
nichts was ich jemals guthieße
bald reinigt Regen die Luft und das Dorf
davor streiche ich nachts um die Bäume
im Gelbschein der
nie versiegenden Strassenlampe
Sternbilder suchend
mit roten Riesen den alten Weisen die bald vergehen müssen
der Mai ist da und wir werden genesen

Schande

Das Schandhaus im Dorf
ein geschwüriges Herz
schiefe Töterbaracke
hier lebt ihr mit fettigem Schwert
bis zur Oxidation der Mitochondrien
zwecks der Gerinnungsfaktoren für das Gefäßgerinnsel
zur Verkostung pensioniert
das eigene Leben aufzuessen.
Mettwurstjubiliar
Sterbeseminarist
Verkümmerer wie die Anderen
Überschriften -Fetischist
geiler Student
der Todeanzeigen.

Sonntags, damals

Vor Stille gezuckt
in der Hartbank
Kleidung sticht
zuhause an trockener Gardinensonne
verdammter Sänger
blendet Augen .
Gelacht vor Verachtung
Mitleid gehabt mit dem Teufel
(schon früh)
im falschen Ornat
herabtransformiert
zum sterilen Gebet gegen Rußland.
mit staubigem Braten
und Hautkratzen  Violinen
wegen Kult der Phrasen die Opposition.
Kanzelschwätzer
eng am Hals
Sonntagspullover
Kinderglauben vergreist zum Abend
und verflucht für die Nacht

Bestand März (13)1

Abends an der Strasse wieder schwarze Tiere
nachts Augentropfen verabreicht  für Jesus
nachmittags -Warten auf die Rotkehlchen
sterben ja
auch
aber nicht heute
Rufe in den resonanzleeren Raum
sinnloses Mantra
Schneereste Rost diesesmal nicht an den Koppeln
mein Hund ist tot
endwinterkalt an den Buchenfeuern
jemandes Atmung fiel aus
und seine Asche in den Schnee
hier Eritrea  Weihrauch
amor fati
Tibetbuch  Bilder vom Bardo
meiner Uhr ist kalt