Category Archives: Lyrik und Kurzprosa

Jahr des Fallens

In dem Dorf das man abscheulich nannte war an den bemalten Wänden innen ein Feuer entstanden unbemerkt zuerst aber sollte man den Verursacher verdammen immerhin war er es der sich der Katze erbarmte deren Kadaver man einfach in einer Plastiktüte liegen ließ neben dem Heizkessel wo sie am liebsten gesessen hatte, später kamen andere – nach dem schwarzen Hund noch ein Freund mit dieser geheimen Verbindung zu Scherben ein blutiges Intervall ich meistens alleine Wochenkatharsis und nur da zum Beweis meines Willens eine jahrealte Zeitung unter dem Holzstaub der grauen Küche hervorgezogen und ganz gelesen, ich hatte die falsche Flußseite erwischt und wußte nicht wie nach Hause zu kommen wovon man heute sporadisch noch träumt in der Stadt war das anders da beschwor man zu der Zeit Geister gab sich dabei am liebsten gesellig eines nachts geriet ich fast in einen Hinterhalt um danach in jenem Dämonenhaus wie eine Erscheinung empfangen zu werden unter Flüchen sogar wegen der Enttäuschung an der Landstrasse aber war ich noch dem Hund verpflichtet  und das war auch richtig ihm fielen einst Planken von seinem Verschlag auf den Rücken als er sich befreien wollte und die Nachbarn wütend klopften fast morgens und sein Herr wie eine Leiche lag den Kopf überstreckt im Delir mit schwerem Atem wie erlöst in diesem Jahr des Fallens.

Tiergedicht

Sieben Söhne des Himmels hatten
sich nach der Nässe gereckt
man kennt die dunklen Tage ohne Regen-
die Amsel hörte ich nur
im Aufzug auf der Hochfahrt
wie ein mühselig zwitscherndes
Rädchen der Hydraulik
und zum roten Lager wuchsen unbemerkt Blüten
es lebt sich im Kleber
der Milben wie alles
durch Raum und Zeit
mit Organen –
“aber das wollte ich nicht, Herr Schmetterling”
so leise sprach er das
daß er es selber fast nicht hören konnte
wollte am liebsten vom letzten nur künden
aber
da war der Nabelbruch
im Osten
mit Eisen gekeult an der Baracke
die Leiber –
Totenschaufel Nässe Rost mit
Fett und Schrott
unter Nieselregen Outlet –
so oder so
ein Opfer
zum Trakt zum Vergang
zum Katarakt der Sorge-
nicht verdaut war
wegen gefälschtem Gebet
und Großwettergrau
dort wie hier
die Menschenschuld

Generationssache

Die Lieder Lysis
nachts im Traum mit Phase Zwei
wenn man eins wird mit allen Insekten
erkauft nicht ohne Müdigkeit
durch späten Tag und Gedanken
am Hochsitz wo die Bache stand
geschwängert für den Jäger
und dessen Frau
die ins Leere schaut
über das Porzellan
aus dem Riesengebirge
von wo die Rufe noch hallten
nach der Gerechtigkeit
und
ihren Töchtern
eine Kur vielleicht mit
zwei Teelöffeln vom Nussbaum
und Mazerat vom Carpinus
die Priester und Gebein
gar ein Schnakenvater im Achat-
willkommen so in Haus Neun
zur Genesung
zum Lebensaggregat
mit Akkumulator
in Stellung
gebracht fürs
ascendere
Generationssache eben

Rauch

Zuletzt erinnerte ich mich wieder an jene Frau die zu uns kam nachdem man ihr mehrfach die Wohnungstür eintrat dies lediglich wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppierung die das Evangelium in besonderer Art auslegte/ obwohl sie hätte laufen können blieb sie zumeist im Bett während sie Kerzen brannte und Lieder hörte die nach ihrer Aussage auschließlich heilig waren worauf sie höchsten Wert legte/ darüberhinaus war sie genügsam lebte eh schon lange für sich allein und vom Gebet/ ihre Tochter wäre einst von Leuten verschleppt worden die in ein geheimes Programm eingeweiht waren während ihr Sohn der Flieger war immer Zeichen an den Himmel malte wenn er sich mal wieder in der Nähe befand in der Luft/ während sie zumeist von abtrünnigen Kirchenleuten sprach von Kardinälen oder manchmal auch von Gasplaneten und dem möglichen Leben dort und Rauch stieg auf von ihrem Raum Rauch der zum Herbst bis in mein Haus zu dringen schien wie Weihrauch hob er zur Zimmerdecke zu den Lampen und den Mücken und bald draussen zu den Vögeln dort am Gartenrand immer weiter hinauf zu den Wolken wo er sich deren weißen Fetzen anschloß später gar zu einem Nachbarplaneten bis dorthin stieg er auf wo eventuell jeder von uns ein zweites Mal lebt in einem anderen Leben aber doch simultan zu diesem hier dann einen Bogen beschreibend zu Menschen der Vergangenheit auch einigen denen man einst Unrecht tat bis schließlich zu jenem beleibten bärtigen Verrückten der in der damaligen Stadt mit einer dicken spucknassen Zigarre große Ringe vor sich herblies damit wie er selber sagte der Erlöser die Möglichkeit habe sich allzeit zu manifestieren und er ihm so die Kraft schenke um sich im Universum ungehindert fortzubewegen aber das liegt eigentlich schon zu lange zurück und wie dem auch immer sei/ irgendwann wiederum wurde es Frühling und da ab einem gewissen Tag und eigentlich völlig unvermittelt begann sie übermäßig schläfrig zu werden und Tee mit Honig und Asche zu mischen bis heute weiß man nicht ob bewußt oder nicht starb bald darauf und so auch jene Gesänge während mehr als nur in der Erinnerung dies und vielleicht sogar alles andere fortzudauern scheint relativ nah eigentlich ganz und gar hier sogar/ lediglich in anderen Aggregatzuständen.

Geburtstag

Schwarzer Himmel Szenario zum Jahrestag
Namenskuchen bescheidener Rauch
unwirtlicher Kollaps der Struktur
Kuhtage schlechte Ranke vorne
Fruchtfolge missraten an der Trockenheit der Uhren-
dabei bewegte sich eine von alleine
doch war sie nur im Bild
in einem Buch in einer Nacht
in einem Haus so groß fast wie ein Dorf am Mond-
nehmt Platz wer warten kann
und ruft nach jemand aus dem All-
erschienen ist ein Symptom einst
Bote Gott und Bruder
meiner Hand an den Anderen-
nicht daß man
die magnetische Welt verstört
an den Lampen dort sei Disziplin
das muß so sein man schaut
nach dem Nichts und seinem Gesicht
und findet davon bald wie
beschrieben im Dunkel
und ruft so vom Bett nach der Strasse
um Hilfe
was niemanden stört weil niemand es hört
durch Geschäftigkeit das halbe Sein verrät
wie immer das Versäumnis
Zellverlust ist am Tag
bis nächstes Jahr

Amt

Umgebung verlassen
zur anderen Heimat
sich beugen heißt
lausche dem Klang der Institution-
dort sonnengeflutet
das Abendfenster
für ein Lungenamt
mit Klavier der Toten-
hier kommt er zum Ende
der Untergang
der Sonne-
demnächst vielleicht
ein Treffen zum Tee mit Feinden
denn alle sind Rauch und Schall
Datenwind zuletzt-
so begehen wir
die Aufhebung der Menschengrenze
am Gang der Wahl-
mit Messing am Hut
Zink und Blut
und Rabenfett
für das Jahr
geflucht nach West
Ozean fällt
die freie Welt
der Präsident
ist Antichrist
es schickt sich nicht
dies zu erwähnen
so bleibt alles
in den Bänken gebeugt
gekreuzigt und
gesättigt im Leid
zu zelebrieren
den Wahn
und einen Leib darum-
und der Erlöser
geschunden
und nie mehr gefunden
in Tüchern gefälscht
und entfernt aus den Büchern
nun zurück
bei den Gängen
diesmal zum Licht
die Nacht hinter Glas
bald letztes Gericht
kann uns nicht bekümmern

 

Abendgedicht

An der Schwinge
der Nachwuchs ist verstummt
durch die Hände der Bäume
ein Greif am First
und frühe Lieder mit Feuerlachen
der alten Geister –
am Ackersaum ist
Rauch und Not kompensiert
mit einem Nest zum Schein
die saure Beere und Angst
eines Vogels
am Gnadentag und Abend
für weißes Wasser schwarze Nahrung
und die Lehre von
Nebel Staub und Sturm des Gemüts
und Schwalben darin
die in der Sonne
nach Mücken jagen-
wieder
Betrachtungen an großen Bäumen
was wenn der älteste geht
wegen den neuen Leuten
mit Aussenweltcharakter –
es verwünscht dies der Efeu
doch ist er zu schwach an der Wand
muß alles fallen
zur Erlösung vielleicht in hunderten Jahren
dann
wenn der Ichmacher müde ist
und endlich ruht am Stamm
wo die Anderen schon warten
lange
den Kreis der Geburten verlassen
mit schwarzem Geäst vom Wald vor der Nacht
mit Sonnennebel gar und Windrot
zum Gebrauch über dem Horizont
wie heute kann sie gelingen
die Möglichkeit

Kachexie

Kachexie war das Signum in Zeiten als der Tod noch sein Gesicht wahrte in Erscheinung trat mit Abzehrung der körperlichen Form und darin in Augen über Inneres und Haltungen hierzu zu lesen war und nicht daß man den Tod wie heute mit Pulvergetränken zur Maske stilisiert unrealistisch dickgesichtig eine Umleitung herstellt meist über die Lunge da das Herz so zu sehr gestärkt ist man dabei aber rein gar nichts gewonnen hat sondern im Gegenteil unnötig zähes Sekret produziert für eine allmähliche Erstickung und dies nur um sich weiter jenen Dingen hinzugeben die sowieso nie zielführend waren als ob man nicht bereits von Sokrates hätte wissen können daß über die Aufhebung des Todes lediglich zu meditieren wäre was nicht schwerfiele indem man sich nur die Trennung der Körper wegzudenken hat sich überwindend und ausdehnend statt sich bis zuletzt zu beugen vor dem Lärm und dem Kreuz bereitwillig dem Schmerz verhaftet oder dem Leben was wir Körper nennen nachzuhängen all seine Grimassen und Gebärden und Höchsteistungen und Verrenkungen zu bestaunen die nur dem freien Fall dienen in dem noch beschleunigt alles vergehen muß und trotzdem hängen sie ihm nach bemänteln ihn auf tausenderlei Art immer weiter dabei stürzend ins Leere und huldigen so nur der Erdbarriere die uns hindert an der echten Gravitation ins Freie bis doch die Gelenke einknicken und zuvor sich aller Tricke bedienend das Menschengeschlecht alles nach vorne peitscht und alle von Autarkie schwadronierend diesem Gesetz auf den Leim gehen wie Fliegen den Fallen der fleischfressenden Pflanzen mit Organen Tränenfluß was man Liebe nennt Schleim und Bein nur für die neuen Generationen die den Saft aus den vorherigen saugen um das Spiel ewig zu wiederholen bis zum Ziel das eben wieder die Auflösung der Körper meint wenn nur bis dahin jene erst erkannt sind als äußerste Posten des Eigentlichen und was man als Fühlen verwechselt ist Ersatz und Wunsch nach der Einsenkung oder dem Eintritt in die so einst benannte Stadt aus Licht daß man solcher Verkürzung noch echtes Blut und Wahres zuspricht taumelnd und versehrt an der Aussenmauer und noch verwundert ist daß sich nichts fügen kann von dem was man begehrt so wäre schon Zuneigung nur Aufhebung der Menschenschranke und also der Blick über den Menschen hinweg und eben auch über Götter oder den Tod und die Institution und unbeständiges Dasein überhaupt alles das gleiche meinend fliehend fallend faulend verkehrte Blicke werfend wie hilflos Schaden zufügend am Wesen der Dinge selbt und Verrat übend dabei an der Kachexie dem nötigen Signum der Erscheinung.

Bestand Mai (14) 2

Ebenerdig das erste Jahr
ohne Agastache
denn der Winter war zu warm
und die Kraft konnte sich nicht sammeln
in den Wurzeln –
an der Tür sind Schrauben und Seile
damit Pflanzen nach dem Dach greifen können-
an der Treppe das Knie-
oben Drehstromzählerei
und Mutation der Maschinen im Kleinen
was heißen soll am Übergang
von der Elektrik zur Mechanik
da tut sich etwas vom Geisterreich
ihm ein Vertiko heute vom Schrott
für Gott und
Waldreben und Mäusegift
ein Sommerversteck-
Gestern schöne Italienerin
aus Verdi vedi vici
unser Neugruß schon das Requiem
Maikalt an den Schlafzimmerwänden
potentiell lieber der Quecksilbertisch
zur Bestimmung des Menschen
Wachsbilder
und Antithesen für den falschen Philosophen
im Monitor –
darüber Strom aus allen Drähten
Elektrowind Verteiler
Chakra Kalpamantra
Klangbild –
am Fernblick in die Welt
oder Welten
versammeln sich Menschen wie Sand
und immer noch bröckelt
der Schornstein

Zwischenspiel

Am Glashaus in Gedanken
mit Kinderabwehr
Geisterschalter
Hirnschrittmacher
Totspross am Exot-
(warum möchten sie hier reanimieren?)
wo war er überhaupt die Jahre
sieht aus wie ein Kohlenhändler
asymmetrisch der Kopfblutfluss
und sie?
nicht in Kenntnis ihres Namens
doch weiß ich alles über ihre Niere
ungewollt
schwarze Hände
Zyanose
Johanniter Siechenhaus-
zuletzt Angst gehabt vor Gasgemisch
oder Explosion-
sie sowieso akut Angst vor dem Endschmerz
bereit war sie nicht-
ich mit Verfügung über Befreiungsausweis
Pflicht umsonst hebt sich auf
lächerlich bei absurder Gruppierung
an der Nachtschranke
Blumen vergessen
hilfloses Gerede
unwirsch der Dienstblick
je nach Hierarchie
bis zum
Exit mit Automatiktür-
kommen Sie bald zurück
Frau Aufrecht
ich wollte ihnen doch noch zeigen
dies und jenes
sollte mich nun wohl beeilen
doch die Rosen sie wissen
die wollen mir selten gedeihen
ein Reh fraß die Knospen
vielleicht
zum nächsten Jahr
ich hoffe noch
 sie bleiben.