Category Archives: Lyrik und Kurzprosa

Der August

Der August
will enden
mit Regenflüchen
dabei ist keine Zeit
das letzte
was blieb
waren
die Sträucher
und Schimmel
an roten Feldern –
Wagengold
in Schränken mit Papier
für Krieg und die Länder
denen man nicht mehr trauen mochte-
aushungern
den König der Birnen-
das hatte man gestern noch nicht
aber heute
ganz wie in der Medizin:
zu vernichten
kurieren zumindest
mit Feuer –
am Bach war
ich lange nicht
die infektiösen Dolden
tragen nicht mehr
die Fliegen
die wie grüne Stücke aus Metall
an den Steinen schweben wollten
dort wo man heute unsere Gesichter noch findet
da lasse hinab
und wieder bergauf
das Blut
der Erdhüte
oktoberfeucht
blüht uns
der Wald
ist offen
wenn
wir bald wieder
leben
könnten

Elstern

Am Montag fand ich die erste der Elstern tot am Zaun ich mied ihr Auge inspizierte die Mäusegänge Katzen oder Marder kamen nicht in Frage oben an den Fenstern stellte ich mir das Schlagen großer Schwingen vor am Glas ausgesetzt unkontrolliert mich umflatternd unten noch Aas von letzter Woche die rote Giftgerste im Regen des vorigen Jahres unwirksam geworden so hoffte ich/und die Furcht beschlich mich Fledermäuse könnten an den Wänden hängen/ neben mir/ könnten sich in meinen Haaren verfangen und mehr noch als wären dunkle Räume oder das Fauchen von Raubtieren gar naher Tod durch die Wut ihrer Klauen und Zähne die mein Fleisch reißen damals die Märtyrer was wäre den sieben zornvollen Gottheiten entgegenzusetzen wie real sind ihre Attacken wenn ich schon den Schnabel einer Meise fürchte.

Wir alle

Unten entlang an den Rohren
heute der Hebel mit
Stahl und Gaszement
Keller für die einen
und Lüftung mit Heizöl an der Bahre
der Ausgang findet sich nach oben
warum humpeln sie treppauf und ab
sie können doch fahren
zu ihr wenn sie stirbt –
aber die Söhne wollten sie nicht
sie war wild vor ihrem Tod
so mag ich es wenn der Wille noch zeigt
wer sie war
und was sie wird
bläulich das Haar
nach dem Ableben –
Mundschluß deutet auf
Entweichung der Seele ins Tierreich
erstmal nichts gewonnen so
eine Pfauenfeder vielleicht
an der Hühnerwiese
wo die dicken freundlichen Leute wohnten
dort treffe ich mich mit ihr
weil ich dort hinter dem Vorhang lag
damals im Delir auf der Totenpritsche –
warum also schaut ihr betrübt
wir alle nämlich sind eins
und wir leben

Kriegsgedicht

Menschenbrand
Kinder in Stein
Knochensammler
Väter weinen
tragen das Fleisch ihrer Söhne in Taschen
nach Hause zu den Ascheplätzen –
Nadelbombe
Täter lacht
Vernichtungskabinett hat Lust
auf Nichtung
absurd verbunden mit dem Kanzler
so im Westen nichts neu
aus den Gräben sickern dick
die Schreie
ersticken die Gesinnung-
die Kirche schweigt
in Rafah
tausend Kreuze
Lust am Schmerz der Bischof
und keine Himmelfahrt
wie damals
als man die Kupfernasen
mit Flammen und Pech verbrannte
als man rief
Eisenmartin
weiße Front
tritt die Bücher in den Staub
und die Ländereien
der Teufel

Bestand September (14) 1

Wurzel halbiert
Nachbarschutz
und zähe Paste
mit Warten auf den Zaun-
mein Vater die Tiere sterben
Pflanzen Fische und Frauen
schöne Russin komm
in meine Nacht
gestern
mischt sich Nanoweber
Abrieb
an den Dachzimmerstimmen
regenmorsch der Boden
dort wie mit
Besenstiel
geflicktes Holzflugzeug
für den Weltkrieg
zehn Jahre am Eis oder Rost-
dann lieber hier
mit Sommer hinter Glas
die Anderen
gemeinschaftlich vergangen
unbegründet (froh)
mit Reduktion auf Gefühltes
reckt zweite Weiberblüte
zur Sonne
verbrennt ungenutzt die Körper bis September
und immer immer Geburt Geburt
rufen die phallischen Priester
und wir? Leben so neutral-
daß er einen Nachtfreund in mir fand ist wahr
schließlich hatte er dafür alle Schützengräben überlebt
für unser Dasein hier
an der
Geldmaschine,
an der Kontrollmaschine
an der Ruhe

Sommerbestand/Abendgedicht

Am Dach
wollte ich eine Schräge
kompensieren lassen –
wir alle kippen
wenigstens war mir so
gestern Nacht
trotz der neunzig Grad
und an den Bauten der Mäuse
das Warten-
Die Benommenheit am Asphalt
gegönnt dem Tier
nur bis morgen
es wird heiß werden-
stimmenhelles Nebenan
schneidet den Berg am Abend
und neue Freunde
an Fäden gleiten hierher
geht seit Jahren so
nur die Frage wegen der Qualität-
Ameisenstange und Hirnhaut
gegessen
gibt schlimmen Virus
wir aber
wie lichte Schatten im Land
an nördlicher Breite
auch
Reflektion mit Parabol
ohne mich –
flüchtige Stoffe
schwarz abgegrenzt die Vielheit
im Wald
oder weiß sein
ein Schein sein wie Kinder
und Alabaster
am Stamm
leises Schnattern
kalibriert
die Sommer
Traumata
wenn der bald vorbei
ist
dann Reue
und wieder
die Herbstpflicht

Jahr des Fallens

In dem Dorf das man abscheulich nannte war an den bemalten Wänden innen ein Feuer entstanden unbemerkt zuerst aber sollte man den Verursacher verdammen immerhin war er es der sich der Katze erbarmte deren Kadaver man einfach in einer Plastiktüte liegen ließ neben dem Heizkessel wo sie am liebsten gesessen hatte, später kamen andere – nach dem schwarzen Hund noch ein Freund mit dieser geheimen Verbindung zu Scherben ein blutiges Intervall ich meistens alleine Wochenkatharsis und nur da zum Beweis meines Willens eine jahrealte Zeitung unter dem Holzstaub der grauen Küche hervorgezogen und ganz gelesen, ich hatte die falsche Flußseite erwischt und wußte nicht wie nach Hause zu kommen wovon man heute sporadisch noch träumt in der Stadt war das anders da beschwor man zu der Zeit Geister gab sich dabei am liebsten gesellig eines nachts geriet ich fast in einen Hinterhalt um danach in jenem Dämonenhaus wie eine Erscheinung empfangen zu werden unter Flüchen sogar wegen der Enttäuschung an der Landstrasse aber war ich noch dem Hund verpflichtet  und das war auch richtig ihm fielen einst Planken von seinem Verschlag auf den Rücken als er sich befreien wollte und die Nachbarn wütend klopften fast morgens und sein Herr wie eine Leiche lag den Kopf überstreckt im Delir mit schwerem Atem wie erlöst in diesem Jahr des Fallens.

Tiergedicht

Sieben Söhne des Himmels hatten
sich nach der Nässe gereckt
man kennt die dunklen Tage ohne Regen-
die Amsel hörte ich nur
im Aufzug auf der Hochfahrt
wie ein mühselig zwitscherndes
Rädchen der Hydraulik
und zum roten Lager wuchsen unbemerkt Blüten
es lebt sich im Kleber
der Milben wie alles
durch Raum und Zeit
mit Organen –
“aber das wollte ich nicht, Herr Schmetterling”
so leise sprach er das
daß er es selber fast nicht hören konnte
wollte am liebsten vom letzten nur künden
aber
da war der Nabelbruch
im Osten
mit Eisen gekeult an der Baracke
die Leiber –
Totenschaufel Nässe Rost mit
Fett und Schrott
unter Nieselregen Outlet –
so oder so
ein Opfer
zum Trakt zum Vergang
zum Katarakt der Sorge-
nicht verdaut war
wegen gefälschtem Gebet
und Großwettergrau
dort wie hier
die Menschenschuld

Generationssache

Die Lieder Lysis
nachts im Traum mit Phase Zwei
wenn man eins wird mit allen Insekten
erkauft nicht ohne Müdigkeit
durch späten Tag und Gedanken
am Hochsitz wo die Bache stand
geschwängert für den Jäger
und dessen Frau
die ins Leere schaut
über das Porzellan
aus dem Riesengebirge
von wo die Rufe noch hallten
nach der Gerechtigkeit
und
ihren Töchtern
eine Kur vielleicht mit
zwei Teelöffeln vom Nussbaum
und Mazerat vom Carpinus
die Priester und Gebein
gar ein Schnakenvater im Achat-
willkommen so in Haus Neun
zur Genesung
zum Lebensaggregat
mit Akkumulator
in Stellung
gebracht fürs
ascendere
Generationssache eben

Rauch

Zuletzt erinnerte ich mich wieder an jene Frau die zu uns kam nachdem man ihr mehrfach die Wohnungstür eintrat dies lediglich wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppierung die das Evangelium in besonderer Art auslegte/ obwohl sie hätte laufen können blieb sie zumeist im Bett während sie Kerzen brannte und Lieder hörte die nach ihrer Aussage auschließlich heilig waren worauf sie höchsten Wert legte/ darüberhinaus war sie genügsam lebte eh schon lange für sich allein und vom Gebet/ ihre Tochter wäre einst von Leuten verschleppt worden die in ein geheimes Programm eingeweiht waren während ihr Sohn der Flieger war immer Zeichen an den Himmel malte wenn er sich mal wieder in der Nähe befand in der Luft/ während sie zumeist von abtrünnigen Kirchenleuten sprach von Kardinälen oder manchmal auch von Gasplaneten und dem möglichen Leben dort und Rauch stieg auf von ihrem Raum Rauch der zum Herbst bis in mein Haus zu dringen schien wie Weihrauch hob er zur Zimmerdecke zu den Lampen und den Mücken und bald draussen zu den Vögeln dort am Gartenrand immer weiter hinauf zu den Wolken wo er sich deren weißen Fetzen anschloß später gar zu einem Nachbarplaneten bis dorthin stieg er auf wo eventuell jeder von uns ein zweites Mal lebt in einem anderen Leben aber doch simultan zu diesem hier dann einen Bogen beschreibend zu Menschen der Vergangenheit auch einigen denen man einst Unrecht tat bis schließlich zu jenem beleibten bärtigen Verrückten der in der damaligen Stadt mit einer dicken spucknassen Zigarre große Ringe vor sich herblies damit wie er selber sagte der Erlöser die Möglichkeit habe sich allzeit zu manifestieren und er ihm so die Kraft schenke um sich im Universum ungehindert fortzubewegen aber das liegt eigentlich schon zu lange zurück und wie dem auch immer sei/ irgendwann wiederum wurde es Frühling und da ab einem gewissen Tag und eigentlich völlig unvermittelt begann sie übermäßig schläfrig zu werden und Tee mit Honig und Asche zu mischen bis heute weiß man nicht ob bewußt oder nicht starb bald darauf und so auch jene Gesänge während mehr als nur in der Erinnerung dies und vielleicht sogar alles andere fortzudauern scheint relativ nah eigentlich ganz und gar hier sogar/ lediglich in anderen Aggregatzuständen.