Category Archives: Lyrik und Kurzprosa

Bestand Mai 14 (1)

Stimmfühlingslautmalerei
ungegenständlich
morgens
indigene Sprache
die nur ein Hund versteht –
in den Büchern neulich
herrschte noch Krieg
man las dort
Zapzerap sprach Zapotek
so schnell kann Schluß sein
Herr Kandinsky
und Dinge dieser Art-
ach – das regenlose Land
Asseln am Akanthus
und manchmal Anselm der Engländer
winkend fast am Zaun
auch scheint mir
als wären Frösche dorthin unterwegs
auf den Strassen
an der Dämmerung-
sicher aber sind nur die Gesten der Frauen
rücken sich ihre Haare zurecht
vermehrt zuletzt
im Spiegel meiner Gegenwart
mit Gesprächen
über Theresas Tinktur
und kalte Salbe oder Königswurz zuhause
eventuell zum Vorsommer
Gesundheit von Süd
geträumt
(selbst das Wort Dienst klang gut aus ihrem Mund)
und so
die Jahresräder
Steine
Bücher
Stauden
und Gauben
und alles
wie immer
in Enstehung erst-
zur Hauptsache nachts
denn da der Heimat näher
der Rätselhaften

Bestand April (14) 2

Aufwachen ist wie Verdichten
von flüssigem Sein
an massereichem Stein
er hätte gern gewarnt
pass doch auf
mit Mandragora
wegen Halsglühen
und Mondvolk
und Rabenplanet-
Gallenblut
ist schon genug
schwarz-
aber am Licht ist Furor
die Energie für Tunnel
bis Arktur Rigel Betelgeuse
man schreitet beliebig in die Zeit
und zurück
und Basaltschlaf ist für Riesen
beim Nachbar der Schlaf aber dumpf
(muß weg)
ungünstig inkarniert bei Alanien
daher für Unterwürfigkeit
zu programmieren
Mitleid nein
das konnte ich nicht
verantworten
vor Jesus
und den Brüdern der Luft-
als sie die Zimmer
und die Wände durchschritten
zur Kontrolle
malte ich Bilder
verglich sie mit allen anderen
und fand sie nicht
so nehmt mich mit

Sterne

Fast war es Zufall dort endlich einen Planeten zu finden mitten im Okular mit einem Strich zu seinem Kreis genau treffend auf der Achse zu den schwarzen Silhouetten der Bäume und ein einsamer Erfolg war das ganz ohne an Tischen beisammen zu sitzen und zu trinken wie man es auch macht mit der Kunst oder damals mit den Hunden Ihrer beißt meinem noch die Ohren ab wollte ihn ja auch nicht im Stich lassen gerade/ so kommt man eben zu nichts wenn dazu noch die Verständigen nach Norwegen fahren um dort zum Überfluss für immer zu bleiben aber das meiste spielt sich sowieso in der Nähe des Äquators ab wo man Sternwarten in die kahlen Kreideberge baute mitunter sieht man Fotos davon in Kalendern/ einen kenne ich im Zimmer einer alten Frau angeblich soll man ja mit dem blossen Auge bis Andromeda vorstossen können bisher allerdings ist mir das nie gelungen/ in wenigen Milliarden Jahren werden ihre ungezählten Sterne mit der Milchstrasse kollidieren was weiter nun gar nicht zu bemerken wäre denn dies käme einem überaus schleichenden Vorgang gleich der sich eher wie in der Art einer evolutionären Selbstverständlichkeit zu vollziehen hätte/ im Sommer wenn die Meteorschauer der Hyaden wieder erscheinen dann zischt und raucht das quer über die Gärten und hinunter den Abhang bis zum Wald/ prinzipiell ein ungünstiges Szenario und zu gefährlich um Wünsche auszusprechen/ sowieso ist dann niemand mehr wach und wenn doch dann wie alle lediglich gebannt am fahlen Blaulicht der Monitore das flackernd aus den Fenstern fallend den Zustand der Schläfrigkeit der Menschen verrät dabei direkt nebenan die Elemente/ denn sichtbar dort der Mond mit Venus beide zusammen ein Loch in den schwarzen Himmel reißend für Fledermäuse die entfernte Eule und meine Orientierung am Hundegrab und für mich selbst zuletzt/ aber in der Tendenz hinterblieben -eher wunschlos.

Garten

Frühe Tiere
suchen solitär
die Wände ab nach Sicherheit
in Löchern-
folgen den Weiden
am Wasserplatz
wie die Vögel
der Saat aus Nord
nach dem Grünwinter
ja alles früh hier am Zaun-
Fassaden
kalkputzweiss
spiegeln den Morgen
an der Umleitung-
die war ein Fehler
denn endlich
hatte ich ja vergessen
wie ich hierher
gekommen war-
so geht man umher
sät und sammelt und streut Gedanken
Engelhut und Disteln für Maria
auch Judith
damit bald zum Jahr
Waldtrompeten
das Mauerwerk vertuschen-
durchtrennt den Architekten
vom Amt und rechten Weg
und die Winkel an der Strasse
und endlich der Ordnung entsprechend
geleert
sind die Köpfe
zum Staunen bereitet-
und was hier also sonst
nun als Warten?
man kann es nicht sagen
nur dies scheint gewiß
wie erhaben er ist-
jener Garten

Bestand April (14) 1

Den Winter noch gekämpft
mit Meister Eckhart
und Harz von der Myrrhe gebraucht
als Vorhut
gegen die falsche Kapelle-
er war ja hier
da alles zeitgleich ist-
sollen andere doch suchen
an fernen Kontinenten
so ist ja doch kein Raum-
doch träume ich vom Zaun
mit einem Mai darin
und Tieren
die in Eins mit uns gewirkt
nicht wie die Lehrer die verkehrten-
die kannten nicht die Schrift
vor der Schrift-
während deren Wort zerrinnt
uns vom Horizont bis hier
mit gutem Blut voran
und stolzer Nacht
zum Grund begleiten
uns zu beweisen wer wir wirklich sind

Schicksal

Nicht weit entfernt von dem Gebiet das man wegen dem Zugang zum Meer entwendet hatte lag dies Land mit den unglücklichen Menschen darin denen es nach dem Jagen und Morden aufgetragen war zu verharren in der Stadt nun der Eingang zum eigenen Hospital verwehrt daß sie sich zuletzt davor auf die Treppen legten um den Tod zu erwarten und die Anderen verblieben selbst unter Dächern im Regenwasser und bluteten in alte Wolle und über stumpfe Messer einige der Näheren waren bereits erschossen an der Wand für die Jungen eventuell übers Wasser entkommen nur das Marienbild ich denke es war ein Replikat von Raphael das hielt die Soldateska noch ab im Haus manchmal stand er Jahrzehnte danach nachts auf dem Flur erschrak seine Frau die immer noch schwieg vielleicht verlor er den Verstand oder träumte schlecht von der ersten Zeit als Ärzte den Tod suchten wegen der Bilder vom Blut im Entbindungssaal und die Lehrer Ratten brieten und man die Kinder fortjagte damit sie sich durchschlagen konnten zu den Wäldern der Anderen Schwertbrüder einst an den rauchenden Strassen der Rausch der Mörder noch immer nicht zu stillen dabei geplant von langer Hand man wollte hier noch ein Exempel statuieren daß die Alten weiter im Westen gar paktierten hielt man erst nicht für möglich aber unter Zwang wurden sie stumm denn ihre Sprache verbot man und sie starben krank und verfrüht denn niemand kümmerte sich oder sie passierten viel zu spät die Grenze um sich fremd wiederzufinden gebückt um dann im Hof einer tristen Institution von großen Hunden zu Fall gebracht zu sein damals war dies kaum zu heilen erst absurd humpelnd und bald mit offenem Rücken liegend daß man auf die Knochen der Wirbelsäule schauen konnte doch endlich das Ende zu erwarten freilich ahnungslos ob der Tatsache daß die folgenden Generationen nicht davor zurückschrecken sollten sich an ihrem Schiksal zu laben.

Besucher

An den Bäumen
am Licht
silbernes Nachtgefährt
wie die Dächer
der Tempel
in den Veden –
am Tisch
schwarze Augen
suchen Implantat
neuroreligiöser
Hypostasen
zur Entwicklung
vom Hier
zur Dimension
der Väter
oder der Physiker –
was wisst ihr denn
von Centauri bisher
geplant am Tor von Sirius
zur Wacht
über das
was hier fleucht –
ans zelluläre All gedockt
die Tubuli
mit Homunkulus Fährmann
der Weisen
die Seelen nach Innen
zum Handschlag
mit den Heiligen
an den Quantengängen
hängend-
wartend
auf das Ende der Schrift-
denn Geist soll unser
Wesen sein
und Form um zu
belehren

Marder

Nur ab und an ging es dort hinauf die Strasse damals noch kaum befahren vielmehr nur ein warmes sommergraues Teerband wie zum Hinweis auf die Ferne und Verbindung mit dem Flirren der Luft ähnlich auf den körnigen ersten Buntfotos vor dem Abend am Wald mit dem großen Feuer das Entflammen die Entgrenzung die drängelnden Frauen die jetzt nicht mehr folgen konnten der Funkenflug und nur Kinder die sich einig waren mit den trunkenen Männern in seltener Nacht beauftragt zur Suche nach Reisig gegen die Angst vor einem Marder manchmal  hinter dem Weiher wo es immer dunkel war selbst am Tag dort nur noch der Wald manchmal liefen wir bis zum Zaun diese willkürliche unverständliche Grenze aber sie lag schon nahe genug an der Fremde meistens Fliegenpilze dort und einmal im Jahr war es verboten überhaupt diese Richtung zu nehmen weil man da schoß aber weder das Gewehr über ihrem Bett oder die Gesichter an den Wänden noch die Lampe die Haare sengte mit Petroleum schienen fremd im Gegenteil alles war ungleich mehr wahr als zu Hause weil wohl Essenz und Natur dies Haus so tief umarmte das halbzahme Reh war noch vor Einsetzen der Erinnerung nicht mehr zurückgekommen aber der Wagen mit den betagten Frauen die eine mit dem Klumpfuss dieses Bild für alle Zeit eingeprägt an der Dämmerung reich wäre sie gewesen doch was wußten wir schon davon noch weniger als von der Möglichkeit daß jemand am Dachbalken den Tod gesucht haben könnte sicher fragte man später danach die fremden alten Leute aus der Umgebung die kaum noch die Namen kannten auch war aus der väterlichen Linie dort schon ganz zu Beginn an der Strasse jemand zu Schaden gekommen was zeitlebens nie mehr ganz zu kurieren war und alles war doch wie verfangen in seltsamem Glück bis es sich unwiderbringlich wandeln mußte und zerfiel in einzelne Leben in einer anderen grellen kälteren Dekade hörte dies auf als hörte das Eigentliche auf der Traumzustand das Unbewußte und später war ich noch einmal dort auch das schon vor langer Zeit entgrenzt wie sonst nachts auf der Rückseite des Hauses die gleiche Zauberei und das ganz alte Nebengebäude stand alleine weil damals nach dem Krieg von dem Feuer der Franzosen verschont vor dem hohen schwarzen Tannenhimmel und dort die Lichtungssterne und unendliches Sehnen und Schaudern. Seitdem nie mehr dort.

wie sonst umsonst

Ab dann
Helmholtz
Wikipate
festrode
pandorama
tolosa
kathode
berolina
stangyl –
mehrdorn
verwächst
korrekt
oblat
furet
anphob-
schrift
schlief
schiff
schilf
pleistozähn
pfiff mit gif-
oder Antwort mit
tocattor
traktator
confessor
erectus
fest
gagel pergole
kniphofia-
so sprechen wie sonst
umsonst-
jetzt bloß nicht noch
sic optal
derrida
questione et
deliberare
onager
dilara
satt ghana-
agape
spirulina
quiche
Tu du so
alles fort
(wie sonst)
an brane.

Marlotte Limes

Immer
Marlotte Limes
und ihre öden Bilder vom Meer
bei ihrer Zeit
würde ich eine Mondsonde bauen
oder Zichorien rösten
und das jedenfalls friedlich
nicht im Engelpark
Forellen erschlagen
auch nicht zum Timmler
der mit dem welken Salat
nur bis zum Geländer fahren
das Rote an der Senke
über das wir uns einig waren
das einzige auch
mehr war da ja nie
aber vor allem auch nie weniger –
bisher keine Apothekenwünsche
danke an die schwarze Tablette
danke an Hindenburg
ich bin nur Hindenburg verpflichtet
in seinem Tunnel
die Beschleunigung rostiger Protonen
geglückt-
und an der Verliererstrasse
ein Wahnaltar
mit körniger Akne
benachteiligter Gesichter
und Acker der Gottesdummheit-
nun höre dieses Rätsel
Drachen rechts Dämonen links
einer fraß dem König das Geschlecht
weißt Du nun wer es war?
wenn nicht
lies für Jahre
und sprich nicht
zumindest nun
für mich nicht
mehr
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