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Plotinisches Selbst

C. Tornau über das menschliche Sein bei Plotin: “Die Daseinsform im Geist ist unser ursprüngliches und wahres Selbst, das lediglich durch die körperlichen Zusätze auf das Selbst der Erfahrungswelt reduziert wird. Diese Reduktion äußert sich darin, daß das Selbst der Erfahrungswelt von seiner geistigen Daseinsform kein Bewußtsein hat. Geist bedeutet eine zeitenthobene, das ganze Sein auf einmal umfassende Erkenntnis, während unser gewöhnliches Bewußtsein durch das zeitlich disparate rationale Denken sowie durch die sinnliche Wahrnehmung geprägt ist. Das plotinische Selbst ist, allgmein gesprochen, der uns bewußte Auschnitt aus der Gesamtheit des Seins;  und die Forderung, auf unser ursprüngliches Selbst zurückzugehen, bedeutet nichts Geringeres, als diesen Ausschnitt, der in unserem Naturzustand sehr klein ist, auf die Geamtheit des Seins zu erweitern.”

Unser “gewöhnliches Bewußtsein” konstituiert unser subjektives (un-ursprüngliches) Selbst. Reduktion = Mensch (Mensch als raumzeitliches Lebewesen). Wie von mir schon wiederholt beschrieben, wäre hierbei zwischen bewußter und desintegrierter Wahrnehmung weiter zu differenzieren: Der eigentliche Wahrnehmer nimmt auch gleichzeitig -“von oben” wahr (wie auch Plotin sagt)und ist vollständig bewußt, ist prinzipiell und aktual immer “auf die Gesamtheit des Seins erweitert”, nur der körperlich/sinnliche Vorposten seines Seins ist in seiner sinnlichen Desintegration (um nicht zu sagen: Deprivation) auf diesen und von diesem seinen Einzelaspekt subjektiviert bzw. fokussiert und aus seiner Subjektivierung heraus dieser Art befangen, daß ihm der Gesamtverhalt anders (un-ganzheitlich) erscheinen muß, als er eigentlich (ihm selber) -ganz-ist.

Subjekitivität, Heisenberg, Platon

Ich – und hier befinde ich mich im Einvernehmen mit einer Grundannahme verschiedener Weltreligionen sowie auch des Platonismus bzw. Neuplatonismus- betrachte personale Identität und überhaupt “Subjektivierung” als Produkt perzeptioneller Desintegration (bzw. subjektivierter Wahrnehmung), deren Transzendierung im nächsten Schritt unter anderem eine Aufhebung eben der Subjekt/Objekt –  Determiniertheit meint. Genau dies ist eine Aussage der (wissenschaftlich-evidenten) Heisenberg´schen Unschärferelation. Man könnte hier entgegnen: Die physikalische Versuchsanordung ist ja eben auch bloß ein Instrumentarium innerhalb der subjektiven Welt der Erscheinungen. Dem wäre aber entgegenzuhalten, daß die Quantenphysik ja gerade an der “Nahtstelle” des Raumzeitlichen zum Überraumzeitlichen (also Transzendenten) operiert und hier an sich nicht die Grenze menschlicher Erkenntnis offenbart, sondern vielmehr die antideterministischen Faktoren, die im Naturgehschehen selber liegen, zu Tage fördert. Die Herleitungen der Mathematik sind in dieser Hinsicht ja quasi als Symbol sowie Evidenz der Befähigung des Menschen zu verstehen, (verstandesgemäß) seine Annahme bzw. sein subjektives Bild der Sinneswelt transzendieren zu können.
Beispiele hierzu sind Einsteins Berechnungen über die Relativität von Zeit oder die rechnerische Einführungen zusätzlicher Dimensionen, über die sich objektive Aussagen machen lassen, obwohl sie eben ausserhalb der raumzeitlichen  Erfahrbarkeit liegen. (Wie etwa Berechnungen des Verhaltens der Gravitation in Zusatzdimensionen.)
Nicht ohne Grund ´sagt der Philosoph Jochen Kirchoff: “…so blieb Mathematik als letzte Bastion der Metaphysik. …das mathematisch formulierte Naturgesetz wurde zum Abbild der platonischen Ideen. Und in diesem Sinne sind Heisenberg und Weizsäcker genauso als Platoniker zu bezeichnen wie Galilei und Kepler.”
Von einer nachprüfbaren Ableitung über Überraumzeitliches hätte der  Scholastiker, der sich noch mit den weitgehend unzureichenden naturwissenschaftlichen Prämissen vornehmlich des Aristoteles zu begnügen hatte und ja Evidentes für das Metaphysische suchte, nicht einmal zu träumen gewagt. Nicht daß es dabei primär um einen Gottesbeweis ginge (die Konsequenzen hätten im Gegenteil den scholastischen Theismus ins Wanken gebracht), aber dieser Sachverhalt verweist “zumindest” fundamental auf die wissenschaftliche, verstandesgemäße Deduzierbarkeit eines erweiterten Seinsbegriffs.

Bestand April (14) 2

Aufwachen ist wie Verdichten
von flüssigem Sein
an massereichem Stein
er hätte gern gewarnt
pass doch auf
mit Mandragora
wegen Halsglühen
und Mondvolk
und Rabenplanet-
Gallenblut
ist schon genug
schwarz-
aber am Licht ist Furor
die Energie für Tunnel
bis Arktur Rigel Betelgeuse
man schreitet beliebig in die Zeit
und zurück
und Basaltschlaf ist für Riesen
beim Nachbar der Schlaf aber dumpf
(muß weg)
ungünstig inkarniert bei Alanien
daher für Unterwürfigkeit
zu programmieren
Mitleid nein
das konnte ich nicht
verantworten
vor Jesus
und den Brüdern der Luft-
als sie die Zimmer
und die Wände durchschritten
zur Kontrolle
malte ich Bilder
verglich sie mit allen anderen
und fand sie nicht
so nehmt mich mit

Sterne

Fast war es Zufall dort endlich einen Planeten zu finden mitten im Okular mit einem Strich zu seinem Kreis genau treffend auf der Achse zu den schwarzen Silhouetten der Bäume und ein einsamer Erfolg war das ganz ohne an Tischen beisammen zu sitzen und zu trinken wie man es auch macht mit der Kunst oder damals mit den Hunden Ihrer beißt meinem noch die Ohren ab wollte ihn ja auch nicht im Stich lassen gerade/ so kommt man eben zu nichts wenn dazu noch die Verständigen nach Norwegen fahren um dort zum Überfluss für immer zu bleiben aber das meiste spielt sich sowieso in der Nähe des Äquators ab wo man Sternwarten in die kahlen Kreideberge baute mitunter sieht man Fotos davon in Kalendern/ einen kenne ich im Zimmer einer alten Frau angeblich soll man ja mit dem blossen Auge bis Andromeda vorstossen können bisher allerdings ist mir das nie gelungen/ in wenigen Milliarden Jahren werden ihre ungezählten Sterne mit der Milchstrasse kollidieren was weiter nun gar nicht zu bemerken wäre denn dies käme einem überaus schleichenden Vorgang gleich der sich eher wie in der Art einer evolutionären Selbstverständlichkeit zu vollziehen hätte/ im Sommer wenn die Meteorschauer der Hyaden wieder erscheinen dann zischt und raucht das quer über die Gärten und hinunter den Abhang bis zum Wald/ prinzipiell ein ungünstiges Szenario und zu gefährlich um Wünsche auszusprechen/ sowieso ist dann niemand mehr wach und wenn doch dann wie alle lediglich gebannt am fahlen Blaulicht der Monitore das flackernd aus den Fenstern fallend den Zustand der Schläfrigkeit der Menschen verrät dabei direkt nebenan die Elemente/ denn sichtbar dort der Mond mit Venus beide zusammen ein Loch in den schwarzen Himmel reißend für Fledermäuse die entfernte Eule und meine Orientierung am Hundegrab und für mich selbst zuletzt/ aber in der Tendenz hinterblieben -eher wunschlos.

Garten

Frühe Tiere
suchen solitär
die Wände ab nach Sicherheit
in Löchern-
folgen den Weiden
am Wasserplatz
wie die Vögel
der Saat aus Nord
nach dem Grünwinter
ja alles früh hier am Zaun-
Fassaden
kalkputzweiss
spiegeln den Morgen
an der Umleitung-
die war ein Fehler
denn endlich
hatte ich ja vergessen
wie ich hierher
gekommen war-
so geht man umher
sät und sammelt und streut Gedanken
Engelhut und Disteln für Maria
auch Judith
damit bald zum Jahr
Waldtrompeten
das Mauerwerk vertuschen-
durchtrennt den Architekten
vom Amt und rechten Weg
und die Winkel an der Strasse
und endlich der Ordnung entsprechend
geleert
sind die Köpfe
zum Staunen bereitet-
und was hier also sonst
nun als Warten?
man kann es nicht sagen
nur dies scheint gewiß
wie erhaben er ist-
jener Garten

Bestand April (14) 1

Den Winter noch gekämpft
mit Meister Eckhart
und Harz von der Myrrhe gebraucht
als Vorhut
gegen die falsche Kapelle-
er war ja hier
da alles zeitgleich ist-
sollen andere doch suchen
an fernen Kontinenten
so ist ja doch kein Raum-
doch träume ich vom Zaun
mit einem Mai darin
und Tieren
die in Eins mit uns gewirkt
nicht wie die Lehrer die verkehrten-
die kannten nicht die Schrift
vor der Schrift-
während deren Wort zerrinnt
uns vom Horizont bis hier
mit gutem Blut voran
und stolzer Nacht
zum Grund begleiten
uns zu beweisen wer wir wirklich sind

Transzendenz und Vergegenwärtigung

An dem Punkt, an dem Immanenz und Transzendenz zusammenfallen, ist vollendetes, komplettiertes Sein. Kein Sein jenseits des Seins, sondern endbestimmtes Sein, das immer ist, lediglich aber nicht perzipiert wird, weil die Wahrnehmung über dieses einer Desintegration unterworfen ist. Das apokryphe Thomasevangelium spricht hierfür in einem passenden Bild: “Das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über der Erde, und die Menschen sehen es nicht.” So entfällt auch der Begriff von Religion im Sinne eines falsch gerichteten Telos von Jenseitserwartung und Nachtod, weil Rückbindung (religere) “lediglich” Rückbindung an das Hier in gesteigerter Wahrnehmung der Realität meint, also die (einzige) Realität selbst zur tatsächlichen Vergegenwärtigung kommend sowohl die Zeitlichkeit als auch die Körperlichkeit transzendierend die Scheidung von Vergangenheit und Zukunft, hier und dort, Tod und Leben auschließt. Der Tod ist so lediglich als eine Modifikation der Desintegration der übergeordneten Wahrnehmung zu betrachten. Letzte Lebensrealität und transzendentes Endziel der Religion meint eigentlich ein und das selbe und setzt einen Erkenntnisakt voraus, der die Gewahrwerdung und Vergegenwärtigung bzw. Komplettierung des Wahrzunehmenden und somit die Dekonstruktion der subjektiven Erscheinungswelt zum objektivierten “Raum an sich” befördert. Somit Gnosis und Vergeistigung. Vergeistigung meint Durchdringung des Wesenhaften zum Ganzen.

Kleine christliche Inkonsistenz

Der Christ will nicht nur nicht wissen, aber glauben, sondern darüber hinaus auch zu gerne Wissen als Verwerfliches, als Anmaßung, als Pfusch in Gottes Plan verstanden sehen. Hierbei kommt es zu folgender Inkonsistenz: Man verdrängt zu bereitwillig, daß der Ausgriff nach Wissen (ein Erklärungsnotstand) einst den Grund für die Niederschrift der Bibeltexte darstellte, da man hier um eine Erklärung für die Enstehung der Welt und anderer elementarer Fragen rang. Dies schon immer der Menschheit typisches Anliegen: die Frage nach dem von wo und wohin nachzugehen, hier eben ohne Methodik der Neuzeit, eben im Mythischen, Visionären, Allegorischen verhaftet. Dies daher kein singuläres, aus der Geschichtlichkeit fallendes Ereignis, sondern lediglich mit dem Rekurs auf göttliche Offenbarung ein mit einem Absolutheitsanspruch (bzw. Machtwillen) Überwölbtes – und so symptomatisch für Kulturbildung (der patriarchalischen Ära) und im ganz pragmatischen Sinne nebenbei nützlich für die Organisation einer entsprechenden staatlichen Verfasstheit.
(Prinzipiell also nichts neues unter der Sonne, –  damals. Denn andere taten das auch – und schon vorher.)

Unbekannte Umgebung

Immer hört man von der Lust auf andere Länder, Menschen, neue Eindrücke, etc., dabei liegt das Unbekannte direkt vor der Haustür. Denn kaum jemand hat je ein genaueres Bild von seiner unmittelbaren Umgebung gefasst, vom Großen beginnend: Die Geographie kennt man nicht, geschweige denn die Geschichte, auch die Sternbilder nicht, nicht deren Lauf, die Geologie nicht, nicht die Flora,die Baumarten, schon gar nicht die Sträucher oder das Kraut am Weg oder ihre Verwendung oder die Pilze und Beeren und Blüten und ihre Früchte, Gefahren, Gifte oder Nutzen und Verwendung, die Tiere der Umgebung nicht, nicht deren Gewohnheiten oder Laute, nicht die Vögel oder ihren Ruf, nicht die Insekten, ihre Refugien oder jene der Waldtiere und ihre Zyklen. Dabei ist die Vergenwärtigung des eigenen Raumes elementarer Grundstock der Verwirklichung des Menschen –  und übersteigt doch die Möglichkeiten eines Menschenlebens. Soll man es nicht als aufgetragen ansehen, das an die Hand Gegebene zu durchdringen? Und nach Plotin: “Das Sein als ganzes ist ein System von unendlich vielfältigen Beziehungen, und die Erkenntnisform des Geistes besteht in dem ständigen Nachvollzug, dem Durchgehen dieses Beziehungssystems.”

Schicksal

Nicht weit entfernt von dem Gebiet das man wegen dem Zugang zum Meer entwendet hatte lag dies Land mit den unglücklichen Menschen darin denen es nach dem Jagen und Morden aufgetragen war zu verharren in der Stadt nun der Eingang zum eigenen Hospital verwehrt daß sie sich zuletzt davor auf die Treppen legten um den Tod zu erwarten und die Anderen verblieben selbst unter Dächern im Regenwasser und bluteten in alte Wolle und über stumpfe Messer einige der Näheren waren bereits erschossen an der Wand für die Jungen eventuell übers Wasser entkommen nur das Marienbild ich denke es war ein Replikat von Raphael das hielt die Soldateska noch ab im Haus manchmal stand er Jahrzehnte danach nachts auf dem Flur erschrak seine Frau die immer noch schwieg vielleicht verlor er den Verstand oder träumte schlecht von der ersten Zeit als Ärzte den Tod suchten wegen der Bilder vom Blut im Entbindungssaal und die Lehrer Ratten brieten und man die Kinder fortjagte damit sie sich durchschlagen konnten zu den Wäldern der Anderen Schwertbrüder einst an den rauchenden Strassen der Rausch der Mörder noch immer nicht zu stillen dabei geplant von langer Hand man wollte hier noch ein Exempel statuieren daß die Alten weiter im Westen gar paktierten hielt man erst nicht für möglich aber unter Zwang wurden sie stumm denn ihre Sprache verbot man und sie starben krank und verfrüht denn niemand kümmerte sich oder sie passierten viel zu spät die Grenze um sich fremd wiederzufinden gebückt um dann im Hof einer tristen Institution von großen Hunden zu Fall gebracht zu sein damals war dies kaum zu heilen erst absurd humpelnd und bald mit offenem Rücken liegend daß man auf die Knochen der Wirbelsäule schauen konnte doch endlich das Ende zu erwarten freilich ahnungslos ob der Tatsache daß die folgenden Generationen nicht davor zurückschrecken sollten sich an ihrem Schiksal zu laben.