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Schande

Winter greift aus
zur Krone
gefällt ist das Haus
an den Birken
verscharrt sind die
Menschen
die man bedeckt hat mit
Moder und Galle
zum Jahr-
dort gingen viele
und ich fürchte um das Eine
und um das Fleisch
und außer mir Gott
in der Hand liegt daß
ein Meister zeigt
zum Nichts
aber was nicht fort soll
tragen wir wie Schande
wie verkannt vor uns her
lassen so zu was uns trennt
und stattdessen das Warten nur
 auf Narashima.

Gesetz

Ehernes Gesetz vom Lager aufstehen sollen fliehen hartes Licht weg vom Papier zimmerkalt zur Haut und schwarzes Haus unten fahl an den Windmühlen Strassen Lichter Warnen und Stetigkeit Diktat Unterwerfung vorgeblich am Leben herausgeschnitten die imitatio der Gottessöhne Nein Frau Z. nicht alles was leuchtet kann behelfen nicht jetzt in diesem Monat hintan an den Rohren da war ein Raum der stand auf zehn Jahre bestimmt nur für Koffer und die Belebung des Imaginären soll ich dahinter die Kilometer zählen nach den Stufen wieder Zehrung messen und Uhren wieder Nahrung wieder Strasse wieder Königssohn sein für weiche Laken wieder all dies und wieder und wieder nur sein?

 

Überzeitlich bin ich

Überzeitlich bin ich
transpersonal ein Geflecht –
am Umkreis der Ewigkeit
zog ein Brand
in den Boden
auf dem du gestürzt bist nur kurz
in die Senke
zog es dich
temporär schwarz heran
wo der Zorn griff
nach deinem Land
und ein Dämon dort
sich löste aus der ungeformten Masse
und loslief gegen uns

nun die Gegenwehr
ein Tropfen Licht
von mir
das duale Konzept
mit Bäumen
und darunter jene Kraft
und Erde und
ein Spruch der sagt
tu alles fort
(und ergänzend ich)
komm zu mir
und gesunde

Winterbestand

Am Wintertisch
der Rückfluß
die Gesichter gerichtet
zu den Kammern
dort könnte Stenose sein
diese Welt von einst
unliebsam am Ohr
wo Beglaubigung fehlt
und an der Membrane oder der Pauke
einer schrieb daß
man vernarbt längswärts als Mensch
manchmal mit der Zeit
erst weiß um
das Unerfüllte
und den Trost im Tee-
noch im Sommer
verschwanden
durch die Kabel
die Funken der Seele
mit Berechnungen der Stundenleistung
immer der gleiche Verbrauch
serviles System
die Hände zu falten zum Sterben
zumindest ein Tätigsein
und ein Zeiger über mir
spricht und ich bin
und ich verweile
weiterhin nicht beugsam

Theismus und Monopol

Die Erlangung des Monopols über den Anspruch auf Religiösität (via Glauben) ist für eine theistische Offenbarungsreligion schlicht überlebensnotwenig. Dieser Anspruch scheitert dabei schon am benachbarten System, das eben das selbe für sich proklamiert, und alle stehen dabei vor dem gleichen Problem: Nur eines der -auschließlichen und auschließenden – Systeme kann im Recht sein, die anderen müssen irren-wie aber soll jenes das plausibel -plausibler als die vermeintlich Irrenden – begründen, wo jede ihrer angeblich geoffenbarten “Wahrheiten” nur selbstsevident, in zirkelschließerischer Logik gerechtfertigt werden können?
Dabei ist es sinnlos, Glauben und Vernunft zu spalten oder ihre Relation zueinander kontrovers zu diskutieren, da “Vernunft” natürlich nicht außerhalb eines höchsten oder letzten Prinzips bestehen kann, das vielmehr nichts anderes als die Vollendung eben jeder  Vernunft darstellen muß. Darauf hat Kant ja bereits deutlich hingewiesen, indem er sagte, daß eine Religion, die der Vernunft bedenkenlos den Kampf erklärt habe, auf Dauer keinen Bestand haben könne. Die scholastischen Gottesbeweise, die die notwendigen Gründe für die Wahrheit des christlichen Glaubens aufzeigen, also eine spirituelle Theologie durch eine rationale Theologie ergänzen wollten, gehören allerdigs noch nicht dieser Kategorie an, da sie der Vernunft jenseits des Bibelkanons kein Recht zugestehen können und somit in Wahrheit der Vernunft einen echten Bärendienst erwiesen haben.

Zum Verhältnis von Materie und Geist -Platon, Eckhart, Quantenphysik

-Das Geschaffene, das Materielle ist bei Eckhart lediglich dasjenige, “was die Seele durch die Sinne hinausgetragen” hat.
Siehe Berkeleys Immaterialismus: Esse est percipi.

Platonismus -Hinduismus
Plato
Die endlichen Intelligenzen sind sozusagen nur Bruchstücke von der Gesamtseele, und die Materie ist Geist, welcher der endlichen Vernunft als Materie erscheint infolge der Beschränkungen, die ihr anhaften durch Raum und Zeit.” [Otto Apelt]

– Neuplatonisch/platonisch: “Körper” wird zum Aspekt des Geistes, als dessen äußerste oder unterste Hervorbringung und relativ substanzlos dargestellt.

Plotin: “Das wirkliche Sein ist die geistig erkennbare Natur.”

Hazrat Inayat Khan: “Der Geist ist in seiner Beschränktheit das, was wir Materie nennen, die Materie in ihrer Feinheit ist das, was Geist genannt werden kann.”

(Glasenapp: “Indische und abendländische Philosophie stimmen miteinander darin überein, daß sie ihre Entstehung ursprünglich blutsmäßig einander nahestehenden Völkern verdanken und daß ihre Hauptwerke gleicherweise in indogermanischer Sprache verfaßt sind.”)

-Indien/Vedanta:
Man legt die Betonung auf den Geist als Substanz und erkennt somit den Körper als Geist – Substanz an
Glasenapp über indische Philosophie (tantrische Lesart) :
“Die physische Realität (die ihrer Natur nach eigentlich Geist ist) ist unvollkommene, unentwickelte Ausdrucksform derselben großen, universalen Kräfte, die auch den Heilsprozessen zugrunde liegen.”

Quantenphysik: Hinter dem Schleier der Wahrnehmung herrscht der unscharfe Zustand. Alleine durch das “Hinschauen” kommt es zu einer Wechselwirkung -die die eigentliche Mechanik der (Prä-)Welten zerstört und somit den Schleier über dem eigentlichen Blick in die Interdimensionalität vor der spezifisch menschlich evozierten Wechselwirkung (und somit Welt-Werdung) verursacht.

Nick Herbert (Physiker) “Big things aren´t made of little things. They are made of entities whose attributes aren´t there when you don´t look but become `there´ when you do look.”
“The world exists when we don´t look at it in some strange state that is indescribable, at that moment we look at it it becomes absolutely ordinary.”
Nochmal Eckhart:
-Das Geschaffene, das Materielle ist bei Eckehart lediglich dasjenige, “was die Seele durch die Sinne hinausgetragen” hat.
Nochmal Glasenapp : Glasenapp über indische Philosophie (tantrische Lesart) :
“Die physische Realität (die ihrer Natur nach eigentlich Geist ist) ist unvollkommene, unentwickelte Ausdrucksform derselben großen, universalen Kräfte, die auch den Heilsprozessen zugrunde liegen.”

David Bohm (Physiker): “Die mystische Erfahrung reicht noch tiefer in die implizite Ordnung hinein, in die Ganzheit der Menschheit, sowohl die immanente als auch die transzendente. Könnten die Menschen die Natur gewöhnlicher Erfahrung besser verstehen, dann würden sie sehen, daß mystische Erfahrung tatsächlich eine Erhöhung, Intensivierung und Vertiefung von etwas ist, an dem sie schon immer teilhaben. Die implizite Ordnung schafft eine Gemeinsamkeit tief innerhalb von Materie, Energie, Leben und Bewußtsein. Die explizite Ordnung der sogenannten gewöhnlichen Erfahrungswelt entfaltet das Implizite und macht es sichtbar.”

Deutscher Idealismus, Fichte: “das Ewige…ist in ihm, und umgibt ihn unaufhörlich: Der Mensch soll nur das Hinfällige und Nichtige, mit welchem sich das wahrhaftige Leben nimmer zu vereinigen vermag, fahren lassen;worauf sogleich das Ewige, mit all seiner Seligkeit, zu ihm kommen wird.” (Fichte, Anweisung, S.22)

Seelenfunke

Zur Geschichte des Seelenfunkens, also der Verortung Gottes in der menschlichen Seele bei Eckhart, Uta Störmer-Caysa:
“Der Seelenfunke ist im zweiten und dritten christlichen Jahrhundert aus der Stoa entlehnt worden, die von einem beseelenden Lebensprinzip ausgegangen war und gegen die aristotelische Zergliederung der Seele deren Einheit betont hatte. .. Die Lehre von einem belebenden und steuernden Seelenzentrum kennt in der Reihe der christlichen Denker zuerst Origines (185-254), wahrscheinlich durch die Vermittlung von Seneca….(Einfügung von mir: Origines ist Schüler des Neuplatonikers Sakkas, wird zu Lebzeiten exkommuniziert, seine Schriften 553 in Teilen zur Ketzerei verdammt). Die nächste wichtige Station in der Geschichte des Seelenfunkens ist der Kommentar des Bibelübersetzers Hieronymus (350-420) zum Buch Ezechiel… Die spätantiken christlichen Autoren von Origines bis zu Augustinus und Hieronymus konnten den stoischen Gedanken vom Seelenfunken nur in ihre philosophisch – theologische Überlegungen einbauen, indem sie ihn platonisierten. Im Kontext einer neuplatonischen Aufstiegslehre konnte der stoische Funke nur auf eine Weise verstanden werden: Als das Höchste, was die Seele hat.”
In der Scholastik des 13. Jahrhunderts einigt man sich dann auf die Bedeutung des Funkens als “sittlliche Naturanlage”. “So hat auch Eckhart die Lehre von der synderesis kennengelernt, denn Thomas von Aquin hatte sie …behandelt, und zwar als eine sittliche Vorstufe der Vernunft… Auf diesem Stand, von dem Eckhart ausgehen mußte, hatte der Funke allerings nicht mehr viel vom göttlichen Feuer. Er war so sehr in den Funktionsrahmen der praktischen Vernunft und des Gewissens eingespannt, daß er zwar die Würde kontrollierten Handelns, aber kaum noch das Besondere der Inspiration tragen konnte. (Folgende conclusio) ist nun Eckharts Verdienst und Leistung… – Eckhart kehrt damit gegenüber Thomas von Aquin zu Origines und dessen platonisch stoischen Denkmustern zurück- :. .. Der Seelenfunke war selbst die imago Dei. Er war der Ort der Anwesenheit Gottes in der Seele.”
Und die Korrelation in der indischen Philosophie: Die Vedanta sieht das Brahma als unnennbare höchste Wirklichkeit, als Erkennen/reiner Geist an, “die das All und zugleich das Selbst im inneren Herzens ist–kleiner als ein Hirsekorn oder größer als der Himmel…Der Allwirkende ist mein Selbst im innersten Herzen” (Shandilya).

Indisch/abendländische Korrelationen

Glasenapp zu indisch/abendländischen Geistesverwandschaften,ein Auszug:
“Schon Onesikritos war es nicht entgangen, daß Pythagoras, Sokrates und Diogenes in ihren Lehren in vielfacher Hinsicht mit den Indern übereinstimmen. In neuerer Zeit ist das Auftreten verwandter Lehren im Osten und Westen oftmals hervorgehoben worden. So hat Bailly die Anschauung Malebranches, daß wir alles in Gott schauen, zu der All-Einheitslehre der Vedanta in Paralelle gestellt. Und Sonnerat vergleicht…die Begriffe der Inder über die Schöpfung mit denen der griechischen Philosophen von Hesiod und Thales bis zu den Stoikern und Epikureern, bis zu Gassendi, Descartes und Spinoza.”

L. Büchner und W. Oswald hoben die Verwandschaft der Resultate moderner Naturphilosophie mit der Vaisheshika -Lehre hervor.”
Eduard von Hartmann: “Wenn Schopenhauers Monismus als eine romantische Restauration der Vedanta-Lehre anzuschauen ist und Mainländers Atheismus eine deutliche Anlehnung an den buddhistischen Nihilsmus zeigt, so war zur Vervollständigung der romantischen Erneuerung des Indertums auch die Wiedergeburt der Sankhya -Lehre gleichsam historisch gefordert.” Eine solche soll nach Hartmann in dem übersinnlichen Materialismus oder transzendentalen Individulaismus” von L. v. Hellenbach und Karl du Prel vorliegen, “der das Objekt des religiösen Verhältnisses nicht in einem Absoluten, sondern in dem eigenen transzendentalen Subjekt, das heißt in dem eigenen übersinnlichen Leibe sucht”.

Arthur Schopenhauer bekannte, das Beste seiner eigenen Entwicklung nächst dem Eindruck der anschaulichen Welt den Werken Kants und Platons sowie den herllichen Schriften der Hindus zu verdanken. Mit der Vedanta hat er die illusionistische Grundansicht und die All-Einheitslehre, mit dem Buddhismus den Atheismus und die Leugnung von immateriellen, ihrer Substanz nach unveränderlichen Seelen gemein.”
“Der von Karl Christian Friedrich Krause (1781) geprägte Ausdruck “Pan-en-theismus” (Alles-in-Gott – Lehre) ist in der Tat die treffendste Bezeichnung für eine Auffassung, welche wie die der Gita Theismus und Pantheismus in sich vereint.”

“…ist schon seit langem angenommen worden, daß Gnostiker wie Basilides, Neuplatoniker wie Plotin und Porphyrius und christliche Theologen wie Origines indisches Gedankengut zum Aufbau ihrer Lehrgebäude benutzt haben. Als Ideen, die aus Indien stammen können, sind bezeichnet worden: Die All-Einheitslehre, die Theorie der Emanationen, die Vorstellung von den zahlreichen Himmelswelten, …die Lehren über Kontemplation und Ekstase… sowie natürlich die Anschauungen von Weltleid, Präexistenz, Seelenwanderung und Erlösung.”
In dem Kontext H. J. Störig: ” Manches spricht dafür, daß Platon die Weisheit der Inder kennenlernte” und : “Plotins Mystik ist der Grundstimmung der indischen Philosophie zutiefst seelenverwandt.”

“Von keinem griehischen Philosophen ist wohl so oft und schon so frühzeitig behauptet worden, daß er von indischer Weisheit beeinflußt sei, wie von Phytagoras. Nachdem schon Onesikritos auf die Übereinstimmung zwischen seiner Lehre und der der Inder hingewiesen hatte, behauptete zuerst Alexander Polyhistor (um 70 v.Chr.), daß er von den Brahmanen allerlei gelernt habe. Dasselbe überlieferten auch Apuleius (um 150 n.Chr.) und Philostratus (um 200 n.Chr.)”

“Eine Fülle von Analogien zu Lehren des Thales, Anaximander, Anaximenes, Heraklit, Parmenides, Empedokles und anderen lassen sich in den ältesten philosophischen Texten der Inder feststellen.”

“Zweifellos liegt im Rigveda eine Vorstufe der platonischen Ideenlehre vor.”
“Eine bemerkenswerte Analogie in der Geisteswissenschaft Indiens und Griechenlands bildet das Aufkommen der Lehre von der Metempsychose.”
“Schon Hegel hat auf die Verwandschaft des Vaisheshika (V. steht auf dem Boden eines extremen Realismus) …mit den Lehren des Aritoteles hingewiesen.”

“Deratrtige Parallelen sind naturgemäß am augenfälligsten, wenn die allgemeinen kulturellen Vorraussetzungen, aus denen sie erwuchsen, ähnliche sind…”

“Nach dem Gesagten ist ein indischer Einfluß auf abendländische Philosophen des 19-Jahrhunderts sicher, bei Gnostikern und Neuplatonikern wahrscheinlich, bei den älteren griechischen Philosophen aber nicht erweisbar.” (Das ändert natürlich nichts an den Analogien)

Meister Eckhart, Positionierung

Während sich über die Vermittlung des späteren (Proklos´schen) Neuplatonismus und über Dionysius Areopag in Analogie zur neuplatonischen Seinsstufung sogar eine hierarchische Ordnung der vermittelnden Instanzen, also der kirchlichen Ämter herleiten ließ (die Wirkung neuplatonischer Elemente in der christlichen Kirche gilt aber primär für Byzanz, nicht für Rom !), ist von einer Stufung des Seins bei Eckhart keine Rede. Eckhart legt ja seinen ganzen Impetus auf die Rückwendung des Seelenanteils zu dessen eigentlicher ursächlichen Qualität (und auf dessen fundamentalen Besitz an dieser), also auf die Beauftragung zur Gewahrwerdung seiner Wesensgleichheit mit Gott. Ihm geht es alleine um das individuelle Seelenvermögen, das in die Lage versetzt werden soll, zu diesem Einen durchzustossen. Zwischenstufen, die mit der neuplatonischen zweiten Hypostase korrelieren könnten, werden sozusagen übersprungen und völlig der unnennbaren, “negativen” Bestimmung zugeführt, wo “Engel und Insekten eins sind”. (Alleine diese Erwähnung muß ja enorm blasphemisch geklungen haben). Hier drängt sich der Vergleich zum Durchstoss zur Grundlichtheit unter Erkennung des illusionären Charakters der Bardo-Zustände im Buddhismus auf:- Beispiel: Der illusionäre Charakter der sieben zornvollen Gottheiten-die übrigens auch in der christl. Gnosis erwähnt werden – und letztlich, wie auch die Götter in den Nag Hammadi -Schriften wie auch bei Plotin als Schaffung der Seele oder des eigenen Geistes bezeichnet werden.
Zu Eckharts Aussage, der Mensch könne diese Gewahrwerdung ohne jedes äußere Zutun quasi auf dem Feld bei der Arbeit, ganz ohne Vermittlung , ohne Kirche, vollziehen: Hierin liegt ja eben auch die ungeheure politische und soziale Sprengraft seiner Lehre, auf die L. Marcuse zurecht hinweist: “Er war in der Tat viel gefährlicher als später Luther.”
Marguerite Porete wurde im Zuge einer”kirchlichen Beginenhatz” (Volker Leppin) öffentlich verbrannt: der Vorwurf lautete, die mystisch Begnadeten unterwürfen sich keiner menschlichen Leitung und keinem kirchlichen Gebot mehr. Nach Volker Leppin ist die Bedeutung der beginischen Frömmigkeit für Eckehart “nicht hoch genug zu veranschlagen”, “die gegenseitige Beeinflussung mache es gar unmöglich, Eckeharts Predigten ohne ihre Ausrichtung an diese Adressatinnen zu verstehen”. Später beruht Thomas Müntzers Denken auf der mittelalterlichen Mystik und steht in enger Beziehung zu Taulers Schriften.
In der Zielsetzung der Ereichung der unio ist Eckehart -entgegen anderer Bekundungen – sehr wohl Mystiker, allerdings im mystologischen, nicht im mystagogischen Sinne.
Daß Eckhart alles Gott Nachgeordnete als durch die Sinne Konstituiertes interpretiert und dabei jenem gleichzeitig das Sein als solches aberkennt und hierin das Platonische in gewisser Weise hinter sich läßt, weil bei Platon wie Plotin ja der Materie als Aspekt des Geistes noch ein gewisses reduziertes Sein zukommt (der Geist wiederum konstituiert sich durch die Selbsbetrachtung des Einen), rückt ihn wie gesagt eher in die engere Geistesverwandschaft spezifischer hinduistischer Schulen, die in aller Schroffheit das Sichtbare (wie auch unsichtbare geistige Bereiche ) als Trug, als Illusion oder maya benennen. (Vergleiche die ablehnende Haltung der Rosenkreuzer zur sogenannten “Spiegelsphäre”. (Daher auch Schopenhauer:” Eckhart und Buddha lehren das Gleiche“, oder C.G. Jung: “Meister Eckhart weiß, ohne Wissen, um die indische Urerfahrung so gut wie um die gnostische…” und der japanische Dichter Basho im 17. Jahrhundert: “Eckhart und der Buddhismus sind in Wirklichkeit nur zwei Dialekte der gleichen Sprache.”

Der Mensch ist nur als Gott

“Der Mensch ist nur als Gott.”
Nicht, daß dieser mein Satz in Bezugnahme auf die Quintessenz von Meister Eckarts Philosophie einer Untermauerung bedürfte, denn Eckharts Schriften erlauben schlicht keine andere Folgerung. Mir begegnete just aber diese dazu überaus passende Aussage von Volker Leppin (Professor für Kirchengeschichte) in “Die chrisliche Mystik”:
“Das Sein kommt nun so radikal Gott zu, dass ihm gegenüber die gesamte Schöpfung kein eigenes Sein hat, sondern nur in Gott ein Sein hat. …Das radikalisiert neuplatonische Denkvorstellungen, indem nun nicht mehr wie bei diesen von einer Hierarchie des Seins ausgegegangen wird…sonders alles von Gott abhängige Sein als uneigentlich gedacht wird. Bezieht man die allgemeinen Aussagen über die Schöpfung auf den Menschen, so wird deutlich, dass dieser im eigentlichen Sinne kein eigenes Sein hat, sondern sein Sein in Gott liegt, dass er also, wenn er sich ganz Gott zuwendet, ganz zu seinem eigenen Sein zurückkehrt. Was wie eine Grenze zwischen menschlichem und göttlichem Sein erscheint, ist keine wirkliche Grenze, sondern eine Verkennung dieser völligen Verankerung des Menschen in Gott. Der mystische Weg aber hilft ihm, zu diesem Ursprung zurückzukehren.”
Und Zu Eckharts geistiger Positionierung Volker Leppin:
“Eckeharts Position war zu guten Teilen von einer Renaissance des Neuplatonismus im ausgehenden 13. Jahrhundert beeinflusst.”
(“Plato ist und bleibt die wichtigste Instanz für jede Form christlicher Mystik.”)

(Je eher man aber Plato folgt, desto eher ist das christliche Dogma zu transzendieren. Die Kirchenväter aber bereits “bogen” Platon für ihre Zwecke zurecht.)
Eine Bemerkung hierzu von Uta Störmer-Caysa:“Augustinus tut nun so, als enthalte das Christentum alles, was die Platoniker zu sagen hätten, aber nicht umgekehrt. Dabei unterschiebt er der christlichen Religion Erkenntnisse, die der Christ gut gebrauchen kann, die aber nicht aus dem Christentum stammen, sondern aus der Philosophie.”