All posts by michael-schaffer

Der Bann

Als es hart an der Tür schlug und sie angstvoll horchte um schließlich in die Winternacht hinauszutreten weil sie noch etwas nachzurufen hatte aber hinter dem Haus sich auf einmal jede Spur verlor ganz richtungslos und unerklärlich aufgehoben trotz dem tiefen Januarschnee da starb in der Nacht noch ein Kind und zwei Ehen zerbrachen und der Bann ist indes im zweiten Sommer danach nicht gelöst.

Fluchtwild

Fluchtwild kehrt
die Rücken in das hohe Nebelgras
an der Maria aus Stein
dort an der Ecke zur Landstrasse
scheint nun alles wie totenverstummt
nur hier und dort
ein metallisches Reißen
vielleicht
und alles was nun locken mag
ist der Schlaf
zur ewigen Wiederholung.

 

Die fünfte Dimension

Habe bei der Lektüre eines Physik-Traktates aufgelesen, daß unser „Selbst“ in einer fünften Dimension seinen Ursprung haben könnte, daß unsere wahre Form, unsere Art dort angelegt und ausgebildet zu sein scheint.  Allein die Art der Wahrnehmung über „diesseitige“ Formen scheint an unsere dreidimensionalen Sinne gebunden (die 4. Dimension ist die Zeit). So repräsentiert unsere Wahrnehmung, die – sieht man von etwaigen Zuständen jenseits des normalen Wachbewusstseins ab – nie die eigentliche Form, sondern lediglich die Form, die nur eine Ausbuchtung der Überdimensionalität darstellt, die als nicht sinnlich Perzipierbares „entformbar“, erweiterbar ist und in etwa der platonischen Idee nahe kommen könnte, (es  bleibt da  noch das Problem der Verallgemeinerung und Spezifizierung).
Die echte Ursächlichkeit unserer Art (oder wahrnehmbarer Arten überhaupt) zu erkennen, bedeutete den Ausbruch aus dem Konstrukt der Vier- in die Höherdimensionalität, unter Beeinflussung der Wahrnehmung von Zeit, diese würde dann vor allem als subjektive „Scheindimension“ erkennbar. Die Physikerin Lisa Randall schreibt: „Jenseits des Horizontes wissen wir nichts. Dort muß der Raum nicht wie unserer aussehen. Die kopernikanische Wende wird ständig revidiert… Es könnte sein, daß nahe gelegene Branen zu einer Schwerkraft führen, die sich von der unterscheidet, die man anderswo registriert.” Oder wie es Ed Witten drastischer ausdrückt: “Raum und Zeit sind dem Untergang geweiht.”
Was kann dieser Gedankengang faktisch in Bezug auf räumliche Getrenntheit oder Zeitlichkeit bedeuten? Zusatzdimensionen erschließen nach meiner Vermutung Gleichzeitigkeit. All die Geister, all die fremden Besucher und Entitäten (und ebenso unsere Lebensphasen!) – auch wenn sie miteinander und zwischen den „Sphären“ kaum wechselwirken (können), sie sind alle hier und sie sind alle gleichzeitig.

Tag im Mai

Fast regungslos kühl
lag der helle Maimorgen
noch gestern
haben die Vögel
hinter den Ästen gestritten
ich selber kam von den Elstern
und wohne nun im Rabenhaus
heute
im Hinterland so sagt man
hätten gar Adler
mit den Drachen gekämpft
so herrscht am Abend Stille
nur ab und an das dunkle Pochen
einer Fernstrasse
und ein Wettermast
blinkt schon rot für die Nacht

Müde

Nun auch  Muskelschwund
sagte sie mir
und über der noch genährten Wange
blickte erstmals der Tod
aus ihrem Auge
traurig war ich
und fragte
wer hat sich das so gedacht
wurde schnell müde
schloss von außen ihre Tür
und suchte mir eine Ecke zum schlafen.

Esoterik-Kritik, unberechtigt.

Aktuell kritisierte ein konservativer Kolumnist folgenden Ausspruch: „Kann ich meine Kraft umsetzen, mein Können, meine Fähigkeiten? Ich kann, weil ich meine Balance finde.. und weil all das in mir ist“ Natürlich kann man diesem Slogan für ein käufliches „Mini-Hologramm“, das in Form eines Kunststoffarmbandes aktuell gerne von Sportlern getragen wird, weil es  leistungssteigernd wirken soll, durchaus skeptisch begegnen, wie auch dem Esoterik-Markt insgesamt, und doch geht es hier letztlich um mehr als nur um latent vermuteten Hokus Pokus, denn es stellt sich nämlich die Frage nach etwas ganz Ursächlichem, etwa einer der Materie impliziten Grundstruktur oder Kraft. In allen Religionen und Kulturkreisen spricht schließlich von einer solchen. Man benutzt dafür die Begriffe “Prana” oder “Chi”, man nennt es auch “Odem” und “Mana” oder “Orgon”; doch wie man es auch deklarieren mag, es handelt sich letzlich immer um eine gespürte, zumindest aber angenommene (göttliche)Urkraft, die absolut alles durchwirkt. Umso essentieller ist dieses Prinzip, da letztlich unser Sein selbst auf rein energetische, implizite Zustände zurückzuführen zu sein scheint, wie gerade auch die neuen naturwissenschaftlichen Theorien mehr als nahelegen. (Quanten-,String-,Branen-Modelle).
Wenn jener Autor also schreibt und bemängelt: „Wir glauben nicht mehr an Gott, sondern an Polyester“, zeugt das nur vom Unverstand für die seit vedischen Zeiten (und früher) bekannte Tatsache von dem grundlegend energetischen Prinzip (göttlichen) Ur-Seins, das konsequenterweise in jeder Form, in jedem Wesen, in jeder Struktur vorhanden sein muß. Daher ist der Stoff „Polyester“ gut geeignet, als Symbol für das molekular/atomare (bzw. subatomare) “Spektakel” (warum nicht auch für das energetisch Informierte ?) selbst im Unspektakulärsten (eben im Werkstoff Polyester) zu fungieren. Und hier bedarf es bescheidenerweise  bei weitem keiner spektakulär-außenwirksamen ,  paranormalen (PSI-) Schilderungen, auf die die abrahamitischen Religionen angewiesen sind.

Anthropische Teilchen

Das anthropische Prinzip gilt natürlich auch für das Kleinste, für die Ebene der Elemtarteilchen. Es erübrigt sich die Frage, warum die Qualität der Teilchen so und nicht anders (bzw. überhaupt) die Materie ausformt, denn wären diese anderer Art, könnten wir diese Frage ja gar nicht aufwerfen, schon daher nicht, weil ja bei Nicht-Existenz der fermionischen Teilchen-Natur (die auf sogenannte Fermionen mit einem gewissen Spin beruhen und die festen Teilchen wie Elektronen und Nukleonen aufbauen) die kristalline Struktur der Teilchen nicht gegeben wäre, und eben diese ohne Fermionisches augenblicklich kollabieren würde – und damit gleichzeitig auch unsere sensorischen Wahrnehmungsmöglichkeiten. Dann wäre die Natur ganz im Gegensatz bosonisch (wie die Lichtquanten -also die Photonen) – und meine Hand könnte durch einen Tisch hindurchgreifen oder mein Körper könnte durch eine Wand gehen. Man sagte früher als Replik auf Berkeleysesse est percipi“, den Dingen an sich käme sehr wohl ein autonomes Sein zu, denn versuche man, gegen einen Stuhl zu laufen, verursache dies nachweislich wie unmittelbar echte Schmerzen.
Ich frage nun: Und das alles nur wegen dem nicht – bosonischen Spin der subatomaren Teilchen? Oder ist es doch ganz anders? Und wer sind wir selber dann eigentlich, bzw. warum sind unsere Körper?

Wermuth

Hast du gesehen
ich habe den hellgrauen Wermuth geküßt
umgarnt zuerst mit überlangen Liebesarmen
das hat an anderem Ort eine Wirkung gezeigt
bevor er mit schwarzen Parasiten kämpfte
und im Silberland verbrannte war noch alles gut.

Unter Menschen

Aus den Dunkelgängen
muß ein Weg hinaus vor jene Tür
oder hinauf zu den Alten
die schon lange waren
und hinab ins Himmelreich
wo die Lebensläufe liegen
nur um nicht zu fallen
als wir das dachten
hörte ein Mensch auf zu atmen
und vergoß aus dem Mundwinkel
etwas Blut so daß alle Uhren hielten
und an der Tür jemand stand
und um Einlaß bat
den wir nicht sahen
und daher nicht fragten
was sein Begehr sei
da wir die Antwort schon wußten.