Zum Wesen der Synchronizität

“Synchronizitäten … öffnen die Schleusentore zu den tieferen Schichten des Bewußtseins und der Materie, die für einen schöpferischen Augenblick den Geist überfluten und die Teilung zwischen dem Inneren und dem Äußeren heilen. Etwas Ähnliches mag in dem eine Rolle spielen, was der Psychologe Abraham Maslow als ‘Gipfelerfahrungen’ bezeichnet hat: plötzliche ekstatische Momente großen Glücks, großer Ehrfurcht und eines Gefühls der Einheit, das zu heiterer Gemütsruhe und Beschaulichkeit führt. Synchronizitäten, göttliche Offenbarungen, Gipfel- und mystische Erfahrungen sind Fälle, in denen Kreativität die Schranken des Selbst durchbricht und dem Gewahrsein erlaubt, das ganze Reich des Bewußtseins zu durchdringen.”
“Solche Erfahrungen setzen Sinn, Energie und Kreativität in erheblichem Ausmaß frei und vermitteln eine Ahnung von der völligen Umwandlung, die für das Individuum wie für die Gesellschaft möglich ist.”

Die Synchronizität kann in gewisser Situation und  Qualität tatsächlich einem Gipfelergebnis gleichkommen. Allerdings ist hieran auch die Möglichkeit trügerischer Schlüsse gekoppelt. Die Koinzidenz  rankt nämlich oftmals  um ihren eigenen Sinn, der Inhalt  ist ihr dabei sekundär. Eine tiefere  Sinnhaftigkeit  bietet sich zwar umso mehr als  Auslegung an, je vermeintlich bedeutungsvoller das Angesprochene bzw. Affimierte angesehen werden kann , der Topos der Synchroniziät ist aber tatsächlich viel eher  wesenhaft beliebig und kann eben oft genug das Allerprofanste und Unwichtigste oder Banalste duplizieren. Insofern besteht hier noch kein echter Hinweis  zur Sinnverstärkung der auftretenden topoi über die Betonung dieses Inhaltes, sondern vielmehr  handelt es sich hier offensichtlich eher um sehr deutliche Hinweise auf die affirmative Kraft des Geistigen als solche, um dessen schöpferischen Aspekt seiner  gedanklichen Fokussierung. Der gedankliche Fokus  (der oftmals nur nebensächlichen Charakter einnehmen kann) bedingt (?) dabei ein Zweites, das zu ihm passt und räumlich entfaltet ist. Das Schwierige hieran ist unter anderem, daß das Zweite ja nicht aus einem Leeren, Akausalen entspringt, sondern selber das Ergebnis eines autarken Handlungsstranges  repräsentiert (wie eine Person etwa, die zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort auftaucht.) Hier wird das Zeit- und Kausalverständnis insofern transzendiert, als es sich um zwei unabhängige Kausalitäts-Ketten handelt, die  an einer gewissen Stelle aufeinander treffen, sich verschränken, ohne offensichtlich die geringste gemeinsame Herleitung zu teilen.  Insofern ist es hier schwierig, von Verursacher und andererseits passiv Koninzidierendem zu sprechen. Die  Resonanz auf das Gedankliche, die zur Koinzidenz zweier individuierter, ‘autarker’ Kausalitäten führt, folgt also offenbar einer  ganz eigenen bzw. anderen (kausalen) Herleitung, als unsere Vorstellung von Kausalität sie bereitstellen kann. Eine mögliche Auflösung für dieses Problem liegt etwa in einer  transpersonalen Sichtweise, wie sie der  Neuplatonismus anbietet:
“Die Selbigkeit von Denkendem und Gedachten macht in der Weise das Wesen des Nous aus, daß das Sein des Denkenden nichts anderes ist als das Sein des Gedachten, als das der Nous wirklich denkend ist.”
“Als wesenhafter Geist vernimmt er das wesenhaft Seiende und BRINGT ES INS SEIN. Er ist also das Seiende. Er vernimmt im Vernehmen des Seienden nichts anderes als sein eigenes Sein.” “Sein Denken ist ein Sich-selbst-vor-sich-selbst-bringen.” (Volkmann -Schluck)