Fichte , Selbstbestimmung

Fichte: “Die bloße Erkenntnis dessen, was ohne mein Zutun da ist, entsteht unter dieser Vorraussetzung einer Freiheit gerade so, wie in jenem Systeme; und bis auf diesen Punkt kommen beide überein. Nach jenem aber bleibt das Vermögen meiner sinnlichen Wirksamkeit unter der Botmäßigkeit der Natur, wird fortdauernd durch die selbe Kraft in Bewegung gesetzt, die es auch hervorbrachte, und der Gedanke hat dabei überall nur das Zusehen; nach dem gegenwärtigen fällt dieses Vermögen, nachdem es nur einmal vorhanden ist, einer über die alle Natur erhabenen, und von den Gesetzen derselben gänzlich befreiten Kraft, der Kraft der Zweckbegriffe, und des Willens. Der Gedanke hat nicht mehr bloß das Zusehen, sondern von ihm geht die Wirkung selbst aus. Dort sind es äußere, mir unsichtbare Kräfte, die meiner Unentschlossenheit ein Ende machen, und meine Wirksamkeit, so wie das unmittelbare Bewußtsein derselben, meinen Willen, auf Einen Punkt beschränken; eben wie die durch sich selbst unbestimmte Wirksamkeit der Pflanze beschränkt wird: hier bin Ich es selbst, unabhängig und frei vom Einflusse aller äußern Kräfte, der seiner Unentschlossenheit ein Ende macht, und durch die frei in sich hervorgebrachte Erkenntnis des Besten sich bestimmt.”

Der Mensch ist natura naturans!
Nun ist das blosse Zusehen zum aktiven Sehen geworden, was heißt, daß es zu einer Eigen-Bildung der Objekte und aller Umstände kommt. Es gibt somit überhaupt keinen evidenten Grund mehr der Erkenntnis, der außerhalb der Verarbeitung des Beobachters läge. Der Gedanke des Dinges an sich bezeichnet hier nur eine Verlagerung dieser Evidenzgrenze in eine höhere Ebene, da das objektbildende Sehen zuletzt ein Sehen der höchsten und einzigen Identität werden muß. Folgt man aber dem Menschen – als einem ebenso perzeptionell hervorgebrachten Ens – über sich selbst hinaus, so muß er zum Beobachter werden, der die Grenzen des Wesens des Vorfindlichen mit seiner steigenden Möglichkeit schritthaltend weiter verschiebt, bis er zuletzt in diesem Prozeß nur das aufsteigende Eine und seine Bilder erkennt, die zur Entbildlichung und Einsheit kommen und ihn so seiner vermeintlich begrenzten Entität enthebend zum einzigen Selbst bilden.

Angelus Silesius sagt:
“Wohl dem, der solche Münz in reiner Leinwand trägt.
Das Bildnis Gottes ist der Seelen eingeprägt.”

Und über das Aposteriorische der Erscheinung der Physiker Wolfang Pauli: “Der Begriff der Komplementarität kann verständlich machen, daß die Vorstellung eines materiellen Objektes, das von der Art, wie es beobachtet wird, ganz unabhängig ist, nur eine abstrakte Extrapolation darstellt, der nicht Wirkliches genau entspricht.”