Seele und Kunst

Plotin: “Wenn nun die Seele durch den Einfluß des Äußeren sich wandelt und dann etwas tut, gleichsam in blindem Drang sich fortreißen läßt, dann ist diese Handlung, und auch dieser Zustand, nicht freiwillig zu nennen; so auch wenn sie an sich geringer ist und nicht immer richtige und leitende Antriebe hat. Wenn aber ihre Antriebe die ihr wesenseigene Vernunft rein und leidenschaftslos zum Leiter haben, so ist allein ein solcher Antrieb selbstbestimmt und freiwillig zu nennen, und das ist das uns eigene Wirken, das nicht von anderswoher kommt, sondern von innen aus der reinen Seele, von einem Urgrund also, der leitet und Herr ist, und nicht aus Unwissenheit Irrtum erleidet und der Gewalt der Begierden unterliegt, die wenn sie an sie herankönnen sie treiben und zerren, und unser Tun nicht mehr Handeln sein lassen sondern bloßes Erleiden.”
“Unsere besten Handlungen aber gehen von uns selbst aus; denn derart ist unser Wesen, wenn wir allein sind. Die Guten tun das Gute nach eigenem Willen, die anderen aber nur dann, wenn sie einmal aufatmen dürfen und ihnen gewährt wird das Gute zu tun; auch sie empfangen die Einsicht, wenn sie einsichtig sind, nicht anderswoher, sondern es fällt dann nur die Hinderung an der Einsicht fort.”

Und ein Brückenschlag zur Kunst:
Die intentionslose (also von hinderlichen Einflüssen befreite) Malerei und Tonkunst vermittelt hierzu gerade Bilder der (manifesten) Eigenheit. Das Eigensein verliert sich dabei in der eidetischen Tiefe, nimmt mit anderen Worten archetypischen Charakter an. Diese Tiefe ist unbedingt Signum der entwickelten Seele, der fortgesetzten Individuation. Sie wird transpersonal und kehrt sich der tieferen Bestimmung (man kann auch sagen: dem Wahren und Guten) zu. Weitere Individuationsstufen dieser Hinwendung sind reflexiver und mystischer Natur. Hier ist dabei nicht zwingend einer hegelianischen Hierarchisierung von Kunst und Religion das Wort zu reden, denn einem mystischen Naturell wird die Kunst eben nichts anderes sein als der Ausdruck höherer Reflexivität und hierin den Aspekt der Weltabkehr und Versenkung beherbergen, ebenso darin aber den Aspekt der Weltausfüllung.