Buddhismus, Trugbild

Folgender Text wirft ein Schlaglicht auf den absoluten  Anti-Substanzialismus im Buddhismus, der hiermit auch jeder relativen Form der Existenz schroff gegenübertritt.  Das platonische Abbild oder Schattenbild  erfährt so eine weitere ontische Minderung zum reinen (und herkunftslosen) Trugbild, auch birgt diese  Sicht einen stark sollipsistischen Charakter: 
“In welcher Form auch immer Phänomene auftauchen, sie sind nicht real. Alle substanziellen Dinge sind irreal und trügerisch, wie eine Fata Morgana….Ich sehe etwas, das nicht existiert, als existent an. In Wirklichkeit sind alle diese Dinge, die ich wahrnehme, nichts als Wahrnehmungen meines eigenen Geistes… Ich habe das Unwirkliche als wirklich betrachtet. Ich habe Illusion als Wahrheit verstanden. Dies ist der Grund, warum ich für so lange Zeit in der zyklischen Existenz umhergewandert bin. …
Jetzt muß ich erkennen, daß alle diese Phänomene gänzlich ohne alle substanzielle Existenz sind und auch nicht für einen Augenblick eine solche besitzen. In Wirklichkeit sind sie wie ein Traum, wie eine Illusion, wie ein Echo, wie eine himmlische Stadt, wie ein Trugbild, wie eine Spiegelung, wie eine optische Täuschung, wie Mond, der im Wasser reflektiert wird. Es ist absolut gewiss, daß diese Phänomene nicht wirklich real sind, sondern eine Täuschung. Durch diese meine einsgerichtete Entschlosssenheit will ich meine Auffassung ihrer wahren Existenz zerstören. Durch das völlige Vertrauen auf diese Meditation wird meine Auffassung der innewohnenden Existenz umgekehrt werden. “
Und in Bezug auf den eigentlichen Telos, der unbedingten Vermeidung jeder Wiedergeburt:
“Wenn du in der Tiefe deines Herzens erkennst, daß all diese Phänomene unwirklich sind, werden die Schoßeingänge sicherlich verschlossen. “
(Das Tibetische Totenbuch)