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Zum Verhältnis von Materie und Geist -Platon, Eckhart, Quantenphysik

-Das Geschaffene, das Materielle ist bei Eckhart lediglich dasjenige, “was die Seele durch die Sinne hinausgetragen” hat.
Siehe Berkeleys Immaterialismus: Esse est percipi.

Platonismus -Hinduismus
Plato
Die endlichen Intelligenzen sind sozusagen nur Bruchstücke von der Gesamtseele, und die Materie ist Geist, welcher der endlichen Vernunft als Materie erscheint infolge der Beschränkungen, die ihr anhaften durch Raum und Zeit.” [Otto Apelt]

– Neuplatonisch/platonisch: “Körper” wird zum Aspekt des Geistes, als dessen äußerste oder unterste Hervorbringung und relativ substanzlos dargestellt.

Plotin: “Das wirkliche Sein ist die geistig erkennbare Natur.”

Hazrat Inayat Khan: “Der Geist ist in seiner Beschränktheit das, was wir Materie nennen, die Materie in ihrer Feinheit ist das, was Geist genannt werden kann.”

(Glasenapp: “Indische und abendländische Philosophie stimmen miteinander darin überein, daß sie ihre Entstehung ursprünglich blutsmäßig einander nahestehenden Völkern verdanken und daß ihre Hauptwerke gleicherweise in indogermanischer Sprache verfaßt sind.”)

-Indien/Vedanta:
Man legt die Betonung auf den Geist als Substanz und erkennt somit den Körper als Geist – Substanz an
Glasenapp über indische Philosophie (tantrische Lesart) :
“Die physische Realität (die ihrer Natur nach eigentlich Geist ist) ist unvollkommene, unentwickelte Ausdrucksform derselben großen, universalen Kräfte, die auch den Heilsprozessen zugrunde liegen.”

Quantenphysik: Hinter dem Schleier der Wahrnehmung herrscht der unscharfe Zustand. Alleine durch das “Hinschauen” kommt es zu einer Wechselwirkung -die die eigentliche Mechanik der (Prä-)Welten zerstört und somit den Schleier über dem eigentlichen Blick in die Interdimensionalität vor der spezifisch menschlich evozierten Wechselwirkung (und somit Welt-Werdung) verursacht.

Nick Herbert (Physiker) “Big things aren´t made of little things. They are made of entities whose attributes aren´t there when you don´t look but become `there´ when you do look.”
“The world exists when we don´t look at it in some strange state that is indescribable, at that moment we look at it it becomes absolutely ordinary.”
Nochmal Eckhart:
-Das Geschaffene, das Materielle ist bei Eckehart lediglich dasjenige, “was die Seele durch die Sinne hinausgetragen” hat.
Nochmal Glasenapp : Glasenapp über indische Philosophie (tantrische Lesart) :
“Die physische Realität (die ihrer Natur nach eigentlich Geist ist) ist unvollkommene, unentwickelte Ausdrucksform derselben großen, universalen Kräfte, die auch den Heilsprozessen zugrunde liegen.”

David Bohm (Physiker): “Die mystische Erfahrung reicht noch tiefer in die implizite Ordnung hinein, in die Ganzheit der Menschheit, sowohl die immanente als auch die transzendente. Könnten die Menschen die Natur gewöhnlicher Erfahrung besser verstehen, dann würden sie sehen, daß mystische Erfahrung tatsächlich eine Erhöhung, Intensivierung und Vertiefung von etwas ist, an dem sie schon immer teilhaben. Die implizite Ordnung schafft eine Gemeinsamkeit tief innerhalb von Materie, Energie, Leben und Bewußtsein. Die explizite Ordnung der sogenannten gewöhnlichen Erfahrungswelt entfaltet das Implizite und macht es sichtbar.”

Deutscher Idealismus, Fichte: “das Ewige…ist in ihm, und umgibt ihn unaufhörlich: Der Mensch soll nur das Hinfällige und Nichtige, mit welchem sich das wahrhaftige Leben nimmer zu vereinigen vermag, fahren lassen;worauf sogleich das Ewige, mit all seiner Seligkeit, zu ihm kommen wird.” (Fichte, Anweisung, S.22)

Seelenfunke

Zur Geschichte des Seelenfunkens, also der Verortung Gottes in der menschlichen Seele bei Eckhart, Uta Störmer-Caysa:
“Der Seelenfunke ist im zweiten und dritten christlichen Jahrhundert aus der Stoa entlehnt worden, die von einem beseelenden Lebensprinzip ausgegangen war und gegen die aristotelische Zergliederung der Seele deren Einheit betont hatte. .. Die Lehre von einem belebenden und steuernden Seelenzentrum kennt in der Reihe der christlichen Denker zuerst Origines (185-254), wahrscheinlich durch die Vermittlung von Seneca….(Einfügung von mir: Origines ist Schüler des Neuplatonikers Sakkas, wird zu Lebzeiten exkommuniziert, seine Schriften 553 in Teilen zur Ketzerei verdammt). Die nächste wichtige Station in der Geschichte des Seelenfunkens ist der Kommentar des Bibelübersetzers Hieronymus (350-420) zum Buch Ezechiel… Die spätantiken christlichen Autoren von Origines bis zu Augustinus und Hieronymus konnten den stoischen Gedanken vom Seelenfunken nur in ihre philosophisch – theologische Überlegungen einbauen, indem sie ihn platonisierten. Im Kontext einer neuplatonischen Aufstiegslehre konnte der stoische Funke nur auf eine Weise verstanden werden: Als das Höchste, was die Seele hat.”
In der Scholastik des 13. Jahrhunderts einigt man sich dann auf die Bedeutung des Funkens als “sittlliche Naturanlage”. “So hat auch Eckhart die Lehre von der synderesis kennengelernt, denn Thomas von Aquin hatte sie …behandelt, und zwar als eine sittliche Vorstufe der Vernunft… Auf diesem Stand, von dem Eckhart ausgehen mußte, hatte der Funke allerings nicht mehr viel vom göttlichen Feuer. Er war so sehr in den Funktionsrahmen der praktischen Vernunft und des Gewissens eingespannt, daß er zwar die Würde kontrollierten Handelns, aber kaum noch das Besondere der Inspiration tragen konnte. (Folgende conclusio) ist nun Eckharts Verdienst und Leistung… – Eckhart kehrt damit gegenüber Thomas von Aquin zu Origines und dessen platonisch stoischen Denkmustern zurück- :. .. Der Seelenfunke war selbst die imago Dei. Er war der Ort der Anwesenheit Gottes in der Seele.”
Und die Korrelation in der indischen Philosophie: Die Vedanta sieht das Brahma als unnennbare höchste Wirklichkeit, als Erkennen/reiner Geist an, “die das All und zugleich das Selbst im inneren Herzens ist–kleiner als ein Hirsekorn oder größer als der Himmel…Der Allwirkende ist mein Selbst im innersten Herzen” (Shandilya).

Indisch/abendländische Korrelationen

Glasenapp zu indisch/abendländischen Geistesverwandschaften,ein Auszug:
“Schon Onesikritos war es nicht entgangen, daß Pythagoras, Sokrates und Diogenes in ihren Lehren in vielfacher Hinsicht mit den Indern übereinstimmen. In neuerer Zeit ist das Auftreten verwandter Lehren im Osten und Westen oftmals hervorgehoben worden. So hat Bailly die Anschauung Malebranches, daß wir alles in Gott schauen, zu der All-Einheitslehre der Vedanta in Paralelle gestellt. Und Sonnerat vergleicht…die Begriffe der Inder über die Schöpfung mit denen der griechischen Philosophen von Hesiod und Thales bis zu den Stoikern und Epikureern, bis zu Gassendi, Descartes und Spinoza.”

L. Büchner und W. Oswald hoben die Verwandschaft der Resultate moderner Naturphilosophie mit der Vaisheshika -Lehre hervor.”
Eduard von Hartmann: “Wenn Schopenhauers Monismus als eine romantische Restauration der Vedanta-Lehre anzuschauen ist und Mainländers Atheismus eine deutliche Anlehnung an den buddhistischen Nihilsmus zeigt, so war zur Vervollständigung der romantischen Erneuerung des Indertums auch die Wiedergeburt der Sankhya -Lehre gleichsam historisch gefordert.” Eine solche soll nach Hartmann in dem übersinnlichen Materialismus oder transzendentalen Individulaismus” von L. v. Hellenbach und Karl du Prel vorliegen, “der das Objekt des religiösen Verhältnisses nicht in einem Absoluten, sondern in dem eigenen transzendentalen Subjekt, das heißt in dem eigenen übersinnlichen Leibe sucht”.

Arthur Schopenhauer bekannte, das Beste seiner eigenen Entwicklung nächst dem Eindruck der anschaulichen Welt den Werken Kants und Platons sowie den herllichen Schriften der Hindus zu verdanken. Mit der Vedanta hat er die illusionistische Grundansicht und die All-Einheitslehre, mit dem Buddhismus den Atheismus und die Leugnung von immateriellen, ihrer Substanz nach unveränderlichen Seelen gemein.”
“Der von Karl Christian Friedrich Krause (1781) geprägte Ausdruck “Pan-en-theismus” (Alles-in-Gott – Lehre) ist in der Tat die treffendste Bezeichnung für eine Auffassung, welche wie die der Gita Theismus und Pantheismus in sich vereint.”

“…ist schon seit langem angenommen worden, daß Gnostiker wie Basilides, Neuplatoniker wie Plotin und Porphyrius und christliche Theologen wie Origines indisches Gedankengut zum Aufbau ihrer Lehrgebäude benutzt haben. Als Ideen, die aus Indien stammen können, sind bezeichnet worden: Die All-Einheitslehre, die Theorie der Emanationen, die Vorstellung von den zahlreichen Himmelswelten, …die Lehren über Kontemplation und Ekstase… sowie natürlich die Anschauungen von Weltleid, Präexistenz, Seelenwanderung und Erlösung.”
In dem Kontext H. J. Störig: ” Manches spricht dafür, daß Platon die Weisheit der Inder kennenlernte” und : “Plotins Mystik ist der Grundstimmung der indischen Philosophie zutiefst seelenverwandt.”

“Von keinem griehischen Philosophen ist wohl so oft und schon so frühzeitig behauptet worden, daß er von indischer Weisheit beeinflußt sei, wie von Phytagoras. Nachdem schon Onesikritos auf die Übereinstimmung zwischen seiner Lehre und der der Inder hingewiesen hatte, behauptete zuerst Alexander Polyhistor (um 70 v.Chr.), daß er von den Brahmanen allerlei gelernt habe. Dasselbe überlieferten auch Apuleius (um 150 n.Chr.) und Philostratus (um 200 n.Chr.)”

“Eine Fülle von Analogien zu Lehren des Thales, Anaximander, Anaximenes, Heraklit, Parmenides, Empedokles und anderen lassen sich in den ältesten philosophischen Texten der Inder feststellen.”

“Zweifellos liegt im Rigveda eine Vorstufe der platonischen Ideenlehre vor.”
“Eine bemerkenswerte Analogie in der Geisteswissenschaft Indiens und Griechenlands bildet das Aufkommen der Lehre von der Metempsychose.”
“Schon Hegel hat auf die Verwandschaft des Vaisheshika (V. steht auf dem Boden eines extremen Realismus) …mit den Lehren des Aritoteles hingewiesen.”

“Deratrtige Parallelen sind naturgemäß am augenfälligsten, wenn die allgemeinen kulturellen Vorraussetzungen, aus denen sie erwuchsen, ähnliche sind…”

“Nach dem Gesagten ist ein indischer Einfluß auf abendländische Philosophen des 19-Jahrhunderts sicher, bei Gnostikern und Neuplatonikern wahrscheinlich, bei den älteren griechischen Philosophen aber nicht erweisbar.” (Das ändert natürlich nichts an den Analogien)

Meister Eckhart, Positionierung

Während sich über die Vermittlung des späteren (Proklos´schen) Neuplatonismus und über Dionysius Areopag in Analogie zur neuplatonischen Seinsstufung sogar eine hierarchische Ordnung der vermittelnden Instanzen, also der kirchlichen Ämter herleiten ließ (die Wirkung neuplatonischer Elemente in der christlichen Kirche gilt aber primär für Byzanz, nicht für Rom !), ist von einer Stufung des Seins bei Eckhart keine Rede. Eckhart legt ja seinen ganzen Impetus auf die Rückwendung des Seelenanteils zu dessen eigentlicher ursächlichen Qualität (und auf dessen fundamentalen Besitz an dieser), also auf die Beauftragung zur Gewahrwerdung seiner Wesensgleichheit mit Gott. Ihm geht es alleine um das individuelle Seelenvermögen, das in die Lage versetzt werden soll, zu diesem Einen durchzustossen. Zwischenstufen, die mit der neuplatonischen zweiten Hypostase korrelieren könnten, werden sozusagen übersprungen und völlig der unnennbaren, “negativen” Bestimmung zugeführt, wo “Engel und Insekten eins sind”. (Alleine diese Erwähnung muß ja enorm blasphemisch geklungen haben). Hier drängt sich der Vergleich zum Durchstoss zur Grundlichtheit unter Erkennung des illusionären Charakters der Bardo-Zustände im Buddhismus auf:- Beispiel: Der illusionäre Charakter der sieben zornvollen Gottheiten-die übrigens auch in der christl. Gnosis erwähnt werden – und letztlich, wie auch die Götter in den Nag Hammadi -Schriften wie auch bei Plotin als Schaffung der Seele oder des eigenen Geistes bezeichnet werden.
Zu Eckharts Aussage, der Mensch könne diese Gewahrwerdung ohne jedes äußere Zutun quasi auf dem Feld bei der Arbeit, ganz ohne Vermittlung , ohne Kirche, vollziehen: Hierin liegt ja eben auch die ungeheure politische und soziale Sprengraft seiner Lehre, auf die L. Marcuse zurecht hinweist: “Er war in der Tat viel gefährlicher als später Luther.”
Marguerite Porete wurde im Zuge einer”kirchlichen Beginenhatz” (Volker Leppin) öffentlich verbrannt: der Vorwurf lautete, die mystisch Begnadeten unterwürfen sich keiner menschlichen Leitung und keinem kirchlichen Gebot mehr. Nach Volker Leppin ist die Bedeutung der beginischen Frömmigkeit für Eckehart “nicht hoch genug zu veranschlagen”, “die gegenseitige Beeinflussung mache es gar unmöglich, Eckeharts Predigten ohne ihre Ausrichtung an diese Adressatinnen zu verstehen”. Später beruht Thomas Müntzers Denken auf der mittelalterlichen Mystik und steht in enger Beziehung zu Taulers Schriften.
In der Zielsetzung der Ereichung der unio ist Eckehart -entgegen anderer Bekundungen – sehr wohl Mystiker, allerdings im mystologischen, nicht im mystagogischen Sinne.
Daß Eckhart alles Gott Nachgeordnete als durch die Sinne Konstituiertes interpretiert und dabei jenem gleichzeitig das Sein als solches aberkennt und hierin das Platonische in gewisser Weise hinter sich läßt, weil bei Platon wie Plotin ja der Materie als Aspekt des Geistes noch ein gewisses reduziertes Sein zukommt (der Geist wiederum konstituiert sich durch die Selbsbetrachtung des Einen), rückt ihn wie gesagt eher in die engere Geistesverwandschaft spezifischer hinduistischer Schulen, die in aller Schroffheit das Sichtbare (wie auch unsichtbare geistige Bereiche ) als Trug, als Illusion oder maya benennen. (Vergleiche die ablehnende Haltung der Rosenkreuzer zur sogenannten “Spiegelsphäre”. (Daher auch Schopenhauer:” Eckhart und Buddha lehren das Gleiche“, oder C.G. Jung: “Meister Eckhart weiß, ohne Wissen, um die indische Urerfahrung so gut wie um die gnostische…” und der japanische Dichter Basho im 17. Jahrhundert: “Eckhart und der Buddhismus sind in Wirklichkeit nur zwei Dialekte der gleichen Sprache.”

Der Mensch ist nur als Gott

“Der Mensch ist nur als Gott.”
Nicht, daß dieser mein Satz in Bezugnahme auf die Quintessenz von Meister Eckarts Philosophie einer Untermauerung bedürfte, denn Eckharts Schriften erlauben schlicht keine andere Folgerung. Mir begegnete just aber diese dazu überaus passende Aussage von Volker Leppin (Professor für Kirchengeschichte) in “Die chrisliche Mystik”:
“Das Sein kommt nun so radikal Gott zu, dass ihm gegenüber die gesamte Schöpfung kein eigenes Sein hat, sondern nur in Gott ein Sein hat. …Das radikalisiert neuplatonische Denkvorstellungen, indem nun nicht mehr wie bei diesen von einer Hierarchie des Seins ausgegegangen wird…sonders alles von Gott abhängige Sein als uneigentlich gedacht wird. Bezieht man die allgemeinen Aussagen über die Schöpfung auf den Menschen, so wird deutlich, dass dieser im eigentlichen Sinne kein eigenes Sein hat, sondern sein Sein in Gott liegt, dass er also, wenn er sich ganz Gott zuwendet, ganz zu seinem eigenen Sein zurückkehrt. Was wie eine Grenze zwischen menschlichem und göttlichem Sein erscheint, ist keine wirkliche Grenze, sondern eine Verkennung dieser völligen Verankerung des Menschen in Gott. Der mystische Weg aber hilft ihm, zu diesem Ursprung zurückzukehren.”
Und Zu Eckharts geistiger Positionierung Volker Leppin:
“Eckeharts Position war zu guten Teilen von einer Renaissance des Neuplatonismus im ausgehenden 13. Jahrhundert beeinflusst.”
(“Plato ist und bleibt die wichtigste Instanz für jede Form christlicher Mystik.”)

(Je eher man aber Plato folgt, desto eher ist das christliche Dogma zu transzendieren. Die Kirchenväter aber bereits “bogen” Platon für ihre Zwecke zurecht.)
Eine Bemerkung hierzu von Uta Störmer-Caysa:“Augustinus tut nun so, als enthalte das Christentum alles, was die Platoniker zu sagen hätten, aber nicht umgekehrt. Dabei unterschiebt er der christlichen Religion Erkenntnisse, die der Christ gut gebrauchen kann, die aber nicht aus dem Christentum stammen, sondern aus der Philosophie.”

Objektivierung, Abgriff, Wechselwirkung

Die Objektivierung zur “Welt” beruht zuletzt auf der Asymmetrie von bosonischer und fermionischer Teilchennatur- diese stellt das wahrnehmbare Objekt her und zwar im wahrnehmbaren Objekt, da der körperliche und perzeptive Aspekt des Menschen selber Hervorbringung der gleichen Asymmetrie ist. Wie kann aber der Körper selbst diese hervorbringen, wenn er ebenfalls erst durch diese hervorgebracht werden kann? Wohl nur, indem er über sich selbst hinaus existiert und seine Eigentlichkeit an der Wechselwirkung der Teilchen bzw.an der Beobachtung ins Asymmetrische bricht. Um diesen Aspekt kreist gerade die Philosophie Plotins und zwar in Hinsicht auf das Vermögen der Seele und deren eigentliche Beschaffenheit bzw. Potenz.
Da dieser Bruch aber den raumzeitlichen Aspekt einer Minderung birgt, derart, daß das über sich Selbst hinaus Existierende sich selbst nicht mehr zu erkennen in der Lage ist, sucht die Philosophie nach der Einführung einer Zwischeninstanz, wie bei Platon dem Demiurgos, dem Plotin allerdings nur symbolisch-didaktische Evidenz zugesteht, tatsächlich aber alle Verantwortlichkeit in den als Körper objektivierten Seelenteil (dieser als Teil des Geistes) legt.
Die Gnostiker erklären den Bruch mythisch und personalisieren ihn zu göttlichen, vermittelnden Zwischeninstanzen. Diese Instanz wird in den abrahamitischen Religionen fälscherlichweise als letztes Prinzip (als Gott selbst) bewertet. Nag Hammadi aber:“Die Pistis Sophia, die weibliche Paargenossin des Sohnes des Sohnes des Menschen, läßt jedoch eines Tages ohne Übereinstimmung ihres männlichen Paargenossen ein Wesen entstehen, das infolgedessen makelhaft und verfehlt ist. Dieses Wesen ist Jaldabaoth, der die irdischen Himmel und die Welt der Menschen beherrscht. Er und seine sechs Engel sind hochmütig, da sie sich fälschlicherweise für Götter halten. Aus Feindseligkeit der oberen Welt gegenüber halten sie den Menschen, der aus Fleisch, Seele und Geist besteht, in Unwissenheit.”

Darstellung und Implizität

Auch der Religiöse sieht de facto nichts anderes als der Nichtreligiöse -nur der Religiöse sieht, daß das, was er sieht, nicht das ist, wofür es sich allem Anschein nach zuerst ausgibt, sondern der Religiöse sieht das, was er sieht, Hülle Gottes, das Als Gottes, seine Erscheinung bzw. Darstellung ist. Dem Religiösen wird sozusagen die Empirie in ihrer zunächst rein sinnlichen Faktizität transparent und durchlässig auf das hin, als sie nicht nur der durch Reflexion ihr so erscheinenden unmittelbaren sinnlichen Anschauung nach ist, sondern auf das hin, was sie “eigentlich” und der Wahrheit entsprechend ist: Gott in seiner Form ist Darstellung etc. Somit erscheint dem Religiösen Gott tatsächlich überall und in allen Dingen -nicht als Gott, aber als seine Darstellung und Erscheinung oder schlicht als sein Als.”(Matthias Scherbaum)
Dies steht allerdings gegen die kirchliche dogmatische Sicht, die ihrem Gottesbild gemäß das Trennende der Seinsbereiche betonen muß.
Hierzu vergleiche viel eher Platons Schatten oder die Maya der Hindus. Hinter dem Schleier herrscht der unscharfe Zustand, der durch das Gesetz der Quantenmechanik beschrieben ist. Alleine durch das “Hinschauen” kommt es zu einer Wechselwirkung -die die eigentliche Mechanik der (Prä-)Welten (oder Weltenschöpfung-im Sinne des Wortes übrigens, denn schöpfen aus einer Potenz bringt Welt hervor, je nach dem Punkt des “Ab-Schöpfens”verschiedene Welt”/Multiversen) zerstört und somit den Schleier über dem eigentlichen Blick in die Interdimensionalität vor der spezifisch menschlich evozierten Wechselwirkung (und Welt-Werdung) verursacht.

Glaube und Vernunft

Mit der Ratio, der rationalen Reflexion überwindet man zwangsweise das Kirchendogma-denn gegen die Vernunft und Empirie haben die Aussagen der “Offenbarung” keinen echten Bestand (“Keine Posaunen vor Jericho”).
Mit einer überrationalen Geistigkeit verhält es sich ebenso, da der Geist keines Dogmas bedarf sondern Begrifflichkeiten und Prägungen transzendiert und in das Unvermittelte, persönliche Erleben verlagert.
Geht man noch weiter, über die Geistigkeit hinaus, steht man aber in der Mystik. Diese transzendiert “alles” und erschließt einen (unkonditionierten) eigentliche Seinskern.
Das einzige, was der Kirche daher unbeschadet erhalten bleiben kann ist somit allein der (prinzipiell gegen die Ratio gerichtete) Glaube. Das höchste Objekt des Glaubens ist die Offenbarung, die in der Bibel entfaltet wird und so -weil jene es einfordert-wird vor allem die Bekräftigung des Glaubens durch die Tat zum Mittelpunkt jeder Religiösität. So wird aus einem (historischen) Erklärungsversuch ein (letzlich poltisch motivierter) Selbstläufer, der sich im Verlauf der Kirchengeschichte stets selbstreferentiell zu legitimieren hatte (mit Verweis auf Aristoteles einen naiven Realismus/Atomismus etablierte) und Jahrhunderte per Zwangsdokrtin nichts anderes zuließ als die Seinsverschiedenheit und -ferne von Mensch und Gott.
Aber ab der Platon-Rezeption seit der Renaissance kommt man wieder  zu anderen ontologischen Folgerungen und  die deutschen Idealisten nehmen dann viel später die alte platonische Sicht vom Seelenvermögen und vom Schleier bzw. Schatten der eigentlichen Existenz wieder auf: “das Ewige…ist in ihm, und umgibt ihn unaufhörlich: Der Mensch soll nur das Hinfällige und Nichtige, mit welchem sich das wahrhaftige Leben nimmer zu vereinigen vermag, fahren lassen; worauf sogleich das Ewige, mit all seiner Seligkeit, zu ihm kommen wird.” (Fichte, Anweisung, S.22)

Idealismus und Endura

H. Lamprecht in “Neue Rosenkreuzer”:
“Ist der Mensch solchermassen vorbereitet, kann er auf die zweifache Strahlung der Gnosis reagieren …2. die ultraviolette Strahlung, die zerbrechend wirkt und Hindernisse aus dem Weg räumt, die der Gnosis entgegenstehen. Infolge der zerbrechenden Strahlung kommt es anfangs zu einer großen Beunruhigung, denn wer dem neuen Licht folgen will, muß gleichzeitig sein altes Wesen zurücklassen. In untrennbarer Weise ist mit dem Aufstieg des neuen der Niedergang des alten Menschen verbunden. Der planmäßige Untergang des eigenen Selbst wird mit einem von den Katharern übernommenen Begriff bezeichnet: Endura. “
Und die Korrelation im Deutschen Idealismus:
“Solange der Mensch noch irgendetwas selbst zu sein begehrt, kommt Gott nicht zu ihm, denn kein Mensch kann Gott werden. Sobald er sich aber rein, ganz, und bis in die Wurzel, vernichtet, bleibet allein Gott übrig, und ist alles in allem. Der Mensch kann sich keinen Gott erzeugen; aber sich selbst, als die eigentliche Negation, kann er vernichten, und sodann versinket er in Gott. Diese Selbstvernichtung ist der Eintritt in das höhere, dem niedern, durch das Dasein eines Selbst, bestimmten, Leben, durchaus entgegengesetzte Leben “ (Fichte, Anweisung, S. 130)

 

Christliche Philosophie II

Doctrina christiana nach Augustinus :
Ziel der doctrina ist Gott, der Gegenstand des frui (seligen Genusses) allein ist, und von dem aus alles weitere entfaltet wird: Christus als menschgewordene Weisheit Gottes und Erlöser und sein Leib, die Kirche. Dies sind zugleich die ewigen und unwandelbaren Wahrheiten, die aus der Schrift erkannt werden sollen.
Die alte heidnische Bildung kann in diesem Rahmen in einer offiziell christlichen Gesellschaft nur aus der Bibel und in deren Dienst gerechtfertigt werden. Was sich in ihr an Nützlichem findet, ist entweder auch in der Bibel zu finden oder zu deren Auslegung zu verwenden.
(nach Leinsle)
Was soll sich seitdem für eine christliche Philosophie geändert haben, und worüber soll vor allem überhaupt zu philosophieren sein, wenn eben alleine die Untermauerung einer “unwandelbar geoffenbarten Wahrheit” das Ziel und der Zweck jeglicher Betrachtung zu sein hat? Eine Philosophie aber, die sich das Fragen verbietet, ist keine. Eine Philosophie, die durch die Jahrhunderte nur zu einer (vorgegebenen) Aussage kommt und kommen soll: (“Gott ist groß” – und die abendländische Variante nach abrahamitischer Lesart: “MEIN -und nur mein- Gott ist groß”)–ist eine immerwährende und letztlich nur höchst begrenzt geistige, selbtsreferentielle Betrachtung über eben immer jenen gleichen Gegenstand. Diese Betrachtung eingeschlossen ihrer nachgeordneten Disputationen nennt man Theologie. Die Rationalisierung des Glaubens mit philosophischen Mitteln aber muß zwangsläufig zur Hinterfragung des theologischen Telos, also zur “gelehrten Häresie”, der Versuch der geistigen (somit auch spekulativen) Durchdringung des Glaubens indes zur TheoSOPHIE führen.
Bedenkt man, daß die “Heilige Schrift” Ergebnis einer falschen Kanonisierung ist und daher ursächliche Intentionen weitgehend verstellt wurden, ist ab der Patristik und ihrer Bemühung um philosophische Methode (die alleine der Behauptung gegen die heidnische Konkurrenz geschuldet war und keinerlei innerem Impetus entsprach) von einem tragischen Fehlschließen (besser: intellektuellem Fehlstart) zu sprechen, der sich einzig und alleine und nur durch die rein politisch motivierte Wende unter Kaiser Konstantin -tragischerweise bis zur Neuzeit- als staatlich sanktionierte Zwangsdoktrin etablieren konnte.

Am allerbesten ist hier mit Schopenhauer anzuschließen, weil dieser schon zu seiner Zeit den Sachverhalt der Beziehung von Philosophie und christlicher Doktrin quasi abschließend dargestellt und entlarvt hatte und dabei befähigt war, dies in wenige hochkomprimierte Sätze zu fassen:

“Eigentlich ist alle positive Religion der Ursupator des Throns, der der Philosophie gehört. Philosophen werden sie daher stets anfeinden, wenn sie sie auch als ein notwendiges Übel, eine Krücke für die krankhafte Schwäche des Geistes der meisten Menschen betrachten sollten.”

“Natürliche Religion, oder, wie es die heutige Mode nennt, Religionsphilosophie, bedeutet ein philosophisches System, welches in seinen Resultaten mit irgendeiner positiven Religion übereinstimmt, so daß beide, in den Augen der Bekenner irgend eines von beiden, eben dadurch beglaubigt werden.”

“Pseudophilosophen nenne ich die, welche unter dem Vorgeben, nach der Wahrheit zu forschen, an der Perpetuierung alter occidentaler Irrthümer geflissentlich arbeiten.”

“Seitdem die ultima ratio Theologorum, der Scheiterhaufen, nicht mehr ins Spiel kommt, wäre eine Memme, wer noch viel Umstände mit Lug und Trug machte.”

“Was für eine schlaue Erschleichung und hinterlistige Insinuation in dem Wort Atheismus liegt! Als verstände der Theismus sich von selbst.”