Category Archives: Philosophisches

Plotin, Verstetigung im Vielen

Volkmann -Schluck, Plotin als Interpret der Ontologie Platos:
“Ein jegliches wird vieles aus dem Unvermögen, sich auf sich selbst zu beziehen.”
“Aus diesm Tatbestand kann man schon die Erkenntnis entnehmen, daß etwas, je geeinter es ist, umso seiender und, je vielheitlicher es ist, umso unseiender ist. Ferner lassen sich bereits unterschiedene Weisen des Einen-und Vielesseins Erkennen: Das Viele ist entweder durch eine in ihm liegende Einheit mit sich geeint, oder es ist ohne einigende Einheit das in seine Teile zerfallende Viele; schließlich gibt es das zahllose Viele, das gleichsam ins Nichts Zerstiebende. Die verschiedenen Weisen des Geeintseins stellen daher Stufen der Befähigung zum Sein dar. Darum ist das Mitsichgeeintsein etwas Gutes, das Vielessein etwas Schlechtes.”

Fichte: “Es ist die Bestimmung unseres Geschlechts, sich zu einem einzigen, in allen seinen Teilen durchgängig mit sich selbst bekannten und allenthalben auf die gleiche Weise ausgebildeten Körper zu vereinigen.”

Wir sehen hier die ganz gegenteilige Auffassung zur christlichen: Die Schöpfung als bewußter Akt Gottes zur Hervorbringung der Vielheit ist schon in der Anlage, als zur Schöpfung leitender Gedanke “schlecht”.  Während beim Christentum im Erstreben des ewigen Lebens in personaler Identität die ganze Zentriertheit auf das getrennt Seiende, Individuierte aufgezeigt wird, kommt ihm bei Plotin nicht einmal während des sichtbaren Daseins echte Wirklichkeit zu. Wirkliches Sein ist nur im Prozeß der  Überwindung der Schwelle zur nächsten Einheit oder Abgeschlossenheit, so in der Übersteigung der durch die Leiblichkeit und so Körpergebundeheit  des Noetischen -und -schwerer vorstellbar-in der Überwindung der Schwelle zur anderen Art, zu erreichen. In dieser Überwindung  gibt Plotin dem Unköperlichen, nicht Verstetigten das eigentliche Gewicht für seine Teilhabe am Sein, gibt so (nach Klaus Kremer) “der irdischen, im Leibe weilenden Seele den geistigen Adel zurück”, denn etwas in der Seele bleibt immer im geistigen Bereich.” In der Fokussierung auf dieses Prinzip steht Plotin gegen  die Gnostiker und das Christentum, die den Fall, das Trennende, die Entferntheit  vom eigentlichen (geistigen) Sein betonen. Inwiefern aber ist durch die plotinische Übersteigung, durch dieses Mitsichgeeintsein  die Hinwendung zum Guten erfolgt, die ja in der Aufhebung des Individuellen liegen muß? Die Seele als untere Hervorbringung des Nous  ist (ein graduiertes) Eines;  der Mensch, der Anteil daran hat und sich seines Seelenvermögens bewußt wird, geht in das eine einzige Seelische  ein  und erkennt so in der Schau seines  anteiligen Seins an der Gesamtheit der Seele  ihre empirische Exklusion von ihrer eigentlichen Wesensart und vollzieht in der Veränderung der Blickrichtung auf das Eine die Hinwendung zu dessen Wesen, dem Guten.

 

Plotin, wahrhaftes Sein

Volkmann -Schluck, Plotin als Interpret der Ontologie Platos:
“Das Denken muß sich darauf besinnen, daß auch unser Leben und Denken nicht nur im Leiblichen seinen Aufenthalt hat, sondern auch sich selbst zu gehören vermag und daß vollends das in diesem Denken erblickte wahrhafte Sein, von allem Leiblichen frei, sich selbst die Grundlage ist, auf welcher es wandelt. Es wird erfaßt nach dem Maß der Nähe und Ferne zu ihm, je nachdem ob wir ihm näher oder ferner sind. Der eigentliche Beginn des Philosophierens ist die Besinnung des Denkens auf sich selbst.”

Der Beweis hierfür ist mir die Physik. So wie die Sinne die Information über bzw. zu einen Körper reduzieren, letztlich eine hierfür zugrunde gelegte   subatomare Wellenform kollabieren lassen -“Der bloße Akt der Beobachtung  eines Systems  reduziert scheinbar alle Möglichkeiten  auf ein einzelnes Ergebnis” Brian Clegg- , so ist  seit dem (ontischen) Paradigmenwechsel mit Heisenberg evident geworden, daß “Sein” nicht mehr ohne Weiteres mit dem raumzeitlich Körperhaften gleichzusetzen ist. Die Erweiterung des als körperbildend identifizierten Seinbegriffes in die jenseits der Anschauung befindliche Umgebung und Ausdehnung läßt die Erweiterung der Person in ihre überraumzeitliche und somit eigentliche Perspektive zu. Hier “gehört” -tatsächlich- “das Denken sich selber”,  dies ohne die sinnesinduzierte Reduktion zum Körperhaften, nämlich als eigentliche (anders bestimmte) Begrifflichkeit anteilig am (theoretisch unbegrenzten) Überkörperlichen, das seine eigentliche Ausdehnung konstituiert. Jenseits  metaphysischer  Spekulation scheint mir so folgendes unabdingbar: Die sinnesabhängige Ausdehnung ist nicht das “letzte Wort” – das Ding an Sich (nach Kant “Gegenstand, der bleibt, wenn man von allen subjektiven Bedingungen der Anschauung und den Gesetzen des Erkennens absieht: gedachter Gegenstand ohne räumliche Ausdehnung jenseits der Zeit und der Kausalität, Gegenstände der Sinnenwelt in „ihrer Beschaffenheit an sich selbst“, jenseits der „Art, wie wir sie anschauen“; Wikipedia), die eigentliche Seins-Disposition also,  ist  -zuletzt wissenschaftlich evident – viel weiter zu fassen. Die Wissenschaft spricht von einem überraumzeitlichen, hyperdimensionalen Konfigurationsraum, der die Verhältnisse konstituiert, die uns  in der raumzeitlichen Brechung als Form oder Körper -so auch als Mensch- erscheinen.

 

Hochreligion, politische Ideologie

Eine Religion, die das Säurebad der Aufklärung nicht übersteht, ist mit der allergrößten Gewissheit eines ganz sicher nicht: überzeitlich.
Überzeitlich aber ist die Anlage zur Vernunft im Menschen. Somit muß sich jede  Religion, die “in Funktion ist” und  “der Vernunft bedenkenlos den Krieg erkärt” (Kant), des Systems der Repression bedienen. Niemals ist die in ihrem dauernden Widerspruch zu dieser inneren Vernunft-Anlage der Menschen befindliche Religion in die Lage versetzt, jene in Freiwilligkeit (durch Überzeugung) hinter sich zu vereinen.
Und dieser Willkür-Akt der Implementierung “religiöser Wahrheiten” und die Exekution der (nicht zuletzt geistigen) Repression verlangt dauerhaft nach politischen Mitteln und Verhältnissen. Insofern greift eine -gerne konstruierte –  Unterscheidung, oder gar ein Widerspruch zwischen Hochreligion und politischer Ideologie, -um eine Wertigkeit bzw. Wertung zugunsten letzterer herauszustellen- naturgemäß  zu kurz.

 

Schopenhauer, Ankleidung Gottes

Schopenhauer: “Man hat Gott nach und nach, besonders in der scholastischen Periode und später, angekleidet mit allerhand Qualitäten die Aufklärung aber hat genötigt, ihn wieder auszukleiden, ein Stück nach dem anderen, und man zöge ihn gern ganz aus, wenn nicht der Skrupel wäre, es möchte sich dann ergeben, daß bloß Kleider wären und nichts drin. Nun sind zwei unablegbare Gewänder, d.h. unzertrennliche Qualitäten Gottes Personalität und Kausalität: Die müssen immer im Begriff Gott vorkommen, sind die nothwendigsten Merkmale, sobald man sie wegnimmt kann mann wohl noch von Gott reden, ihn aber nicht mehr denken.
Ich aber sage : In dieser Zeitlichen, Sinnlichen, Verständlichen Welt giebt es wohl Persönlichkeit und Kausalität, ja sie sind sogar nothwendig.- Aber das bessre Bewußtseyn in mir erhebt mich in eine Welt wo es weder Persönlichkeit und Kausalität noch Subjekt und Objekt mehr gibt. Meine Hoffnung und mein Glaube ist das dieses bessre (übersinnliche außerzeitliche) Bewußtseyn mein einziges werden wird: darum hoffe ich, es ist kein Gott. -Will man aber den Ausdruck Gott symbolisch gebrauchen für jenes bessre Bewußtseyn selbst, oder für manches das man nicht zu sondern und zu benennen weiß; so mags seyn: doch dächte ich nicht unter Philosophen.”

Meister Eckhart, der wahrlich meisterliche Entkleider aller Hypostasen, der Meister der Negation der raumzeitlichen wie überraumzeitlichen Determinanten,der Leugner einer  Realität der Subjekt-Objekt Relationen (“Das Auge mit dem ich Gott sehe ist dasselbe Auge mit dem Gott mich sieht.”) brachte diesen Verhalt der Ankleidung Gottes  in einem einzigen Satz zum Ausdruck: “Willst du den Kern haben, so mußt du die Schale zerbrechen.”

Gnosis, ethische Selbstbildung

Aufgrund der theistischen Schroffheit der Trennung zwischen Erschaffer und Geschaffenem stellt sich die Kondition des Menschen als die eines Untertanen dar, dessen Wohl oder Wehe ganz und gar in der Hand seines Vormundes liegt. Dabei hat es die Theologie sicherlich viel gekostet, der Frage nach dem Gnadenanteil und dem Teil der Eigenverantwortlichkeit für den christlichen Erlösungsweg nachzukommen, und es ist ihr bis heute keine befriedigende Erklärung  gelungen. Vielmehr   hat sie sich ein Dilemma erschaffen, denn nimmt man von Gott zu viel  seiner tätigen Gnade,  legt  man zuviel Potenz   in die Hände des Untergebenen. Macht man aus der Erlösung aber alleine eine Frage der göttlichen Nachsicht, wird die Forderung nach dem Ethischen  hinfällig. Dieser Widerspruch muß gnostischen Systemen fremd bleiben, da sie schließlich keinen Gnadenweg kennen, sondern aufgrund der ontologischen Verbundenheit des Einzelnen mit dem höchsten Prinzip  den überspannenden Topos der Eigenverantwortlichkeit und der ethischen Selbstbildung als inhärenten Part eines transzendierenden Erkenntnisprozesseses  in den Mittelpunkt ihrer Lehren stellen (denn schließlich ist außerhalb dieser einen verbindenden Qualität niemand  da, der für das Seelenheil Zuständigkeit übernehmen könnte.) :
Für den Platonismus/Neuplatonismus:
“Nicht die schmerzvolle und anstrengende Selbstbildung anhand des Göttlichen (Gesetzes), sondern bloße Taufe und Nachfolge im Glauben wird von den Christen verlangt -Ausdruck einer “Demokratisierung der Erlösung, aber gleichzeitig Selbstverlust und Verlust der Anbindung an das Göttliche -“Gottlosigkeit” ist die Folge.”
(Detlev Weigt)
Für den indischen Raum:
“Erwachet recht! Warum erwacht ihr nicht? Ist man erst dahin, so ist das Erwachen wahrlich schwer. Die Tage kehren nicht wieder, nicht leicht erlangt man wieder ein Leben als Mensch.”

(Mahavira)
Für die christliche Gnosis:
“Wer die Auferstehung bereits zu Lebzeiten nicht erfährt, der hat nach seinem Tode nichts zu erwarten.”
(Jesuswort aus dem Apokryphon von Nag Hammadi )
Und also  treffend  Arthur Schopenhauer:
“Die katholische Religion ist eine Anweisung den Himmel zu erbetteln, welchen zu verdienen zu unbequem wäre. Die Pfaffen sind die Vermittler dieser Bettelei.”

Porphyrios, Gegen die Christen

Einige Kernsätze aus einer Abhandlung über das Werk “Gegen die Christen” des Neuplatonikers Porphyrios, das aufgrund kirchlicher Bücherverbrennungen nur rudimentär in den Abwehrschriften verschiedener Kirchenväter tradiert ist:
“Die Zerstörung der heidnischen Tempel, die Verfolgung der heidnischen Opferriten sowie die physische Verfolgung heidnischer Priester und Philospohen riß ein Loch in die Kontinuität der antiken Geschichte und implementierte ein psychisches Trauma, indem die vorherrschenden pluralen und polyvalenten Erlösungswege einer hegemonialen, amtlich monopolisierten und doktrinären allein seligmachenden Religion geopfert wurden.
(529 schloß Justinian die Philosophenschule von Athen und beendete so die heidnische Philosophietradition).”
“Der Neuplatoniker vereint in sich Wissen, Glauben und “Erlösung” und schöpft seine psychische Kraft aus der Teilhabe und dem stufenweisen Einswerden mit dem göttlichen Logos, dem Logos als Gottheit: Die Substanz des Platonismus sei nach Dörrie “die religiös empfundene, theologisch begründete Bindung des Philosophierenden an das Mysterium des Logos, der seit Urzeiten und ohne Anfang die Welt durchwaltet, der alles Werthafte in ihr hervorbringt.” (Detlev Weigt)
“Die Christen aber sind “den blind machenden logia ihres Heros Christus derart verfallen, daß sie nie wieder zur Logos-Erkenntnis kommen können.” (Porphyrios)
“Dies aber, weil sie Christus falsch verstanden haben.
Das Interesse und die Vorsehung der Christen bezieht sich nur auf die Menschen, die Christus nachfolgen; alle anderen, auch die unvernünftigen Tiere und der (göttliche) Kosmos , deren Interesse Porphyros durchaus mit ausdrücken möchte, fallen für die Christen aus der göttlichen Vorsehung heraus . Dies ist neuartiger Anthropozentrismus im Gegensatz zur Antike, die das Ganze der Welt, den Kosmos und alle seine Bewohner für göttlich hält.)
(Detlev Weigt)

“Die antike Philosophie steht im Widerspruch zu Vorstellungen einer Weltschöpfung aus dem Nichts und einer Weltvernichtung. Die Welt ist ewig in ihren eigenen Zyklen, ja sie selbst ist Ausdruck und Erscheinungsform des Göttlichen. Der Weltschöpfer dagegen, auf den zumal die Kritik an der Welt zurückfällt, steht in Distanz zur Welt und entwertet sie zur Schöpfung -anstößig und unsittlich!”
“Als Adressaten der christlichen Botschaft sind die Unmündigen bestimmt, umso unverständlicher ist der rohe und nebelhafte Sinn der Gleichnisse.”
(Detlev Weigt)

“Nicht um Auferstehung des Leibes soll der Mensch flehen, da sie weder möglich noch wünschenswert ist, sondern um Erkenntnis und Reinheit der Seele.” (Porphyrios)

“Einige (gelehrte Christen) haben, von dem Wunsche geleitet, nicht etwa eine Abkehr von den erbärmlichen Schriften der Juden anzubahnen, sondern eine Lösung zu finden, zu Deutungen ihre Zuflucht genommen, welche indes, da sie in sich widersprechend und mit dem Wortlaute (des Textes) unvereinbar sind, nicht so sehr eine Verteidigung jener fremdartigen (abstrusen) Dinge, als vielmehr eine Bestätigung und ein Lob ihrer eigenen Wissenschaft enthalten. … Diese Unvernunft hat ihr Vorbild in jenem Manne erhalten, mit dem auch ich in früherer Jugend einmal bekannt geworden bin, nämlich Origines, …ein Grieche und in griechischer Bildung aufgewachsen, verirrte sich zu dem fremdländischen Tollwahn (des Christentums), stellte seine Person und seine Bildung zu seiner eigenen Schande in dessen Dient und lebte fortan beständig den vaterländischen Gesetzen zuwider nach Christenart.”(Porphyrios)

 

Freiheit und Politik

“Der allgemeine Wille ist bedingt durch den individuellen,  nicht der individuelle durch den allgemeinen. Die Form des allgemeinen Willens ist Freiheit überhaupt, die Materie Moralität. Also ist Freiheit nicht abhängig von der Moralität , sondern Moralität von der Freiheit. Nicht weil und insofern ich moralisch bin, bin ich frei, sondern weil und insofern ich frei sein will, soll ich moralisch sein. “
F.W.Schelling
In dieser Ergänzung um den Begriff der Moralität findet Montesquieus aufklärerisches Wort seine befriedigende Sinngebung:
“Politische Freiheit ist das Recht, alles zu tun, was die Gesetze erlauben.”
Und Kant: “Alle Politik muß ihre Knie vor dem Recht beugen.”
Folgt man dem heutigen politischen Geschehen, das in seiner  aktuellen Beschleunigung das eigentliche Diktum der deutschen Demokratie offenbart, nämlich ihre (transatlantische) Lenkung, ihre von Außen überwachte  ideologische  Zielgerichtetheit und somit folgerichtig ihre Unfähigkeit, offenen politischen Wettstreit sowie Opposition zu dieser Verordnung  zuzulassen, und also die politische Auseinandersetzung in Wahrheit nur einen pseudodiskursiven  und selbstreferentiellen Charakter aufweist, muß man nahelegen, daß der Begriff der Freiheit, weil ihm eben nur im Selbstbezug der vorgeformten Ansichten überhaupt eine Legitimität zur Artikulation zuerkannt wird, aus dem Kontext des Politischen weitgehend entfernt wurde. Es ist aber nun Aufgabe, die die  Verantwortung vor dem europäischen,  geistigen und real-geschichtlichen Erbe einfordert, diese Freiheit wieder herzustellen, dabei  im selben Streich die Beschneider der Freiheit zu exponieren und jene vor allem der Lüge zu entlarven und ihnen so zu versagen, daß gerade sie sich unverschämter- wie  paradoxerweise weiterhin als die Exponenten der Freiheit darstellen können.

 

Wissenschaft, Religion, Teilhard de Chardin

“Der Augenblick ist gekommen, sich endlich bewußt zu werden, daß jede Interpretation des Universums, sogar die positivistischste, um befriedigend zu sein, nicht nur die Außen-, sondern auch die Innenseite aller Dinge berücksichtigen muß, den Geist im gleichen Maße wie die Materie. Die wahre Physik ist jene, der es eines Tages gelingen wird, den Menschen in seiner Gesamtheit in ihre kohärente Darstellung der Welt zu integrieren.”
Teilhard de Chardin
Die Ansicht Chardins scheint indes eine uralte zu sein:
Thomasevangelium, [Logion 89]: “Weshalb wascht ihr die Außenseite des Bechers? Erkennt ihr nicht, daß der, der die Innenseite schuf, auch der ist, der die Außenseite schuf?”
Die Herausforderung besteht also andererseits auch  in der Bestimmung der “wahren Religion” und somit darin, Erklärungsansätze jenseits ihrer Kategorisierung als “religiös” -im Sinne von nicht-wissenschaftlich-  vielmehr als Versuch eines Mittlers, eines “Mitteilers” zu interpretieren,  eine Klärung über die Seinsverhältnisse vermittelt zu haben und dabei als zentrales Anliegen ursächlich aller  Erklärungssysteme den zentralen Begriff der Wiederherstellung  der (evolutorischen) Findung einer Ganzheit zu formulieren: Der Komplettierung nämlich der fragmentierten und verkürzten Bewußtheit über die Seinsverhältnisse durch die Klärung  der  Unbestimmtheit des Materiellen wie die im normalen Raumzeitlichen vage bleibende Anbindung des Materiellen und dessen Wesensart an das Über-Materielle.  Die ursächlich-religiöse (also schamanische) Haltung und Handlung  ist in diesem Kontext durchaus als die eigentliche Form einer  archaischen Wissenschaftlichkeit  bezeichenbar, da sie auf die Bestätigung durch eine “metaphysische Empirie” zurückgreifen kann. Die (kulturell bedingte) Institutionalisierung  der gewonnenen transzendenten Inhalte  zur personalisierten Form, die zur  Devotion geeignet -und bestimmt-  wurde,  wie gerade in den abrahamitischen Religionen sichtbar- hat aber diesen  Impetus zur  Teilhabe am Wissen  völlig unkenntlich gemacht, hat keinerlei Interesse mehr an der Seinsbestimmung, sondern hebt aufgrund dieses Bruches,  aufgrund dieser ontologischen Verweigerung  alleine noch auf das Ethische (als ursächlich zwangsläufige Direktive eines umfassenden Seins-Verständnisses)  ab ,  da nun “religiös ” nicht mehr Klärung meinen kann und so kein Raum mehr für   erkenntnisgeleitete und  erkenntniserweiternde -somit  transzendierende-  Inhalte zur Verfügung gestellt ist.

Beeinflussungen, Dieter Broers

Dieter Broers:
“Zunehmend findet die These Beachtung, daß unser Bewußtsein deformiert sei durch kulturelle Einflußgrößen. Dazu gehören Ideologien, Medienwirklichkeiten, Informationszirkel.”

“Was die künstliche Matrix betrifft, so sehen wir in den menschengemachten Programmen , die unser Bewußtsein unterwerfen, eine Ausprägung der dunklen, luziferischen Energie.”

“Und …haben wir es heute …mit Barbituraten zu tun, die uns von unserer Bestimmung ablenken. Neben der Fixierung auf ökonomische Werte gehören dazu die narkotische Wirkungen von Fehlinformation, Unterhaltung und Ideologie.”

“..wiegt sich möglichwerweise in der Sicherheit, durch medial vermittelte Information Aufschluss über die Wirklichkeit zu erlangen. Ein fataler Trugschluss, denn die veröffentlichte Meinung bewegt sich in den engen Grenzen des Mainstreams . Er ist so beschaffen, daß alles auf die Bestätigung der künstlichen Programme hinausläuft. Ein selbstreferentieller Kreislauf beginnt, der alles ausschließt, was nicht zur Matrix der Herrschenden paßt. Nur was mit dem System harmoniert, dringt in die Öffentlichkeit, alles andere wird von vorneherein als Störfaktor aussortiert. “

“Die Herren der künstlichen Matrix haben offenbar immensen Einfluß auf die Unterhaltungsindustrie. Diese ist es, die die Menschheit heute am stärksten mit dunklen Energien versorgt. Aus keinem anderen Bereich kommen derart viele Impulse, die uns tendenziell degenerieren und zerstören.”

(“In der Vorquantenära ging man noch davon aus, daß sich die Welt außerhalb von uns in einem festgefügten und von uns unabhängigen Zustand befinde.”)

Die besondere Relevanz liegt nun darin, daß die Mehrheit der Menschen sich offenbar  leicht unter diese skizzierten Macht – Mechanismen zu beugen bereit ist. Auf der einen Seite verortet sich die Partei, die den Narrativ -also die  Erzählung über Vergangenheit und Gegenwart- (medial) implementiert und somit die Agenda einer sich daraus ableitenden eigenen zweckgeleiteten Zukunft verfolgt, und auf der anderen Seite steht der hierfür notwendige Adressat, der erst durch seine Rezeption den Narrativ lebensfähig macht-  also die Masse des (vermeintlich) machtlosen  Konsumenten. Durch seine Lebenspragmatik wie durch seine soziale Atomisierung ist er nicht zum Entwurf  befähigt, sondern lebensbestimmend  ist ihm allein die Arbeit zum Broterwerb bzw. das Interesse an der Gewährleistung seiner  ökonomischen Rahmenbedingungen, innerhalb seiner verbliebenen zeitlichen Refugien sucht er nach (Pseudo-)Kompensation durch Unterhaltung, wodurch   die Fremdbestimmung   ihre weitere  -und entscheidende- Fortsetzung findet und er die Reduktion der eigenen Potentiale aufgrund von multipler Ablenkung verfestigt (Zerstreuung im Sinne des Wortes, als das Gegenteil von Sammlung). Auch  durch den Wunsch nach sozialer Anbindung, durch das sich Gemein-Machen in Gesellschaften kommt es in aller Regel zur verstetigten Entfernung von den eigenen Determinanten, so daß  die Entfremdung vom Selbst kaum einen Moment zur Erprobung autarker Denkbewegungen zuläßt.
In diesem Sinne nochmals Broers:
“Es muss daher darum gehen, den Geist von seiner Last zu befreien, sich gedanklich auf Trivialitäten zu konzentrieren, wie sie während des Alltags absolviert werden.”
(Dies als erste Voraussetzung zur geistigen Selbstständigkeit, die überhaupt erst zur Hinterfragung herrschender Narrative in die Lage versetzt.)

 

Einordnungen

In einem Artikel der Vorsitzenden des Zentralrates der Ex-Muslime über eine  (Kinder)- Ausgabe eines führenden Nachrichtenmagazins, in dem sogar Verschleierungspraktiken für die Frau, wie etwa  die Totalverschleierung mittels  Burka  unter dem Schlagwort “Das trägt Frau” mit quasi positiver Konnotation nahegebracht werden, findet sich folgendes Zitat: “Alle Mitbürger in Deutschland, denen die universellen Menschenrechte und insbesondere die Gleichberechtigung von Mann und Frau wertvoll sind, rufen wir auf, gegen eine derartige märchenhafte Schönfärberei aktiv zu werden. “
Folgende Einordnungen hierzu:
Nach einer hergebrachten -“holzschnittartigen” (C.Bochinger)- Definition ist es  üblich, “regressiv” und “reaktionär” als “rechts” und “progressiv” als “links” zu charakterisieren. In diesem Feld verortet sich  auch folgende Aussage des Bundesinnenministeriums zum Thema “Rechtsextremismus und Esoterik”: “Unter demokratie- und extremismustheoretischen Gesichtspunkten ist hierbei der entscheidene Faktor, ob dabei die Elemente einer Ablehnung der Aufklärung und der Werte der kulturellen Moderne…sowie der Rationalität beiden Richtungen gemeinsame(Denk)Strukturen bieten.”
Nach dieser Maßgabe fällt es eigentlich nicht mehr schwer, dem Islam seinen ideologischen Platz zuzuweisen.  Das Frappierende dabei ist, daß die verschiedenen  Leitmedien keine ausreichende Bereitschaft zur Distanz zu  dessen antiaufklärerischen und und regressiven Implikationen aufzubringen bereit sind, im Gegenteil protegiert man diese sogar.  Die Medien des linksliberalen Mainstreams erweisen sich somit einen Bärendienst, weil sie damit ihren eigenen Anspruch konterkarieren (so er überhaupt noch Gültigkeit hat-oder existiert hier gar eine Affinität zwischen totalitären Denkweisen?).
Nachsatz:
Und bereits ein  Blick auf einige Sätze der Faschismusdefinition von Umberto Eco zeigt, daß diese Einordnung ihre Berechtigung hat:
“Das erste Merkmal des Urfaschismus ist der Traditionskult.”
“Der kritische Geist macht Unterscheidungen. In der modernen Kultur lobt die Wissenschaft mangelnde Übereinstimmung als nützlich für die Bereicherung des Wissens. Für den Urfaschismus ist fehlende Übereinstimmung Verrat.”
“Traditionalismus impliziert die Ablehnung der Moderne.” “Irrationalismus ist auch abhängig vom Kult der Aktion um der Aktion willen.”

“Im Urfaschismus gibt es keinen Kampf ums Überleben – das Leben ist nur um des Kampfes willen da.”
“In einer solchen Perspektive werden alle zum Heldentum erzogen.”