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Atman Surrogat

“Ein treffendes Beispiel für unser menschliches Dilemma – das verzweifelte Bemühen, mit materiellen Mitteln Göttlichkeit zu erlangen – wäre schwer zu finden. Zu unserem vollen Potential als göttliche Wesen können wir nur durch eine innere Erfahrung gelangen. Dies erfordert den Tod und die Transzendenz unseres eigenständigen Selbst, das Abwerfen unserer Identität als ein hautumschlossenes Ich. Wegen unserer Furcht vor Auslöschung und wegen unseres Festhaltens am Ich müssen wir uns mit Surrogaten begnügen, die den Atman ersetzen sollen.Diese verändern sich im Laufe des Lebens und sind immer auf ein bestimmtes Stadium zugeschnitten.
Gleichzeitig haben wir eine tiefe Ahnung, daß unsere wahre Identität die Totalität der kosmischen Schöpfung und das schöpferische Prinzip selbst ist,
Aus diesem Grund werden uns Ersatzbefriedigungen, einerlei welcher Stufe und welchen Umfanges, nie erfüllen können.”
(Stansilav Grof)
Die Kreativität, der Gestaltungswille im schöpferischen Prozeß kann zwar ebenso als Surrogat, ebenso als Ich- (“Ich” im Sinne von Ego)-Erweiterung gedeutet werden, diese kann aber über die Ich-Ausdehnung zur Ich- Transzendierung fortschreiten, ein künstlerischer Prozeß kann also anhand der Weisung über das hautbegrente Ich hinaus mit sukzessiver Ich-Abgabe (“paradoxerweise” mit  fortschreitender Individuation) eine geistig – formative Ebene (etwa entsprechend Platons Reich der Ideen)- repräsentieren. Der kreative Prozeß ist(neben dem religiösen)der einzige halbbewußte bis geplante nicht-surrogative Prozeß des Erweiterns, des Durchstoßens zu Ebenen, die im Tag – Bewußtsein zwar latent enthalten sind, aber durch die vierdimensionale Brechung und der damit verbundenen reduzierten Wahrnehmung  verborgen werden.

Diskretes und die Folgen

Nach der Aussage “Zeit” werde verstärkt als diskrete Einheit (sogenanntes Chronon) diskutiert (Zeitquanten ergäben demnach zuletzt die Illusion einer kontinuierlichen Abfolge), hieße das nichts anderes, als daß gar keine wirkliche Abfolge existiert, sondern lediglich ein aus Quanten Zusammengesetztes, das von unserem Perzeptionsapparat als Kontinuum interpretiert wird. Was wäre dann aber die kontinuierliche Welt hinter der diskreten? Ein “Gott” im dogmatischen Sinne kann die diskrete Welt schon daher nicht erschaffen haben, weil sie gar nicht “Welt” ist, weil sie nur durch den Perzeptionsapparat erst “wird” (“esse est percipi”/Berkeley). Ein Gott kann folglich lediglich den Perzeptionsapparat für die Erzeugung der Illusion geschaffen haben. Wobei dieser, soll er eben nicht selbst Produkt dieses Apparates sein (was schlicht nicht möglich ist), übermenschliche, übersensorische Aspekte – und zwar im Umfeld des Individuellen – beinhalten muß, was untrügliches Indiz für die “transzendenzbefähigte”  Anlage unserer Spezies ist. Dies schließt auf zur aus dem Hinduismus bekannten Begrifflichkeit von “Maya” als dem Schleier, der über der eigentlichen “Welt”, der impliziten Ordnung liegt, und deckt sich wiederum mit den in bewußtseinserweiterten Zuständen oder Nahtoderfahrungen gewonnenen An-und Einsichten: Die Perzeption konstituiert eine Illusion von Welt, Körper und Ich. Die Rahmenbedingungen des Bewußtseins aber -und das ist anders noch als vor 50 Jahren durchaus wissenschaftlich beschreibbar- liegen ausserhalb unserer physischen Begrenzung.

Quanten und Diskretes

Ich war vor kurzem über folgendes Zitat von Stanislav Grof (Transpersonale Psychologie) gestolpert:
“Die virtuelle Realität, die ein materielles Universum simuliert, wird mit einem derart feinen Empfinden für winzige Kleinigkeiten verfertigt, daß das Ergebnis absolut glaubhaft und überzeugend ist. Die Bewußtseinseinheiten, die in den zahllosen Rollen dieses Spiels aller Spiele als Akteure auftreten, verstricken und verfangen sich in dem komplexen und feinen Netz seiner illusionären Magie.”
In einer Ausgabe von “Spektrum der Wissenschaft Dossier” hatte ich gelesen, daß mittlerweile selbst “Zeit” verstärkt als diskrete Einheit (als sogenanntes Chronon) diskutiert wird, Zeitquanten ergeben demnach zuletzt die Illusion einer kontinuierlichen Abfolge, vergleichbar mit der anscheinenden, aber zusammengesetzen Bewegtheit eines Fernsehbildes, nur eben “unendlich” feiner.
Dies wiederum erinnerte mich an Frank Tipler (Professor der mathematischen Physik). Vor vielen Jahren hatte ich mal sein Buch “Die Physik der Unsterblichkeit” gelesen, das seiner Zeit einige Verbreitung -wenn auch wenig Verständnis – fand. Ein sperriges Buch mit langem mathematischem Anhang voller Formeln und Herleitungen, die angeblich seine folgende Grundannahme beweisen sollen:
Alle bisherige Existenz, alles bisherige Leben wird in ferner Zukunft in gigantischen, den Kosmos umfassenden Computerprogrammen reprogrammiert, beziehungsweise neu erschaffen werden . Voraussetzung dafür ist, dass die im Universum vorhandene Information bei aller Größe letztlich “endlich” (sprich diskret im Sinne von unterscheidbar, abzählbar) ist und die Menschheit in der Lage ist, sich durch Raumfahrt im gesamten Universum auszubreiten, um die entsprechende Informationsmenge zu installieren.
Entscheidend hier ist nicht die Frage nach der möglichen Evidenz der Tipler´schen Annahme, sondern die deutliche Korrelation der angeführten drei Ansätze, und diese von verschiedener, unabhängiger Warte aus.

 

 

Ritualismus

“Die ihrer Erfahrungskomponente beraubte organisierte Religion hat die Verbindung zu ihrer tiefen spirituellen Quelle weitgehend verloren und ist infolgedessen leer, schal und zunehmend bedeutunglos für unser Leben geworden. In vielen Fällen sind an die Stelle lebendiger und gelebter Spiritualität auf der Grundlage profunder persönlicher Erfahrung Dogmatismus, Ritualismus und Moralismus getreten. Die aggressivsten Parteigänger der konventiellen Religion fordern den Buchstabenglauben an die exoterischen Versionen spiritueller Schriften, die einem gebildeten modernen Menschen kindisch und eklatant irrational vorkommen.”(Stansilav Grof)
Von Schopenhauer ließe sich eine (für seine Verhältnisse wohlwollende) “Psychologie des Ritualismus” anfügen:
Die solideste Wohltat, welche eine aufrichtig geglaubte Religion gewährt, ist die, daß sie die Leere und Schaalheit des Lebens auf eine vortreffliche Weise ausfüllt, in dem sie eine ganze zweite unsichtbare Welt neben der wirklichen schenkt und einen beständigen interessanten, hoffnungsvollen Umgang mit den Wesen jener zweiten Welt gewährt. So beschäftigen den frommen Hindu, den Griechen, den Katholiken früherer Zeiten immerfort seine Götter und Heilige, denen Opfer, Gebete, Tempelverzierungen, Gelübde und deren Lösung, Messen Sakramente, Begrüßung und Schmückung der Bilder, Wallfahrten u.s.w. zu leisten waren: jedes Ereignis des Lebens wurde nun als Gegenwirkung jener Wesen angesehen, und so nahm der Umgang mit ihnen fast die halbe Zeit des Lebens ein, war viel interessanter als der mit Menschen, und verzierte so das Leben durch eine poetische Täuschung, die ihm fortdauernden Reiz gab und stehts die Hoffnung unterhielt. Und Täuschung ist zuletzt alles Glück. – Das alles kann freilich nur eine Religion leisten, die ernstlich geglaubt wird und reich an geträumten Göttern und Heiligen ist und viele Ceremonien fordert: nicht kann es ein platter, abstrakter, streng monotheistischer und vernünftiger Protestantismus, daher Goethe vollkommen Recht hat mit dem, was er in seinem Leben über die Sakramente der Katholiken und Protestanten sagt. Unsre Zeit, wo die Religion fast ganz erstorben ist, entbehrt jener zauberischen Unterhaltung. Doch ist die Befreiung von Irrtümern, selbst wenn sie beglückten, immer Gewinn.

Exoterik

Während die eigene Religion sich auf dem Deszendenten befindet, stünde es der Konservativen nicht schlecht an, sich auf einen verbliebenen spirituellen Kerngehalt der christlchen Lehre zu besinnen – falls Schnittmengen zu einer philosphia perennis (Leibnitz) auszumachen sind, auch gerade diese zu betonen. Wenn sich aber der Rekurs auf einen spirituellen Kern durch reine Ismen, die alleine mit Ritual, Moral, Kultur, Ästhetik, Tradition und Historie zu verbinden sind,beschränkt, verweist dieser lediglich auf eine (unbewiesene) Phrase, auf die zu beharren mit kaum mehr als einer durch frühkindliche Prägung erwirkten persönlichen Preferenz erklärbar ist und von der aus man eine graduell exoterische Entfaltung der Heilsgeschichte zu betreiben beliebt.
Möchte man dem folgen scheint mir das Zweckdienlichste noch die Sicht auf die christliche Religion als relevanteste kulturell-geschichtliche europäische Identitätsstifterin, deren Geschichtlichkeit aber nebenbeigesagt keinen Weg des Heils, sondern einen  Weg der jahrhundertelangen Zwietracht, des Unheils beschritt. Mit welchem heutigen ablesbaren Resultat eigentlich, was hat man damit der Geschichte abgerungen außer dem Ruf nach dem “Zurück in die Katakombe”? – und dieser Weg ist nicht in der Hauptsache durch die “klassischen Verfehlungen” wie Inquisition oder Zwangschristianisierung zu beschreiben, sondern noch viel eher- und in dieser Chronologie:-durch ein jahrhundertelanges Hauen und Stechen der philosophisch-theologischen, innerkirchlichen, oströmisch/weströmischen und schließlich zwischen-konfessionellen Art. Die Verheerungen haben bis heute bedeutende Implikation für den Ist-Zustand dieses Kontinents (und für eine westeuropäische Mentalität).
In die Klammer: (Und auch für Lenin, Marx oder andere Verfechter einer säkularen Utopie läßt sich  nicht verleugnen, daß sie mit den Gläubigen die gemeinsame Überzeugung von einem geschichtlich zu verwirklichenden Heil teilen – und die Blaupause hierfür sowie für die gebotene Rigidität der Umsetzung bot ursächlich und am besten das Alte Testament.)

Schnecken

Zuletzt am Regenweg
die höhere Achtsamkeit auf Kriechtiere
wegen Religion und waldbodenfarbener Käfer
die wechseln mit gifthellen Schnecken –
so nass waren die Wochen dass letztere fast kopfhoch
an den Baumstämmen kopulierten
doch eine zerbarst ihr Haus im eisernen Türwinkel
wollte sich darauf in die Trümmer zurückziehen
zeriss dabei folgerichtig ihr Fleisch und zerlief somit-
starb zum Vorteil der Spinnentierchen
die anders als Kinder
die Schlechten der Menschen
sich nicht an der Zersetzung alleine erfreuen
sondern sich sinnvoll laben
am nahrhaften Sekret
des Sterbenden.

Rumi, Schelling und die erste Scheidung vom Ungrund

Stanislav Grof: “Rumi, der persische Visionär und mystische Dichter aus dem 13. Jahrhundert, sagt über den Ursprung der Schöpfung: “Das Nichtsein brodelt vor ungeduldiger Erwartung, daß ihm Sein verliehen werde…Denn die Mine und Schatzhöhle, die Gott geschaffen, ist nichts als das in Erscheinung tretende Nichtsein.

Das führt mich unweigerlich zu Schelling:
Michaela Boenke über Schelling:” …Mit dem Urzustand des Seins beginnend, beschreibt Schelling den vorweltlichen Anfang des göttlichen Lebens als stilles Sinnen über sich selbst ohne alle Äußerung und Offenbarung. Noch ruht alles, es herrscht absolute Indifferenz, in der es weder Welt noch Bewußtsein gibt. Gott ist in diesem Zustand vor aller Bewegung und Unruhe, die reine Froheit in sich selber, die sich selbst nicht kennt, die gelassene Wonne, die ganz erfüllt ist von sich selber und an nichts denkt.” In ihm ist noch nichts unterscheidbar vorhanden, er ist noch völlig bewußtlos, ein “Ungrund”, der als solcher weder Ursache noch Urheber von irgendetwas ist. Aber in Gott ruhen seit Ewigkeiten jene gegensätzlichen Urgewalten, aus denen sich dann das gesamte Sein entwickeln wird; noch sind sie ungetrennt beisammen, in völliger Ungeschiedenheit, bis plötzlich eine tiefe Sehnsucht in Gott entsteht und beide Urmächte erwachen.
Das in Erscheinung tretende “Nichtsein” Rumis wird bei Schelling dann als “durch Liebe gemilderter, sanft gebrochener göttlicher Egoismus” qualifiziert.
Woher aber rührt die “ungeduldige Erwartung“, woher die “tiefe Sehnsucht“, woher überhaupt der erste Keim zum Dualen, zur Bewußtheit somit, wo doch nur ungeteiltes “Unbegrenztes”, “Unbewußtes” herrschte? Wie nur diesen bemühen, wenn man nicht doch eine Art Dualismus durch die Hintertür einführen wollte und somit das monistische Konzept unterminierte?
Und die Materie ist dabei Schelling nach nichts anderes als der “bewußtlose Teil Gottes”. Diesen zu vergeistigen, rückzuführen in die Bewußtheit bzw. Überbewußtheit, beschreibt meiner Ansicht nach der in Definition Religion formulierte Anspruch zur Durchdringung (und Ästhetisierung) des bewußtlosen Raumes und ist nur aus dem Unbegrenzten, dem großen Potential des Erkennens zu leisten, (das das Unbewußte in der Anlage wie in der Sukzesssion eigentlich in sich aufhebt-ich würde daher  lieber von einer “ewig vorhandenen Überbewußtheit” sprechen).

Wort, Klang, Urknall

Zum ekpyrotischen Szenario im Netz gefunden:
“Nun konnte es passieren, dass in der Nähe einer Drei- Bran aufgrund von Quantenfluktuationen (einem Auf und Ab in der Quantenwelt, einem “Schwingen” zwischen positiv und negativ) plötzlich eine weitere Drei- Bran entstand. Durch Fluktuationen könnte sie leichte “Ausbeulungen”, Unregelmäßigkeiten aufgewiesen haben. Nun wird sie von einer weiteren Bran gravitativ angezogen und wandert durch die zusätzliche Dimension auf sie zu. Beide kollidieren jetzt, verschmelzen miteinander und es bildet sich ein heißes, mit Materie gefülltes Universum. Eine etwas andere Vorstellung ist, dass nach dem Ekpyrotischen Modell zwei dreidimensionale ´Welten´ über eine zusätzliche, 11te Dimension miteinander kollidierten und aneinander kleben blieben. Die kinetische Energie dieser Kollision wird dabei in hochenergetische Teilchen der bekannten Materie wie Elektronen, Photonen oder Quarks umgewandelt. Durch die Fluktuationen der Bran entstehen an einigen Stellen Unregelmäßigkeiten in der Temperatur und Dichte, welche wir heute in der Hintergrundstrahlung messen und in Form der Galaxien sehen können.
Nach Hunderten von Trillionen Trillionen Jahren könnte es geschehen sein, dass eine Bran mit einer anderen kollidierte, mit ihr verschmolz. Die hierbei freigewordene Energie zündete das, was wir als Urknall betrachten und kondensierte später zur bekannten Materie.”

Ebenfalls vielfach beschrieben: Unter dem Einfluss psychotroper Substanzen (die mitunter auch körpereigen vorhanden sind und im Kontext mit Nahtoderfahrungen erwähnt werden) ist es möglich, den Zugang zu einem Raum zu erlangen, der Wesen beherbergt, die Entitäten in Existenz sprechen oder singen können. (Das Proklamat der Magie schlechthin).
Und die Bibel: “Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.” (Johannes 8.12) (“Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht begriffen.”(!))

Mein Zusatz:Und die Kollision der Branen war eventuell zuallerst durch Klang bedingt, eine Erregung mit einer Amplitude eben, dann eine Fluktuation, eine Unregelmäßigkeit und ein Schwingen des ganzen Systems und dann die Schöpfung aus dem Feuer der Dimensionen (die -klanglos- bewegungslos [dimensionslos?]ruhten. Merke die Korrelation zum Beitrag  Rumi, Schelling und die erste Scheidung vom Ungrund
– Und die Schöpfung geschieht nicht ex nihilo (der biblische Irrtum) sondern als Wandlung des immer Seienden.

Entspiritualisierung

Eine prinzipiell dramatische Situation stellt die westlich-kulturell bedingte Stagnation von spiritueller Entwicklungsmöglichkeit bzw. überhaupt die Nicht-Spiritualität im fortgeschrittenen Alter dar. Anders als in anderen Kulturkreisen, wo das gesellschaftliche Modell einen sukzessiven Rückzug aus den “profanen Verbindlichkeiten” in spirituelle Klausur vorsehen kann, ist hier eher die gegenteilige Entwicklung zu beobachten, daß sich mit fortschreitendem Alter  aufgrund der biographischen Entwicklung eine Distanz zum eigenen Glauben ausbildet, was nebenbei etwas über dessen mangelnde Tragfähigkeit (und ursächliche Oktroyierung) aussagt. Statt sich mit den letzten Dingen in Hinsicht auf die Bewußtwerdung angemessener Perspektiven zu befassen,wird der alte Mensch in der Regel auf Profanisierung durch trivialisierende Beschäftigungsangebote zurückgezogen. Die Auseinandersetzung und die Integration mit der eigenen Biographie, die aktive und passive Vorbereitung auf die Sterbephasen und die Erschließung einer Perspektive über Krankheit, Schmerz und Tod hinaus sowie eine adäquate Begleitung oder Führung hierzu findet, wenn überhaupt, nur in rudimentärster Form statt.
Und in diesem Kontext auch Stansilav Grof:” Wenn wir das Bewußtsein und nicht die Materie für die auschlaggebende Dimension unseres Daseins halten, wird uns die Art und die Qualität unserer Erfahrung des Sterbens und des Todes mehr am Herzen liegen als die mechanische Verlängerung des Lebens um jeden Preis.” Dem ist wenig hinzuzufügen, und die “westliche Tragik” liegt zum guten Teil eben darin, daß die eigene Religion hier keine tiefgreifende und tiefenwirksame Antwort weiß.

Qualitäten des Bösen

In der indischen Tradition wird der Gegenpol des Göttlichen mit Abwesenheit von Satchitananda beschrieben, Das Sanskrit-Kompositum besteht aus Sat (Sein), Chit ( Bewußtsein) und Ananda (Glückseligkeit). Die Verneinung, die Gegenteiligkeit dieser drei Begrifflichkeiten wird somit als Qualität “des Bösen” in folgenden Ausformungen bezeichnet: Unbeständigkeit, Unwissenheit/begrenzte Bewußtheit und unangenehme Empfindung wie Angst oder Schmerz. Gerade die Instanzen aber, die besonders mit der Frage nach Gut und Böse befasst waren (und es nach wie vor sind), übten sich besonders im Gelingen einer  Verstetigung sowohl der Unwissenheit als auch gerade der unangenehmen Empfindungen. Was also mag dies in diesem Kontext übe die betreffenden Instanzen aussagen?