Taittiriya-Upanisad: “Um auch noch auf andere Weise zu beweisen, daß brahman existiert, lehrt die sruti, daß brahman Glückseligkeit und Entzücken (rasa) ist. Rasa ist das, was Freude und Befriedigung gibt. Brahman ist der höchste rasa. Durch den rasa von brahman erscheint dieses Universum, welches in sich ohne rasa ist, als voll von rasa. Liebe zu brahman könnte nicht entstehen, wenn Es nicht die Natur der Glückseligkeit hätte. Durch das Wort rasa wird angezeigt, daß brahman selbst Glückseligkeit ist. Alle Sinnesfreuden sind nur Widerspiegelungen jener höchsten Glückseligkeit des brahman. Man findet, daß die weisen Verehrer von brahman voller Freude sind, auch ohne äußere Dinge, die ihnen Freude geben. Für sie ist brahman, und nur brahman, die Freude und die Ursache der Freude. Sie sind in der ewigen Glückseligkeit brahmans, allein durch Selbstkontemplation. Daher existiert brahman, weil es die Ursache von Freude ist.”
“Der Mensch sucht Glück, das andauert. Aus Unwissenheit heraus sucht er es im Äußeren. Dabei scheitert er.”
“Wir müssen letztlich zugeben, daß brahman sogar als die Quelle aller Sinnesfreuden existiert.”
“Durch die uns vertrauten Sinnesfreuden können wir die höchste Glückseligkeit brahmans erahnen, welche durch einen Intellekt erreicht werden kann, der von allen Sinnesobjekten zurückgezogen ist. Man kann sagen, daß sogar jedes weltliche Vergnügen ein winziges Partikel der Glückseligkeit brahmans ist.”
“Wenn Wissen durch avidya verhüllt ist, wird die Glückseligkeit brahmans zu weltlicher Freude. Diese ist abgestuft je nach Intelligenz, karma und äußeren Umständen.”
Von hier schlägt sich wie von alleine ein Bogen zum Tantrismus:
“Der Tantrismus ist eine Erkenntnislehre, die auf der Untrennbarkeit des Relativen und des Absoluten basiert. Der Tantrismus betont die Identität von absoluter und phänomenaler Welt. Das Ziel des Tantrismus ist die Einswerdung mit dem Absoluten und das Erkennen der höchsten Wirklichkeit. Da angenommen wird, dass diese Wirklichkeit energetischer Natur ist und Mikrokosmos und Makrokosmos verwoben sind, führt der Tantrismus äußere Handlungen als Spiegel innerpsychischer Zustände aus. Da Geist und Materie als nicht vollständig geschieden angesehen werden, ist der hinduistische Tantrismus diesseitsbejahend und benutzt psycho-experimentelle Techniken der Selbstverwirklichung und Erfahrung der Welt und des Lebens, deren Elemente als positive Dimensionen erfahren werden sollen, in denen sich das Absolute offenbart. Tantra stellt sich also hauptsächlich als spiritueller und mystischer Weg dar, der auf metaphysischen Annahmen beruht.” (Wikipedia)
Unter diesem Aspekt stellt sich auch die Frage nach der (Notwendigkeit einer) Enthaltsamkeit. Dient sie zuletzt der Hebung, die auch immer zuvorderst eine Hebung der Physiologie meint, da in dieser Physiologie eben der Geist erkennbarer wird? Geht es zuletzt doch um Anschirrung, Beherrschung, Nutzbarmachung jener Kräfte, die den Menschen energetisch über sich selbst hinausbringen können, durchaus – im Kontext – evoziert auch durch ‘Sinnesfreude’. Wir konfrontieren uns hier mit den Begriffen Ojas im Ayurveda ( Lebenskraft oder Essenz, die Gesundheit, Vitalität, auch im sexuellen Sinne) oder der Libido im Jung‘schen Sinne (nicht nur als sexuelle Energie verstanden, sondern als allgemeine psychische Energie, die das Streben nach allem Lebendigen und nach Sinn repräsentiert), oder auch dem Eros im platonischen Sinne (als der Drang nach wirklicher Lebendigkeit, der jedem Lebewesen innewohnt. Eros als einr Sog, der von dem Gott, den Platon psyché nennt, fortwährend ausgeht, um den Menschen immer mehr der Harmonie des Lebens anzunähern). (Nach Wikipedia)
Die westliche kirchliche Tradition aber, die all jene Energetik unter einen Generalverdacht stellt, gar mit einem Verdikt belegt, formulierte die Hinsicht ihrer Nutzbarmachung vielmehr zu einer Frage der Moral um und macht ihren Zweck allein zu einer ‘generationenerhaltenden’ Notwendigkeit. Energetische Teilhabe als Teilhabe am Noussphärischen ist ihr bekanntlich ein Fremdes.