Ganze Welt

Taittiriya-Upanisad: “Was wurde aus brahman, nachdem Es in seine eigene Wirkung eingetreten war? Es wurde das Körperliche, die Form (murta) und das Unkörperliche, Formlose (amurta). Die Formen und das Formlose blieben vor der Schöpfung in einem unmanifesten und undifferenzierten Zustand. Nach Beginn der Schöpfung werden sie differenziert – durch den atman, der in ihnen wohnt. Obwohl sie differenziert sind, bleiben sie doch eins mit dem atman, sowohl im Raum wie auch in der Zeit.
Außerdem wurde brahman zum nirukta (Definierten) und zum anirukta (Undefinierten). ‘Definiert’ nennt man ein spezifisches Objekt, das sich von anderen unterscheidet. Das ‘Gegenteil’ ist undefiniert. Nirukta und anirukta sind Attribute von murta und amurta – des Formhaften und Formlosen. …
Obwohl ‘nichtsichtbar’, ‘nichtdefiniert’ und ‘Nichtwohnsitz’ Attribute des Formlosen sind, gehören sie doch zur manifesten Welt, insofern sie nach der Schöpfung ins Sein gekommen sind. Sie gehören in die Kategorie des Differenzierten und nicht zu brahman, das unmanifest und die Ursache ist (das allerdings selbst auch formlos ist).

Der Upanisad begann mit den Worten ‘Brahman ist Wahrheit, Wissen und Unendlichkeit.’ Brahman, das Eine, transformierte sich in die Form und das Formlose. Außerhalb von brahman gibt es weder Form noch Formloses. Daher sagen die Kenner des brahman, daß brahman Wahrheit ist, daß all dies brahman ist.
Der Abschnitt begann mit der Frage: ‘Existiert brahman?’ Als Antwort wurde gesagt ‘Der atman wünschte: ‘Möge ich viele werden.’ Dementsprechend schuf er akasa und alles andere im Universum, das Manifeste und das Unmanifeste. Er trat in die Namen und Formen ein als Sehender, Hörender, Denkender und Wissender. Wir sollten verstehen, daß brahman existiert, der die Ursache von allem ist, der in allen Geschöpfen wohnt und der sich als Sehender, Hörender etc. manifestiert.”

Formloses, Unsichtbares ist noch immer Weltsein, nun in Feinstofflichkeit. Dies bietet Hinweis auf die Gesamtbestimmung von Welt: Welt ist noussphärisch ausgedehnt oder definiert, was weitgehend der alltäglichen Sinneserfahrung verschlossen ist. Und dieser Raum bildet erst das ganze Universum, das tiefer strukturiert ist als das Hiesige, das prä-materiell – aber energetisch materiell oder auch psychisch genannt werden kann.
Die Hiesigkeit ist eingefalteter Aspekt und ‘Projektion’ dieser Welt, Materiebildung basiert dabei auf psychischer, sensorischer Hervorbringung.
Volkmann Schluck über Plotins Neuplatonismus: “Die Verfassung eines Denkens, das sein eigenens Denkendsein vernimmt, verlangt, daß es sein eigenes Denken in die Gegenwärtigkeit des Vernehmens bringt, es bringt also in dem Schauen auch das darin Geschaute vor sich selbst, weil das Geschautsein des Schauens eben Dasein des Geschauten ist.”
Daß es dies in der uns bekannten Art tut, bedeutet nicht, daß es hierfür eine Apriorie besitzt, die sich nicht auch auf viele andere Explikationen verteilen kann, die alle für sich Intersubjektivitäten generieren –
denn das Geschaute muß von vielen geschaut werden um Welt zu werden, um Geltung als Welt zu erlangen. Je mehr Schau, desto mehr Geltung. Welt ist Übereinkunft von Sicht – von Sichtung – explizierter – ursächlich (weltlich) unexplizierter Informationsgehalte. Und die Mannigfaltigkeit dieser Gesichtspunkte, benannt als endlose Welten, ist dann in dieser Art ‘vorhandene’ Repräsentanz (oder gar Einlösung) des Unendlichen, des Einen.