“Die Weisen glauben, daß der vierte Zustand nicht das ist, was sich der inneren Welt bewußt ist, noch das, was sich der äußeren Welt bewußt ist, noch das, was sich beider bewußt ist, noch das, was eine kompakte Masse von Wissen ist, noch das, was einfach Bewußtsein ist, noch das, was unbewußt ist. Er ist unsichtbar, nichtrelativ, unbegreifbar, undefinierbar, nichtdenkbar, nichtbeschreibbar. Er ist die alleinige Essenz des Bewußtseins des Selbst, ohne jegliche Spur einer bedingten Welt; Er ist ganz Frieden, ganz Glückseligkeit, nondual. Dies ist der atman, das Selbst; er ist das, was zu wissen ist.”
“Der vierte Zustand (turiya) kann nicht in Worten beschrieben werden. Er ist der transzendente Zustand, der durch Meditation verwirklicht werden muß. Daher wird er in negativen Begriffen beschrieben.
Der atman ist nicht begreifbar, denn er befindet sich jenseits der Reichweite der Sinne. Er kann nicht definiert werden, denn Er hat weder Qualitäten noch Form, weder Farbe noch Form. Er hat keinen Klang und kann nicht berührt werden, Er hat weder Geschmack noch Geruch. Deswegen kann er nicht beschrieben werden. Der Leser könnte hier die Existenz des atman anzweifeln. Deswegen wird gesagt, daß der atman die eine und einzige Essenz des Bewußtseins des Selbst ist, absolute Existenz, das Selbst von allem, eine Verkörperung von Stille und Glückseligkeit, eins ohne ein Zweites, ohne Teile, homogene Essenz, akhanda-ekarasa. ” (Mandukya Upanishad)
Auch in den gnostischen Schriften von Nag Hammadi finden wir zentral die Bestimmungen einer theologica negativa. Zuletzt sind alle gnostischen und idealistischen Systeme wesenhaft monistisch und transzendieren daher den personalen Gott in einen Bereich totaler Entrücktheit und Unnennbarkeit, die aber zuletzt eben alles umfasst. Das göttliche Ens wird so ontologisch entbunden zur einzigen Ganzheit.
“Er ist von solcher Art und Gestalt und großem Wuchs
daß niemand anderes bei ihm war von Beginn an,
noch gibt es einen Ort, an dem er ist oder aus dem er hervor-
gekommen ist oder in den er gehen wird,
noch gibt es eine erste Form, deren er sich als Vorbild bedient, indem er wirkt,
noch ein Leiden, das ihm zu eigen ist, indem es ihm folgt in dem, was er tut,
noch eine Materie, die bei ihm niedergelegt ist, die erschafft, was er erschafft, noch gibt es ein Wesen in ihm, aus dem er zeugt, was er zeugt;
noch einen Mitarbeiter in ihm, der mit ihm arbeitet an den Dingen,
an denen er arbeitet.
Etwas in dieser Weise zu sagen, zeugt von Unwissenheit. Vielmehr sollte man von ihm reden als Gutem und Fehlerlosem, indem er vollkommen ist,
indem er voll ist,
indem er selbst das All ist.”
“Wenn er unbegreifbar ist, dann folgt daraus,
daß er nicht mit dem Verstand begreifbar ist,
unsichtbar durch irgendein Ding,
unaussprechbar durch irgendein Wort;
unberührbar durch irgendeine Hand.”
(Schriften von Nag Hammadi)