Immanentes Licht

Mundaka-Upanishad: “Die Sonne scheint dort nicht, auch nicht der Mond und die Sterne, auch nicht diese Blitze und noch weniger das Feuer. Wenn Es scheint, scheint alles nach und durch Es. Durch Sein Licht ist all dies erleuchtet.”

Erläuterung: “Die Sonne erleuchtet die ganze Welt mit dem Licht des atman. So wie Wasser, durch Sonne oder Feuer erhitzt, diese Hitze von der Sonne oder dem Feuer borgt, so borgen Sonne, Mond etc. ihr Licht von brahman. Sie selbst haben keine inhärente Fähigkeit, Licht zu geben.
Das, was nicht selbst Licht ist, kann kein Licht geben. Irdene Töpfe haben keine Leuchtkraft. Sie können andere Dinge nicht erhellen. Die Sonne etc. haben Licht und so erhellen sie die Dinge der Welt. Da brahman die Sonne etc. erleuchtet und für seine eigene Leuchtkraft keine äußere Quelle braucht, kann man schließen, daß Es selbstleuchtend ist.
Auch der Intellekt borgt sein Licht von brahman. Nur durch das Licht von brahman erhältst du Wissen über irgendein Objekt. Nur das Licht des brahman offenbart das Objekt. Auch gibt es kein Gedächtnis, keine Erinnerung, kein Wiedererkennen und kein Wissen ohne das Licht von brahman.”

Wir lesen auch in den Schriften von Nag Hammadi von einer immanenten spirituellen Wirksamkeit in jedem Einzelnen. Jesus sagt dort, es sei “ein Licht in jedem Lichtmenschen”. Anders als etwa Wissen oder Intellekt oder jedes andere mental fundierte Attribut ist dieses Licht äquivalent der tiefsten Disposition, was meint, daß es dem (einzigen) Sein selbst gleichkommt. Dies Sein im Menschen steuert dann die mentalen und seelischen Prozesse – durchaus aus der Tiefe des eigenen Menschseins heraus.
Das aber heißt genauer: Aus sich selbst besteht nur brahman (das Einzige) als (s)ein Licht, und so hat der Mensch als Mensch – in seiner Vorfindlichkeit- nicht Bestand, er ist nicht einmal wirklich existent in seiner sich selbst bekannten Form. Er ist nur wirklich – in seiner eigenen Wirklichkeit – als Partizipient am Ganzen, also als Teilhaber und Verwalter göttlicher Essenz; d.h., des Menschen göttliches Wesen ist immanent und einzig immanent, und wäre es auch alltäglich genug in diese Richtung geneigt, hätte es in seinem Entferntsein, seinem Weltlichsein deutlich sichtbar Kraft aus der göttlichen tiefsten Quelle, und der Mensch würde aus sich heraus leuchten und schöpfen und hierin lebensalterlich nicht abnehmen, sondern im Gegenteil stetig wachsen und werden.