Upanisad, Plotin, Atman und Reduktion

Aus der Upanisad: “Dem Selbst, durch welches man Form, Geschmack, Klang, Berührung und sexuelles Vergnügen erfährt, bleibt nichts unbekannt. Dies ist wahrlich Das!”

“Erläuterung: Der atman (bzw. brahman) ist absolutes Wissen, absolutes Bewußtsein. Was könnte dem atman unbekannt sein in dieser Welt? Ganz sicher weiß der atman alles. Der manas (Geist, Denkorgan, Intellekt, Sinne) hat kein Bewußtsein. Er borgt sein Licht, seine Intelligenz vom atman, genau wie der Mond sein Licht von der Sonne borgt. Der manas funktioniert nur durch das Licht des atman. Der atman steht hinter allen Sinneswahrnehmungen, dem Geist, dem Intellekt etc. . So wie sich Eisenspäne in Gegenwart eines Magneten bewegen, so bewegen sich Sinne, Geist etc. d.h., so führen sie ihre Tätigkeit aus in der Gegenwart des atman.”

Plotin: “Denn so, wie ein beliebig beschaffenes Leben doch niemals Leben zu sein aufhört, so hört auch ein Geist von der und der Beschaffenheit doch nicht auf, Geist zu sein; wie denn auch der Geist, der sich einem beliebigen Tier anpaßt, doch nicht aufhört, Geist aller zu sein, z.B. auch des Menschen, sowahr jeder einzelne beliebig herausgegriffene Teil des Geistes das Gesamte, nur vielleicht in einem anderen Sinne ist; denn aktuell ist er jenes Einzelne und dem Vermögen nach Gesamte, nur vielleicht in einem anderen Sinne ist; wir erfassen aber in jedem einzelnen das aktuell Verwirklichte; und dies aktuell Verwirklichte ist die jeweils unterste Stufe.”

Die aktuelle Verwirklichung meint den individuierten Bewußtseinsstand, der Reduktion ist. Geist selbst bleibt unaffiziert, denn er ist das ganze Sein selbst. Neigt er sich aber der Vielheit zu in den Ideen, geht er in den Modus der Betrachtung des Einen. Es obliegt dem Stand der Betrachtung, welchen Perzipient er generiert. Die Art, wie er sich und seine Inhalte betrachtet, bedeutet und definiert das betrachtende Subjekt (in dem Falle: den Menschen) in seiner Verschiedenheit qua Geburt.