Aus der Upanisad: “Wer den oben beschriebenen atman erkannt hat, wird aus den Klauen des Todes bzw. von der Gebundenheit an Unwissenheit (avidya), Verlangen (kama) und Handeln (karma) befreit. Die drei Knoten (granthis) – Unwissenheit, Begehren und Handeln – werden auseinandergerissen. Er erlangt Unsterblichkeit.”
Plotin: “Man muß aber mit dem Organ wahrnehmen, das sich für jedes einzelne Ding gebührt, das eine mit den Augen, anderes mit den Ohren und entsprechend das übrige; man muß überzeugt sein, daß man mit dem Geist andere Dinge sieht, und darf das Denken nicht für ihr Hören halten oder Sehen, als wollte man den Ohren auftragen zu sehen und die Töne für nicht vorhanden halten, weil sie nicht zu sehen sind. Man muß sich darauf besinnen, daß die Menschen vergessen haben wonach sie in Wahrheit von Anbeginn bis heute verlangen und streben. Denn alle Dinge trachten nach Jenem, sie streben zu ihm aus einem Zwange ihrer Natur, gleich als ahnten sie, daß sie ohne es nicht sein könnten. Das Schöne wird ergriffen und angestaunt von solchen, die gleichsam schon wissen und erwacht sind, und dies Erwachen geschieht durch den Eros; das Gute dagegen, welches uns ja seit je beiwohnt als Gegenstand unseres angeborenen Trachtens, ist bei uns, auch solange wir noch gleichsam schlummern, es setzt uns nicht in Staunen, wenn wir es eines Tages erblicken, weil es immer bei uns ist und wir uns seiner nie zu erinnern brauchen, nur sehen wir es nicht, eben weil es uns im Schlafe zugegen ist. Auf das Schöne aber, wenn es zugegen ist, richtet sich der Eros und erweckt Geburtswehen, weil wir, wenn wir es sehen, nach ihm trachten müssen.”
Das heißt aber auch: Ist Begehren und Handeln gerichtet zum Schönen, wird es zu einer Durchwirkung zum Ideal. Dies durch Steigerung, Enthebung der zur Biologie (also Verstetigung der Art) gerichteten Begierde, somit zur Verallgemeinerung auf die Idee. Verlangen nach Verbindung ist dann nicht Fortpflanzungswunsch, sondern ganz anders Wunsch nach Rückkehr zum Geist, was eigentliche Verwirklichung meint.