Die Katha -Upanisad sagt: “So wie reines Wasser, das in reines Wasser gegossen wird, mit diesem eins wird, so wird auch die individuelle Seele, die von Unreinheiten befreit ist eins mit der höchsten Seele. Das geschieht, wenn der Mensch das höchste Selbst durch unmittelbare intuitive Wahrnehmung erkannt hat, wenn er, durch das Wissen um atman, nicht die Unterschiede im Blick hat; wenn er überall die Einheit des Selbst sieht, die Einheit des atman.
Die Veden, auch als sruti bhagavati (Bezeichnung der göttlichen Mutter) bekannt, sind ein besserer Wohltäter als Tausende von Müttern und Vätern. Deswegen sollten Wahrheitssucher die srutis verehren, welche das Wissen um die Einheit des Selbst behandeln, die Einheit der individuellen Seele mit dem höchsten Selbst. Sie sollten vollkommen unerschütterlichen Glauben in die Lehren der srutis haben. Wenn kein Glaube da ist, gibt es wenig Aussicht, Selbstverwirklichung zu erlangen.”
Meister Eckhart sagt: “Wenn der Leib bereitet ist, gießt Gott die Seele hinein und bildet sie dem Leib gemäß und sie hat Gleichheit mit ihm und durch diese Gleichheit Liebe.”
Wie aber gleicht sich das Subjekt zu einer Ganzheitstendenz an, aus dem profanen Alltagssein heraus? Eben durch eine Möglichkeit gedanklicher Fortführung aller Objekte ad ultimo, über eine Vorstellung, die ihre Einzelung ergänzt zu einer (vorerst angenommenen) über-hiesigen Herkunft. Bei jenen Objekten, die ich selber forme, kann dies in concreto geschehen – und bei den anderen gedanklich. Diese Schnittmenge, die derart (von allen und allem) gebildet wird, meint das Ziel aller Bestimmung. Und dieses ‘Omega’ hat entsprechend seine Ausläufer als hiesige Vielheit. Dies so zu erkennen meint (rationalisierende) Heilung vom Trugbild des Disparaten und wird so gedankliche Wegweisung zur Ganzheit.
Dieser Gedanke findet sich gerade bei Cusanus wieder. Für Cusanus ist, angelehnt an eine “symbolische Theologie”, ” ein symbolisches, transsumptives und experimentierendes Erforschen der Wirklichkeit und ihres Grundes … eine im Sinnenfälligen ansetzende Theologie, dieses aber auf das Intelligible zurückführende Handreichung. Sie beruht auf dem Vertrauen in die begriffs- und sachaufschließende Zeigekraft einer theophanischen Welt-Struktur; sie gebraucht das sinnlich Gegebene, aber auch Begriffe und Strukturen unseres Denkens als Zeichen, Spur, Verweis, Bild, Gleichnis, Analogie und Metapher für das Verstehen des jeweiligen konstitutiven Grundes und für den Übergang aus affirmativer Annäherung in die theologia negativa.” (Beierwaltes)