“Beginne deine Hingabe, indem du ein Bild (der Gottheit) verehrst. Lege in dieses Bild all die Attribute des Gottes hinein, aber lass deine Hingabe nicht in diesem Bild enden. Erweitere sie. Siehe Gott in jedem Gegenstand. Fühle, daß die Welt die Manifestation Gottes ist. Sieh die Welt als Gott. Das Bild oder die Statue werden göttliche Liebe in deinem Herzen hervorrufen und dich schließlich dahin führen, daß du die Einheit des Selbst realisierst. Das Bild wird dir anfangs als eine Stütze dienen, auf die du dich lehnen kannst. Einige unwissende Menschen denken, daß das Bild selbst Gott ist. Vedanta lehnt ausschließlich diese Art der Verehrung ab.”
(Kena-Upanisad)
Der Vorzug der Vedanta als philosophisches System ist, daß sie den Theismus überkommt, und somit dessen ontisch Trennendes zwischen Mensch und anderem, höheren Dasein nicht zuläßt oder aufhebt. Denn Devotion bewirkt zwangsweise Objektivierung und so Entfernung des Eigenen vom Numinosen, zumal sie sich darin erschöpft, sich unterzuordnen unter ein hypothetisches göttliches Ens.
Meister Eckhart sagt: “Ein Kardinal fragte Sankt Bernhard: ‘Warum soll ich Gott lieben und auf welche Weise’, denn Gott ist nichts; nicht so (jedoch), daß er ohne Sein wäre: er ist (vielmehr) weder dies noch das, was man auszusagen vermag, er ist ein Sein oberhalb allen Seins. Er ist ein seinsloses Sein. Darum muß die Weise, mit der man ihn lieben soll, weiselos sein. Er ist über alles hinaus, was man auszusprechen vermag.
Daß wir zu dieser vollkommenen Liebe gelangen, dazu helfe uns Gott.”
Nun meint diese Liebe zu erlangen eben eine Ausrichtung des Eigenen, eine Betrachtung des Eigenen hin zum göttlichen Sein des Selbst im Selbstsein. Wir selbst gelangen in tätiger Devotion – in weiseloser Liebe – vor dem Prinzip des höchsten Seins zu eben dieser seinslosen Seinsart, zu jener Transformation in das einzige und hohe Dasein hinein. Verehrung wird zur Hingabe und dem Sich-Überlassen an dies eine Prinzip, das man selber aus dem Tiefsten der Seele repräsentiert.