“Der grobstoffliche, unreine Geist kann sich brahman nicht nähern; aber der subtile, reine Geist kann zu ihm kommen, denn der reine Geist ist selbst brahman.
Brahman kann kein Objekt der Wahrnehmung sein, denn brahman ist ohne Teile, ohne Eigenschaften und extrem subtil. Er ist jenseits der Reichweite der Sinne (atindrya) (unerreichbar, adrisya). Er kann nur intuitiv in der Meditation realisiert werden. Die Sinne und der manas können nur äußere Objekte des Universums wahrnehmen.
Du kannst anderen Menschen etwas über Sinnesgegenstände erklären, indem du ihre Attribute beschreibst, ihre Art, ihre Aktivitäten etc. Aber brahman ist ohne Attribute, ohne Art etc. Daher ist es nicht möglich, Schüler etwas über brahman zu lehren. Brahman zu definieren bedeutet brahman zu negieren.
Da brahman jenseits der Reichweite der Sinne und des unreinen Geistes ist, sollte der Aspirant zunächst einmal ein umfassendes Verständnis von brahman gewinnen, und zwar durch das Studium der Upanishaden und die Unterweisungen eines erleuchteten Lehrers. Er sollte sich mit den vier Hilfsmitteln ausrüsten (viveka, Unterscheidungskraft, vairagya Wunschlosigkeit, mumuksutva Wunsch nach Befreiung, satsampad sechs Vollkommenheiten (Gleichmut, Kontrolle der Sinne, Zurückziehen der Sinne, Geduld/Toleranz, Glaube, geistige Ruhe) und regelmäßige und stetige Meditation praktizieren. Dann wird er Wissen um brahman erhalten..
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Brahman kann nur erkannt werden durch die Unterweisungen eines erleuchteten Lehrers bzw. verwirklichten Weisen und nicht durch logische Diskussionen, auch nicht durch Intelligenz, große Gelehrsamkeit, Erklärungen, Askese, Opferrituale etc. “
(Kena-Upanisad)
Wissen um brahman meint, brahman (als die Qualität der höchsten Bestimmung) selbst zu werden und zu sein. Zu seiner ‘negativen’ (total-)transzendentalen Bestimmung: Das Wort brahman selbst wirkt indes schon attributiv aufgeladen. Wenn es heißt: “Brahman kann nur erkannt werden…”, dann könnte man auch stattdessen in abstrakterer Manier sagen: Erkenntnis erst bildet das wahre Dasein.
“Subtil” und “rein” indes wird der Geist durch Disziplinierung und Durchdringung des Objektes auf seinen Grund. Da dieser die Apriorie zum Dasein darstellt, soll alles im Dasein dahingehend bedacht werden, daß es korreliert zum Eigentlichen und daß es apriorisch einer Idee folgt, die im Dasein – verbunden mit äußeren Umständen – zur Uneigentlichkeit entfremdet ist und doch immer Hinweis bietet zum unverwirklichten – und so reineren – Ursprung.