Stephan Schlensog über den Upanishad: “Atman: Er ist der ‘Seher des Sehens’, der ‘Hörer des Hörens’, der ‘Denker des Denkens’ und der ‘Erkenner des Erkennens’. Er ist der ‘aus Erkenntnis bestehende im Herzen innerlich leuchtende Geist’, das ‘Licht der Lichter’, ‘welches inwendig hier im Menschen ist’ und zugleich jenseits des Himmels, in den höchsten, allerhöchsten Welten leuchtet. Er ist das eigentliche Subjekt unseres Erkennens, das nicht zum Objekt der Erkenntnis werden kann, das letztlich – intellektuell – unerkennbar bleibt.
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Das Atman, das Selbst, der Seinsgrund des Menschen, ist keine sensitiv oder intellektuell erfaßbare Entität, sondern er ist die tiefste Tiefe menschlicher Existenz, über die zwar spekuliert werden kann, die aber im Grunde eben nur erfahrbar ist: Sei es in der mystischen Schau meditativer Versenkung oder etwa – zumindest ansatzweise – im traumlosen Tiefschlaf, wo das Selbst in Gestalt des Seelenmännchens zeitweise hinübergeht und eins wird mit der ‘Brahma-Welt’, jenem Zustand absoluter Wonne uns Seligkeit.”
Volkmann-Schluck über den Neuplatonismus: “Denken hat immer schon den Schritt zur Zweiheit vollzogen, zum Unterschied überhaupt, den es zu seinem wesentlichen Element macht. Das Erfahren des Einen aber erfordert ein Sich-halten im Einssein und Ganzsein ohne den Unterschied. “
Und: “Die Seele, die bei ihrem Rückzug im Vollzug der Selbstbesinnung auf die in sich geeinigte Ganzheit des Nous blickt, darf daher nichts mitnehmen von Vorstellungen aus der zerstreuten Sinnessphäre, die zerstreuend ist. Erst im Geist wird der Bezirk erreicht, von dem aus das schlechthin ungegenständliche Sein des Einen zugänglich wird. Sein Innewerden zwingt zum Rückzug des Denkens aus der Vielheit seines Gedachten in eine neue Einheitsdimension von seinsspezifischer Andersheit.”
Somit kommt es zu einem “Rückzug in das Innere”, zu einem “Sehen (des Geistes) seines eigenen Lichtes”.
Für das aktuelle und alltägliche Leben aber kann dies heißen, ein (durchaus denkerisches) Bewußtsein zu erlangen über ein mögliches Gewahrsein ‘totaler Existenz’ – Aneignung und Zuwachs geschehen hierbei auch über den Intellekt, aber es ist dann vor allem das Sein allein in seiner sich transzendierenden Lebensart, das sich zu seiner eigentlichen Größe neigt und so dann die denkerischen Inhalte selber ein
Denken meinen, das eben eine andere Form des Denkens annimmt: Der Intellekt wird zum Diener seiner hohen Bestimmung – Denken wird Dasein im Geistigen.